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Gesundheit Wenn Ärzte mal ausflippsen

EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Wenn Ärzte mal ausflippsen
geschrieben von EmilWachkopp
Jedenfalls, das ist doch bloß deshalb, weil ich demonstrieren will, wie komisch es im Leben anderer Leute (in meinem nicht so) zugehen kann. Ob die etwas beknackt sind oder ob das Schicksal gerade ihnen gegenüber sich besonders listig verhält, das kann ich gar nicht mal sagen.

Jedenfalls ging der Bauer Ruge zum Arzt – um die Wahrheit haargenau wiederzugeben: zum Tierarzt.
Und der Tierarzt, der sich mittlerweile schon ein wenig mit Menschen vertraut gemacht hatte, fragte ungewöhnlicher Weise einmal den Patienten: „Wat wullt du denn hier?“ Und der Bauer Ruge: „Ik heff Kusenpien.“ „Kusenpien? Denn büst hier verkehrt. Denn gah man schöön na’n Kusenbreker hen.“ „Dor bün ik al wen. Aver he schickt mi to’n Knakenbreker hen.“ „Woso denn dat?“ „He seggt, dat is wat Psychologistisches.“

Psychologische Zahnschmerzen. Dieses Ereignis verursachte die Bildung eines Neologismus, eines gänzlich neuen medizinischen Terminus: „Hysterische Zahnschmerzen.“ Das war im Jahre 1901. Und der Geburtsort der Erkenntnis dieses merkwürdigen Phänomens war unser Dorf.

Leider wurde der Terminus als unwissenschaftlich abgetan und einfach beiseitegelegt. Was übrigens auch der Grund dafür ist, dass der Begriff den Lesern unbekannt sein dürfte. Beknackt, wird jetzt mancher sagen. Dass ein Körperglied, das gar nicht existiert, Schmerzen verursachen kann, akzeptiert die medizinische Wissenschaft. Dass aber gesunde Zähne Schmerzen verursachen können, will man nicht wahr haben. Jedenfalls nicht, solange die Zähne existieren. Wenn sie erst mal weg sind, ist der Fall wiederum glasklar, weil man sich dann auf ein Phantom berufen kann.

Oftmals wird Heilung dadurch gefördert, dass sich der Arzt strengste Abstinenz auferlegt und überhaupt nichts tut. D.h. nichts, das in medizinischen Termini beschrieben werden könnte. „Sett di daal!!!“ grölte Doktor Knolle den Patienten an. Der konnte sich aber nicht hinsetzen, weil kein Stuhl da war. Und es war kein Stuhl da, weil Doktor Knolle den auf dem Rücken des vorigen Patienten zertrümmert hatte. Ja, er konnte manchmal etwas gereizt sein, der gute Doktor Knolle. Aber ohne dass der Arzt es wusste oder gewollt hätte, war der Patient – mirakulös – in einem Schlag quasi von seinen Magenschmerzen befreit. Zwar hatte er jetzt Rückenschmerzen, aber so ähnlich wäre es ihm ja auch mit jeder mehr orthodoxen medizinischen Behandlung ergangen: Wo eine Medizin Wirkung hat, ist auch eine Nebenwirkung. Das Schlucken von Medikamenten ist immer nur ein Tauschgeschäft.

Etwas problematisch ist dieser Fall, weil das Zertrümmern von harten Gegenständen auf den Patienten nicht als medizinische Behandlung qualifiziert. Jedenfalls noch nicht. Schlimmer: Alles was nicht unter dem Begriff „medizinische Behandlung“ subsumiert werden kann, kann überhaupt nicht verstanden oder erklärt werden. Folgende Beschränkung muss sich daher jeder Arzt freiwillig auferlegen: Er darf nur tun, was er selber verstehen kann. Noch schlimmer: Er darf nur das tun, was jeder andere Arzt – zumindest im Prinzip – ebenfalls verstehen kann. Nur begriffsstutzige Ärzte sind hier eine Ausnahme. Die sind von der Pflicht zu begreifen befreit. Als quasi berufsbezogen entmündigt sind sie den anderen Ärzten kein Hindernis mehr, und sie können frei tun, was den Horizont der Begriffsstutzigen übersteigt.

Jedenfalls: Der Patient drückte den Zeigefinger seiner rechten Hand auf seinen Bauchnabel und klagte: „Wenn ik dor drücken do, denn brummt dat in’n Pans.“ „Denn drück dor nich, denn brummt dat ook nich!“ fauchte Doktor Knolle den Patienten an. „Un nu verpiss di, ehr dat ik een Kuller in’n Pans krieg!“ “Aver will Herr Doktor mi nich’n beten aftasten?” „Nee, worüm schall ik dat doon? Wenn ik dor drücken do, denn brummt de Pansen ook.“
Und nun zum therapeutischen Teil: „Un nu drückst du di nich mehr op’n Pansen rum, sünst hau ik di ook noch’n Stohl op’n Puckel!“

Inwieweit der Bauer Bonte von seinem „Leiden“ geheilt war, können wir nicht wissen. Aber er ließ künftig das Drücken auf seinem Bauch nach; und das ist die Hauptsache.






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