Gruppenbeitraege "Gedanken über die DDR"

Karl
Karl
Administrator

Die Sicht von außen
geschrieben von Karl
Hallo Miriam,


ich halte die Sicht von außen auf die DDR, aus möglichst vielen Blickwinkeln, für wichtig. Nicht nur die Innenansichten interessieren, von denen es ja auch viele unterschiedliche gibt. Ich kann Deine Gedanken nachvollziehen. Ich kann mich erinnern, dass ich in Siegen (Nordrhein-Westfalen) als Oberstufenschüler eine Veranstaltung besuchte, bei der Vertreter der Ost-CDU sprachen und das demokratische System der DDR über den grünen Klee lobten. Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich habe mich nach dem Vortrag gemeldet und die einfache Frage gestellt, warum sie dann eine Mauer bräuchten, um die Leute im Land zu halten. Damit war deren ganzes Sprachgebäude zum Einsturz gebracht worden und sie bekamen kein Bein mehr auf den Boden in der folgenden Diskussion.

Beste Grüße, Karl
miriam
miriam
Mitglied

Je mehr ich darüber nachdenke,
geschrieben von miriam
... kommen mir immer mehr Einzelheiten in dem Sinn. Ein sehr gutes Thema, einerseits weil die Standpunkte von denen aus hier wahrscheinlich diskutiert wird, sehr unterschiedlich sein werden, anderersets hat es mir persönlich gezeigt, wie Vieles vergessen wird - doch sobald wir uns an etwas wieder erinnern, kommen so viele andere Details an die Oberfläche.

Bei manchen der Ereignisse hat sich die eigene Optik verändert, es sind andere Kenntnisse oder auch persönliche Erfahrungen hinzugekommen und fast könnte man sagen: Da steh ich nun, ich armer Tor...

Das Thema selber werde ich natürlich in meinem Blogbeitrag weiter behandeln.

Liebe Grüße

Miriam






carlos1
carlos1
Mitglied

DDR-Ansichten
geschrieben von carlos1
Lieber Karl,
die Sicht von innen und die Sicht von außen. Beides. Mich hat die Sicht von innen interessiert, aber dank so mancher Beiträge bin ich sehr ernüchtert. Ich hatte viele Kontakte in der DDR, kenne die beherrschende Staatsideologie, die die Innenansicht bestimmte. Eine Philosophie in Aktion nannte sich der Marxismus. Die Aktion war ein Experiment, das abgeschlossen ist. Deshalb im Rückblick die Frage, warum die Idee scheiterte. Was bleibt, außer einem Loch in der Geschichte Deutschlands, Anpassungsschwierigkeiten und Leuten, deretwegen ich am 3. Oktober einen Familienkrach zu bestehen hatte. Wozu mit der DDR ein geeintes Deutschland? Ich muste begründen, warum Berlin wieder Hauptstadt werden sollte, warum es einen Einigungsvertrag gab. Es geht um die Sicht von außen, wie sich die DDR heute in den Köpfen darstellt. Es könnte schon sein, dass es Anregungen gibt zu einer sachlichen Einsichtnahme in die Vergangenheit. carlos1
Komet
Komet
Mitglied

Die Sicht von innen
geschrieben von Komet


ich hoffe, dass man es verkleinert lesen kann.
Es bedarf sicherlich keiner zusätzlichen Worte.

Komet
Tina1
Tina1
Mitglied

Rückblick !
geschrieben von Tina1
Es ist zwar ein älterer Thread aber ich melde mich mal zu Wort.
Nach dem ich einiges hier gelesen habe muss ich sagen das ich den Kommentaren wo User über ihr Leben in der DDR erzählen nur zustimmen kann. Ich kann für mich sagen wir hatten eine schöne, unbeschwerte Kindheit, Schulzeit u Jugend.
Ich habe 10 Jahre die "polytechnische Oberschule" absolviert, also bis 1967. Habe dann nahtlos meine Ausbildung als "Stomatologische Schwester" begonnen. Es wurde sich viel um die Kinder gekümmert, vorallem in den unteren Schulklassen. Es gab ganz viele Freizeitangebote und musste nichts bezahlt werden. Heute ist alles mit viel Geld verbunden, also es kann nur der "Bemittelte" bestimmte Sportarten ausüben.Der Staat hatte bis zum Schluss auch das "Drogenproblem" im Griff was auch toll war.

