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Gesundheit Die Inflation der Depressionen

Die Inflation der Depressionen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Kolumne aus der taz liefert eine zusätzliche und wichtige Sicht auf die Inflation der Krankheiten. Es werden nicht die Krankheiten verharmlost, sondern deutlich, daß unser alltäglicher Sprachgebrauch zur Verharmlosung beiträgt.
mane
mane
Mitglied

Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.12.2013, 10:45:11
Hallo Det,

in diesem Artikel wird ein sehr ernstes Thema auf eine Art und Weise behandelt, die mir nicht gefällt, und ich finde, dass der Autor selber zur Verharmlosung beiträgt.

"Dass kein Wissenschaftler der Welt klinisch sauber definieren kann, was das genau ist, macht den Gummibegriff nur brauchbarer."
schreibt er und bringt die schwerwiegende Erkrankung der Depression unterhaltsam in einer Kolumne unter, was dieser nicht gerecht werden kann. Sie ist oft mit Suizidgedanken verbunden und dieser wird auch manchmal ausgefüht, wie es erst kürzlich in meinem Bekanntenkreis geschehen ist.
Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 15.12.2013, 13:26:44
Ist alles Geschmackssache. Mir gefällt der Zynismus, der ab und zu aufblitzt sehr gut.
Heute ist die Depression die Krankheit der Wahl für Drama Queens und Drama Kings. Doofe Manager haben Burnouts, originellere Charaktere werden lieber depri.
geschrieben von aus dem Artikel
Das trifft meiner Ansicht nach wie die Faust auf's Auge und erinnert mich ganz fatal an ein paar Leute aus der Werbebranchen in meinem Bekanntenkreis. Die versuchten sich gegenseitig darin zu übertreffen, wer mehr Stunden pro Woche arbeitet, 60, 70, 80, bis zum geistigen Stillstand. Heute gehören sie wahrscheinlich zu den oben genannten Drama Queens und Drama Kings.

Im Übrigen bin ich nicht der Ansicht, daß man nur toternst über das Thema schreiben darf, weil sich Menschen in der Depression umgebracht haben. Das ist mit zuviel zwanghafte und in meinen Augen dadurch nicht immer ehrliche Betroffenheit.

det

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mane
mane
Mitglied

Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.12.2013, 21:26:01
Ich kenne Deinen Bekanntenkreis nicht und weiß nicht, ob dort Menschen vertreten sind, die an einer echten Depression leiden.
Es ist eine Erkrankung mit psychischen und körperlichen Symptomen, die den gesamten Alltag der Betroffenen verändert und ich würde mir nie erlauben, Menschen, die dieses Leid erfahren, leichtfertig als "Drama Queens" oder "Drama Kings" zu bezeichnen.

Depressionen
Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 15.12.2013, 23:58:38
Siehste ... und ich habe seit Jahren eine chronische Depression und kann damit umgehen. Obwohl die letzten zwei Jahre teilweise schwer waren, als sie sich bis zur schweren Depression steigerte und ich zweimal in eine Klinik mußte. Trotzdem verstehe ich das oft übersteigerte Betroffenheitsgehabe von selbst nicht Beteiligten nicht. Gerade weil ich Betroffener bin gefällt mir der Artikel, weil er sehr deutlich die Menschen anspricht, die aus jedem "sch.... drauf sein" gleich eine Depression machen und/oder die sich damit sogar in den Mittelpunkt rücken wollen, eben wie die Drama Queens und Drama Kings.

Bleib doch einfach gelassen. Wenn ich als Betroffener das sogar kann .....

det
rehse
rehse
Mitglied

Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von rehse
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.12.2013, 09:20:21
Ja, wenn man so gelassen sein kann, ist es ja gut. Die meisten Menschen halten viel aus, andere halt weniger. Ob die Ärzte da immer helfen können, bezweifle ich. Die "Gesundheit" ist leider teilweise nur zu einem Geschäft verkommen. Ich bedaure das sehr.

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nostalgie
nostalgie
Mitglied

Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf rehse vom 16.12.2013, 09:59:12
Psychopharmaka boomt,
die Hersteller freut es.

