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Gesundheit Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten

trux
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Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von trux
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 18.10.2010, 16:03:20
Ich möchte an gram anknüpfen und als Fachunkundiger fragen, welche Gründe die Bundeskanzlerin für ihre Haltung haben mag, die deiner Meinung, lieber Karl, entgegensteht. Schließlich sollen auch fachunkundige Bürger eventuell Ja oder Nein dazu sagen müssen. Wenn ich aber nicht die Argumente beider Seiten kenne, kann ich nicht Ja oder nicht Nein sagen.

Eine Bundeskanzlerin mit ihrem Expertenteam wird doch sicher Argumente haben, und die sollte man uns hier im ST auch nennen. Ich nehme doch an, Karl, dass du diese Argumente der Bundeskanzlerin kennst, oder nicht?

Trux
Karl
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Administrator

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von Karl
als Antwort auf trux vom 18.10.2010, 17:33:27
Hallo trux,

ich kenne nur religiös fundamentalistische Gründe, die gegen die PID angeführt werden, die da lauten, dass man Gott nicht ins Handwerk fuschen solle etc. Ich möchte diese Sicht der Dinge jetzt nicht kommentieren müssen und ich bezweifle eigentlich, dass Frau Merkel diese Überzeugung der katholischen Kirche teilt. Deshalb habe ich eine andere Vermutung und diese Vermutung ist, dass es allein um die Austarierung der innerparteilischen Diskussion geht: Steht Frau Merkel überhaupt für irgendetwas, ist sie überhaupt "konservativ"? Das bedeutet, ich fürchte, Frau Merkel hat geglaubt etwas für den konservativen Flügel tun zu müssen. Nur leider hat sie damit ein Thema erwischt, wo sie (hoffentlich) auf verlorenem Posten steht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bevölkerung und die Parteien ihr bei diesem Kurs noch folgen. Niemand kann heute noch mit erzkatholischem Dogmatismus Menschen überzeugen.

Ich möchte noch einmal betonen, dass jeder, der um die Schwere von möglichen Erbschäden weiß, nicht wirklich gegen die PID sein kann, besonders da die Entscheidungen für die PID ja an eine Liste der schweren Defekte gekoppelt werden könnte. Es wäre auch z. B. möglich, einen Ethikrat im Einzelfall prüfen zu lassen, denn es gibt überhaupt nicht so viele Fälle, wo eine PID helfen müsste.

Die PID generell zu verbieten ist unmoralisch und ethisch m. E. nicht zu vertreten. Die Kirche steht hier eindeutig auf der Seite des Unrechts.

Karl
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Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 18.10.2010, 16:03:20
Ich verstehe eins nicht.
geschrieben von gram
Ja, das sehe ich auch so, deshalb werde ich Deinen Beitrag kommentieren. Vielleicht wird dann auch für andere Leser einiges klarer.
Bei der künstlichen befruchtung setzt man sich hier brachial und unter beschimpfung der frau Merkel für einen vorherigen gentest ein.
geschrieben von gram

Das ist falsch. Der Gentest findet nicht vor, sondern nach der künstlichen Befruchtung statt und sollte auch nur erfolgen, wenn begründeter Verdacht auf eine schwerwiegende Erbkrankheit vorliegt.
Um dem gleichheitsgebot zu genügen, müßte man dann nicht bei allen paaren, die durch natürlich befruchtung kinder zeugen auch einen gentest durchführen um der zeugung behinderter kinder und der folgenden eventuellen abtreibung vorzubeugen.
geschrieben von gram
Es geht nicht um "müssen", sondern der Gentest ist eine Option. Schon heute besuchen viele Mitglieder aus Familien, in denen sich Erbkrankheiten häufen, den Arzt und fragen ihn um Rat. Diese Ärzte fragen dann häufig bei Spezialisten nach, sie müssen sich oft selbst erst bei Humangenetikern kundig machen. Das Resultat sehr vieler solcher Beratungsgespräche ist dann aber, dass Entwarnung gegeben und Mut zum Kind gemacht werden kann.

Was ist bei paaren, die trotz eventueller gefahr von erbkrankheiten unbedingt auf natürliche art und weise ein kind haben möchten?
geschrieben von gram
Das ist nicht verboten. Der Mut hierzu kann durch eine fachliche Risikoabschätzung vergrößert werden.

Muß dann ein vorher erbkrankheitsfreier samenspender ran oder eine erbkrankheitsfreie leihmutter.
geschrieben von gram
Glücklicherweise kann in Deutschland niemand zu so etwas verpflichtet werden. Leihmütter haben mit unserem Thema nur insofern etwas zu tun, dass manche Frauen zwar Eizellen liefern können, aber selber zu keiner Schwangerschaft in der Lage sein können (Ursache sind meist Operationen oder akute Krankheiten, derartige Erbkrankheit kenne ich nicht).

