Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Zwei deutsche Staaten – wird es jemals eine so genannte Aufarbeitung dieses Kapitels der deutschen...

Gruppenbeitraege "Zwei deutsche Staaten – wird es jemals eine so genannte Aufarbeitung dieses Kapitels der deutschen...

hugo
hugo
Mitglied

wenn Lügen belohnt wird
geschrieben von hugo
Hinter diesen Zahlen verbergen sich viele menschliche Schicksale – und da in unserer Gesellschaft die Wertschätzung eines Menschen und seiner Lebensgeschichte sich oft in Zahlen ausdrückt, sind diese Fakten mehr als nur beschämend. (miriam)

ja, und weil das so ist,,,das materielle Werte nicht nur über Gebühr gefragt, sondern auch lebensnotwendig sind,,werden wir oft vergeblich die ganze Wahrheit erfahren, wenn mal hier oder da eine Biographie angeboten wird.


So gibt heute kaum ein Ex-DDR-Bürger zu, welch erbärmliche Mitläuferanteile seine Biografie hat(Christian Führer) -viele wollen eben lieber Held/Opfer gewesen sein, weil sie sich etwas davon versprechen-
wir müssen wohl deren Lügen genau so weiter ertragen wie deren Lügen, die über Gebühr das Leben in der DDR schwarz malen und auch deren Lügen, die ihr jetziges Leben in Freiheit unangemessen runterjammern.

hugo
luchs35
luchs35
Mitglied

Noch eine langer Weg
geschrieben von luchs35
Es wird noch ein langer Weg werden, bis alles aufgearbeitet ist. Ohne einen Vergleich zwischen der unseligen Nazizeit und der Zeit der DDR ziehen zu wollen, dass es zur Aufarbeitung genauso lange brauchen wird, dem Leben in der ehemaligen "Ostzone" gerecht zu werden. Fast eine Generation wurde benötigt, um mit dem Dritten Reich und seinen Auswüchsen halbwegs ins Klare zu kommen, Mitläufer und Täter zu unterscheiden, das Leben der Menschen zu beleuchten und gerecht zu beurteilen, was allerdings bis heute nicht wirklich gelungen ist.

Im Westen weiss man zu wenig über die Wirklichkeit im Leben der Ex-DDR-Bürger, und die meisten wollen es auch gar nicht wissen, sondern nähren ihre Vorurteile und schaffen erst die Gräben.

Unmittelbar nach dem Fall der Mauer war ich berufsbedingt wochen-und monatelang in den neuen Ländern, habe die Aengste und Hoffnungen der Menschen hautnah kennengelernt, vor allem auch die Bedenken von Schülern, die mit teilweise grosser Angst auf all das Schreckliche warteten, das ihnen nun vom "Klassenfeind" zustossen würde, denn das wurde ihnen so beigebracht. Auch eine Art Kindesmissbrauch, wenn man so will.

Ich habe das Misstrauen vieler Menschen gespürt, ob alles seine Richtigkeit hat, ob ihr Leben nun eine andere, schlechtere Wendung nehmen könnte, aber auch die Hoffnung, endlich von einem Druck befreit zu sein, eine Art Aufbruch in ein anderes,neues Leben.

Das alles entsteht jetzt wieder vor meinem inneren Auge, angeregt durch die Diskussion. Ich könnte so viel erzählen aus meinem eigenen Erleben bis zum heutigen Tag , nicht zuletzt durch Freunde, die ich in den neuen Ländern gefunden habe - aufrichtige und liebe Menschen mit Alltagssorgen wie überall. Ich habe keine Unterschiede zu den Menschen im Westen finden können, regional bedingte vielleicht.

Was politische Eingriffe in Leben von Menschen bewirken können, sehen wir doch in den Ländern, die völlig andere Voraussetzungen als wir haben.

Über meine Erlebnisse in der damals gerade von der Mauer befreiten Ex-DDR könnte ich stundenlang erzählen, was hier absolut den Rahmen sprengen würde.

