Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege Industriedenkmäler - Industriekultur

Gruppenbeitraege Industriedenkmäler - Industriekultur

Liebe anjeli,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
wenn Du die Radiokultur der 50iger ansprichst - also unser Radio sah anders aus und ich fand das Modell nicht mehr.
Es muss dann so aus der Zeit zwischen Volksempfänger und 50iger gewesen sein.

Doch hier habe ich etwas gefunden, dass einiges aus den 50igern zeigt.
Auch ein Stück Industriekultur, jedoch ganz anderer Art.

Radios etc.
anjeli
anjeli
Mitglied

meli, in deinem Link ist die Hercules zu sehen
geschrieben von anjeli
ich aber komme mit einer Vespa.



Wie wäre es mal mit einer kleinen Spritztour nach Bella Italia, auch das Urlaubsland für viele Deutsche hat den Ruhrpott geprägt?

Das deutsche Wirtschaftswunder macht es möglich. So wurde schon 1955 das erste Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien geschlossen.
Die Hintergründe waren vielschichtig. So kamen die ersten italienischen Gastarbeiter nach dem Krieg nach Deutschland.

Jetzt komme ich nochmal auf Duisburg und den Landschaftspark zurück, denn den haben wir ja besucht.





Der Cappuccino schmeckte sehr gut und das Ambiente war auch gut, eben ruhrpottmäßig.

anjeli
Jetzt geht es weiter, der Weg auf den Hochofen wird beschritten.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es ging eine steile Treppe hinauf und ich kam in die Gießhalle.
In der Gießhalle findet der Abstich statt. Bis 1953 war der Abstich noch eine sehr gefährliche Handarbeit.
Dann kamen Bohrhammer und Stichbohrmaschine.
Nach dem Abstich wurde mit einer Stopfmaschine das Loch wieder verschlossen.
Es war eine höllische Arbeit, gefährlich und die Arbeiter waren vermummt bis oben über die Augen. Gesichter waren mit Schutzmasken bedeckt.
Der Abstich wurde 2stündlich durchgeführt und das Roheisen lief dann durch ein Bett von Formsand.
Dort wurden sie zu Barren geformt und erkalteten oder wurde direkt in Torpedotopfwannen aufgefangen. So wurde das gewonnene dann zur Weiterverarbeitung in ein Stahlwerk oder die Gießerei transportiert.
Anschließend lief die leichte Schlacke heraus.

Um die gleichmäßige Hitze zu gewährleisten muss ein Hochofen alle 15 Minuten mit Material beschickt werden, im Wechsel von Heizmaterial, also Koks oder Möller und dem Eisenerz, aus dem das Roheisen gewonnen werden soll.

Diese Beschickung geschieht von oben her. Es wird über eine Schrägbahn ein Hunt (so ist die Bezeichnung noch auf dem Hochofen Nr. 5) heraufgezogen.
Neben dem Hochofen sieht man die Bunkeranlagen, in denen das Material aufbewahrt wurde und aus denen jetzt bereits die Birken wachsen.
Die Rollen und das Zugwerk ist auf den letzten Bildern des Clips zu sehen.

Der Bereich des Aufzugs läuft über dem Schacht.

Es ist bei den Fotos eine schematische Darstellung von der Funktion des Hunts, der Beschickung und der absolut gleichmäßigen Verteilung des eingefüllten Materials zu sehen.

Das bei dem Schmelzvorgang austretende Gas ging früher in die Atmosphäre, doch wird es inzwischen durch die Gichtgasleitung aufgefangen und weitergeschleust.

Der Hochofen 5 ist mit 70 m Höhe ausgezeichnet. Die letzte Höhenangabe befindet sich vor der letzten Bühne mit 57 m.

Bei der Besteigung des Ofens habe ich auch die Fotos aufgenommen, die an der gegenüberliegenden Halle angebracht sind. Zum Teil sind dort die verschiedenen Gasometer und Hochofenmodelle zu sehen.

Ich gehe jetzt hier nicht weiter auf die Details zur Anlage ein, setze aber den Link von Wikipedia als auch vom Landschaftspark Nord über den Hochofen mit ein, so dass sich jeder, der vertiefen will, darein versenken kann.

Es gibt bei den Links auch noch einmal sehr gute Bilder.
Vor allem das Foto während des Abstichs zeigt, welche Höllenarbeit dies gewesen und noch immer ist, dort wo die Öfen noch in Betrieb sind.

