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Innenpolitik Alles beginnt mit der Herkunft

Mareike
Mareike
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Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Mareike

Link: https://www.nzz.ch/feuilleton/alles-beginnt-mit-herkunft-weshalb-ostdeutschland-sich-zur-provokation-entwickelt-ld.1415437

Diesen Artikel habe ich mit Interesse gelesen. 
Ob es wohl möglich ist, sich ohne Anfeindungen darüber auszutauschen?

Hier einige Zitate, die ich persönlich gerne zur Diskussion stellen möchte:

"Ostdeutsche kennen das, haben genügend Erfahrung damit gesammelt, wenn Medien nicht mehr kritisch berichten, sondern propagieren, motivieren und erziehen wollen. Aus der Art der Darstellung vermögen Ostdeutsche herauszulesen, was die Mächtigen möchten, hoffen oder befürchten."

"Das Eigene zu verachten, so wird niemand gross. Das Eigene zu erkennen, bleibt Aufgabe, solange man lebt. Es klingt fast tautologisch, zu sagen, alles beginnt mit Herkunft. Aber wenn das Offensichtliche vergessen wird, darf man die Tautologie nicht scheuen, zumal in ihr die Logik besonders zwingend wird. Herkunft findet immer in konkreten Räumen statt, sozial, geistig, kulturell, topografisch. "

"Die Ostdeutschen lernten erstaunt, dass westdeutsche Eliten gar nicht so liberal waren, wie sie zu sein vorgaben. Ihnen zeigte sich wieder das hässliche Gesicht des Klassenkampfes. Wie aus der DDR bestens bekannt, bezieht das linksliberale Neobiedermeier seine Rechtfertigung aus der vermeintlich guten Sache, aus einer höheren Moral, aus Weltoffenheit, aus Fortschrittlichkeit. Der Kritiker, der Andersdenkende war plötzlich der Klassenfeind."

"Die Ostdeutschen stellen mit Erschrecken fest, dass das neue Deutschland der alten DDR immer ähnlicher wird, wenn die Eliten auf obrigkeitsstaatliche Mittel und Strukturen setzen, weil sie der Probleme nicht mehr Herr werden."

Die Probleme liegen tief, und sie müssen zum Gegenstand des demokratischen Diskurses werden, will man eine Radikalisierung vermeiden.

 

lupus
lupus
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RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von lupus
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 10:41:00

"Ostdeutsche kennen das, haben genügend Erfahrung damit gesammelt, wenn Medien nicht mehr kritisch berichten, sondern propagieren, motivieren und erziehen wollen. Aus der Art der Darstellung vermögen Ostdeutsche herauszulesen, was die Mächtigen möchten, hoffen oder befürchten."
 
Das ist sicher auf Personen bezogen verschieden und "der Ostdeutsche" existiert nicht aber für viele von hier trifft das sicher zu. Ich glaube auch dazu zugehören.Zwinkern
lupus
Edita
Edita
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RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 10:41:00
Link: https://www.nzz.ch/feuilleton/alles-beginnt-mit-herkunft-weshalb-ostdeutschland-sich-zur-provokation-entwickelt-ld.1415437

Diesen Artikel habe ich mit Interesse gelesen. 
Ob es wohl möglich ist, sich ohne Anfeindungen darüber auszutauschen?


Die Probleme liegen tief, und sie müssen zum Gegenstand des demokratischen Diskurses werden, will man eine Radikalisierung vermeiden.

 
Aber Einspruch darf man äußern?
In einem Artikel, in dem alle Ostdeutschen, upps - Mitteldeutschen, zu heimatsuchenden Plebejern, und alle Westdeutschen als Linke Neo-Biedermeier eines Juste-Milieus deklariert werden, gibt es eigentlich für mich nicht viel zu sagen, nur -  daß man diesem Artikel aus einem Km ansieht, daß der Autor desselben sich auch bei
AchGut.com und Tichy's Blog austobt!

