Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik 1.september = antikriegstag

Innenpolitik 1.september = antikriegstag

Edita
Edita
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von Edita
als Antwort auf hafel vom 02.09.2012, 10:36:16
Wenn im Land des drittgrößten Waffen - und Rüstungsexporteurs der gesamten Welt, von "Antikriegstag" gelabert wird, ist das für mich nur eine widerliche Heuchelei!

Edita
miriam
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von miriam
als Antwort auf sysiphus vom 02.09.2012, 10:28:18
Im Gegensatz zu diesen beeindruckenden Aufmärschen, ist mir dieser da lieber:

http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.457835.1274124512!/image/image.jpg_gen/derivatives/860x860/image.jpg[/img]

Der brave Soldat Schwejk - ([i]hier interpretiert von Fritz Muliar
)

Zitat aus einem Gespräch von Schwejk, mit seinem Kameraden, der Lange:

"Ich glaub", sagte der Lange skeptisch, "daß man einen Menschen nicht um nichts und wieder nichts hängt, es muß immer eine Ursache dazu sein, damit mans begründen kann."
"Wenn kein Krieg is", bemerkte Schwejk, "so muß mans begründen, aber im Krieg nimmt man auf einen Menschen nicht Rücksicht. Soll er an die Front, oder zu Haus gehängt wern. Gehupft wie gesprungen."

Aus:

Jaroslav Hasek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk.
sysiphus
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf dunkelgraf vom 01.09.2012, 17:53:32
“Nichteinmischung”: Ein schmutziges Wort

"Das Zögern der USA und anderer Länder, militärisch in Libyen zu intervenieren, war skandalös. Mehr als das – es war ungeheuerlich"

Dem kann ich mich anschließen, und hinzufügen das gilt genauso für Syrien und Baschar al Assad. Nach Kriegsende 1945, war ich richtig wütend als ich erfahren hatte, dass es Anfang der 30er Jahre, Forderungen gegeben hatte, in Deutschland militärisch einzugreifen um die Gefahren duch den Nationalsozialismus zu vehindern. Vielleicht war ja das Trauma des vergeblichen Kriegseinsatzes gegen den Franko-Faschismus noch wirksam?

sysiphus...

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sittingbull
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf sysiphus vom 02.09.2012, 11:40:55
"Das Zögern der USA und anderer Länder, militärisch in Libyen zu intervenieren, war skandalös. Mehr als das – es war ungeheuerlich"

Dem kann ich mich anschließen, und hinzufügen das gilt genauso für Syrien und Baschar al Assad. Nach Kriegsende 1945, war ich richtig wütend als ich erfahren hatte, dass es Anfang der 30er Jahre, Forderungen gegeben hatte, in Deutschland militärisch einzugreifen um die Gefahren duch den Nationalsozialismus zu vehindern.


abgesehen davon , dass es in libyen keine "revolution" gegeben hätte , wenn der westen nicht
"von anfang an" seine finger im spiel gehabt hätte ...
und das syriens "rebellen" ohne "secret service" involvierung des westens , längst keinen
fuss mehr auf den boden bekommen würden ...

mit dem "naziargument" , lassen sich vortrefflich angriffskriege rechtfertigen ...

das haben uns SPD und GRÜNE , beim angriff auf jugoslawien ja prima vorgeturnt .

schon irgendwie ekelhaft , wie man historische wahrheiten beugt um dem
imperialismus rechtfertigung zu verschaffen .

sitting bull
dunkelgraf
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf sysiphus vom 02.09.2012, 11:40:55
“Nichteinmischung”: Ein friedenserhaltendes Wort

"Die militärische Intervention des Westens in Libyen zu war skandalös. Mehr als das – es war ungeheuerlich und verbrecherisch."

Genauso verbrecherisch war und ist der Krieg gegen den Irak, der Krieg gegen Syrien, der beabsichtigte Krieg gegen den Iran.
sysiphus
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf sittingbull vom 02.09.2012, 12:44:57
“Nichteinmischung”: Ein schmutziges Wort

"Das Zögern der USA und anderer Länder, militärisch in Libyen zu intervenieren, war skandalös. Mehr als das – es war ungeheuerlich"

Das Versäumnis will ich hiermit nachholen. Nichteinmischung als ein schmutziges Wort zu bezeichnen ist der Einsicht des Friedensaktivisten Uri Avnary zu verdanken. Er hat übrigens in diesem Link auch Stellung bezogen zum Kosovo und zu Milosevic. Na, ich nehme an wer inmteressiert ist kann HIER selbst lesen.

sysiphus...

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carlos1
carlos1
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Re: 1.september = antikriegstag
geschrieben von carlos1
als Antwort auf schorsch vom 01.09.2012, 15:19:35
"Vor Jahrzehnten hatte man in der UNO solche Prinzipien diskutiert wie
"Friedliche Koexistenz von Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftordnung"
und
"Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten".
Von diesen Prinzipien ist man heute meilenweit abgerückt und darum ist der Frieden auch so gefährdet." dunkelgraf


Die Vereinten Nationen sind auf diesem Grundsatz (territoriale Integrität, Nichteinmischung) als Nachfolgerin des Völkerbundes 1945 gegründet worden. Allerdings entwickelt sich das Völkerrecht im Sinne und in Richtung einer humanitären Intervention weiter. Die Geltung der Menschenrechte (in Satzung der UNO enthalten) gesteht allen Menschen ein Leben in Freiheit ohne Unterdrückung durch Tyrannei zu. Menschenrechte sollen nach der UN-Satzung auch das Recht auf Opposition im Staat sichern etc.