Es war ein unglaubliches Gefühl (im übrigen schon bei meiner "Erstbesteigung" 2003) durch dieses Gewirr von Rohren, Treppen, Schächten zu laufen.


Sommer 2003
Foto Karin G. - eingesannt -

vor etlichen Jahren, so durch die Strukturen durchzulaufen, anzusehen und sich dabei in einer völlig anderen Welt wiederzufinden.

Die Ausblicke nach allen Seiten sind großartig - wenn es nicht solch eine hohe Luftfeuchtigkeit hat, wie an unserem Besuchstag.
Dazu kam ein sehr kalter Wind. Doch die Feste müssen gefeiert werden, wie sie fallen und ein anderer Tag stand leider bei dem Besuch nicht zur Verfügung.

Im übrigen wird die Kraftzentrale des Hüttenwerkes auch kulturell genutzt.

Als nächster Bericht kommt eine Landmarke, deren Fotos wieder von meiner Freundin Karin G. stammen.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag

Meli

Auf dem Hochofen

Wikipedia Hochofen

Landschaftspark Nord

Im übrigen habe ich den Link zum Clip auch oben auf der Originalseite eingesetzt.
Wer also wiederholt schauen möchte, muss sich dann nicht mehr hier durch den gesamten Text wühlen.

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anjeli
anjeli
Mitglied

puh meli, das für dich ein großes Stück Arbeit
geschrieben von anjeli
die Infos und den Clip zu erstellen.
Dein Traum, nochmals den Hochofen zu besteigen ist in Erfüllung gegangen.
Du hast es geschafft, obwohl das Aufsteigen und das Hinabsteigen sehr anstrengend war.



Ich habe dann mal derweilen unten auf einer Bank gesessen und mein dickes Sandwich verputzt. Hat gut geschmeckt, so in der frischen Luft.
Dann habe ich mich ein bisschen umgesehen und einige Fotos gemacht.
Natürlich habe ich nach oben geguckt, ich musste doch wissen, wo meli steckt, um ein Foto machen zu können.



Ganz klein habe ich sie erwischt.

Auf jeden Fall war es ein ereignisreicher Tag und ein schöner Tag.
Das Wetter war wohl dunstig, aber nicht regnerisch. Für November ein schöner Tag.

Ich habe dann noch einige Standorte der Route der Industriekultur im Überblick.
Meine Stadt ist mit dem Chemiepark Marl auch vertreten.

anjeli



Schön anjeli,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die Karten waren doch aus dem Besucherzentrum, wenn ich mich recht erinnere.
Ich wollte auch noch mitnehmen, doch dann war ich durch die Kochbücher abgelenkt.
Jetzt sehe ich sie noch mal.

Schöne Fotos hast Du gemacht und das Sandwich war so fein.
Ich erinnere mich gut, wie fertig wir nach dem Tag waren und wie viel Spaß wir hatten.

Für mich war das Eintauchen in diese Arbeitswelt noch einmal wichtig. Der Kohlenpott oder das Ruhrgebiet, wie es heute heißt, ist ein wichtiger Teil meiner Wurzeln und ich erlebe jetzt, dass eine meiner Enkelinnen zur
Berufsausbildung in den Ruhrpott zieht.

Liebe Grüße
Meli
chris
chris
Mitglied

Danke für alle Bilder
geschrieben von chris
Meli,

schön, dass du uns deine alte Heimat mit Bildern näher bringst.

Danke für alle Bilder.

Chris

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Liebe Chris,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
es ist schon stimmig mit der alten Heimat.
Mich haben diese Ungetüme aus Stahl und Eisen immer fasziniert.
Aber ich denke, dass ist schon seit dem Jubiläumswettbewerb bekannt.

Ich freue mich auch, dass ich meine Freundin Karin gewinnen konnte, mir von ihren Bildern für uns zu schicken. Und anjeli war auch schon wieder unterwegs, wie ich heute gehört habe.
Es geht noch einige Zeit damit weiter.

LG Meli
anjeli
anjeli
Mitglied

Chemiepark Marl
geschrieben von anjeli
Der Chemiepark Marl, früher Chemische Werke Hüls (CWH) ist eines der größten Industrieparks in der BRD.





Er ist eine Station auf der Route der Industriekultur.
Rund 10.000 Menschen sind dort beschäftigt und Infracor ist für das Unternehmen zuständig.





