Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Ich bin dieser Gruppe beigetreten ..."

Gruppenbeitraege "Ich bin dieser Gruppe beigetreten ..."

Karl
Karl
Administrator

Herzlichen Dank, tinamarie
geschrieben von Karl
Ich freue mich, dass unsere Gruppe jetzt auch bis in die USA bekannt geworden ist. Die Nachkriegszeit war in der DDR wie auch in der Bundesrepublik kein Zuckerschlecken, aber die Rahmenbedingungen in der DDR waren sicherlich noch einmal um vieles härter. Die Bundesrepublik profitierte von dem Marshallplan. Die Bundesrepublik wurde als Bollwerk gegen den Sozialismus von den Westmächten aufgebaut, während die bitterarme Sowjetunion aus der DDR alles abzog, was sie gebrauchen konnte.

Ich denke, es ist interessant zu lesen, dass die Lebensbedingungen damals zur Auswanderung geführt haben.

Viele Grüße über den großen Teich, Karl
gerry
gerry
Mitglied

Wirklich toll!
geschrieben von gerry
Ja, es ist wirklich toll, dass diese Gruppe bis "übern großen Teich schwappt"
Tinamarie scheint aus der Altmark zu stammen?
tinamarie
tinamarie
Mitglied

Stendal
geschrieben von tinamarie
Ich habe meine Kindheit in Stendal verbracht und könnte hier in der Gruppe allenfalls Kindheitserinnerungen beitragen. Was meinerseits aber sehr interessant ist:

Kam die "Wende" 1989 ganz plötzlich oder gab es vorher Andeutungen?

Es wäre schön, wenn ich hier dazu einige Berichte finden könnte, denn auch nach den vielen Jahren meines Weggehens möchte ich gern erfahren, wie sich dort alles entwickelt hatte, auch wie es dem Menschen heute dort geht.

tinamarie


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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Hallo Tinamarie, eine kurzfassung, wie alles begann
geschrieben von EehemaligesMitglied58
Hallo Tinamarie, die Wende kam einerseits plötzlich, bekanntermaßen durch die verquere pressekonferenz in der Schabowski den falschen zettel ablas und die frage der journalisten wie bekannt beantwortete.
Andererseits war die unzufriedenheit in der bevölkerung über den mangel an konsumgütern, den verfall der wohn-und infrastruktur so groß geworden, daß irgendwann eine reaktion erfolgen mußte.
Die anfänge waren die friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche aus denen heraus sich dann die ersten Montagsdemoversuche entwickelten.
Nachden Stasi und Polizei brutal gegen die teilnehmer vorgingen reihten sich nach den friedensgebeten immer mehr menschen in die demos ein, die dann nicht mehr aufzuhalten waren.
Selbst aus dem umland und aus Halle kamen die teilnehmer und alles endete schhließlich
in der berühmten demo der ca.500.000 gegen die SED und Stasi bewaffnete Armeeeinheiten
und räumfahrzeuge der Polizei aufgefahren hatten.
Die demo stand unter dem motto "keine Gewalt" und schließlich hat sich kein Staatsfunktionär aus Berlin und keiner der leipziger Kader getraut den einsatzbefehl zu geben.
Wie später zu erfahren war, hat sich der chef der Leipziger Feuerwehr, die ebenfalls eingesetzt werden sollte schon vorher geweigert seine mannschaft in irgendeiner form gegen die demonstranten vorgehen zu lassen.
3 mutige leipziger Bürger, der kabarettist Bernd-Lutz Lange, der Gewandhauskapellmeister Kurt Masur und der pfarrer der Nikolaikirche Führer haben es damals geschafft 2 leipziger SED führer zu überzeugen einen aufruf mitzutragen, der die Demonstranten und die bereitstehenden Armee und Polizeieinheiten zur gewaltlosigkeit aufforderten.
Und so entwickelten sich aus den friedensgebeten in der Nikolaikirche die mächtigen Montagsdemos in Leipzig, die dann zum sturtz der SED führung beitrugen.
Aus dem bekannten Ruf "wir sind das Volk" wurde dann bekannt werden der meinung Gorbatschows die rufe "Wir sind ein Volk" und schließlich "Deutschland einig Vaterland".
Die erste Demo soll allerdings schon vor Leipzig in Plauen stattgefunden haben. Das geschah dort so plötzlich und spontan, daß es den demonstranten gelang geschlossen die hauptstraße zu bewältigen, bevor die überraschte "Staatsmacht" die demo mit gewalt auflöste.
tinamarie
tinamarie
Mitglied

Die Wende
geschrieben von tinamarie
Hallo gram,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich habe sie mit sehr großem Interesse gelesen. Diese Initiativen, die von Leipzig oder auch aus Plauen oder anderen Orten hervorgingen sind beachtlich. Damals wie heute bin ich froh, dass alles gewaltfrei ablief.

Bist Du, gram, oder jemand anderes so nett, mir Näheres zu dieser Pressekonferenz und einer Frage, die "wie bekannt" beantwortet wurde, zu berichten? Ich habe leider keine Kenntnis, was damit gemeint ist. Sicher konnte man hier einiges erfahren, aber keine solchen Details. Die Gruppe hier im Seniorentreff ermöglicht mir, Näheres zu lesen, von Leuten, die es miterlebt haben. Das ist sehr schön.

Darum frage ich auch gleich weiter: Ich habe damals gehört oder gelesen, dass die Leute nach Ungarn gingen (oder war es ein anderes Land), weil die Grenze zum Westen offener war. War das schon immer so in Ungarn? Haben die Menschen, die die DDR verlassen wollten, schon immer diesen Umweg wählen können? Haben die Ungaren das stillschweigend zugelassen oder war es über die ganzen Jahre eine heimliche Flucht. Wenn ja, was passierte mit den Menschen, die dabei "erwischt" wurden.

