Gruppenbeitraege "Zum 50. Todestag : Hermann Hesses Jahre in Gaienhofen"

Berühmte Dichter und Maler wurden von der Halbinsel Höri inspiriert und haben ihr den Beinamen "Künstlerlandschaft" verliehen.

Die Bodenseehalbinsel Höri liegt zwischen den Städten Radolfzell und Stein am Rhein (CH) im Untersee und zeigt mit ihrer Spitze bei Horn zur Insel Reichenau und auf die Bodenseemetropole Konstanz. Ca. 10.000 Einwohner leben auf 63 qkm in den Gemeinden Moos, Gaienhofen und Öhningen. Die Höri mit dem bis auf 708 m ü.M. ansteigenden waldreichen Schienerberg steht zu einem großen Teil unter Natur- oder Landschaftsschutz. Diese faszinierend vielseitige Landschaft hat sich abseits vom Massentourismus ihre Ursprünglichkeit bewahrt und eignet sich daher ideal für zum Radfahren, Wandern, Flanieren, zu Wassersport jeglicher Art oder einfach nur zum Ausruhen und Energie tanken. Neben der Natur wird auch die Kultur auf der Höri geschätzt und gefördert, denn weltbekannte Dichter und Maler haben seit jeher diese Region zu Ihrem Lebensmittelpunkt gemacht, wie Hermann Hesse, Otto Dix, Erich Heckel, Ludwig Finckh, Helmuth Macke und viele andere.
Das Hermann-Hesse-Höri-Museum und das Otto-Dix-Haus würdigen heute die einst berühmten Einwohner mit wertvollen Sonderausstellungen.

Hermann Hesses ehemaliges Wohnhaus ist heute als Museum zugänglich: das Hermann-Hesse-Höri-Museum neben der kleinen Mauritiuskapelle im alten Ortskern nahe des Rathauses, Hesses 2. Wohnhaus (1907-1912) ist heute ebenfalls öffentlich zugänglich. Eine weitere Sehenswürdigkeit in Gaienhofen ist die sogenannte "Dix-Kurve", ein Kunstwerk des Bildhauers Peter Lenk, welches Figuren aus dem "Großstadttryptichon" von Otto Dix darstellt und als Hinweis in Richtung Otto-Dix-Haus dienen soll. Das Werk befindet sich an der Hauptstraße vor der Apotheke.

In Gaienhofen verbinden sich Geschichte und Gegenwart aufs glücklichste: 1295 wurde Gaienhofen und sein Schloß erstmals erwähnt. Das ehemalige Schloß der Bischöfe von Konstanz beherbergt heute die Ev. Internatsschule, das Ambrosius-Blarer-Gymnasium direkt neben der Melanchthonkirche. Die Schule befindet sich direkt am Seeufer, nahe der Anlegestelle für die Kursschifffahrt. Dort legt auch die allseits beliebte "Höri-Fähre" nach Steckborn an.


(Quelle :Stadtinformatin :Meine Stadt.de)

Luchs

Luchs, das Du an Herrmann Hesse zum 50. Todestag über ihn schreibst freut mich. Ich habe fast alles gelesen, was er geschrieben hat. Das Gedicht, "Welkes Blatt" gehört zu meinen liebsten Zeilen.

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden.
...

[Gedicht wegen Copyright entfernt, stattdessen verlinkt. Webmaster Margit]

Das Gedicht ist auch unter dem Titel
"Die Wandlung" bekannt.
LG advise

Sie liegt im Nordschwarzwald im schönen Nagoldtal.

Hermann Hesse hat seiner Heimatstadt mit diesen Zeilen ein Denkmal gesetzt.Zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapore habe ich manche hübsche Stadt gesehen, Städte am Meer und Städte hoch auf Bergen, und aus manchem Brunnen habe ich als Pilger einen Trunk getan, aus dem mir später das süße Gift des Heimwehs wurde. Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen.“


Calw ist auch mit seinem kleinen historischen Altstadtkern
sehr sehenswert und viele Touristen besuchen das Geburtshaus und auch das Hermann-Hesse-Museum.


