Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege Am Rhein feiert man die Feste wie sie fallen

Gruppenbeitraege Am Rhein feiert man die Feste wie sie fallen

luchs35
luchs35
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Auch die Jüngsten steigen in den Trubel ein
geschrieben von luchs35
Langsam aber sicher rückt der Höhepunkt der närrishen Tage näher- aber auch das Ende ist in Sicht. Gestern war bei uns der Umzug der jüngsten Narren, die einen Riesenspaß an der Veranstaltung hatten.



Vorneweg leitete die Guggenmusik den Umzug unüberhörbar mit ihren kakophonischen Tönen ein, und die Kinder folgten mit ihren bunten Verkleidungen.
Jeder Kindergarten und die Schulen hatten ihre eigenen Sujets, die zuvor eifrig gebastelt wurden.
Im Schweizer Rheintal wird die Straßenfasnach eben groß geschrieben -egal ob bei den Kindern oder bei den Erwachsenen.


Hauptsache fantasievoll


Keiner zu klein, um dabei zu sein


Luchs
anjeli
anjeli
Mitglied

Ein Schwarzwälder und seine Masken
geschrieben von anjeli
Hubert Schultis schnitzt Masken für die närrische Zeit und bestimmt auch für die kleinsten Narren.

Seine Werkstatt steht in Haslach und er schnitzt für die alemannische Fastnacht, Hexengesichter, Drachen, Wildschweine, Harlekine und seine Abnehmer sind über 50 Narrenzünfte in Deutschland und in der Schweiz.



Auch kommen einige Kunden mit Zeichnungen, wie ihre Maske aussehen soll, die Hubert Schultis dann umsetzt.
Sehr wichtig für das Gelingen der Narrenwerke ist das Holz.
Er verwendet nur heimisches Lindenholz und das wird im November bei abnehmenden Mond gesägt. Das ist kein fauler Zauber, denn zu dieser Mondzeit ist das Holz schneller trocken und geschützter vor Rissen.

So muss der Kunde für diese Handarbeit 250 bis 600 Euro anlegen. Meistens ist die Maske für das ganze Leben.

Eine besondere Maske ist die Hexenmaske, die sich bewegt. Die Hexe Wackelzahn ist die einzige bewegliche Maske und wurde für die Enkelin geschnitzt. Sie ist Familieneigentum und eine Einzelanfertigung. Sobald sie aufgesetzt wird, beginnt die Hexe mit dem Zahn zu wackeln.



Früher war für Hubert Schultis, der von Beruf Koch ist, die Schnitzerei ein Hobby.
Sein Hobby hat er aber schon lange zum Beruf gemacht.

anjeli
luchs35
luchs35
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Masken als Souvenir
geschrieben von luchs35
Die Haslacher Masken sind ein begehrter Souvenirartikel. Kaum ein Tourist, der nicht wenigstens eine Miniausgabe in einer der Werkstätten als Andenken an seinen Schwarzwaldurlaub mit nach Hause nimmt. Allerdings muss er heute schon genau hinschauen, ob nicht ein winziges Etikett auf "made in china" hinweist. Leider sind auch die typischen Schwarzwälder Masken der Massenproduktion nicht entkommen.

Aber es gibt sie noch: Originalschnitzereien nach alten Vorbildern, handgefertigt bis zum letzten Finish. Das traditionelle Schnitzerhandwerk lebt noch und ist auch erkennbar - nicht nur des hohen Preises wegen. Bei Umzügen trifft man oft auf kunstvolle Masken , die eine eigene Geschichte erzählen und meist innerhalb der Familien weitervererbt werden, so wie Schnitzkunst ebenfalls weitergeben wird.

Ich finde, dass es eine sehr schöne Fasnachttradition ist, die sich wohlltuend von dem Klamauk, aber nicht von dem Spaß abhebt.

Schön, Anjeli, dass Du die Haslacher Masken würdigst, sie haben es wirklich verdient. Aber nicht nur in diesem Ort ist diese Maskentradition zuhause, im südlichen Schwarzwald gibt es noch viele Orte, wo dieses Schnitzhandwerk noch lebt und weitergegeben wird.

Luchs

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luchs35
luchs35
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Die Röllelibutza am Schweizer Rhein
geschrieben von luchs35
Auch am noch jungen Rhein in der Schweiz gibt es Fasnachtsbräuche, die weiter nördlich eher fremd sind. Fasnacht nach der Art des Karnevals ist hier unbekannt, eher noch die ursprüngliche alemannische Urform der Strassenfasnacht mit Umzügen und munterem Treiben in Strassen und Gassen. Eine Besonderheit stellen hier die "Altstätter Röllelibutzen" dar.

Rölleli, Rölleli, hopsassa,
jetzt goht üseri Herrschaft a,
kling, kling, kling,
rund im Ring,
lauf e Rüngli und den spring
bis zum schwitze
mit de Sprütze;
Rölleli, Rölleli, hopsassa,
jetzt goht üseri Herrschaft a.

Das ist der Wortlaut des rhythmisch verfassten vertonten «Altstätter-Röllelibutzen-Liedes» , mit dem an jeder Fasnacht im St. Galler Rheintal die sogenannten "Röllelibutzen" auftreten, einer traditionsreichen Vereinigung von Männern und Jünglingen , die in ihren Vereinsstatuten strenge Richtlinien zum Schutze ihres historischen Ursprunges festgeschrieben haben.