Ich denke, die Menschen halten heutzutage viel weniger aus als unsere Generation. Was wäre denn aus Deutschland geworden, wenn die Menschen nach dem Krieg in Depressionen verfallen wären oder alle einen Bournout angemeldet hätten?
Sie haben körperlich schwer arbeiten müssen, dagegen ist die heutige Stundenzahl ein Lacher. Aber vielleicht ist es gerade das, was fehlt?
Kann es sein, dass wir uns zu einer Nation von Weicheiern entwickeln?
Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es mutet mich inzwischen sehr eigenartig an, dass hier immer wieder so getan wird, als seien das Erkrankungen, die man mal so einschiebt, wie einen blauen Montag.

Eine Depression ist eine Verschiebung biochemischer Stoffe im Gehirn. Hinzu kommt eine familiäre Disposition und genügend Auslöser, die unsere Zeit mit sich gebracht hat.

Einer solchen Erkrankung mit Ironie zu begegnen, zeigt lediglich die Abwehr, die zu der Akzeptanz einer Erkrankung gehört.

Diese Haltung diskriminiert die Erkrankten und die betroffenen Angehörigen, die ebenfalls in ihrem Leben sehr stark von der Erkrankung eines Familienmitgliedes betroffen sind.

Jeder kann sich hier im Netz schlau machen, was diese verdammte Erkrankung heißt.
Ich habe über Jahre mit Erkrankten gearbeitet und weiß um die Schwierigkeiten, die diese Erkrankung mit sich bringt, auch darum, dass ein einmal Erkrankter immer vulnerabel für ein erneutes Tief ist.

Die Haltung, die sich hier zeigt, ist oft maßgeblich dafür, dass Menschen nicht zu ihrer Erkrankung stehen, weil sie Spott und Häme fürchten. Das führt dann oftmals dazu, dass Medikamente zu früh abgesetzt werden und der gesamte Teufelskreis beginnt von vorn.

Das ist hier meine einzige Meinungsäußerung zu diesem Thema, ich habe bereits oft genug darüber geschrieben.

Meli
nostalgie
nostalgie
Mitglied

Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.12.2013, 12:38:43
Meli, eine echte Depression ist schlimm!! Ich habe es auch erlebt im engsten Umfeld. Aber ich denke, viele springen auf den fahrenden Zug auf, ohne wirklich depressiv zu sein. Es ist zu einer Modekrankheit degradiert worden, was ich echt schade finde.
Genau wie Bournout. Es schwappt mal wieder aus Amerika was rüber, und wir übernehmen.
Re: Die Inflation der Depressionen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf nostalgie vom 16.12.2013, 12:58:38
Meli, eine echte Depression ist schlimm!! Ich habe es auch erlebt im engsten Umfeld. Aber ich denke, viele springen auf den fahrenden Zug auf, ohne wirklich deppresiv zu sein. Es ist zu einer Modekrankheit degradiert worden, was ich echt schade finde.
Genau wie Bournout. Es schwappt mal wieder aus Amerika was rüber, und wir übernehmen.
Danke für diese Klarstellung. Um es mal drastisch zu formulieren: das sorgfältige Lesen scheint aus der Mode gekommen zu sein. Selbst beim Überfliegen des Artikels wird schon deutlich, daß er nicht ironisch über die Betroffenen spricht, sondern über diejenigen, die das " hach, ich bin heute so depressiv" benutzen, um sich in den Vordergrund zu stellen und weil es gerade chic ist. Außerdem kritisiert der Artikel deutlich die Übertreibung, die heute allenthalben passiert: aus jedem Sturz von der Schaukel wird gleich ein traumatisches Erlebnis.

Wirklich eine Krise bekomme ich aber bei Äußerungen wie "wir haben früher auch gearbeitet und bekamen davon keinen Burnout". Schade eigentlich, wenn es derartig an Wissen mangelt, wie heute viele Arbeitsplätze aussehen. Damals gab es keine Erreichbarkeit rund um die Uhr und damals mußte kaum jemand trotz der ständigen Erreichbarkeit um seinen Arbeitsplatz fürchten. Daran erkranken nämlich die Menschen und nicht an der vielen Arbeit. Die ständige Sorge ist es, die Menschen fertigmacht. Aber es ist natürlich leicht darüber zu reden, wenn man davon nicht betroffen ist. Offensichtlich ist das darüber herablassend reden einfacher, als sich mal gründlich zu informieren.

Bevor jemand fragt: ja stimmt, gerade bin ich leicht stinkig.

det

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