Edita

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justus39
justus39
Mitglied

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von justus39
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 10:41:00
"Ostdeutsche kennen das, haben genügend Erfahrung damit gesammelt, wenn Medien nicht mehr kritisch berichten, sondern propagieren, motivieren und erziehen wollen. Aus der Art der Darstellung vermögen Ostdeutsche herauszulesen, was die Mächtigen möchten, hoffen oder befürchten."
 
Vor langer Zeit habe ich dazu an anderer Stelle schon geschrieben, dass der gelernte DDR – Bürger ein gesundes Misstrauen gegenüber den Mitteilungen in den staatlichen Medien hegte. Er übernahm sie nicht unkritisch sondern war offen für jede andere Informationsquelle bevor er sich seine eigene Meinung bildete und er war geübt darin, die Absicht des Autors zu durchschauen.
Das habe ich mir auch bis heute bewahrt.

Besonders allergisch bin ich zum Beispiel wenn ich den erhobenen, belehrenden Zeigefinger spüre und wenn die Absicht, etwas zu verharmlosen oder extrem zu verteufeln, allzu deutlich wird.
So geht wahrscheinlich nun auch vielen meiner ehemaligen Landsleuten, die sich dadurch mehr und mehr provoziert fühlen.
justus
 
 
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Mareike
als Antwort auf justus39 vom 19.09.2018, 13:18:29

Und ich glaube, dass mitlerweile auch viele "Wessis" die Nase voll haben vom erhobenen, belehrenden Zeigefinger. Häufiger höre ich die ironische Bezeichnung: "DDR-Light".

Immer mehr Staat, immer mehr Intervention, immer mehr Regulierung, immer mehr Dirigismus und immer weniger Freiheit und Eigenverantwortung... da mag ich nicht mitgehen.

Ich freue mich über die Möglichkeit mich mit Menschen austauschen zu können, die noch selber denken. Die nicht zwanghaft ergoogeln ob der jeweilige Autor zum "richtigen" Lager gehört. Die den Mut haben eigene Gedanken zu äußern. 
 

Edita
Edita
Mitglied

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 13:42:44


Ich freue mich über die Möglichkeit mich mit Menschen austauschen zu können, die noch selber denken. Die nicht zwanghaft ergoogeln ob der jeweilige Autor zum "richtigen" Lager gehört. Die den Mut haben eigene Gedanken zu äußern. 
 
Das freut mich für Dich auch - aber sei bitte vorsichtig - das Motto
" was geht mich die Welt an- ich denk mein eigenes Ding ", ist auch nicht ohne Tücken!
Leute - die nur "selber" denken und meinen auf jegliche Information verzichten zu können, bleiben halt uninformiert und laufen akut Gefahr, sich eines Tages " nichts gewußt zu haben " eingestehen müssen, oder auch können - je nachdem was gefordert ist!

Edita

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Federstrich
Federstrich
Mitglied

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Federstrich

Ich fühle mich jedenfalls als Ostdeutscher von seinem Text weder angesprochen noch repräsentiert. Das bleibt wohl auch nicht aus, wenn man versucht "den" oder "die" Ostdeutschen zu beschreiben.  Er mag ja aus seinen Quellen und seinem Umgang schöpfen, aber viele werden sich auch seiner Analyse entziehen. Ich sehe auch in meinem Umfeld niemanden, der in seinen Bezugsrahmen passen würde.

Alles beginnt mit der Herkunft, aber es endet keineswegs damit. Dazwischen liegt Entwicklung. Wo sieht man die bei ihm? Bei mir selber sehe ich sie. Bei anderen auch. Bei ihm klingt alles zu statisch.
Federstrich
 

Karl
Karl
Administrator

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 13:42:44
Mareike
"Immer mehr Staat, immer mehr Intervention, immer mehr Regulierung, immer mehr Dirigismus und immer weniger Freiheit und Eigenverantwortung... da mag ich nicht mitgehen."
Ist das eigentlich wirklich so? Ich empfinde das nicht so. Wenn ich mich umhöre und wachen Sinnes wahrnehme, wer vor allem solche Kritik äußert, dann werde ich doch vorsichtig. In meiner Wahrnehmung würde eine AfD geführte Gesellschaft wesentlich unfreier sein und die freie Presse wäre weitgehend ausgeschaltet.