Bei den Röllelibutzen handelt es sich um einen Fasnachtsbrauch mit mystischer Bedeutung aus altersgrauer Zeit, d. h. sehr wahrscheinlich um einen vorchristlichen, altheidnischen «Fruchtbarkeitszauber».


Der Butzenauftritt wird formiert


Sechzig bis siebzig Röllelibutzen, davon etwa zwanzig beritten, nehmen unter der Anführung des besonders prächtig geschmückten «Butzenkönigs» an diesem Umzug und der Polonaise auf dem historischen Breitenplatz ob dem Städtchen teil. Ein Röllelibutz trägt dunkle Jacke, weisse Hose und schwarze Stiefel. Kreuzweise hat er über die Brust ein breites Band geschlungen, und der Lendengurt ist mit vielen Rölleli gespickt. Vor das Gesicht hat der Altstätter Röllelibutz eine ihn unkenntlich machende Drahtmaske gebunden. Das Prächtigste an seiner Tracht ist der Kopfputz, der mit vielen bunten Glasperlen besetzt und mit einem wallenden Federbusch geziert ist.Vom Hute flattern breite, grünweissrote Seidenbänder über den Rücken hinab.


Der Stolz der Röllelibutza


Der farbglitzernde Hut ist der Stolz jedes Altstätter Röllelibutzen. Der Umzug durch das Städtchen, an dem auch die holde Damenwelt teilnimmt, beginnt unter Anführung der Stadtmusik am Nachmittag und findet seinen Abschluss in der kunstvoll aufgeführten Polonaise .




Dort finden sich stets viele Zuschauer aus nah und fern ein, um dem prächtigen Schauspiel mit dem grösstem Interesse zu folgen. Ist die Polonaise zu Ende, dann beginnt auf der Breite ein lustiges Spiel. Die Röllelibutzen füllen ihre grossen Spritzen, die sie tragen, am Brunnen mit kaltem Wasser und bespritzen alle Mädchen damit, deren sie ansichtig werden. Darin liegt ein alter Reinigungs und Fruchtbarkeitszauber verborgen.


Für den Röllelibutzanachwuchs ist gesorgt


Das Wasser besitzt eine starke Reinigungskraft und die Vorstellung ist, dass alle Gliedmassen, ja der ganze Körper ihm an der Fasnacht soll ausgesetzt werden. Hier in Altstätten hat der alte Reinigungszauber allerdings wie an anderen Orten die Form des Scherzes angenommen. Kaum ein Mädchen oder ein Frau kommt trocken nach Hause.

Die andere Seite des auf die heidnische Zeit zurückgehenden Wasserzaubers ist auf die Fruchtbarkeit hinzielende Wirkung. Für ein heiratsfähiges Mädchen bedeutet es einen Vorzug, wenn es von seinem Verehrer auf solche Weise geneckt wird. Die Mädchen tun zwar etwas erbost und manche zimperlich, sind aber im Grunde doch eitel darauf, auch ein Opfer des Scherzes zu werden, und würden sich vernachlässigt fühlen, wenn sie bei diesem Necken übergangen würden.

Die dazugehörende und abschliessende Polonaise ist der französische Ausdruck für polnischer Tanz, einen geschrittenen Tanz, der auch oft als Balleröffnung benützt wird.


Auftakt zur Polonaise


Im Fasnachtspiel der Altstätter Röllelibutzen ist die anmutige und durch die Kostümierung der Röllelibutzen sehr eigenartig wirkende Polonaise das neueste Element der rheintalischen Fasnacht.
Der farbenprächtige und bildreiche Reigen, den die Polonaise der Röllelibutzen darstellt, und der jeweils eine grosse Zuschauermenge von nah und fern anzieht, ist dann dem Fasnachtspiel beigefügt worden, um ihm eine grössere Wirkung zu verleihen, und der Zweck wurde voll erreicht.

Der Reigen der Altstätter Röllelibutzen ist unbestritten das eleganteste und schönste Schauspiel, das die Ostschweizer Fasnacht dem Zuschauer zu bieten vermag.

Luchs (Quelle: Röllelibutza-Verein Altstätten)
Liebe Luchsi,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
heißt das, die Mädels werden bei Eiseskälte mit Wasser "geneckt?"
Buhhh, dann bin ich froh um mein Alter sollte ich mal in diese Gegend zur 5. Jahreszeit kommen.

Aber schön sind die Bräuche und Kostüme wirklich, auch die Kleinen so stolz auf der Bühne, das öffnet doch wirklich das Herz.
So wird das Brauchtum wirklich von Generation weitergegeben, ebenso wie die zum Teil sehr teuren Kostüme aufbewahrt werden, bis wieder ein Familienmitglied hineinpasst.

Den Begriff zu dieser Tradition hätte ich jetzt - völlig unbedarft, blauäugig und plonnt, als ein Mittel zur Verringerung der Michelin Reifen - Du weiß schon welche - gehalten.

Daran siehst Du, dass man wirklich nicht weit fahren muss, bis die Bräuche unbekannt werden.

Liebe Grüße

Meli
luchs35
luchs35
Mitglied

Keine ist das zu alt :-)
geschrieben von luchs35
Du kämst auch nicht trocken davon, Meli. Wenn die Clique mal am spritzen ist, bleibt keiner trocken- auch nicht bei Gefriertemperaturen. Auch "späte Mädchen" hoffen da vielleicht noch auf diese Weise einen abzubekommen Aber klar ,die hübschen jungen Mädels werden natürlich buchstäblich gejagt. Und es sollen sich auch schon Erfolge eingestellt haben....sagt man !

Einfach mal versuchen ...

LG Luchs

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