Ich würde mich freuen, mehr zu erfahren, von Leuten die es wissen, weil sie es miterlebt haben.

tinamarie
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Der Anfang der Wende
geschrieben von EehemaligesMitglied58
Hallo Tinamarie,
wenn Du einige beiträge hier gelesen hast, wirst Du erfahren haben, daß die stimmung in der DDR immer schlechter wurde.
Die montagsdemos wurden immer gewaltiger, das land stand förmlich unter dampf, die forderungen nach demokratie und reisefreiheit waren nicht mehr zu überhören. .
Das merkten auch die genossen vom ZK der SED und werkelten an einer lösung nach der die DDR bürger reisen beantragen und genehmigt bekommen sollten.
Wie das genau aussehen sollte war nie zu erfahren, aber um das volk zu beruhigen wurde eine pressekonferenz einberufen.
Dort fragten journalisten danach und der sprecher des ZK Schabowski, der nicht genau wußte was und wieviel er preisgeben durfte, stammelte was von dieser regelung.
Danach fragte ein journalist nach dem datum des inkrafttretens dieser regelung und Schabowski stammelte weiter, suchte unter dem tisch, fand einen zettel, auf dem etwas oder auch nix stand und ließ sich dann zu der bemerkung hinreißen:
ÄÄÄHH, das soll, also wie mir bekannt ist, ähhh soll das sofort, also mit sofortiger wirkung geschehen.
Alle journalisten stürzten zu den telefonen um diese nachricht in alle welt zu verbreiten.
Die DDR bürger, die die pressekonferenz im fernsehen verfolgten,trauten ihren ohren nicht, alle verwandten und bekannten wurden telefonisch informiert und in Berlin machte sich eine stetig größer werdende menschenmege auf den weg zu den grenzübergängen nach Westberlin.
Die dortigen grenzer und stasileute wußten von nichts, konnten aber die gewaltige menschenmenge nicht abdrängen, telefonierten mit allen möglichen vorgesetzten, aber keiner wollte letzlich die verantwortung für einen schießbefehl übernehmen.
Als die geschichte zu eskalieren drohte und nicht mehr beherrschbar war, entschloß sich ein grenzoffizier schließlich die schlagbäume zu öffnen und die menschen durchzulassen, die auf der anderen seite von jubelnden Westberlinern empfangen wurden.
Nach bekanntwerden dieser grenzöffnung wurden auch die anderen übergänge frei gemacht.
Tage später bin ich mit familie und auto erstmals über die bayerische grenze gefahren.
Das gefühl war unbeschreiblich und die städte und dörfer in ihrer pracht, sauberkeit und dem zustand wie neu kaum zu glauben.
Weitere fragen werd ich Dir gern beantworten, soweit ich kann.
tinamarie
tinamarie
Mitglied

Hallo gram
geschrieben von tinamarie

Danke für Deine Antwort. Nun verstehe ich die ganze Sache viel besser.

Man kann also ein Volk nur so lange unterdrücken, bis es Mut fasst und sich wehrt.
Die Weltgeschichte kann sich unerwartet und manchmal über Nacht verändern, zum Beispiel der Obsthändler in Tunesien, der sich verbrannt hat, dadurch zu einem Martyrer wurde und somit die Aufstände in den anderen Ländern anfingen; oder auch, wie der erste Weltkrieg anfing, mit einem Schuss. Auch der zunehmende Reichtum der Diktatoren und die zunehmende Armut der Leute. Die Jugend und die Technologie spielen auch eine Rolle, denke ich, und sicher auch noch viele andere Gründe.

tinamarie

Vorschau
Vorschau
Mitglied

Wir mußten in der DDR nicht hungern!
geschrieben von Vorschau
Ich lebe seit 1945 in Mecklenburg/Vorpommern und seit 1985 in Rostock an der Ostsee. Es war zwar nicht alles Gold was glänzte in der DDR, aber das war es in Westdeutschland sicher auch nicht.Mein Mann und ich haben einen Beruf erlernt, die Tochter später ebenfalls. Wir hatten Arbeit, satt zu essen. Haben in einer 2 1/2 Neubauwohnung gewohnt (Arbeiterwohnungsgenossenschat (AWG) wo insgesamt 2.100 M Anteile auf Raten bezahlt werden mußten). Wir brauchten nicht hungern, es gab keine Arbeitslose, Kinderkleidung und Grundnahrungsmittel wurden durch den Staat gestützt. Wir waren nicht in der Partei. Gewiß, wir bekamen nicht laufend Südfrüchte zu kaufen, konnten auch nicht überall hin reisen. Aber wir haben FDGB- (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) Ferienplätze innerhalb der DDR bekommen. Viele sind in die Sowjetunion (heute Rußland), Bulgarien, Ungarn und Tschechei gefahren, das konnten wir uns nicht leisten. Wir waren aber glücklich und zufrieden, konnten uns abends sogar auf die Straßen trauen, weil es kaum Überfälle o.dgl. gab.

Ich will die DDR nicht verherrlichen, aber wir haben ruhiger gelebt als heute.
Mein Cousin, der 1963 das erste Mal aus Westdeutschland zu Besuch kam, sagte uns, dass sie nicht jeden Tag Butter essen könnten und wir besser eingerichtet waren als sie. Sie hatten allerdings ein Haus gebaut und ihr ganzes Geld da rein gesteckt.

Bin eigentlich enttäuscht, dass hier im Forum so wenig Beiträge eingetragen werden.
Gruß Helga

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