Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !

Innenpolitik Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !

arno
arno
Mitglied

Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von arno
Hallo,

es ist schon sehr seltsam, warum immer
Aussenstehende und nicht die zigtausend Lehrer
Mißstände im Schulsystem erkennen!
Seit vielen Jahren betragen die Personalkosten
in Nordrhein-Westfalen für das "Sitzenbleiben"
jährlich 120 Millionen Euro !!!!!!
Die Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass
Sitzenbleiben pädagogisch wirkungslos ist.
Die NRW-Schulministerin Barbara Sommer sollte mal endlich ihre
Hausaufgaben machen!

Viele Grüße
--
arno
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von rolf †
als Antwort auf arno vom 03.09.2009, 18:13:10
Ganz einfach: Betriebsblindheit.
--
rolf
Re: Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 03.09.2009, 18:13:10
"...es ist schon sehr seltsam, warum immer
Aussenstehende und nicht die zigtausend Lehrer
Mißstände im Schulsystem erkennen!"
geschrieben von arno


Es war schon immer so, dass NUR Außenstehende die Missstände des Schulsystems "erkennen".
Und es gab schon immer Spezialisten, die besonders gut die Missstände einschätzen konnten und können.
Du gehörst ja in die vorderste Front dieser "Schulexperten", wie du in verschiedensten Beiträgen hier schon bewiesen hast.

Dabei wurden und werden zu unterschiedlichsten Zeiten die unterschiedlichsten Missstände festgestellt.
In den 60/70-igern war es das Leistungsprinzip, das angeprangert wurde und es wurde so lange "daran gearbeitet", bis die deutsche Schule international zum Lachobjekt wurde( von Ausnahmen abgesehen).
Ab Ende der 90-iger wurde dann angeprangert, dass die Schule das Leistungsprinzip so stark vernachlässigt hat, dass sie international auf den letzten Plätzen rangiert.(Siehe PISA).

Ende der 60-iger begann dann in allen Medien eine Großkampagne gegen deutsche Lehrer( bes. Film und Fernsehen), die dazu führte, dass der Lehrer zum letzen "Pfahl wurde, an dem sich jede Sau scheuern durfte".
Das Lehrerstudium und der Lehrerberuf wurde durch die Kampagne der selbsternannten "Schulexperten" das LETZTE, was man sich antun konnte. Die Folge war ein immer mehr zunehmender Lehrermangel - besonders in mathemat.-naturwiss. Fächern - die aber ohnehin von den selbsternannten "Experten" als unwichtig eingestuft wurden.

Und so wird das immer weitergehen. Da wird irgendwann eine Stiftung eine Untersuchung herausbringen und feststellen dass viel zu wenig von den Schülern gefordert wird und viel zu viele ohne Leistungen zu bringen das Klassenziel schaffen ... und "Experten", wie du - lieber Arno - werden in alter Manier ihre "Fachkenntnisse" einbringen und die Schuldigen parat haben.

--
klaus

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uki
uki
Mitglied

Re: Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von uki
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2009, 09:19:47
Sitzenbleiber; z.B. A. Einstein

Unter den Sitzenbleibern gibt es verschiedene Typen; solche, denen nur bestimmte Fächer nicht liegen, andere, die aus Faulheit meist in allen Fächern sehr schlecht abschneiden, andere, die den Schulbesuch meiden.

Ich halte es für falsch, generell alle Schüler in die nächste Klasse zu versetzen, da sie mit lückenhaften Kenntnissen des vorherigen Klassenziels, erst recht keine Chance haben, das nächste Klassenziel zu erreichen.
Einzelne Schüler mit Nachhilfe bewusst zu fördern erfordert ein großes Gefühl für die richtige Auswahl der Schüler, wer daran teilnehmen soll, darf. Mittelbegabte werden benachteiligt, wenn sie nicht auch an einer Sonderförderung teilnehmen dürfen. Ohne diese geht es aber überhaupt nicht. Vor allen Dingen muss die Lernbereitschaft der Schüler stimmen, woran es wohl in den meisten Fällen hapert.