Foto von Ansgar Walk at de. Wikipedia

Das Heimatmuseum hat schon jetzt im August die jährliche Besucherzahl erreicht durch den 50. Todestag. Schon zwei Monate vor diesem Tag haben sich die Besucherzahlen vervierfacht.
Das Geburtshaus wurde 1692 gebaut und war immer ein Handelshaus.

Wer noch weiter auf den Spuren von Hermann Hesse wandeln möchte, der gehe über die Nikolausbrücke, die über die Nagold führt.


Foto von Softeis Wikipedia

Auf der Brücke sehen wir dann die Nikolauskapelle und wir begegnen einer Bronzeskulptur in Gestalt von Hermann Hesse.


Foto von Softeis/Wikipedia




Die Nikolausbrücke wird oft in Werken von H. Hesse erwähnt.
Sie war in seiner Kinheit sein Lieblingsort und er stand oft auf der Brücke, um zu angeln.

Die Brücke wurde 1400 gebaut, 1926 renoviert und mit zwei
typischen Figuren (Tuchhändler und Flößer) versehen.
Diese Figuren stehen für den Tuchhandel und den Holzhandel, der den einstigen Wirtschaftsfaktor darstellen soll.

Wann reisen wir nach Calw, der ach so schöne Heimatstadt von Hermann Hesse?

Calw

Kein Wunder, dass Hermann Hesse im Alter diese Zeilen der Nachwelt hinterließ:

Mir ist Calw in Gedanken immer Heimat geblieben

anjeli

Calw und das Tal der Nagold ist ein Teil meiner nahen Heimat, meiner Geburtsstadt Pforzheim. Damals kannte ich fast jeden Winkel in den reizvollen Städtchen, heute weiß ich nur, wenn ich Calw erreicht habe, bin ich bald zuhause.

Ich verstehe Hesses Verbundenheit mit dieses wunderschönen Fleckchen im Norden des Schwarzwaldes. Und natürlich sind wir in der Schule buchstäblich mit den Werken von Hesse aufgewachsen- er war unser "Muss"!

Deshalb, liebe advise, konnte ich den 50. Todestag nicht übersehen ,und ich hatte Freude daran, mich wieder einmal intensiv mit Hermann Hesse und seinen Werken zu befassen.

Da aber auch Anjeli den Weg Hesses verfolgt, gibt es also bestimmt noch lesenswerten "Nachschlag".

Luchs

nach Montagnola bei Lugano.
Er war 42 Jahre alt, verzweifelt und wollte ein neues Leben beginnen.
Seine Frau Mia war gemütskrank und in der Klinik und die drei Söhne bei Freunden in guter Obhut.



1919, mit einem Koffer und einem Regenschirm in der Hand betritt er den Innenhof der Villa Camuzzi.
Eine alte Frau sitzt am Fenster und Hermann Hesse fragt sie nach einer preiswerten Bleibe, da er ein armer Literat sei.
Die Frau betrachtet den Mann mit der markanten runden Brille, scheint gar nicht verwundert zu sein. Sie bietet ihm eine Wohnung an, wenn er ihren Töchtern die deutsche Sprache lehren würde.
Diese Geschichte ist 93 Jahre alt und wird immer noch gerne
in Montagnola erzählt.



Hier, in der Villa Camuzzi entstand mit den Werken "Siddhartha", "Der Steppenwolf" und " Narziss und Goldmund" Weltliteratur.

Hermann Hesse, der verzweifelt war und ein neues Leben beginnen wollte, er blühte tatsächlich auf.
Zitat von Hermann Hesse aus dem Glasperlenspiel
Die Verzweilung schickt uns Gott nicht, um uns zu töten.
Er schickt sie uns, um neues Leben in uns zu erwecken.

Hermann Hesse liebte das milde Klima,den Duft von Zypressen
und den mediterranen Charme dieser wunderschönen Region.

Sein Leben hat Spuren hinterlassen, vor allem in Montagnola.
Wer auf diesen Spuren wandeln möchte, der wird im Museo Hermann Hesse fündig. 15000 Menschen besuchen das Museo jedes Jahr.
In der alten Schreibmaschine ist noch ein Blatt Papier eingespannt, Bücher, Notizen und Briefe liegen daneben auf dem alten massiven Eichenschreibtisch.