Aber geben wir doch einfach diesen Menschen die Chance unvoreingenommen zuzuhören und nicht jedes Pro als Zustimmung zu dem Unrechtsstaat zu werten.

Luchs

Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: wenn Lügen belohnt wird
geschrieben von ehemaliges Mitglied
So gibt heute kaum ein Ex-DDR-Bürger zu, welch erbärmliche Mitläuferanteile seine Biografie hat(Christian Führer) -viele wollen eben lieber Held/Opfer gewesen sein, weil sie sich etwas davon versprechen-
wir müssen wohl deren Lügen genau so weiter ertragen wie deren Lügen, die über Gebühr das Leben in der DDR schwarz malen und auch deren Lügen, die ihr jetziges Leben in Freiheit unangemessen runterjammern.
geschrieben von hugo

Wie kann man solche Worte einordnen?

16 Millionen Deutsche haben in diesem Land gelebt und gearbeitet. Auch ich. Wir hatten keinen Marshallplan zur Wiederingangsetzung der Wirtschaft. Statt dessen mussten wir den Reparationsanspruch der Sowjetunion gegenüber ganz Deutschland bedienen. Zu einer Zeit, als man im Westen Deutschlands schon lange wieder Schlagsahne zum Kuchen aß und echten Bohnenkaffee dazu trank, wurde noch immer unsere Wirtschaft demontiert, Werkhallen gesprengt und Bahnschienen in sibirische Hochöfen geschmolzen. Erst nach dem 17. Juni 1953 galten die Reparationen als beendet. Zu diesem Zeitpunkt war die ostdeutsche Wirtschaft auf ihren tiefsten Stand geschrumpft. Später wurde nur noch in den Bergwerken von den Wismutkumpels Uran für die Atombewaffnung der SU abgebaut.

Es war eine schwere Zeit. Wir haben nicht gejammert und wir haben stolz den Besuchern aus dem Westen gezeigt, was wir ohne fremder Hilfe und harter Währung geschaffen haben. Sicher waren 1990 die beiden Wirtschaftssysteme gegensätzlicher, wie sie nicht sein konnten. Jedoch waren wir fassungslos darüber, das unsere Wirtschaft zum zweiten Mal innerhalb von 40 Jahren dem Erdboden gleich gemacht wurde. Wir ahnten schon damals, das in den versprochenen blühenden Landschaften nur noch Löwenzahn und Huflattich blühen wird.

Heute ist diese Landschaft eine Gegend mit der höchsten Arbeitslosenrate in Europa, der besonders junge Leute den Rücken kehren. Nirgendwo in Europa werden Städte derart zurück gebaut und nirgendwo bestehen Dorfgemeinschaften in dieser Anzahl nur noch aus Rentnern. So etwas findest du nur im Osten Deutschlands. Auch ich hatte keine Alternative und habe meiner Heimatstadt Dresden den Rücken gekehrt.

Bitte, urteile nie wieder so verächtlich über die Menschen in/aus den neuen Bundesländern!

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Hinterwaeldler - du belügst dich selbst !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Jedoch waren wir fassungslos darüber, das unsere Wirtschaft zum zweiten Mal innerhalb von 40 Jahren dem Erdboden gleich gemacht wurde. Wir ahnten schon damals, das in den versprochenen blühenden Landschaften nur noch Löwenzahn und Huflattich blühen wird."


Du solltest ev. mal darüber nachdenken, ob du das "wir" hier anwenden darfst, wenn du darüber sprichst, dass die "Wirtschaft" der ehem. DDR nach der Wende plattgemacht wurde.

Ich denke mal WIR alle kannten den Zustand unserer Industrie, Landwirtschaft und Infrastruktur.