Ich fand diesen Ausschnit aus der Sendung von Markus Lanz gestern sehr aufschlussreich:
 


Was muss noch passieren, damit den Menschen wirklich die Schuppen von den Augen fallen?

Karl
Mareike
Mareike
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RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 19.09.2018, 15:20:45

Ich rede nicht einer AFD-geführte Gesellschaft das Wort.
Ich wünsche mir ein Pro und Contra ohne belehrenden Zeigefinger.
Ich wünsche mir eine umfassende Berichterstattung.
Ein Diskurs lebt davon, dass mehrere Perspektiven aufgezeigt werden.
Zu vernünftiger Meinungsbildung gehört, dass man mehrere Perspektiven anerkennt, sie reflektiert und kritisiert.
Und nicht: sie nicht zuzulassen oder zu unterschlagen, zu verschweigen, falsch oder einseitig darzustellen.
Und letztere Tendenz nehme ich verstärkt wahr.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Alles beginnt mit der Herkunft
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2018, 15:52:16
Ich rede nicht einer AFD-geführte Gesellschaft das Wort.
Ich wünsche mir ein Pro und Contra ohne belehrenden Zeigefinger.
Ich wünsche mir eine umfassende Berichterstattung.
Ein Diskurs lebt davon, dass mehrere Perspektiven aufgezeigt werden.
Zu vernünftiger Meinungsbildung gehört, dass man mehrere Perspektiven anerkennt, sie reflektiert und kritisiert.
Und nicht: sie nicht zuzulassen oder zu unterschlagen, zu verschweigen, falsch oder einseitig darzustellen.
Und letztere Tendenz nehme ich verstärkt wahr.
So, wie Sie unseren Staat (also alles wir als Gesellschaft sind) schildern, könnte man meinen, wir leben in Russland, der Türkei oder in Nordkorea-Light.
Auch die Betonung auf Ostdeutsche sollten Sie allmählich als das sehen, was es ist - eine geografische Definition.
Wenn Sie nun Ihren Wunschkatalog hier aufführen: wo bleibt Ihre Eigeninitiative? Oder denken Sie, die Vermittlung von Informationen ist eine VErpflichtung unserer Politiker? DAs ist eineHolschuld und Sie haben doch alle Möglichkeiten, wenn Sie dies wünschen, sich umfassend aus vielen Quellen zu informieren.

Wenn Sie etwas als störend "belehrend" empfinden, so kann das damit zu tun haben, dass Sie vorher etwas nicht wussten. Der bessere Weg wäre in diesem Fall, sich bereitzuerklären, dazuzulernen und dies sollten wir alle bis zu unserer letzten Lebenssstunde so handhaben (vorausgesetzt, unser Verstand bleibt uns so lange erhalten).
Dazu gehören m.E. auch Parteiprogramme - lesen Sie doch einfach mal die dürftige Ausführung der AfD und stellen Sie das Programm in Relation zu den Aussagen, was diese Leute da so von sich geben.
Wenn die wirklich "die Macht übernehmen", sähe unser Staat tatsächlich anders aus. Den Sozialsstaat könnten Sie dann streichen; jeder wird aufgefordert (aber vermutlich nicht motiviert) selbst für sich sorgen und was mit denen geschieht, die dies nicht können - blicken wir einfach mal zurück in die unheilvolle deutsche Geschichte.

Zu Ihrem Titel kann ich eigentlich nur sagen, dass keiner Einfluss auf seine Herkunft nehmen kann. Wir werden und wurden alle in diese Welt geworfen, ohne gefragt worden zu sein - die einen haben eine gütigeres Schicksal als die anderen, wie man an den Flüchtlingen sieht, die zu vielen Millionen ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort von Krieg, Hungersnot, fehlenden Zukunftsperspektiven, Umweltkatastrophen usw. bedroht sind.
Wir, die wir friedlich und sehr gut und rein zufällig hier leben, sollten demütig und helfend darauf reagieren und anerkennen, wie viel Glück wir doch haben. Olga

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