Gruppenbeitraege "Seelische Trümmer"

Karl
Karl
Administrator

Das passt sehr gut hierher
geschrieben von Karl
liebe wölfin,


ich denke dieses wichtige Thema passt sehr gut hierhin. Danke für das Einstellen, Karl
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Woelfin
geschrieben von Ela48
Die Gruppe heißt zwar "sudetendeutsche Wurzelkinder.
Aber nachdem wir die Gruppe gegründet haben, habe ich überlegt, das es ja nicht nur die Sudetendeutschen Flüchtlinge gab.
Ich danke Dir sehr für den Beitrag, der sehr wichtig ist.
Manches in "uns", den Nachkommen, lässt eine Seite erklingen, die uns (mir wenigstens) in bestimmten Situationen aus unserer Kind/Jugendzeit hochkommt.
Nicht ausgesprochene Worte, Kommunikation die wichtig gewesen wäre um den weiteren Lebensweg besser gestalten zu können, wird stillschweigend übergangen und mit einer Pseudo-Kommunikation ersetzt.
Ich kann nur von mir reden, wie es anderen Menschen in ähnlichen Situationen ergangen ist, weiß ich nicht, aber, und ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr interessierte Menschen zu Wort melden würden.
Christine, wenn möglich, würde ich mich über eine Fortsetzung freuen.
Danke für Dein Interesse.
lg Ela

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Danke Karl und Ela
geschrieben von Drachenmutter
Gut, dann habe ich mein Thema ja richtig platziert.

Zum Thema Flucht kann ich nur vom Hörensagen beitragen. Meine Mutter flüchtete zusammen mit ihrer Familie aus Pommern, wo ihr Vater ein Gut hatte.

Mein Großvater ist während des Beginns des Treckings von polnischen, marodierenden Soldaten wegen seiner ledernen Hose, die er ihnen nicht geben wollte, erschlagen worden.

Meine Mutter und ihre Geschwister haben zeitlebens Heimweh nach Pommern gehabt und zu besonderen Festtagen, wie Weihnachten und Sylvester, war sie ein weinendes Häufchen Elend, das vor lauter Schmerz um die verlorene Heimat nicht mehr wusste, wo sie sich lassen sollte.

Wir Kinder haben das natürlich nicht verstanden, denn es wurde uns ja zunächst kein Grund genannt. So waren diese Festtage für uns, neben der Freude über die Geschenke, auch ein Gräuel wegen der Tränen unserer Mutter. Ein Wechselbad der Gefühle.

Überhaupt durfte über früher so gut wie nie gesprochen werden, denn dann kamen wieder die Tränen bei unserer Mutter.

Unser Vater hatte oft Albträume, in denen er als Soldat schlimme Dinge erlebte, oder er befand sich im Traum wieder in russischer Gefangenschaft. Nach solchen Nächten war er nicht ansprechbar und wir Kinder mussten ganz ruhig sein, um ihn nicht aufzuregen. Haben wir uns nicht daran gehalten, wurden wir mit körperlichen Strafen bedacht. Erklärungen gab es nicht.

Erklärungen gab es erst Jahre später, als meine ältere Schwester sich traute, Fragen zu stellen. Sie befand sich da schon in einem Alter, in dem es den Eltern nicht mehr möglich war, einfach zu schweigen, oder zu sagen, dass würde sie nicht verstehen.

Wir hatten keine schöne Kindheit, meine Schwester und ich, denn unsere Eltern haben ihr Trauma an uns weitergegeben und vor allen Dingen ich litt einige Jahre stark unter diesem posttraumatischen Belastungssyndrom. Mittlerweile habe ich durch Lesen vieler Bücher meine unschöne Kindheit und Jugend nahezu aufgearbeitet. Wäre es nicht so, dann könnte ich hier nicht so offen darüber berichten.

Es darf nicht weiter geschwiegen werden.

LG,

woelfin (Christiane)

Anzeige

ladybird
ladybird
Mitglied

Diese seelischen Trümmer
geschrieben von ladybird
habe ich mit Hilfe einer fast 4-jährigen Therapie soweit, wenigstens zu "Ruinen" aufbauen können. Als ich mich in diese Therapie begab wußte ich allerdings die Ursache nicht, die Panik und Phobien auslösten.
Zwar bin ich Jahrgang 1945, aber meine Mutter war mit mir schwanger während der Flucht, ihre Ängste wurden dann meine. Ich bekam nur Schlimmes von den Tschechen und Russen aus Erzählungen im Kindesalter mit, erst ein Besuch in der Heimat meiner Mutter (Riesengebirge)erfuhr ich über uns Deutsche und deren Greueltaten.
@ Woelfin, danke sehr für Deine Kommentare und Beteiligung in unserer Gruppe, Du bist eine Bereicherung, besonderen Dank für den Buchtipp, werde es mir sofort besorgen.
Übrigens waren wir vergangenes Jahr in Pommern,der Heimat Deiner Familie.Natur pur und endlose schöne Landschaften, leider durchsetzt mit Kriegsschäden.Trotzdem eine Reise wert.
Herzlichst ladybird-Renate
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Christina,
geschrieben von Ela48
auch, wenn ich fassungslos über Deinen Bericht bin, zeigt es mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, etwas für mich (und andere Menschen) zu tun.
Auch ich habe 2 Therapien hinter mir, wegen diesen Problemen:

Das Gefühl niemals anzukommen, nicht wissen, wo man hingehört
Eine sehr hohe Leistungsbereitschaft, sehr ehrgeizig, sich beweisen müssen
Minderwertigkeitsgefühle, nicht dazugehören, Außenseiter
nichts annehmen, alles selbst tun wollen, hohe Selbständigkeit
eine innere Leere und gleichzeitig eine gut funktionierende Fassade usw...(wie schon beschrieben)

Der s.g. Knoten muß gelöst werden. Wenn ich Wissen habe, kann ich sehr viel besser damit umgehen und dem Menschen (Mutter) verzeihen, der mir nie etwas erklären konnte.

Ich bin Dir in aller Freundschaft verbunden und danke Dir noch einmal auf das herzlichste.
lg Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe ladybird auch Renate genannt,
geschrieben von Ela48
Zeit ist der Schnellfaktor für Leben sage ich mir.
Alles was passiert und unangenehm ist, wird ins Unbewusste verschoben.
Du hast gelernt damit umzugehen, bist aber noch immer dabei, die Ruinen zu glätten.
Ich denke wir alle brauchen Geduld um dieses Stückchen Leben- im Vergleich zur Unendlichkeit, noch lebenswerter zu gestalten.
Ich danke Dir auch für Deine Offenheit.
Du bist großartig!
Vielleicht können wir alle durch unsere selbstkritische Offenheit auch für einige Menschen etwas bewirken.
Es lohnt sich, denke ich, auch, wenn das Thema schon fast in Vergessenheit geraten ist, durch uns ein wenig öffentlicher machen zu können.
Ich werde noch einiges Einstellen und zwar Titel zu einigen themenentsprechenden Büchern.
liebe Freundin, DANKE!
Ela



Anzeige