Viele - die in UNSEREN Großbetrieben, wie Leuna, Buna, Chemiekombinat Bitterfeld, PCK Schwedt, Mansfeldkombinat, Kalikombinat ...arbeiteten, wussten, in welchem Zustand diese Großbetriebe waren.
Ähnliches galt für die vielen großen und kleineren Textilbetriebe, Hüttenwerke,...

Viele, die in der DDR- Landwirtschaft arbeiteten, wussten, wie die Hektarerträge und die Produktivität unsrer Viehwirtschaft international einzuschätzen war.

Viele - und das waren nicht nur diejenigen, die in der Umgebung unserer großen Chemiekombinate und Braunkohlenkraftwerke lebten und arbeiteten, wussten, welche grauenvollen Umweltwerte (Luft, Wasser, Boden) ihren Lebensraum vergifteten und die Lebenserwartung auf einen Wert senkten, der in Europa im untersten Bereich lag.
Wir alle wussten, wie die Umwelt der DDR misshandelt wurde.
Die Flüsse waren so stark belastet, dass nur 20 Prozent für die Trinkwassergewinnung mit normalen Aufbereitungstechnologien nutzbar waren. Nur knapp 58 Prozent der Haushalte waren überhaupt an eine Kläranlage angeschlossen. Auch Industriebetriebe entwässerten oft ungeklärt in die Flüsse.

Alle kannten WIR den Zustand unseres Straßensystems, denn wir hatten ja fast alle ein Auto und WIR wussten auch, wie Straßen aussehen sollten, denn wir "mussten" ja einige wenige ordentliche Autobahnen für unsere Gäste aus der BRD einrichten.

Wir kannte auch alle den grauenvollen Zustand der Altbauten in den größeren und mittleren Städten der DDR.
Wir kannten fast alle die z.T. unbewohnbaren Straßenzeilen in Leipzig ... und an unseren and.
Wohnorten. Wir wussten auch warum z.B. zu Messezeiten in Leipzig die Häuserfronten solcher Altbauten verhüllt wurden...

]Hinterwaeldler - die Wirtschaft, Infrastruktur und Umwelt der DDR musste nicht erst plattgemacht werden, denn das hatten die Machthaber der DDR mit ihrer Abschottungspolitik und Ignoranz und grenzenloser Unfähigkeit schon längst erreicht.[/size]
In einem Punkt gebe ich dir Recht.
Alles wusste man doch noch nicht, da man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Deshalb waren auch viele fassungslos, als die ganze Wahrheit herauskam.

Dass dann im Wendezeitraum und in den Jahren danach hunderte von Milliarden ausgegeben werden mussten, um diesen Zustand zu "reparieren" ist dir sicher auch bekannt.

Leider wurden dabei auch gewaltige Fehler gemacht, die zu einer Deindustrialisierung ganzer Landstriche führte.
Einiges dazu haben wir - als ehem. DDR-Bürger - selbst zu verantworten, denn keiner wollte die DDR-Produkte mehr haben.
UNSERE Fernseher, Autos, Möbel ... ja sogar die meisten Lebensmittel... waren bei UNS absolut nicht mehr gefragt.
Dass es dadurch zu einer Vergreisung solcher Landstriche kommen musste, hat man viel zu spät erkannt.
Ich kann mir vorstellen, dass hierbei von allen Regierungen zu wenig Kontrolle ausgeübt wurde und zuviel dem Selbstlauf überlassen wurde.

Hinterwaeldler - du solltest dich mal mit den Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung beschäftigen und diese Kausalität auf die Wendezeiten anwenden.

Wer die Zeit nach der "Wende" mit 2 Sätzen als Niedermachen einer gesunden Wirtschaft, Infrastruktur und Umwelt einschätzt belügt sich ganz bewusst selbst.

Aber - solche Diskussionen, wie du sie hier führst, habe ich erwartet und mich deshalb nicht in diese "DDR-Gruppe" eingetragen.