Das Konzept der friedlichen Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung ist Schnee von gestern. Die Konzept beinhaltete seinerzeit aber keinesfalls ideologische Koexistenz, keine Toleranz gegenüber dem Klassenfeind und erst recht nicht den Verzicht auf Nichteinmischung. Ganz im Gegenteil. Solange ein alles vernichtender Atom Krieg drohte war die Bereitschaft da, sich zurückzuhalten (s. Beitrag von Klaus).

Friedliche Koexistenz in den Beziehungen von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung bedeutete aber keinen Verzicht auf Intervention in sozialistischen Bruderstaaten im Falle einer ideologischen Abweichung von der Moskauer Linie. Für Polen, CSSR etc und anderer Satellitenstaaten galt dies Prinzip jedoch nicht. Es waren Staaten minderer Souveränität.

Den 1. September als Aktionstag zu benutzen ist eher makaber. Hitlerdeutschland überfiel Polen und löste den 2. Weltkrieg aus. Zweieinhalb Wochen später rückte die Rote Armee in Ostpolen ein. Hitler und Stalin teilten nach dem ganz geheimen Zusatzabkommen vom 23./24.8.1939 Osteuropa unter sich auf. Bessarabien folgte im Sommer 1940, die baltischen Staaten wurden im Herbst 1939 von der SU annektiert. Finnland, ebenfalls als sowjetische Interessensphäre Stalin zugesprochen wehrte sich und es kam zum finnisch-russischen Winterkrieg.

Die Weltlage hat sich nach der Implosion des Sowjetsystems grundlegend verändert. Es macht keinen Sinn auf das Weltsystem des Kalten Krieges zu verweisen, wie Dunkelgraf es tut. In einem bipolaren System war die Kriegsvermeidung -Rationalität vorausgesetzt - leichter zu erreichen als in dem sich seit 1990 entwickelnden multipolaren System. Heute gibt es über 7 MRD Menschen, der Kampf um Ressourcen und deren Zugang wird das beherrschende Thema, ebenso Umweltprobleme, Nahrungsmittelknappheit. Europa ist nicht mehr Mittelpunkt des Weltgeschehens. Dtld lebt in der Mitte Europas friedlich mit seinen Nachbarstaaten. Auch die Eurokrise ändert nichts an diesem Zustand. Insgesamt ist die Zahl der Kriege zurückgegangen, nicht aber die Rüstungsausgaben der Staaten.

Gefahren gehen heute - wie früher - von Staaten aus und von Terrororganisationen, denen in vielen Staaten, vor allem den "failed states" Zuflucht und Raum gewährt wird.

"Leider wird die Abschaffung von Kriegen noch lange Utopie bleiben.Denn man geht nicht an die Ursachen der Kriege heran, man bekämpft nur die Erscheinungen. Das wird nicht helfen, Frieden auf Dauer zu sichern. Ich bin zur Zeit etwas pessimistisch, weil die Mehrheit der Menschen zwar den Frieden will, aber nicht erkennen kann oder nicht will, wie man die Ursachen der Kriege beseitigt." dunkelgraf


"Erscheinungen" und "Ursachen" werden hier unterschieden. Was an der Oberfläche erscheint, macht nur die Erscheinung aus. Marxsches Schema. Marxsches Denken reproduziert hier nur die metaphysische Differenz zwischen Erscheinung und Wesen. Das Wesen einer Sache nennt er das "ruhende Gesetz der Erscheinungen". Dies Gesetz sei aber nur schwer zu entdecken. Aber die Marxisten kennen als Wissende (Wissenschaft!) das Gesetz der geschichtlichen Entwicklung (der Kapitalismus wird vom Wertgesetz durchherrscht!), auch wenn viele Dummchen sich nur nach Frieden sehnen und nur die Oberfläche erkennen.

Im Besitz des richtigen Wissens und richtigen Bewusstseins werden wir auch erkennen können, warum es zwischen dem kommunistischen China und dem kommunistischen Vietnam - Staaten gleicher Gesellschaftsordnung und Führern mit dem" richtigen" Bewusstsein - zum Krieg kam. Warum auch in letzter Zeit immer wieder ein militärischer Konflikt droht. Mir scheint schorsch mit seinem Beitrag in vielem richtig zu liegen.

Die Erinnerung an die schlimmen Erfahrungen des Krieges lassen mich keinen Tag los. Deshalb vor allem bin ich sehr froh, dass wir über 60 Jahre nach 1945 mit sämtlichen Nachbarn ein partnerschaftliches Verhältnis haben. Das ist nicht selbstverständlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisch-Vietnamesischer_Krieg
http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/China-Vietnam-Macht

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