Die Geschichte des Werkes
Es begann im Mai 1938. Das Unternehmen wurde in der Drewer Mark gegründet. Der Name Hüls im Firmennamen geht auf einen angrenzenden Stadtteil zurück. Dort betrieb der Mutterkonzern, die IG Farben schon eine Zeche. So entstand dann hier bei uns die Verbindung zwischen Kohle und Chemie. Von anderen Industriestandorten wissen wir um die Verbindung Kohle und Stahl.
Im dritten Reich wurde auch Buna (synthetischer Kautschuk) für die Produktion von Autoreifen hergestellt.
Viele Arbeitskräfte wurden benötigt. Durch deren Zuzug mit der Familie herrschte Wohnungsnot. Die Menschen lebten zunächst in Lagern. Aber, dann wurde mit dem Bau der Bereitschaftssiedlung begonnen in der Zeit um 1941/42. Die Bereitschaftssiedlung ist auch Teil der Route der Industriekultur und steht unter Denkmalschutz. Darüber berichte ich noch später.

Während des Krieges lebten viele Zwangsarbeiter in den mittlerweile leerstehenden Lagern. Meine Mutter erzählte uns Kindern, dass die Zwangsarbeiter mit Gummiknüppeln geschlagen wurden und wenig zu essen bekamen. Aber, es gab immer Menschen, die die Zwangsarbeitern unter denen auch viele Frauen waren, mit Lebensmitteln versorgten.

Das Chemiewerk war natürlich im Krieg das Ziel von Bombenangriffen. Von meiner Mutter wusste ich, dass viele Bomben ihr Ziel verfehlten und im umgrenzenden Wald landeten oder im Kanal und in der Lippe.
Die großen Sandlöcher an der Kanalböschung, die wir als Badesteg nutzen, waren alles Bombentrichter. Das wusste ich als Kind nicht, das hat mir erst letzten Sommer, als ich mal am Kanal war und Fotos gemacht habe, ein Anwohner erzählt.
Der schwerste Bombenangriff verursachte im Sommer 1943 einen dreimonatigen Stillstand.
Amerikanische Truppen eroberten am 31. März 1945 Marl und verhinderten damit eine Sprengung des Werkes durch die deutschen Truppen.

Infrastruktur des Werkes
Das Chemiewerk hatte schon immer eine gute Infrastruktur innerhalb und außerhalb des Werkes
Die Lippe und der Wesel-Datteln-Kanal liegen im nördlichen Teil des Unternehmens. Das Kanalsystem ist 70 KM lang und war schon immer in Regen/Kühl/Abwasser getrennt.


Im Hintergrund ist Industrie zu sehen

Einen eigenen Hafen gab es auch. Auch wurden die Abwässer in eigenen Kläranlagen gereinigt, bevor sie in die Lippe geleitet wurden.


Auch von der Lippe aus sieht man Industrieanlagen


Drei eigene Kraftwerke liefern Strom und ist auch im Verbund des öffentlichen Stromnetz.
Das Schienensystem ist 120 Kilometer lang und ist mit mit Anschlüssen an die Deutsche Bahn verbunden. Einen eigenen Frachtbahnhof gibt es auch, denn die Produkte werden in der ganzen Welt transportiert auf der Strasse, der Schiene und dem Wasser.
Innerhalb des Werkes ist das Straßensystem 55 KM lang.

Der Chemiepark kann besichtigt werden. Am Dienstag, Samstag und Sonntag. Um 11.00 Uhr fährt der Bus ab und die Fahrt kostet 2,60 Euro. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunde. Es darf nicht fotografiert werden. Von einem Hochhaus gibt es einen Blick über das gesamte Werk, ins nahe Münsterland und in den Ruhrpott.

Auch GöGa Franz von Kleiber/Margit ist mit Marl verbunden. Er fuhr jeden tagaus und tagein 70 KM (eine Strecke) zum Arbeiten in den Chemiepark.
Viele Beschäftigte kamen aus dem Münsterland.

Als Kinder sind wir oft mit unserem Vater zum Kanal gefahren. Ein großes Stück des Weges war immer das Chemiewerk im Blickfeld mit seinen rauchenden Schloten, dampfenden Kesseln, Rohrleitungen und vielen Industrieanlagen.
Es war für uns ein alltäglich gewordenes Bild und so ist es heute auch noch.

anjeli

Ganz schön hoch, so ein Hochofen ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.
Meli [/],
Du mutige Frau,

[b]Anjeli
,
Du bist wohl unten geblieben?
Ich meine das aus dem Foto zu erkennen,
dass Du wohl von unten geknipst hast: "Meli auf Bühne Nr. 4 (?)".