Ich bin auch schon wieder weg !
carlos1
carlos1
Mitglied

Keine DDR-Nabelschau, die Sicht von Außen nutzen
geschrieben von carlos1
Ein langer Weg, bis alles aufgearbeitet ist, schreibt luchs. Miriam klagt dass wesentliche Teile der deutschen Geschichte noch immer nicht richtig beleuchtet, nicht wirklich bekannt sind. Es wird bemängelt, dass oft eine Kontinuität bzw. eine Erklärung mancher Fakten fehle, viele Teile noch nicht richtig beleuchtet seien. Es wäre gut wenn zugegebne würde, dass das Fehlen an Deutung, die Lückenhaftigkeit einmal an den fehlenden eigenen Kenntnissen liegen könnte oder aber an der Unmöglichkeit die Fülle der Details in allen Einzelheiten darzustellen. Je mehr Einzelheiten genannt und erklärt werden, desto unübersichtlicher wird das Ganze. Die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR ab 1949 liegt als abgeschlossenes Ganzes zur Bewertung vor. Aus einer unübersichtlichen Menge von Quellenmaterial lassen sich sehr wohl die entscheidenden Markierungen ablesen. Dabei muss bedacht werden, dass jeder die großen Einschnitte in einer ganz persönlichen Färbung erlebt hat. Jedes menschliche Schicksal ist anders, anders sit auch die Sicht auf Ereignisse. Enttäuschend ist allerdings, wenn der Fall Kurras eine so herausragende Rolle spielt. Der Mord an dem Studenten Ohnesorg am 2.6.1967 hat das Land aufgewühlt. Aber der Stasiverbindung dieses Kurass eine so entscheidende Rolle beizumessen, dahinter mehr zu vermuten als einen nachrichtendienstlichen Vorfall, ist unangemessen. Deutschland war ein Manöverfeld für Nachrichtendienste aus Ost und West. Der westdeutsche Beamtenapparat war mit Spitzeln durchsetzt. Das ist bekannt. Der Fall Kurass ist ein kleiner Tupfer auf einem großen Gemälde. Die Hauptlinien diese Gemäldes sind bestens bekannt. Auf viele Deatils wartet eine dankbare Boulevardpresse. Es wird imer wieder Überraschungen im Detail geben.

Bekannte Fakten sollten wir uns zu Herzen nehmen und nicht immer wieder das gleiche Schema herunterbeten, wie hinterwaeldler es tut, wenn er an den Marshallplan erinnert und an den Bohnenkaffe mit Schlagsahne im Westen und dem armen geplagten Osten. Klischees werden hier bedient. Der Marshallplan und die Reparationen liefen auch im Westen parallel. Die ersten Jahre der Bundesrepublik waren geprägt von einem ständigen Kampf um die Erhaltung von alten Unternehmen. Jahre später erinnere ich mich an Gespräche, wie gut es eigentlich sei, dass viele veraltete Unternehmen wegen der Reparationen abgerissen wurden. Modernere traten an ihre Stelle. Die List der Idee nannte Hegel das einmal. Etwa zeitgleich endeten die Reaparationen auch im Westen. Der Marshallplan war auch weniger eine Ausschüttung eines Geldfüllhorns (die Beräge waren knapp bemessen), sondern ein Kredit zur Beschaffung von Investitionsmitteln (etwa eine Hobelmaschine oder eine Nähmaschine zum Kauf in den USA). Vor allem aber eröffnete er neue Chancen mit der Öffnung des Weltmarktes. Das war das Entscheidende. Die SBZ und die DDR wurden hinter dem Eisernen Vorhang versteckt und eingesperrt. Die Leistung, die trotz aller Widrigkeiten erbracht wurde ist beachtlich. Auch in bescheidenen Verhältnissen kann der Mensch sich einrichten. Zu behaupten, dass mit der Wende die große Zerstörung über die armen Menschen hereingebrochen sei, zerstört die Diskussion. 1991 war ich in Berlin in einem Supermarkt, sah mír die Waren an und erschrak. Nur Westprodukte, einzig ein paar Würstchen in einem Glas waren stammtem aus der Ostproduktion. Es stimmte traurig.

