Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Wir waren auch in der DDR glücklich"

Gruppenbeitraege "Wir waren auch in der DDR glücklich"

Gillian
Gillian
Mitglied

Wir sind so ungefähr "ein Kaliber", liebe Helga.
geschrieben von Gillian
Im Alter und in der Meinung, meine ich. Ich habe deinen Artikel schon vor 14 Tagen gelesen, wollte mich aber nicht mehr hier äußern (bin aus der Gruppe ausgetreten, trotz Karls dankenswertem Bemühen, hier Leben reinzubringen).
Es wird uns Alt-Ossis immer wieder eingeredet, dass unser DDR-Leben todunglücklich gewesen sein muss. Umso mehr musste ich über deine Überschrift schmunzeln, liebe Helga.
Ebenfalls schmunzeln muss ich immer darüber, dass hier jeder Ostdeutsche sich bemüßigt fühlt zu betonen, er wäre kein SED-Genosse gewesen. Man kann nur staunen, wo die zwei Millionen alle hin sind . Dass ich auch nicht in der SED war hatte einen Grund: Man hätte mich zu allem Möglichen "per Parteiauftrag" zwingen können. Ein Genosse konnte nicht so einfach einen Kursus oder ähnliches ablehnen, gleich hieß es: Es ist ein Parteiauftrag! - und man musste spuren. So leicht hatten es die Genossen nicht, und durchaus nicht nur Vorteile. Ich hatte in meinem Kollegen-, Bekannten- und Verwandtenkreis viele SED-Genossen, und es war kein einziger darunter, der mir unsympathisch gewesen wäre.
Der Grund, dass ich mich heute doch noch mal in dieser Gruppe melde, ist ein kurzer Artikel in unserer Tageszeitung: Der Herr Bundespräsident hat sich darüber gewundert, dass die Ostdeutschen noch immer die DDR verklären würden, obwohl sie so ein menschenverachtender Staat gewesen sei.
Da fiel mir dein Artikel ein, liebe Helga. Du und ich, wir sind sozusagen die normalsten Menschen die es in der DDR gegeben hat: Berufstätige Familienmütter. Und wie kommt es, dass wir uns glücklich gefühlt haben?
Weil arbeitende Menschen in der DDR immer hochgeachtet waren. Ich hab im Krankenhaus gearbeitet, und die Reinigungskraft oder die Küchenhilfe wurde nicht weniger geschätzt als die Krankenschwester oder Sekretärin. Und die Ärzte schätzten das "weniger qualifizierte" Personal auch, denn wenn es fehlte, hatten sie es auch nicht leicht.
Ich weiß nicht, was der BP mit "menschenverachtend" meint.
Im heutigen Deutschland werden m.A.n. mehr Menschen verachtet (man braucht nur hier ins Forum zu schauen - viele Threads strotzen nur so vor Menschenverachtung).
Ans heutige Bildungswesen darf ich gar nicht denken. Es wird nur der Lehrplan vermittelt, aber nicht "erzogen". Meine Kinder wurden "kollektiv" erzogen, auf Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit untereinander wurde immer geachtet. Das merkt man ihnen bis heute an.
Aber in der Schule meiner Enkel herrscht Mobbing, Gewalt, Demütigung, Ausgrenzung.
Wenn es gar zu schlimm ist, wird das Jugendamt eingeschaltet (teuer und wenig effektiv). Das hatte man in der DDR durch die Erziehung zum Kollektiv gar nicht nötig.
Was war daran falsch? Es schränkte wohl die "Freiheit der Stärkeren" ein?
Na ja, das sind die Gedanken einer alten Frau, die sowieso nichts mehr ändern kann, und der eigentlich alles egal sein könnte, - die sich aber ärgert, wenn ihr Leben bis vor 20 Jahren "menschenverachtend" gewesen sein soll .
G.
Gillian
Gillian
Mitglied

Bitte um Entschuldigung, Karl
geschrieben von Gillian
Ich hätte (wenn ich es könnte) den Editor benutzen sollen, lieber Karl.
Meine Passage über das Forum war unüberlegt - du achtest sehr darauf, dass so etwas nicht geduldet wird.
Als Beispiel meinte ich die Unterbezahlung, Erzwingung von Zeitarbeit, Generation Praktikum, den Begriff Unterschicht, Verachtung von Sozialhilfe-Empf., Ausgrenzung usw.
Der Mensch steht in Deutschland keineswegs im Mittelpunkt der Staatsinteressen, nach meinem Empfinden.
In der Hoffnung auf Verständnis -
G.
Gillian
Gillian
Mitglied

Antwort an die netten PN-Schreiber
geschrieben von Gillian
...die mir erklären wollten, wie der BP es gemeint hat.
Ich fand heute in der Märkischen Oderzeitung einen Leserbrief auf besagten Artikel vor 10 Tagen.
Darin wurde zitiert, dass BP Köhler (und ich setze dazu: auch Weizsäcker und Herzog) mehr auf die Befindlichkeit der Ostbürger eingegangen ist. Die Aussage des Lesers deckt sich mit meiner:
Nicht die Verklärung, Beschönigung oder Verharmlosung der DDR bewegt heute die Mehrheit ihrer früheren Bürger, sondern vielmehr die fehlende Sachlichkeit in der Darstellung ihrer Geschichte und die menschenverachtende Verteufelung ihrer Lebensleistungen.
So gut konnte ich es nicht ausdrücken.
Hoffentlich wird meine Meinung nun hier besser verstanden.
Liebe Grüße an alle netten PN-Schreiber!
G.
Superoma
Superoma
Mitglied

Unser Leben im Osten
geschrieben von Superoma
Liebe Helga, liebe Gisela, ihr sprecht mir aus dem Herzen, ich hätte es nicht besser ausdrücken können.
Ich hatte ( und habe immer noch ) 3 Kinder, wir hatten eine 4-Zimmer-Wohnung und haben dafür 80,00 Ostmark bezahlt. ( ich habe 800,00 Ostmark verdient ) Also so in etwa
10 %, jetzt bezahlt man so um die 50 %.
Da ich mit 3 Kindern " kinderreich " war, haben die Kinder in der Schule das Schulessen- und die Milch kostenlos bekommen. Auch die Schulbücher konnten wir kostenlos ausleihen und es mußten nicht erst Anträge geschrieben werden.
Auch sind wir jedes Jahr in den ( bezahlbaren ) Urlaub gefahren. usw.usw.
Das sollte nur ein kleiner Beitrag werden.

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