Innenpolitik Berlin Köpenick ??

netarip
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Berlin Köpenick ??
geschrieben von netarip
Der 21 Juni vor 80 Jahren.

Ein Tag der langsam in Vergessenheit gerät

Die Berliner Zeitung und der Tagesspiegel bringen Artikel .

Ausführliche Literatur im Buch " Orte des Terrors " von W.Benz & B. Distel

Ab Seite 46

Wer den S-Bahnhof Köpenick verläßt und in nördlicher Richtung geht, gelangt bald in den Stellingdamm, der Weg führt weiter zur Schmausstraße, zum Essenplatz und zur Janitzkystraße. Vielen Berlinern und Touristen werden diese Namen kaum etwas sagen. Sie sind – wie auch die Pohle-, Spitzer-, Aßmann- und Karl-Pokern-Straße – mit dem wohl schrecklichsten Ereignis der Köpenicker Geschichte in unserem Jahrhundert verknüpft. Die Straßen tragen – meist seit 1947 – die Namen von Antifaschisten, die in der Köpenicker Blutwoche vom 21. bis 26. Juni 1933 von der SA ermordet wurden.

Im Mai 1933 richtete der Sturmbann der Köpenicker SA in einigen Räumen des Amtsgerichts sein Stabsquartier ein. Mit Beginn der als „Köpenicker Blutwoche“ bekannt gewordenen Ereignisse im Juni 1933 beschlagnahmte die SA das Gefängnis und missbrauchte es als zentrale Haft- und Folterstätte in Köpenick. Unter der Leitung des Führers des SA-Sturmes Herbert Plönzke führte die SA einen Terrorfeldzug gegen anders Denkende, der von unglaublicher Brutalität geprägt war. Hunderte von Regimegegnern wurden in der Woche vom 21. Juni 1933 von der SA auf das Schwerste misshandelt und mindestens 22 von ihnen verloren ihr Leben:

Richard Aßmann, SPD, 57 Jahre
Georg Eppenstein, 65 Jahre
Paul von Essen, SPD, 47 Jahre
Hugo Helbing, 20 Jahre
Erich Janitzky, KPD, 32 Jahre
Götz Kilian, 42 Jahre
Richard Krahl, 45 Jahre
Karl Lange, KPD
Lehmann, parteilos
Walter Majchrzack, Kommunistischer Jugendverband, 18 Jahre
Mastaleck, KPD
Fritz Otto, parteilos
Paul Pohle, SPD, 49 Jahre
Karl Pokern, Rot-Front-Kämpferbund, 38 Jahre
Alfred Pusch, KPD, 27 Jahre
Paul Röhrens, parteilos, 49 Jahre
Anton Schmaus, SPD, 24 Jahre
Johann Schmaus, SPD, 56 Jahre
Johannes Stelling, SPD, 56 Jahre
Joseph Spitzer, KPD, 27 Jahre
Paul Spitzer, KPD, 26 Jahre
Franz Wätzow, parteilos, 32 Jahre
Franz Wilczoch, KPD

Der Ablauf der Ereignisse, die Reaktion der Öffentlichkeit und der Gerichtsprozess gegen Plönzke und Andere im Jahr 1950 sind in der Gedenkstätte eindrucksvoll dokumentiert.

Die Gedenkstätte "Köpenicker Blutwoche Juni 1933" ist jeweils am Donnerstag in der Zeit von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Führungen können außerhalb der Öffnungszeiten unter den Rufnummern 030/90297-5671 oder 3350 vereinbart werden.
dutchweepee
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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf netarip vom 21.06.2013, 09:58:09
Das sind für mich die wahren Helden Deutschlands, da sie gegen die Faschisten kämpften, wo andere sich duckten. Ich habe bis Heute meiner Mutter nicht verziehen, dass sie Mitglied des BDM und der NSDAP war.
Mitglied_bed8151
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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 21.06.2013, 10:55:40
@dutchweepee - sei nicht so hart mit deiner mutter. hj resp. bdm waren so eine art fdj. ganz geschlitzte wechselten später von einer organisation in die andere und waren dort gern gesehene (linktipp). - zugegeben, die mitgliedschaft in der nsdap ist ein ganz anderes kaliber (wobei zu unterscheiden ist, ob der beitritt vor oder nach der machtübernahme erfolgte). wie auch immer, die meisten nsdaper hatten kein blut an den händen gehabt und blieben folglich unbehelligt.
---
w.