Die DDR von außen sehen, das heißt sie sehen, wie wir sie "sahen". Es war aber doch schwierig von der DDR und ihren "fortschrittlichen" Menschen überhaupt einen Eindruck zu gewinnen. Sie wollten siegen, unbezwingbar sein und eine bessere Gesellschaft formen, wurde auf Spruchbändern verkündet. Seit 1961 stand die Mauer. Ich war in den 60ern oft drüben. Später Besuche. Der Fortschritt stellte sich äußerst kleinbürgerlich dar. Wichtig war beim täglichen Einkauf am richtigen Ort zu sein. Auch wenn es nicht benötigt wurde: mitnehmen. Man kann es später noch brauchen. Die Angst, dass die knappe Zuteilung ausverkauft ist, scheint den Leuten von dort immer noch im Nacken zu sitzen.

Eine Lehrstunde in Untertanengeist erlebte ich in Gera, wo unser tüchtiger junger Führer durch die DDR sich bei der Volkspolizei zu melden hatte, weil die Zeit überschritten war. Er bat mich als Zeugen mitzugehen. Ich erinnere mich gut. Die Leute dort wurden zusammengeschissen. Es herrschte ein Ton wie zu Zeiten der Gutsherren in Ostelbien. Die Vopo befand sich in eienm bunkerähnlichen Gebäude aus Beton, mit Stahltüren, die nur auf Läuten hin geöffnet wurde. Kein Publikumsverkehr, wie wir es gewohnt waren. Kasernenhofton. Die Leute wurden behandelt wie der letzte Dreck, streng nach Vorschrift. Wer hier vorsprach hatte gegen die Vorschriften verstoßen. Herren in Uniform und demütige Knechte. Nachher war unser Thomas H. sehr ruhig. Später sah ich ihn nochmals, aber im Fernsehen bei einer Podiumsdiskussion nach der Wende mit anderen Zeitgenossen.

c.
carlos1
carlos1
Mitglied

DDR-Ansichten
geschrieben von carlos1
"Alle kannten WIR den Zustand unseres Straßensystems, denn wir hatten ja fast alle ein Auto und WIR wussten auch, wie Straßen aussehen sollten, denn wir "mussten" ja einige wenige ordentliche Autobahnen für unsere Gäste aus der BRD einrichten." klaus


Einge wenige Auobahnen für die "Gäste" aus der BRD einrichten? Gemeint ist wohl die Autobahn in Schuss zu halten. Wahrscheinlich hat Klaus die Autobahn von Berlin in Richtung Nürnberg nie befahren. Was da investiert wurde? Nichts. Ich hätte es sehen müssen und fühlen müssen. Es waren die alten Betonplatten aus der Hitlerzeit. Die ausgefahrenen breitenm Stoßfugen waren jedesmal ein Schlag, der das Fahrzeug altern ließ. Es wurden in den 80er Jahren mehrere hundert Mio DM für die Instandhaltung überwiesen (vertragsgemäß), aber die DDR verwendete das Geld nicht bestimmungsgemäß. Die Strecke von Südddeitschland nach Berlin wurde erst nach der Wende in höchster Dringlichkeitsstufe ausgebaut. Ich erinnere mich gut an die Baustellen. 1990 oder 1991 fuhr ich nach Berlin. Es war ein Sonntag. Es wurde gearbeitet. Doch wer arbeitete? Ein polnischer PKW am andern stand geparkt auf der Gegenfahrbahn. Das Geld kam aus dem Westen (vom Bund), die Arbeiter kamen aus Polen. Ja, es war ein Sonntag. Im August 1990 oder 91.

