Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Sitten und Gebräuche entlang des Rheins und des Hinterlandes"

Gruppenbeitraege "Sitten und Gebräuche entlang des Rheins und des Hinterlandes"

luchs35
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Ein schönes Lied
geschrieben von luchs35
Da wurde ein Stück aus einer Oper fast zum Volkslied, das bei Hochzeiten gesungen wurde. Aber auch der "Freischütz" wird nur noch selten gespielt, vielleicht manchmal noch als alte Aufzeichnung im TV. Ich glaube, das war meine erste Oper als etwa 15jährige, die ich gesehen habe.
Ich bedauere auch immer wieder, dass so vieles verschwindet, was zu unserer alten Kultur gehört.

Deshalb freu ich mich auch, dass wir hier alte Bräuche ausbuddeln, selbst wenn sie nur noch selten angewendet werden.

Luchs
chris
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Mitglied

Freischütz
geschrieben von chris


Luchsi,

den Freischütz hab ich schon oft gesehen, zuletzt im Staatstheater in
Meiningen und auch im Mainfranken-Theater hier in Würzburg.

Die Volksoper hat mit den bekannten Liedern und Arien sicher dem
Volk auch auf den Mund geguckt.

Chris

Jägerchor aus dem Freischütz

05.01.2011

luchs35
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Immer noch der Jungfernkranz
geschrieben von luchs35
Darum beneide ich dich, Chris, hier wird die Volksoper nie aufgeführt.
Das Jungfernkranzlied wurde nach einem Gedicht von Johann Friedrich Kind (1768 - 1843)
von Carl Maria von Weber (1786 - 1826) für den Freischütz vertont. Und damit wurde auch ein schönes Volkslied geboren, das zum Stecken des Brautkranzes gesungen wurde.
Ob man diese Sitte heute noch irgendwo findet? Ist vermutlich total in Vergessenheit geraten - leider!

LG Luchs



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luchs35
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Kennt ihr auch diese Bräuche?
geschrieben von luchs35
Hallo ,Chris, ich habe versehentlich beim Jungfernlied nachgedoppelt , du hattest ja schon alles beschrieben. Tschulligung!

Aber wer kennt diesen "anstrengenden" Brauch, den ich hier im Schweizer Rheintal an der Hochzeit meines Sohnes erstmals gesehen und miterlebt habe: Das Baumstammsägen?
Das frisch getraute Brautpaar darf erst feiern, wenn es einen Baumstamm durchgesägt hat. Der Stamm wird auf einen Bock gelegt, und Braut und Bräutigam bekommen eine Säge in die Hand gedrückt, die sie an verschiedenen Enden anpacken und so lange hin und herziehen, bis der Stamm durchgesägt ist.
Die Bedeutung soll sein, dass sie als Eheleute alle Schwierigkeiten gemeinsam meistern wollen.
Ganz schön anstrengend und schweißtreibend sei das, habe ich mir sagen lassen...und habe es auch geglaubt!

Auch der Schabernak gehört mancherorts zur´den Hochzeitsbräuchen dazu, wenn das Brautpaar seine Hochzeitsnacht damit verbringen muss, alle Gegenstände aus dem Schlafzimmer zu entfernen, die den Weg zum Ehebett versperren.
Oder noch schlimmer: den Schlafzimmerschlüssel aus einem großen Eisblock heraustauen muss, wobei schon der Weg zum Tiefkühler mit allerlei Dingen erschwert wurde.

Der hupende Autokorso, der dem Brautpaar folgt, wird wohl überall zuhause sein. Er soll auf das neue Ehepaar aufmerksam machen.

Und aus meiner Zeit weiß ich noch, dass die jungen Mädchen Pfennige für die Brautschuhe gesammelt haben (heute wären es Euro-Cents). Das soll dem Brätigamm zeigen, dass sie sparsame Hausfrauen sein wollen.

Luchs
chris
chris
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Neujahrsbrauch hier in meinem Heimatort
geschrieben von chris


Der örtliche Posaunenchor spielt vom Kirchturm das alte Jahr hinaus und blöst
auch das Neue Jahr an.

Wir wünschen uns alle, dass dieser Brauch noch recht lange erhalten bleibt.



Luchsi, das Baumstammsängen kenne ich auch werde mal das Bild suchen, das es noch
von meiner Hochzeit gibt.


Chris

chris
chris
Mitglied

Baumstamm säger
geschrieben von chris


Ja, den Spass haben sich auch Bauleute gemacht. Wir mussten auch uns
den Weg freitrinken.


Chris







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luchs35
luchs35
Mitglied

Bräuche von Handwerkergruppen
geschrieben von luchs35
Ich könnte mir vorstellen, dass dies zu den Bräuchen von holzverarbeitenden Handwerkern gehört, wenn einer aus ihrer Mitte heiratet.

Und da gibt es sicher noch so einige Sitten, wie beispielsweise das Aufstellen des Bäumchens auf dem Rohbau, sowie der letzte Dachsparren befestigt ist.
Dann steigt ein Handwerker hoch, trinkt ein Glas Wein und zerschmettert anschließend das Glas. Das ist Usus beim Richtfest, das auch das Gleichenfest genannt wird zum Zeichen, dass der Bau überall die gleiche Höhe hat.

Das Glas muss zerspringen, denn die Scherben sollen Glück für das Haus bringen. Anschließend wird das Bauwerk dann mit allen am Bau beteiligten Handwerkern, dem Architekten und natürlich den Besitzern tüchtig "begossen". Dazu gibt es natürlich ein ordentliches Vesper.