Also, da wäre ich niemals hochgestiegen, NIEMALS.
Ich habe Höhenangst.
Und auf dem Hochofen kann man noch "schutzlos" nach unten und in alle Richtungen durchgucken.
Schon beim Ansehen der Fotos fühle ich mich nicht wohl.

Mein Opa und sein Bruder kamen seinerzeit aus Ziegenhain, Schwalm (irgendwo in Hessen?).
Die ersten Arbeitsjahre verbrachten die Brüder "auf dem Hochofen".
Bis zu diesem Video wusste ich nicht, welch mutige Vorfahren ich hatte.
Mir wurde kein einziges ihrer Gene spendiert, schade .

Später zog mein Opa jedoch die Arbeit auf einem 2-Mann-Stellwerkchen (oder wie das hiess) der Bahn vor.
Sein Bruder landete in Trier und heiratete eine Französin,
was lt. Erzählung meiner Oma und Mutti damals aufregend war.
Für mich erstaunlich war, dass er noch in sehr hohem Alter die Nachrichten im Radio mitstenografierte, um sich geistig fit zu halten, sowie die Qualität seiner Briefe.
Die Tochter wuchs zweisprachig auf.
Sie und ihr Mann hatten leitende Positionen/Funktionen in der zaghaft erwachenden deutsch-französischen Freundschaft.

Meine Mutter und ihr Mann konnten von ihrer Wohnung aus noch eifrig und gerne die Zeche Hansa und das dortige Geschehen (Abstich (?) beobachten.
Zeche Hansa, Dortmund-Huckarde

LG MargArit

Lachen musste ich über Deine letzte Bemerkung, Meli,
"Letzter Blick nach unten -
70 m auf der letzten Bühne.
Die Aufmerksamkeit gilt dem sturzfreien Abstieg.
Ob ich das Abenteuer noch einmal wiederhole,
weiss ich nicht."

.
Liebe anjeli,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ich danke Dir sehr für Deinen Bericht über euer Chemiwerk in Marl.
Du hast darin ein wichtiges Thema berührt, das auch ein Teil der Schwerindustrie ist, die Zwangsarbeit.
Es ist Geschichte und es packt mich immer noch das Grauen, wenn ich die entsprechenden Bilder im TV oder in Artikeln sehe.
Das wird wohl auch lebenslang so bleiben.

Welch ein Wahnsinn war der Gedanke, ein solches Werk von den eigenen Soldaten in die Luft sprengen lassen zu wollen.
Und es ging ja damals nicht nur um das Werk, sonderns insgesamt um Brücken und Industrieanlagen aller Art.

Man merkt, dass Du aus einer eingesessenen Marler Familie stammst, denn Du bist mit einer großen Anteilnahme in diesem Bericht zu spüren.

Dass man im Werk nicht fotografieren darf, leuchtet mir ein. Es ist eben ein sehr sensibeles Werk, wenn ich das mal so ausdrücken darf.

Es sind schöne Fotos, das von der Lippe gefällt mir ganz besonders. Die Wasserstraße durch die Ebene und der hohe Himmel darüber ist einfach schön.

Den Wesel-Datteln-Kanal kenne ich nicht. Aber auf dem Dortmund-Ems-Kanal war ich als junges Mädchen mit meinem Kanuclub auf einer Wanderfahrt, was einfach schön war und meine erste größere Unternehmung dieser Art.

Der Wesel-Datteln-Kanal (WDK, Gewässerkennzahl: 75101) ist eine Bundeswasserstraße[1] im Bundesland Nordrhein-Westfalen und einer der wichtigsten und verkehrsreichsten Schifffahrtskanäle Deutschlands. Die Wasserstraße verläuft durch das nördliche Ruhrgebiet und verbindet den Rheinstrom bei Wesel mit dem Dortmund-Ems-Kanal am Wasserstraßenkreuz Datteln. Der 60 km lange[2] Kanal verläuft parallel zur Lippe auf ihrer Südseite.
geschrieben von Wikipedia - Wesel-Dattel-Kanal


Ich setze den Link zum vollständigen Artikel unten ein.

Wie die Bundesstraßen so sind also auch die Wasserstraßen entsprechend ausgewiesen. Darüber hatte ich mir bisher nie Gedanken gemacht.

So, wie Du den Anblick der Industrie in Deiner Kindheit schilderst, habe auch ich meine Kindheitserinnerungen, angefangen mit der Zeche Java in Duisburg-Neuenkamp.

Ich bin mal sehr gespannt, was noch so alles folgen wird.

LG Meli

Wikipedia - Wesel-Datteln-Kanal

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