c.
Antwort zu "Autobahn".
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Einge wenige Auobahnen für die "Gäste" aus der BRD einrichten? Gemeint ist wohl die Autobahn in Schuss zu halten. Wahrscheinlich hat Klaus die Autobahn von Berlin in Richtung Nürnberg nie befahren."
geschrieben von carlos


Ich meinte speziell die Autobahn A54 ( Berliner Ring - Richtung Hamburg ), die mit Westzuschuss gebaut wurde.
Die bin ich sehr häufig gefahren, da wir im Norden Verwandte hatten.
Wie die Mehrheit der Autobahnen aussahen, weiß ich natürlich genau und ich kann deine Beobachtungen bestätigen - auch die zur A9 ( Berlin - Nürnberg-...), die ich mal bis Plauen gefahren bin.
Endete die nicht in einer gepflasterten Straße?

Was du aber wahscheinlich nicht kanntest, war der Zustand der Fernverkehrsstraßen ( heute Bundesstraßen), denn der war noch schlimmer.
Ich erinnere mich an eine in Thüringen. Da waren so riesige Löcher , dass man nicht durchfahren konnte, sondern rumfahren musste und in fast jedem Loch waren heimlich "lustige" Beschriftungen reingesprüht worden.
Ich suche mal ein Photo davon, denn ich glaube, dass ich das photographiert habe.

In meiner Region ( Raum Cottbus/Frankfurt-Oder/Berlin) sind inzwischen alle Autobahnen, Bundesstraßen- Landstraßen erneuert worden. Ich betone erneuert - nicht nur repariert.
Ähnliches geschah mit dem gesamten Schienennetz, das komplett- meist einschließlich Unterbau- erneuert wurde.
Die Fahrzeiten haben sich damit fast halbiert.
Damit fielen vor allen Dingen die Schienenstöße weg ( du weißt, was ich meine - dieses bub-bub......bub-bub....) und die Geschwindigkeit erhöhte sich gewaltig.
Allerdings erhöhten sich auch die Preise erheblich - es sei denn, man bemüht sich um Billigtickets, was ja bei langfristiger Planung und Internetnutzung nicht mehr so schwierig ist.

carlos1
carlos1
Mitglied

Was machte die "Größe" de DDR aus?
geschrieben von carlos1
Die Wirtschaftskraft eines Staates an der Kleidung der Bevölkerung, den gefüllten Geschäften, dem Zustand seiner Verkehrswege beurteilen, sagt viel über uns aus. Doch trifft es die Sache, Klaus? Ich kenne auch den Zustand der Fernverkehrsstraßen normalen Verbindungsstraßen abseits der Autobahnen etwas. Aus Gesprächen in Ostberlin weiß ich, dass die S-Bahn an bestimmten Stellen ganz langsam fahren musste - wegen defekter Weichen. Ich weiß, wie das Versorgungsnviveau war.

1945 war nicht abzusehen, ob es eine deutsche Teilung geben würde. Deutschland war in Zonen aufgeteilt, diese Zonen aber sollten eine Wirtschaftseinheit bilden. Wenig mehr als vier Jahre später gab es zwei deutsche Staaten. Aus war es mit der wirtschaftlichen Einheit. Im Ostblock war diese DDR nach der SU die zweitstärkste Wirtschaftsmacht. In der Welt die zehntstärkste Wirtschaft. War dies nur eine Fata Morgana der Statistik? War es nur die militärische Stärke, die blendete? Mysteriös auf jeden Fall. War das Mysteriöse nur die Macht der Sowjetunion und ihrer 20 Divisionen in der DDR? Aufarbeiten heißt Zusammenhänge herausstellen, vergleichen. Miriam wies auf Vergleiche hin.