Also heute nach 24 Jahren sehe ich von einer anderen Perspektive zurück u sehe daher natürlich manches anders wie damals. Was eigentlich normal ist denn das nach was man sich gesehnt hatte ist inzwischen Normalität geworden, wie z.B. Rede.-Reisefreiheit, politische Freiheit und Konsumangebot".
Als in Ungarn es die Möglichkeit zur Flucht gab haben wir das genutzt denn es war schon jahrelang unser Wunsch die DDR zu verlassen und schon allein für unsere Kinder mussten wir was tun. In den letzten Jahren wurde alles noch schlimmer, es ging immer mehr bergab! Es gab immer weniger zu kaufen, es fehlte an den normalsten Dingen. Sie sperrten uns immer mehr ein und wir durften überhaupt nichts mehr sagen was wir dachten, überall nur Spitzel. Wir haben dann die gewonnene Freiheit nach der wir uns so gesehnt hatten jahrelang genossen und haben uns schnell integriert.
Inzwischen haben wir längst auch die Schattenseiten des für uns neuen Systems erkannt. Heute weiß ich nicht nur sondern erlebe es ringsum das alle Freiheit nichts nutzt wenn die Menschen keine Arbeit haben, nicht das Elementarste haben. Ohne Job, ohne Geld kann ich die Freiheit nicht nutzen sondern bin auf einer Art auch wieder eingesperrt, kann wieder nicht über den "Tellerrand" schauen.
Wir hatten bis jetzt das Glück keine Arbeitslosigkeit erleben zu müssen da wir im öffentlichen Dienst schaffen, also diese Angst haben wir nicht spüren müssen. Bei meinen Söhnen in der freien Wirtschaft sieht das ganz anders aus! Sie müssen Tag täglich mit sehr hohem Einsatz(sehr viele Überstunden, krank auf Arbeit gehen usw.) um ihren Job kämpfen. Sie müssen ständig Angst haben das sie ihn verlieren könnten, denn auch die Firmen wissen nicht wie lange sie alle Mitarbeiter behaltenen können. Sie sind also unter Dauerstress und das macht auf Dauer krank. Wie sollen sie das bis in hohe Alter aushalten? Haben sie ab 50ig überhaupt noch einen Job?

Ich würde mir für die Menschen generell und daher auch für meine Söhne die einen tollen Job haben wünschen das sie ihn unbeschwert ausüben könnten. Das sie keine Angst haben müssen wegen Arbeitslosigkeit! Ich würde mir für unser Enkel viel mehr Sicherheit in all den sozialen wichtigen Breichen wünschen. Das es nicht diesen Machtkampf schon in den Schulen gibt was sich dann im Studium in der Ausbildung und im Job fortsetzt! Weil sie wissen das nur der Stärkere, der Beste es schafft u der Schwächere auf der Strecke bleibt. Diese Ängste kannten wir alle nicht und das war eine tolle Errungenschaft. Wenn man nicht ein gutes finanzielles "Polster" als Eltern und Großeltern hat dann kann das alles sehr schwer werden für die Nachkommen.

M.E sollte jeder Mensch ein Recht auf Arbeit haben weil ohne Job einfach nichts geht. Zum Leben brauch man einfach Geld!
Also es gab auch Errungenschaften im Osten die gut waren, die einfach lebensnotwendig sind. Es gibt aber auch vieles was nicht gut war, was schlimm war und ich nie mehr erleben möchte.

So das waren mal paar Gedanken zu dem Thema aus heutiger Sicht, von jemand der in beiden Systemen gelebt hat und lebt.
Tina

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