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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2013, 11:20:01
die mitgliedschaft in der nsdap ist ein ganz anderes kaliber (wobei zu unterscheiden ist, ob der beitritt vor oder nach der machtübernahme erfolgte). wie auch immer, die meisten nsdaper hatten kein blut an den händen gehabt und blieben folglich unbehelligt.


Mir gefällt diese "Leichtigkeit" der "Vergangenheitsbewältigung" nicht.
"Kein Blut an den Händen" kann trotzdem bedeuten, die Mitgliedschaft benutzt zu haben,
Andere geschädigt, übervorteilt zu haben.
Vorteile oder Privilegien genossen zu haben.

Mitglied zu sein heißt auch immer "teilgenommen zu haben", passiv oder aktiv.
Auch am Unrecht ?????

Wenn ich hier manchmal erlebe, wie Jemand angegriffen wird,
Nazi zu sein, der kein NSDAP-Mitglied war, der gar nicht zu der Zeit lebte,
dann stimmen für mich die "Koordinaten" nicht mehr.

Warum gibt es dann immer einen Aufstand, wenn heute noch eine NSDAP-Mitgliedschaft
bei einer prominenten Persönlichkeit "ohne Blut an den Händen" bekannt wird.

Für mich ist das unakzeptabel in Anbetracht der Opfer.

nordstern
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2013, 21:54:57
"Warum gibt es dann immer einen Aufstand, wenn heute noch eine NSDAP-Mitgliedschaft bei einer prominenten Persönlichkeit 'ohne Blut an den Händen' bekannt wird." (nordstern) - das frage ich mich auch. vielleicht ist es was psychologisches...
---
w.
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2013, 21:54:57
Mir gefällt diese "Leichtigkeit" der "Vergangenheitsbewältigung" nicht.
"Kein Blut an den Händen" kann trotzdem bedeuten, die Mitgliedschaft benutzt zu haben,
Andere geschädigt, übervorteilt zu haben.
Vorteile oder Privilegien genossen zu haben.

Mitglied zu sein heißt auch immer "teilgenommen zu haben", passiv oder aktiv.
Auch am Unrecht ?????
geschrieben von nordstern

..ich glaube schon, dass man es so pauschal auch nicht beurteilen darf.

Sicher, man kann durch die Zugehörigkeit einer Partei oder Organisation immer pauschal etwas vermuten und man geht auch davon aus, dass ein Mitglied die Ziele dieser Partei oder Organisation aktiv unterstützt.

Doch dann gibt es auch noch die Mitgliedschaft oder die Zugehörigkeit, weil es cool ist, weil andere Freunde oder Kollegen auch darin sind.

Viele Mitglieder sind doch eben auch sogenannte „Karteileichen“.

Jeder Partei ist froh über zahlende Mitglieder..

Ich bin schon dafür, dass man jeden individuell bewerten sollte. Mitunter gibt es von außen so einen starken Druck, dass man, nur damit man seine Ruhe hat, eintritt.

Keinem von uns passt es, dass wir immer und immer wieder mit der Nazivergangenheit in Verbindung gebracht werden, nur weil wir Deutsche sind und auch noch nach dem Krieg geboren wurden.

Mit welchem Recht macht man uns, die nach dem Krieg geboren worden sind, auch noch verantwortlich?