Oder müssen wir paaren, die von erbkrankheiten bedroht sind generell die zeugung von eigenen kindern verbieten?
geschrieben von gram
Nein, natürlich nicht. Leider verbieten sich solche Eltern nur sehr oft selbst eigene Kinder. Dies könnte mit der PID anders werden, weil auch diese Eltern dann eine reelle Chance auf gesunde Kinder haben können.
Kommen wir dann nicht gafährlich nahe in den bereich der Eutanasie?
geschrieben von gram
Die Euthanasie war die Tötung von Kindern und Erwachsenen, von ausgebildeten Menschen. Die erlaubte Abtreibung erbkranker Föten spät in der Schwangerschaft kommt der Euthanasie, wenn schon dieser fürchterliche Vergleich gezogen werden soll, sehr viel näher als die PID.

Bei der künstlichen Befruchtung gibt es überzählige Embryonen. Wer glaubt, dass das Zufallsprinzip als Selektionsprinzip ethischer sei als der Einsatz von Wissen, der irrt.

Karl

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Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 18.10.2010, 18:46:45
Karl,

da steht die Kirche nicht zum ersten Mal.

Und ich bin da nicht so nachsichtig wie Du.
Ich bin sehr zornig.
Ich erlebe in meiner Disziplin genug an menschlichem Elend und weiß, was da ausgehalten werden muss.
Am grünen Tisch läßt sich darüber locker und leicht parlieren.
Hier wird mit menschlichem Elend auf Wahlfang gegangen - ich kann es leider überhaupt nicht anders sehen. Und ich frage mich, wie verroht und weg vom täglichen Leben unsere Politiker sind.
Diese Haltung von Frau Merkel ist für jede Frau, die sie gewählt hat weil sie eine Frau ist, ein Schlag ins Gesicht. Es sei denn, es sind Frauen, die der katholischen Kirche noch immer treu ergeben sind oder sein müssen. Davon, Karl, gibt es immer noch sehr viele.

Diese Liste hätte schon längst erstellt sein können. Es ist bedauerlich, dass dies bei dem Leipziger Urteil offensichtlich als Auflage versäumt wurde.

Man(n) soll sich einmal vorstellen, was es heißt, wenn nach jahrelangen Bemühungen eine Schwangerschaft besteht - und dann ein späterer Abbruch erfolgen soll.
Und genau dieses wirklich grauenhafte Geschehen für die Frauen gilt es zu verhindern.

Bei einem späten Schwangerschaftsabbruch (unabhängig von der Ursache) muss die Frau den ganzen Prozess einer Geburt durchmachen, in der Regel unter dem Einsatz wehenauslösender Mittel. Diese Geburt kann Stunden bis Tage dauern. Die von den Frauen oftmals gewünschte Entbindung per Kaiserschnitt wird wegen der damit verbundenen erhöhten Risiken für die Frau in der Regel nicht durchgeführt. Das Warten auf die Wehen und die Geburt und auch der Gedanke, Geburtsschmerzen ohne die Aussicht auf ein lebendes Kind durchstehen zu müssen, wird von den meisten Frauen als besonders belastend empfunden.
geschrieben von Psychisches Befinden bei einem späten Schwangerschaftsabbruch


Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP)

Meli
trux
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Mitglied

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von trux
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.10.2010, 19:42:36
In unserem Embryonenschutzgesetz von 1990 ist die PID nicht geregelt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Auswahl künstlich befruchteter Eizellen bei Paaren mit Veranlagung zu schweren Genschäden erlaubt. Eine gesetzliche Regelung wird daher erforderlich.

Ich nehme an, dass die Befürworter hier im ST, nämlich die PID bei uns zu erlauben auch bedacht haben, dass Menschenzüchtung verboten bleiben muss und dass der verfassungsrechtliche Lebensschutz des Embryos nicht angetastet werden darf.

Man kann ja m. E. über alles reden, aber unserer demokratisch gewählten Bundeskanzlerin Dummheit und Opportunismus vorzuwerfen, ist nicht angemessen.
Es wird bei der Entscheidung im Bundestag keinen Fraktionszwang geben. Die Bundeskanzlerin stellt die Gewissensentscheidung der Abgeordneten in den Vordergrund.

Den medizinischen Fortschritt sehen wir alle, das braucht man nicht zu diskutieren, das menschliche Leben in Verbindung mit der Würde der Menschen ist aber unantastbar.

