Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Typische Merkmale der Nachkommen..."

Gruppenbeitraege "Typische Merkmale der Nachkommen..."

tilli
tilli
Mitglied

Liebe Ela
geschrieben von tilli
Du hast es aufgeschrieben, du hast wieder in mir dieses Gefühl erweckt.
Immer wieder denke ich an die Worte die mir mein Sohn vor 25 Jahren mit großer Trauer und Wut gefragt hat :

"Mama sage mir wer bin ich ? Ich weiß nicht mehr wer ich bin. "Ich konnte vor Wehmut nicht antworten. Er fühlte sich so verloren. Es hat sehr lange gedauert bis er selbst sich
die Antwort geben konnte. Heute ist er stark, aber immer wieder muss er beweisen, das er besser ist. Ist strebsam
seinen schlesischen Akzent hat er nicht ganz verloren, aber er lässt sich schon nicht mehr unterkriegen.
Erst meine Enkelkinder sind selbsbewusst, sie gehen ihren Weg und so langsam glaube ich, das sie keine Angst vor so einer Frage haben werden, wie mein Sohn vor so vielen Jahren.
Danke Ela für diesen Blog
Grüße Tilli
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe tilli,
geschrieben von Ela48
du sagst es!
War der Schmerz zu groß dass meine Mutter nie darüber reden konnte?
Im Augenblick lese sich einige Bücher über dieses Thema.
Als Kind wunderte man sich, dass ich keinen Dialekt sprach, aber sehr gut Gedichte in der Schule vortragen konnte.
Ich rollte das "r", was man bewunderte. Ich sagte, dass habe ich von meiner Mutter, ohne erklären zu müssen, woher sie kam.
Irgendwie eigenartig...
Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar.
Ich werde noch mehr, für mich interessante Details aus den Büchern einstellen.
Es sind die s.g. "Aha-Erlebnisse", die mir gut tun.
Ich würde mich freuen, wenn Du weiterhin "uns" hier im Blog besuchen würdest.
Gruß, Ela
Pan
Pan
Mitglied

So ist es
geschrieben von Pan
Ela, Du hast das richtig auf einen Punkt gebracht!
Ganz genau so war -ist- es bei mir.
Damals gingen die Wurzeln verloren, ganz gleich, welch ein Boden später dafür vorbereitet wurde, es wollte nichts gedeihen. Das bedeutete dann aber im Umkehrschluss: Weiterziehen, neuer Versuch, scheitern und der Kreislauf beginnt von vorn.
Erst jetzt im Alter wird es langsam ruhiger---und dennoch, im Blut rumort es ständig, das "Unterwegs-sein" bleibt erhalten.
Ich habe diese Tatsache schon von unendlich vielen Leidensgenossen bestätigt bekommen.
Gut, dass meine Kinder dieses Erbe nicht angenommen haben...
Liebe Grüße, Pan~

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Ela48
Ela48
Mitglied

Lieber Pan
geschrieben von Ela48
Dein Name ist wunderbar, paßt zu diesem Thema..
Ich bin Dir sehr dankbar, das Du Dich zu uns gesellt hast und ein wenig berichtest.
Darf ich fragen woher Du oder Deine Eltern kommen?

Ruhelos bin ich noch immer!

Ich möchte dringend darum bitten mir zu glauben, dass ich meine Mutter nicht verurteile!
In ihrer Unwissenheit hat sie mich das gelehrt, was ihr wichtig war, mir aber geschadet hat.
Es liegt nun an mir, aufzuarbeiten und meine Ruhelosigkeit einen Dämpfer aufzusetzen.
Leider habe ich es unserer Tochter und Sohn weitergegeben.
Vor ein paar Tagen hat sich sich u.a. geäußert: Ich möchte nie zum Stillstand kommen.
Sie ist nie mit dem zufrieden, was sie bis jetzt in ihrem Leben geleistet hat.
Es gibt noch viel zu berichten.
Was habe ich vorhin geschrieben: Mein Herzkino ist voller Buchstaben, alles muß sinnvoll geordnet werden.
Danke Dir für Dein Vertrauen.

Übrigens: Deine Geschichten sind wunderbar!

liebe Grüße, Ela

Pan
Pan
Mitglied

HI Ela
geschrieben von Pan
Naja, das mit der Ruhelosigkeit wird sich bei mir wohl erst legen, wenn ich von Buschwindröschen bedeckt, dem Rauschen des Windes lausche. (oder auch nicht, vielleicht wandere ich dann auch noch umher?)
Ich komme aus Ostpommern, dort wo heute fremde Menschen leben, die ebenfalls aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Manchmal finde ich es schade, dass meine Erinnerungen so weit zurückreichen, etwa bis zum 4.Lebensjahr, es kann auch eine Gnade sein, über all das nichts direkt zu wissen, glaube ich.
Ich jedenfalls finde Menschen besonders interessant, die eben nicht zur Ruhe kommen, die immer noch weiter fragen oder auch berichten, die auf Antworten hoffen -wenn meist auch vergebens- und auch selber Antworten geben!
Ist Ruhelosigkeit eine negative Angelegenheit? Ich fínde: NEIN.
Wir sind noch offen für alles, ich denke, wir leiden viel mehr mit anderen Menschen mit, weil wir mehr sehen, kennen, erleben!
Weisst Du, Ela, wir sollten diese (ungewollte) Gabe nicht als »negative Belastung« ansehen, sonder uns freuen, dass wir so viel erlebt haben- eben durch unsere Unruhe!
Bei mir ist es so, dass ich dadurch so viel zu erzählen habe, das (wie Du auch sagst) alles geordnet werden muss.
Und ich versuche, dies zu tun. Ob es gelingt, nun, das wird die Zeit zeigen.
Liebe Grüße für heute,
Horst
Ela48
Ela48
Mitglied

Lieber Pan,
geschrieben von Ela48
danke für Deine Worte!

Ich freue mich wieder über Deine Antwort und Deine persönliche Äußerung über Flucht, Vertreibung, Erinnerungen.

Übrigens: Ich mag auch Buschwindröschen, obwohl ich noch keine Lust habe, diesen Weg zu gehen, Du sicherlich auch nicht *zwinker.

Auch ich habe einiges schaffen können, wenn es um meine innere und äußere Ruhelosigkeit geht. Statt diesem Verzetteln in Themen habe ich mir Prioritäten zu setzen in Angriff genommen und gemerkt, was für ein emotional großer Aufwand es ist, sich wichtige Ziele auszusuchen, dann zu setzen und auch dabei zu bleiben.

Alles ist interessant, wichtig, sogar überaus wichtig. Alter schützt vor kindlichen Anwandlungen nicht: Ich könnte ja was verpassen …

Jeden Tag würze ich mit Bedacht die Tagessupe neu, um mich daran zu erinnern, dass Zeit überaus kostbar ist.

- Was zählt, ist der Mensch,

- was zählt, ist die Hoffnung,

- was zählt, ist die Freude,

- was zählt, ist die Erinnerung daran, ob es gute und schlechte sind,

- was zählt, sind die wirklichen Freunde (die meine Mutter nie hatte …)

liebe Grüße,


Ela

Übrigens: Diese Formulierung von Dir gefällt mir sehr gut: "Weisst Du, Ela, wir sollten diese (ungewollte) Gabe nicht als »negative Belastung« ansehen, sonder uns freuen, dass wir so viel erlebt haben- eben durch unsere Unruhe! "
Danke dafür.

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