Forum Wissenschaften Geisteswissenschaft / Philosophie Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"

Geisteswissenschaft / Philosophie Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"

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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 18.11.2021, 22:53:34

@ Mareike

Ich mag Seneca sehr gerne!

Eine scheinbar ganz einfache stoische Glücksformel stammt von Seneca:
„Wer die Einsicht besitzt, ist auch maßvoll; wer maßvoll ist, auch gleichmütig; wer gleichmütig ist, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen; wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, ist ohne Kummer; wer ohne Kummer ist, ist glücklich: also ist der Einsichtige glücklich, und die Einsicht reicht aus für ein glückliches Leben!
Hätte er noch das Problem des Maßes für das Maßvolle gelöst, wäre ich glücklich. 😃
(Blöd, alles muss man selber machen. :-) )
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Heidrun11 vom 18.11.2021, 21:04:22

@ Heidrun11

Glücksvorstellungen und Empathie 

Zitat: " fragen wir die dürre kleine Frau im zerrissenen Sari, die bei Sonnenuntergang in den Ruinen des uralten buddhistischen Klosters von Paharpur im Nordwesten Bangladeschs hockt. […] ‚Mir geht es gut, ich esse zweimal am Tag.’ Zweimal, das ist in der Tat nicht schlecht. Und sie lacht so, dass der Blick auf ihre Zahnstummel vollständig frei ist. Weder Frau Mujahi noch ihr 23-jähriger Sohn Musun haben je ferngesehen, sie wissen nicht, welches Glück Weichspüler für Frotteetücher verheißen oder welches Gefühl von Freiheit eine bestimmte Automarke vermittelt.
Er (Roland Kaiser) wuchs bei einer Pflegemutter auf und sie waren sehr arm. Die Moderatorin stocherte immer wieder „wie schlimm das doch war“. Er meinte „nein die Freunde waren alle arm und wir hatten eine schöne Zeit“ (so ungefähr). Genau das habe ich eigentlich auch so erlebt. Wir waren nicht reich, aber ich war glücklich. 😊 Sicher das ist nicht zu vergleichen mit den armen Ländern wie Bangladesch.
Hier zeigt sich m. E. - und das ist mit Sicherheit nicht nur für die Moderatorin so - wie mangelndes Empathievermögen (sich hinen versetzen können)  ein Verstehen nicht möglich macht. Man "klebt" in / an seinem Universum. Damit verstellt man sich den Weg, "Undenkbares" mit einzubeziehen. Man ist durch nicht bewusste Prämissen, eingeschränkt. Und dabei muss es sich nicht immer um Froteetücher Weichspüler oder Austos (vgl. oben) handeln. - So gesehen ist empatisches Vermögen auch für einen selbst gut.  
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Heidrun11
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.11.2021, 17:56:03

Ich hatte den Eindruck sie wollte hervorheben wie schlecht es ihm doch ging und wie gut es ihm heute geht. Damit alle Mitleid haben, doch er wiedersprach immer wieder. Sie war bedeutend jünger als er und konnte sich nicht in die Zeit hinversetzen, in der die meisten sehr arm waren und in dieser Armut auch glücklich sein konnten.
LG Heidrun


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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.11.2021, 17:56:03

Dazu, zum vorigen Beitrag. 

Wer`s micht kennt. Zeichnet mal auf ein Blatt dieses:
  
        .     .     .
        .     .     .
        .     .     .


Und versucht mit einem Stift alle Punkte mit 4 geraden Strichen zu verbinden, ohne den Stift abzusetzen.
Ich selbst habe irre lange gebraucht.
Die Lösung und was normalerweise dabei oft vor sich geht, findet ihr danach (bitte sehr) bei wikipedia als Neun-Punkte-Problem.

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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Heidrun11 vom 22.11.2021, 21:29:46

@ Heidrun11,

Ich hatte den Eindruck sie wollte hervorheben wie schlecht es ihm doch ging und wie gut es ihm heute geht. Damit alle Mitleid haben, doch er wiedersprach immer wieder. Sie war bedeutend jünger als er und konnte sich nicht in die Zeit hinversetzen, in der die meisten sehr arm waren und in dieser Armut auch glücklich sein konnten.
Das hervorheben wollen, kann natürlich sein, und auch das mit dem Mitleid erwecken wollen. 
Für mich ist der springende Punkt aber dort: die Rahmendaten der Zeit (materiell /  Zeitgeist etc.) kennt man ja so ungefähr (bei Bangladesch, das andere Beispiel, ist es schon viel schwieriger).

Mein Punkt liegt dort, dass sie sich nicht in diesen Menschen in seiner Zeit, mit diesen Rahmenbdingungen hineinverstzen konnte (wie er was erlebt, was ihm was aufgrund welcher Wünsche und Werte (!)  bedeutet.
Sie sah alles mit ihrer Brille, dass doch unter den Bedingungen (sehr arm / evtl auch Pflegemutter als Moment) ihr Glück nicht recht vorstellbar ist. - Ich meine, die Moderatorin hat nicht durch Fragen versucht, "mit seinen Augen zu sehen", bzw. durch seine Antworten so sehen zu lernen.

(Gewissermaßen die Umkehrung gibt es in der Geschichte von Tolstoi "Das Hemd des Glücklichen", wo der einzig Glückliche der ist, der nicht mal ein Hemd hat.)

Kein Missverständnis, das ist keine Fernsehkritik. 😄
 
Ich hatte den Eindruck sie wollte hervorheben wie schlecht es ihm doch ging und wie gut es ihm heute geht.
Hätte die Moderatorin der Schilderung nicht "ungläubig" bzw. arg zweifelnd gegenüber gestanden und zum Beispiel nach Vergleichen von Kindheit und heute gefragt, wo sie bei der Person bleibt, was hat sich verändert, was an Glücksvorstellungen bzw. Wünschen ist fallengelassen worden, was ist erfüllt ... in der Art, das wäre spannend gewesen.
 

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