Schirm und Tasche, die runde Brille und die Original-Malfarben sind in der Vitrine ausgestellt. An der Wand hängen die Gemälde, die er gemalt hat.
Er wanderte gern und hielt die malerische Landschaft in seinen Bilder fest und ließ seine Romane zwischen Zypressen und Magnolien spielen.

Sein Grab ist schlicht, so wie er es gewünscht hat. Genauso hat er auch gelebt. Auch auf dem Friedhof braucht er keinen
Protz mit Mamor, wie die anderen Gräber es sind.

Zitat von Herman Hesse aus dem Glasperlenspiel
Ich weiß nicht, ob mein Leben nutzlos
und bloß ein Missveständnis war
oder ob es einen Sinn hat.

Er ist der meistgelesene deutsch/schweizerische Schriftsteller in der Welt.
Seine Bücher sind zeitlos und werden von vielen jungen Menschen gelesen, die auf der Suche nach Selbstfindung sind.

Ein reiches sinnvolles Leben, welches Hermann Hesse geschenkt wurde.

anjeli

Hermann Hesse verbrachte über zehn Jahre in Basel. Als Kind, als 22jähriger junger Mann und schliesslich auch durch seine beiden ersten Frauen waren die Beziehungen zu Basel sehr eng. In seinen Romanen «Hermann Lauscher», «Peter Camenzind» und dem berühmten «Steppenwolf» finden sich ebenfalls zahlreiche Begebenheiten, welche in Basel spielen.

Hesse bezeichnete Basel einmal als seine Lieblingsstadt. Hier verbrachet er gerne seine Abende im Gasthaus "Helm" , was er dann später in seinem "Steppenwolf" als "Stahlhelm" seine Ehrung fand.

Auch seine erste Frau Maria (Bernoulli) lernte er als 26jähriger dort kennen . Sie war neun Jahre älter als er und eine begabte Musikerin. Mit ihr zog er später nach Gaienhofen, wo auch die drei Söhne geboren wurden.

Leicht hatte sie es nicht mit ihm, denn sie litt vermehrt unter Depressionen, aber sie ermöglichte ihrem Mann, als freier Schriftsteller zu leben

Die Ehe zerbrach, und Hesse verarbeitete dieses Scheitern in seinem Buch "Rosshalde", als er die Schuld an diesem Zerbrechen dem Problem einer Künstlerehe zuschrieb und nicht einer falschen Partnerwahl.

1924 heirate Hermann Hesse erneut in Basel , diesmal die 20jährige Sängerin Ruth Wenger. Über diesen Ehealltag äußerte er sich einmal so:" Ich gehe am Abend zu Frau Hesse, esse hier, dann verbringen wir den Abend mit Katze,, Hund und Papagei Koko, meinen Freund, der mich ans Haus fesselt!"

1927 wurde auch diese Ehe geschieden.

Später folgte Hesse Ehefrau Nr.3, Ninon Ausländer,die er im Tessin kennengernt hatte, nach Montagnola nahe Locarno, wo er sich mehr denn je in die Arbeit stürzte.

Aber immer wieder zog es ihn nach Basel. Er wanderte den Rhein entlang, hielt Vorträge und besuchte die Stätten, an die er sich gerne erinnerte.

Luchs

So, Anjeli, nun haben wir den Hesse "fertiggemacht", zumindest was seine jeweiligen wichtigen Wohnorte betrifft.

Vielleicht gibt es noch einige Kiesel nebenbei.Gerne wäre ich noch auf die rund 3000 Aquarelle eingegangen, die Hermann Hesse mehr oder weniger künstlerisch beeindruckend gemalt hat, aber zeigen könnte ich keines ohne Copyrightverletzung. Silver Hesse, der Enkel und gestrenge Nachlassverwalter würde womöglich eine Abmahnung schicken, denn ich denke, im Hessejahr ist er doppelt aufmerksam

Luchs

Außerdem bekomme ich jetzt den Eindruck, dass er die jeweilige Stadt in der er jeweils lebte, auch liebte.
Miriam hat im Forum geschrieben, dass er auch Frankreich liebte.
In Italien war er ja auch oft.