Die Rohstoffgrundlage der DDR war mangelhaft. Kalisalze gab es genügend. 3% de deutschen Steinkohle lagern auf ihrem Gebiet. Dafür gab es genügend Braunkohle. Diese wurde genutzt, wie jeder Besucher unschwer am Geruch den duftenden Emissionen der Kachelöfen feststellen konnte. Die abgerissene Tradition der Rohstoffbelieferung (alte Basen: Ruhr und Deutsch-Oberschlesien), unzulängliche und abnorm weite und aufwendige Transportwege kommen hinzu. Durch die Demontagen und bis etwa 1955/56 anhaltenden Entnahmen aus der Produktion war ein wirtschaftlicher Fortschritt kaum denkbar. Importzwang für Lebensmittel aus strukturellen Gründen, ein abnorm später und international ungünstiger Termin für die Ankurbelung der Wirtschaft. Im Westen war dieser Aufbau rascher und zeilstrebiger vollzogen worden. Grund: Die SU wusste bis in 50er Jahr nicht so genau, was sie mit diesem Teil Deutschlands anfangen sollte. Ziellose Demontagen und Entnahmen aus der Produktion waren ein Anzeichen dafür. Politische Angebote zur Wiedervereigung ebenso. Die Misserfolge der DDR auf wirtschaftlichem Gebiet sind nicht zuletzt den Russen in Rechnung zu stellen. Erst mit Chrushtschows Politik der "aktiven Koexistenz" und der Wirtschaftskonkurrenz der beiden "Weltlager" besann man sich in MoskAU auf das Potenzial der DDR. Jetzt erst wurde der Anschluss an den osteuropäischen Wirtschaftsraum konsequent vollzogen, ein Schritt, der von den westdeutschen Gebieten bereits 1948 vor Gründung der Bundesrepublikc mit dem Eintritt in die OEEC vollzogen worden war. Der COMECON (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe als Gegenstück zur westlichen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichems Gebiet).

Dieser Staat konnte wirtschaftlich nur überleben, indem er Importe verarbeitete, "veredelte". Dabei wurde der DDR nichts geschenkt. Jeder Import musste bezahlt werden. Nur der "Mehrwert" intensiver Bearbeitung konnte unter solchen Bedingungen und Produktionsverhältnissen in einen Gewinn für die Gesellschaft umgesetzt werden. Was mich von jeher wunderte, war, dass ein Staat mit einer derart schwachen ökonomischen Basis diese Jahre des Neuanfangs relativ "gut" überstand, d. h. es hätte eigentlich viel schlimmer kommen können. Was bis 1955 betrieben wurde, war die Organisation des Mangels, eine ausgesprochene Kriegswirtschaft. Diese Methode der Wirtschaftssteuerung und Verteilung der Mangelwaren (Mangelware war einfach alles) dürfte unter den gegebenen Umständen (Reparationen, direkte Entnahmen aus der Produktion) so ziemlich das gerechteste gewesen sein, was passieren konnte.

Worüber hier im ST nie gesprochen wurde (warum weiß ich nicht; vielleicht habe ich es nicht gelesen), ist die Tatsache, dass die Russen jährlich etwa 10%des Sozialprodukts entnahmen, als Beute gewissermaßen. Es geht nicht um die Frage, ob diese Entnahmen moralisch gerechtfertigt waren. Das Reparationsvolumen war gesamtdeutsch festgelegt und hatte als solches gute Gründe. Nun musste als Folge des Auseinanderfallens des Siegerbündnisses der eine Teil Deutschlands die ganze Last tragen. Psychologisch war das in der DDR sehr unklug, zumal zu gleicher Mitte-Ende der 50er Jahre die SED die Enteignungskampagne laufen ließ. Die Entwicklung im Westens bot hier eine andere Sicht: Schnelle Erholung. Im Zuge dieser Entwicklung ist die Fluchtbewegung zu sehen, die bis 1961 (Mauerbau) bis 2,5 Mio Menschen in den Westen ziehen ließ. Unternehmer, die ihre Mitarbeiter nachkommen ließen, Arbeiter, Spezialkräfte, die der DDR dann fehlten.

C.




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