Auch an der Art der Vermittlung des Lernstoffs, seitens des Lehrers kann es liegen, ob Schüler mit Interesse bei der Sache sind. Ein guter Mathematiker muss nicht automatisch sein Wissen verständlich vermitteln können.

Bleiben Schüler allzu großer unterschiedlicher Leistungen in einer Klasse, sehe ich große Schwierigkeiten für alle. Die einen werden unterfordert, die anderen total überfordert.

Zur schulischen Ausbildung zählt nicht nur die Schule, auch das Elternhaus ist gefragt.
Was stimmen muss, ist die sehr gute pädagogische Ausbildung der Lehrer und die Lernbereischaft der Schüler, das Elternhaus, mit dem richtigen Bewusstsein einer guten schulischen Bildung ihrer Kinder.

--
uki
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2009, 09:19:47
Wie recht du in jedem Punkt hast, klaus! (edit: und uki!)
Übrigens konnte jeder, der das Schulsystem nicht nur als Außenstehender (das sind Erziehungswissenschaftler und Unterrichtsminister im Allgemeinen) kennt, diese Entwicklung schon vor Jahrzehnten vorhersagen.

Trotzdem ist mit diesen Erkenntnissen das Problem des "Sitzenbleibens" in keinerlei Weise gelöst.
Da würde nur ein Weg a la Finnland helfen (auch wenn ich damit was altbekanntes und oft wiedergekäutes erwähne) oder der Weg a la High School (USA).

Dazu gehört zum ersten:
Dass der Lehrberuf von der Allgemeinheit nicht als letzte Möglichkeit für Versager und Tachinierer eingestuft wird.....

Und zum zweiten:
Das Lernen, Wissen, Bildung nicht als etwas angesehen wird, was nutzlos wäre und vom Himmel zu fallen hat (wenn es das nicht tut, dann ist die Schule schuld).

Dazu wäre wiederum eine ganz andere Einstellung der gesamten Gesellschaft nötig.

Wie das Problem der nichtdeutschsprachigen Kinder, deren Anteil in Wien bereits über 50% liegt, klassenweise bis über 90%, gelöst werden kann ist mir ein Rätsel ... mir bietet sich dazu nur das System a la US- High- school an.




mart1
Re: Bertelsmann-Studie: Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2009, 10:07:35
@mart1,uki,arno.

Probleme, wie Sitzenbleiber, Zusammenarbeit Lehrer-Schüler-Eltern-Wirtschaft, Rolle der Lehrer in der Gesellschaft, ... kann man nicht einfach mit emotional und politisch getrübten Schuldzuweisungen lösen, wie Arno sie hier mit der Bemerkung "Die NRW-Schulministerin Barbara Sommer sollte mal endlich ihre Hausaufgaben machen" abtun.

Das liegt aber daran, dass sich Arno fast immer unzureichend informiert, selbst zu wenig Fachkenntnisse hat und grundsätzlich rein politische Wertungen abgibt.

Deshalb hier 2 kleine Zusatzinformationen.

1. NRW liegt, was die Zahl der Sitzenbleiber anbelangt auf einem "Mittelplatz" in Deutschland.
Besonders wenig Sitzenbleiber gibt es in Baden-Würtemberg - besonders viel in Bayern.

2. Ausgerechnet die von Arno kritisierte Schulministerin v. NRW - Barbara Sommer - hat schon für das Schuljahr 07-08 eine Initiative gestartet, um zusammen mit Lehrerverbänden, Elternverbänden, dem Philologenverband und der Industrie das Problem anzugehen.
Sie selbst sagt: "60.000 Sitzenbleiber im Jahr sind zu viel" /
in der gemeinsamen Erklärung wird formuliert :"Nicht selten erweist sich das Sitzenbleiben als eine pädagogisch kaum weiterführende und dafür zu aufwändige Maßnahme." ...
Auf praktische Maßnahmen - die es ganz konkret in NRW gibt - will ich hier nicht eingehen.
Sie lassen sich aber im Netz nachlesen.

Der Deutsche Lehrerverband(DL) lobt ausdrücklich die Initiative in NRW von 2007/2008 und weist auf erste deutliche Erfolge hin.

--
klaus

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