Komisches Verhältnis zu seiner zweiten Frau. Sie haben ja nie eine gemeinsame Wohnung gehabt. Sie war stark an das Elternhaus gebunden und liebte Gesellschaften und ihre Musik oder war es die Schauspielerei. (Ich komme schon ganz durcheinander mit den Frauen)
Jedenfalls wußten sie oder sie spürten es, dass die Ehe keine gute Basis hatte. Sie haben aber vor lauter Liebe den Sprung in die Ehe doch gewagt.
Die Eltern von ihr, reiche Industrielle haben da ein bisschen nachgeholfen. Hermann Hesse wollte ursprünglich nicht heiraten.
Den Ausspruch bezüglich des Kaffeetrinkens bei seiner Frau
ist für diese Beziehung typisch.

Auf jeden Fall haben wir noch einiges zu schreiben.
Schade, Luchsi mit den Bildern von Hesse. Auch, wenn du die Ausstellung besuchen solltest, dann darfst du ja nicht fotografieren.
Ich hatte auch nicht daran gedacht und habe gestern ein Gedicht eingestellt.
Zitate sind ja erlaubt, denn sie haben ja meistens nur zwei Zeilen.

anjeli

.... da wird sicher noch einiges für unsere Seite abfallen, behalten wir einfach mal die "Augen auf"

Seine 2. Frau war für ihn vermutlich noch zu jung mit ihren 20 Jahren und er ging ja schon auf ein gewisses Alter zu, als er sie kennenlernte. Sie war Sängerin ud anscheinend karriereorientiert, er wiederum sehr auf sich selbst fixiert. Das konnte nicht gutgehen. Kein Wunder zögerte er erst mit der Heirat.

Ich glaube auch, dass er überall, wo er war, immer das Schöne gesehen hat - deshalb auch die Aquarellmalerei, in der er zwar nicht die "Hohe Kunst" erreichte, aber sie drückt doch auch Sensibiltät für seine jeweilige Umgebung aus.

Luchs

Von Ursula und Volker Michels, erschienen im Suhrkamp-Verlag.

Die Hintergründe

Eine große Liebe, die an den Lebensumständen scheiterte und nicht in den "normalen" Alltag transportiert werden konnte.
Eine Liebe, die nicht alltagstauglich war und von beiden wegen unterschiedlicher Interessen und Vorstellungen nicht gelebt werden konnte.

Eine räumliche Trennung war immer vorhanden. Ihre Eltern drängten auf Heirat. Nach nur drei Jahren verlangt Ruth die Scheidung.
Ruth fand es als Gnade, dass sie damals H. Hesse verlassen hatte und damit auch auf den Ruhm und die Ehre verzichtete.
Das teilte sie in einem Briefwechsel den Autoren des Buches mit.

Schon 1927 beschwerte sie sich als die erste Biografie von Hesse erschien.
Sie wurde nicht genannt, regelrecht totgeschwiegen.
Wollte sie doch an seinem Ruhm teilhaben?
War das einer der Gründe ihn zu heiraten?
Ihre Tochter Lisa ermahnte sie zu Objektivität und bezieht damit klare Position für Hesse und Biograf Ball.

Ruth schreibt ihre Erinnerungen 1975 auf. Sie sind mit großer Distanz zu betrachten, denn sie lassen Hesse in keinem guten Licht erscheinen.
Vielleicht waren nach 50 Jahren auch noch viele Erinnerungslücken. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass sie nicht objektiv war und auch nicht vergeben konnte.
Hermann Hesse hat bis zu seinem Tod immer freundschaftlich mit ihr verkehrt.

Der Leser dieses Buches kann sich einen objektiven Eindruck
verschaffen, durch zahlreiche andere Dokumente von anderen Personen.
Ruth hat auch einiges an Briefen von H. Hesse vernichtet, weil sie dabei ihrerseits nicht gut dargestellt war.

Das hat sie sich bestimmt nicht so vorgestellt, dass doch alles ans Licht kam, aber nicht in ihrem Sinne.
Posthum ist aber ihr größter Wunsch erfüllt worden. Ihre Beziehung ist jetzt endlich dokumentiert worden.

Liebes Herz! Eine Rezension

Luchs, sie war wirklich zu jung für ihn und konnte ihm nicht das geben was er suchte.
Seine dritte Frau Ninon war 20 Jahre jünger und da hat es offensichtlich besser funktioniert.

anjeli