Ich habe doch auch kein Blut an den Händen, nur weil ich in der DDR geboren wurde, dort gelebt habe, Mitglied der SED war. So wie ich erst die überwiegenden Verbrechen im Zuge mit der Wende erfahren habe, so ist es vielen zu Zeiten des Krieges auch gegangen.

Die Berichterstattung und die Medien waren ja noch nicht so vertreten und eine freie und unabhängige Berichterstattung gab es auch nicht.
.
Man sollte und muss, jedem das Recht einräumen sich zu äußern und zu rechtfertigen.

Eine Vorverurteilung ist die einfachste Möglichkeit sich nicht mit der Wahrheit zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.

Ich will niemanden von seiner Verantwortung entbinden und ich will auch nichts beschönigen, doch wir haben auch aus der deutschen Geschichte gelernt, welche Verbrechen begangen wurden, nur, weil man ein ganzes Volk pauschalisiert hat.

..und deshalb, so einfach geht das nicht nordstern.

..ein_lächeln…


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ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf dutchweepee vom 21.06.2013, 10:55:40
Dutsch,

ich glaube, du solltest wirklich sehr ernsthaft die „Vergangenheit“ mit deiner Mutter aufarbeiten.

Es ist verdammt schwer, wenn man als Kind dies einfordert.

Nutze die Möglichkeit immer und immer wieder, so lange du die Möglichkeit hast.

Nichts ist schlimmer, wenn du deine Frage nicht mehr stellen kannst.

Ich spreche da aus Erfahrung, obwohl der Fall völlig anders war und ist.

Bei mir hat es 30 Jahre gedauert, bis ich den Mut und die Möglichkeit hatte, wenigstens meinen Vater die Fragen zu stellen, meine Mutter lebte schon nicht mehr.

Ich war sehr froh, dass ich den Mut aufgebracht habe, denn ich konnte meinen Vater dadurch in Würde verabschieden und ich habe ihm verziehen.

Ich habe durch meine doch sture Haltung viele gemeinsame Jahre versäumt und konnte zum Glück noch 3 Jahre gemeinsam mit ihm verbringen.

Ich wünsche es dir von Herzen, dass du mit deiner Mutter einen Weg der Verständigung findest.

Ein_lächeln_

qilin
qilin
Mitglied

Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von qilin
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2013, 21:54:57
die mitgliedschaft in der nsdap ist ein ganz anderes kaliber (wobei zu unterscheiden ist, ob der beitritt vor oder nach der machtübernahme erfolgte). wie auch immer, die meisten nsdaper hatten kein blut an den händen gehabt und blieben folglich unbehelligt.
geschrieben von nordstern
Mir gefällt diese "Leichtigkeit" der "Vergangenheitsbewältigung" nicht.
"Kein Blut an den Händen" kann trotzdem bedeuten, die Mitgliedschaft benutzt zu haben,
Andere geschädigt, übervorteilt zu haben.
Vorteile oder Privilegien genossen zu haben.

Mitglied zu sein heißt auch immer "teilgenommen zu haben", passiv oder aktiv.
Auch am Unrecht ?????

Mehr oder weniger, vermutlich - aber auch das sollte man wohl im Einzelfall be- und nicht pauschal verurteilen.
Ich denke da an meine Großeltern - mein Großvater war in Österreich ein überzeugter Nazi der ersten Stunde - er soll eine dreistellige Mitgliedsnummer gehabt haben; als die NSdAP verboten wurde, wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und 'ausgesteuert' - die Familie lebte dann vom Lohn meiner Großmutter. Nach dem 'Anschluss' bekam er natürlich einen guten Posten, hat also 'Privilegien genossen'. Dass er persönlich irgend etwas verbrochen hat, wäre möglich - einen Grund das anzunehmen habe ich nicht. Nach dem Krieg verlor er wegen seiner Parteizugehörigkeit wieder den Job - 1955, als ich zehn war, starb er. Ich habe ihn nur als freundlichen und liebevollen Opa erlebt - soll ich ihn dann heute verachten?