Ich sage an dieser Stelle, dass eine Gesetzesänderung mit größter Umsicht formuliert werden muss, die jeden Missbrauch ausschließt.

Trux
Karl
Karl
Administrator

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von Karl
als Antwort auf trux vom 19.10.2010, 10:00:24
OK trux, dumm ist Frau Merkel sicherlich nicht, aber den Vorwurf des Opportunismus lasse ich dann erst recht bestehen.

Karl

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Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf trux vom 19.10.2010, 10:00:24
Ich nehme an, dass die Befürworter hier im ST, nämlich die PID bei uns zu erlauben auch bedacht haben, dass Menschenzüchtung verboten bleiben muss und dass der verfassungsrechtliche Lebensschutz des Embryos nicht angetastet werden darf.
geschrieben von Trux


Für mich Trux, und ich bitte um Berichtigung falls ich mich täusche, sagt dies aus, dass Du gegen jegliche Abtreibung bist und damit natürlich auch ein Gegner der Methode der künstlichen Befruchtung.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Auswahl künstlich befruchteter Eizellen bei Paaren mit Veranlagung zu schweren Genschäden erlaubt.
geschrieben von Trux


Eben deshalb sollte alles was medizinisch möglich ist, getan werden, um einer Frau ein evtl. Schicksal, wie oben von mir eingesetzt zu ersparen, wenn man mit eben der Methode der PID ein solches Schicksal verhindern kann.

Ich bin sehr überrascht, dass dazu in keiner Weise Stellung genommen wird.

Im empfinde es als einen Hohn, einer solchen Frau einen evtl. späten Abbruch zumuten zu wollen, aus welch opportunistischen Machtbestrebungen auch immer.
Und im übrigen nicht nur den Frauen und Müttern, sondern auch den Ehemännern und Vätern!

Im übrigen halte ich als mündige Bürgerin, die sich nicht einfach nur zum Wahlvieh machen lassen will, es für unumgänglich, auch eine Kanzlerin in ihrem Tun, Lassen und ihren Aussagen sehr genau und sehr kritisch zu betrachten.
Ich halte den von Karl gemachten Vorwurf an die Kanzlerin für sehr klar und sehr angebracht.

Meli

adam
adam
Mitglied

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von adam
als Antwort auf trux vom 19.10.2010, 10:00:24
Man kann ja m. E. über alles reden, aber unserer demokratisch gewählten Bundeskanzlerin Dummheit und Opportunismus vorzuwerfen, ist nicht angemessen.
geschrieben von trux


@trux,

was hat die demokratische Wahl von A. Merkel mit ihren offensichtlichen Konzessionen an kirchenkonformes Denken zu tun? Es ist geradezu widersinnig, Paaren mit Genschädigungen Kinder zu ermöglichen, ihnen aber gleichzeitig zu verbieten, Genschädigungen zu vermeiden. Das ist undemokratisch, inhuman und verwerflich, weil es aus Rücksicht auf die Lobby einer Institution geschieht.

Vergleichbar wäre derzeit, Siebzehnjährigen das Autofahren zu erlauben, ihnen aber gleichzeitig den Airbag zu verbieten.

--

adam

youngster
youngster
Mitglied

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von youngster
als Antwort auf Karl vom 18.10.2010, 18:46:45
Ich gebe dir vollkommen Recht Karl. Alles was du schreibst ist bestimmt so richtig, denn ich kann mir nicht vorstellen, das eine Physikerin in Wirklichkeit so eine Meinung heutzutage vertreten kann
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: Merkel will Präimplantationsdiagnostik verbieten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf youngster vom 19.10.2010, 11:34:01
"Man(n) soll sich einmal vorstellen, was es heißt, wenn nach jahrelangen Bemühungen eine Schwangerschaft besteht - und dann ein späterer Abbruch erfolgen soll."

Deine Worte,Meli

greife ich auf und stimme dir in all deinen

sowie auch Karls

Äusserungen zu!

Es ist meiner Meinung nach unverantwortlich,die PID verbieten zu wollen!

Da Frau Merkel nie Kinder geboren hat,nie Sorgen haben musste,ob ein gesundes Kind auf die Welt kommen wird,
oder behindert leben,betreut und gepflegt werden muss,

sollte sie sich sehr genau überlegen,ob sie dieses unsinnige Verbot wirklich zulassen will!

Mit behinderten oder gengeschädigten Kindern wird auch eine Kostenlawine ins Rollen gebracht!

Ganz zu schweigen von dem Leid der Eltern,schwer gestörtem Familienleben oder lebenslangem Heimaufenthalt der zu Betreuenden!

Gudrun

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