Bestimmt gibt es noch andere Handwerker-oder Berufsbräuche.

Luchs
luchs35
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Handwerker auf der Walz
geschrieben von luchs35
Vermutlich ist der bekannteste Brauch der Handwerker die Zeit der Wanderschaft, auch Tippelei, Walz oder Gesellenwanderung genannt. Dieser Brauch geht bis aufs Spätmittelalter zurück. Nach der abgeschlossenen Lehrzeit sollten sich die frischgebackenen Gesellen auf den Weg machen, um neue Arbeitspraktiken in vielen Regionen und Ländern kennenzulernen und so Erfahrungen sammeln, die dann zur Meisterprüfung führen können.


Foto:Wikipedia)

Dabei tragen sie eine besondere Kluft, an der man sie als Gesellen auf der Walz erkennt, und einen Ohrring , ähnlich wie ihn auch Seeleute tragen und der den Sinn hatte, eventuelle finanzielle Engpässe durch Verkauf der Ringe zu überbrücken. Irrtümlicherweise schreibt man diesen Kleiderbrauch vor allem Zimmerleuten zu, die an ihrer schwarzen Tracht mit dem breiten schwarzen Hut erkennbar sind, aber tatsächlich handelt es sich dabei um alle Handwerkerberufe wie z.Bsp. Maurer, Dachdecker, Betonbauer, Bootsbauer, Töpfer, Schmiede, Spengler, Steinmetze, Holzbildhauer, Buchbinder, Schneider, Goldschmiede, Instrumentenbauer, Kirchenmaler etc.



Mitgeführt werden muss auch das sogenannte Wanderbuch, in dem u.a. auch amtliche Stempel von besuchten Orten eingetragen sind. Es wurde aber auch eingetragen, wenn sich der Geselle nicht ordnungsgemäß verhalten hatte, galt also fast wie ein polizeiliches Führungszeugnis.
Derzeit sollen weltweit rund 10 000 Gesellen auf der Walz sein, davon etwa 480 aus Deutschland -natürlich unsere Rheingegend mit eingeschlossen .

Luchs
luchs35
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Gautschen
geschrieben von luchs35
(wikipedia)

Ein besonderes lustiger Brauch wird bis zum heutigen Tag durchgeführt, wenn Lehrlinge im Druckergewerbe (Buchdrucker, Schriftsetzer) ihre Gesellenprüfung bestanden haben.

Ich habe das mal hier im Rheintal in unserer Zeitungssetzerei miterlebt.

Als ein Schriftsetzerlehrling Geselle wurde, wusste er zwar ,was ihn erwartet und versuchte alles, um dem zu entkommen. Aber so sehr er auf der Hut war und sich immer wieder versteckte, schnappten ihn sich die anderen Gesellen in einem plötzlichen Überraschungsangriff, lasen ihm alle seine Fehler , die er in der Lehrzeit gemacht hatte, vor und warfen ihn dann in einen Brunnen, um alle Fehler abzuwaschen.
Der große Spass war dann vollkommen, wenn es dem frischgebackenen Gesellen gelang, sich so anzuklammern, dass er möglichst viele der anderen Gesellen mit ins Wasser zog.

Danach wurde natürlich auch kräftig von "innen" begossen. Anschliessend wurde der "Gegautschte" mit einem Sechsspänner nach Hause gefahren.

Dass die sogenannte "Gautschete" natürlich erst bei Schichtwechsel durchgeführt wurde, versteht sich von selbst, denn die Zeitung sollte am nächsten Tag ja keine "Spuren" aufweisen.

Luchs



luchs35
luchs35
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Brauch der Rheinholzer
geschrieben von luchs35
(Bild:yahoo)
Rheinholzer warten auf Beute

Von einem ganz besonderen ,sehr alten Brauchtum habe ich schon einmal ausführlich hier in einem separaten Thread berichtet: von der Rheinholzern im Schweizer Rheintal.

Wenn der Rhein durch Dauerregen in großen Mengen oder durch die Schneeschmelze im Frühjahr rapide ansteigt, bringt er aus dem Graubündnerland eine Menge Holz mit. Das ist die Zeit der sogenannten Rheinholzer, die mit Haken, Äxten und Seilen auf der Lauer liegen, um dieses Schwemmholz herauszufischen. Nicht gerade ungefährlich, denn in früheren Zeit hat es dabei auch Tote gegeben, wenn ein Holzstück sich als zu hartnäckig erwiesen hat und den Holzfischer in den reißenden Strom gerissen hat. Je mehr der Fluss anschwillt, um so größer ist die Ausbeute.

Dieser Brauch ist seit dem 19.Jh. nachgewiesen, vermutlich ist er jedoch noch älter.
Er wurde von der damals blutarmen, ländlichen Schweizer Bevölkerung ausgeübt, die nicht nur das Holz zum Anfeuern benötigten, sondern auch ein kleine Verdienstmöglichkeit hatte.

Heute benützt man es für den Luxus eines Kamins, der in sehr vielen Haushalten vorhanden ist. Auch mit "Rheinholz" den Sommergrill anzuheizen gehört zum Stolz erfolgreicher Rheinholzer.
Sein Leben wird aber keiner mehr riskieren, obwohl auch hier der Ehrgeiz zur guten Ausbeute gehört.

Interessant ist auch, dass es an Nachwuchs nicht fehlt. Die jungen Leute wollen diesen alten Brauch unbedingt weiterführen.

Luchs


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