@Dutch: Deine Mutter war in der NSdAP? Wenn Du 51 bist, wie alt war sie dann in der Nazizeit

() qilin
Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 22.06.2013, 02:30:38

Mit welchem Recht macht man uns, die nach dem Krieg geboren worden sind, auch noch verantwortlich?
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich


Die Frage stelle ich mir auch öfter.
Aber es ist so schön einfach, alle in die Tonne zu treten.

soll ich ihn dann heute verachten?


NEIN.
Ich wollte mich mit meinem Beitrag nur wehren,
gegen einerseits pauschale Schuldzuweisungen gegen alles und jeden,
andererseits pauschale Reinwaschungen "der leichten Art".
Pauschal, jenachdem, um wen es sich handelt.

Da ist jeder einzelne Fall wichtig und muss auch individuell
betrachtet werden.
Wie Du auch schon beschrieben hast.
In der Familie geht es vielleicht auch etwas besser.

nordstern
nerida
nerida
Mitglied

Re: Berlin Köpenick ??
geschrieben von nerida
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 22.06.2013, 02:30:38


Keinem von uns passt es, dass wir immer und immer wieder mit der Nazivergangenheit in Verbindung gebracht werden, nur weil wir Deutsche sind und auch noch nach dem Krieg geboren wurden.

Mit welchem Recht macht man uns, die nach dem Krieg geboren worden sind, auch noch verantwortlich?
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich

was für ein Gedankengut - es kommt mir so bekannt vor. Seit Pontius Pilatus wäscht man sich halt gerne die Hände in Unschuld.
Mir persönlich wurde nie ein Vorwurf gemacht und ich bin wahrhaftig viel in der Welt unterwegs gewesen. Ich habe in Frankreich im Department Ain gearbeitet und das ist eine Region in der die Gestapo unter Regie des Klaus Barbie entsetzlich gewütet hat. Fast jede Familie dort hat Angehörige oder Nachbarn verloren.

Was ich aber mir persönlich nie nehmen habe lassen,das ist die Scham und Verzweiflung, das soetwas geschehen konnte und der dadurch entstehende absolute Wille, alles zu tun damit soetwas nie wieder geschehen kann. Zumindest habe ich meine Kinder so erzogen, dass sie Verantwortung für ihr eigenes Tun und das der Gesellschaft in der sie leben, übernehmen.

Ich habe doch auch kein Blut an den Händen, nur weil ich in der DDR geboren wurde, dort gelebt habe, Mitglied der SED war. So wie ich erst die überwiegenden Verbrechen im Zuge mit der Wende erfahren habe, so ist es vielen zu Zeiten des Krieges auch gegangen.

Die Berichterstattung und die Medien waren ja noch nicht so vertreten und eine freie und unabhängige Berichterstattung gab es auch nicht.

Dass die Leute so total im Tal der Ahnungslosen lebten, das wundert mich jetzt aber sehr. Willst Du damit sagen, dass man nur die Werbesendungen im WestFernsehen ansah und den Quellekatalog studierte?
Denn auf dem Gebiet des Konsums war man ja bestens orientiert.
.
Man sollte und muss, jedem das Recht einräumen sich zu äußern und zu rechtfertigen.

hier aber bitte mit etwas weniger Larmoyanz und dem Bewusstsein, dass das in Deinem so nostalisch verklärten System nicht möglich war.

Ich will niemanden von seiner Verantwortung entbinden und ich will auch nichts beschönigen, doch wir haben auch aus der deutschen Geschichte gelernt, welche Verbrechen begangen wurden, nur, weil man ein ganzes Volk pauschalisiert hat.

vielleicht solltest Du diese Aussage nochmals überdenken und berichtigen, denn für mich entbehrt das jeglicher Logik.

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