Innenpolitik Besorgniserregend ? Die zukünftigen Verteidiger unseres Rechts - eine Generation von...

Zwei Artikel, einer in der ZEIT und einer im Tagesspiegel, haben mich heute einigermaßen fassungslos und nachdenklich gemacht, alle beide berichten, daß jeder 3. Jurastudent die Todesstrafe befürwortet, und jeder 2. Jurastudent die Anwendung von Folter! Befragt wurden die Jurastudenten der Uni Erlangen und Konstanz, das ist zwar kein repräsentatives Ergebnis für alle deutschen Jurastudenten, aber.......
seit 1989 stellt der Strafrechtsprofessor Franz Streng den Erst-und Zweitsemestern immer die gleichen Fragen, und seitdem erhöht sich die Zustimmung zu Todesstrafe und Folter rasant! Ähnliches berichten nach Stichproben auch Professoren anderer Universitäten!
Also auch eine Art Radikalisierung ? Die Todesstrafe ist bei uns abgeschafft und Folter ist verboten, auch die Europäische Menschenrechtskonvention hat auf ihrer Charta " Die Todesstrafe ist abgeschafft! Niemand darf zu dieser Strafe verurteilt oder hingerichtet werden "!
Sollen solche Studenten, die das gerne wieder einführen würden, überhaupt Richter, Staatsanwalt oder Kriminalkommissar werden dürfen, werden da über kurz oder lang ganz offiziell Verfassungsfeinde " herangebildet "? Ich bin ziemlich ratlos!
Was meint ihr dazu?

Gnadenlose Jurastudenten

Zwei Artikel, einer in der ZEIT und einer im Tagesspiegel, haben mich heute einigermaßen fassungslos und nachdenklich gemacht, alle beide berichten, daß jeder 3. Jurastudent die Todesstrafe befürwortet, und jeder 2. Jurastudent die Anwendung von Folter .

für wahr ... der blanke horror .

sitting bull

Hallo Edita,

ich denke nicht, dass diese Ergebnisse nur für Jurastudenten gelten, sondern die allgemeine gesellschaftliche Meinung widerspiegeln. Oder hast Du da andere Informationen?
Der Strafrahmen ist im Gesetz vorgegeben. Todesstrafe und Folter sind dort nicht vorgesehen und kein Richter in Deutschland darf sie verhängen.

Gruß Mane

es geht schritt für schritt auf der hühnerleiter ...

augen zu und weiter ...

sitting bull

Hallo Edita,
ich denke nicht, dass diese Ergebnisse nur für Jurastudenten gelten, sondern die allgemeine gesellschaftliche Meinung widerspiegeln. Oder hast Du da andere Informationen?
Der Strafrahmen ist im Gesetz vorgegeben. Todesstrafe und Folter sind dort nicht vorgesehen und kein Richter in Deutschland darf sie verhängen.
Gruß Mane

Guten Morgen Mane,

nein, ich habe keine anderen Informationen, aber es irritiert mich trotzdem kolossal, denn ausgerechnet bei einem Jurastudenten setze ich voraus, ist aber nur eine Vermutung von mir, daß er sich mit Ethik- und Moralfragen, zumindest was die Todesstrafe betrifft, schon länger und ausgiebiger beschäftigt hat, als ein z.B. Student der Wirtschaftswissenschaften!
Ich bin so informiert, daß die allgemeine gesellschaftliche Meinung strikt gegen Todesstrafe und Folter ist, sich aber durchaus in besonders gravierenden Fällen auch mal kurzfristig auf emotionaler Ebene ändern kann, aber nicht wirklich die Todesstrafe wieder
" beleben " möchte!
Dieses Ergebnis der anonymen Umfrage, zeigt mir aber sehr deutlich, daß wir höllisch auf unsere Verfassung, und auch die in Europa, aufpassen müssen, die falschen Leute auf den richtigen Platz gewählt, und schon ist es vorbei mit unserem todesurteil- und folterfreiem Rechtsstaat!
Auch ohne Todesstrafe haben wir, das hab ich mal gelesen, bei Gerichtsurteilen eine Fehlerquelle von 25 %, man mag sich nicht ausmalen, wie das mit Todesstrafe wäre!

Edita

Guten Morgen Edita, (möge er in der Tat ein guter werden)

Um mir ein "Bild" zu machen müsste ich jetzt erst einmal den Fragebogen sehen. Aus eigener Erfahrung weiss ich wie diese gestaltet sind. Ich kann es mir nur schwerlich vorstellen, dass unsere angehenden "Rechtskundigen" tatsächlich für die Todesstrafe in DE plädieren würden. Aber vielleicht ist auch meine Vorstellungskraft eingeschränkt.
Bruny

Dieses Ergebnis der anonymen Umfrage, zeigt mir aber sehr deutlich, daß wir höllisch auf unsere Verfassung, und auch die in Europa, aufpassen müssen, die falschen Leute auf den richtigen Platz gewählt, und schon ist es vorbei mit unserem todesurteil- und folterfreiem Rechtsstaat!

Das sehe ich genauso.
In Deinem Eröffnungsbeitrag stellst Du die Frage

Sollen solche Studenten, die das gerne wieder einführen würden, überhaupt Richter, Staatsanwalt oder Kriminalkommissar werden dürfen, werden da über kurz oder lang ganz offiziell Verfassungsfeinde " herangebildet "?

Juristen sitzen ja nicht nur auf solchen Positionen. Sie sitzen an vielen Schalthebeln der Macht und nehmen erheblichen Einfluss auf Entscheidungen. Ohne Juristen geht eigentlich garnichts.
Die jüngsten Ereignisse vom Wochenende sollten uns denke ich, sehr wachsam werden lassen. Einige der zu lesenden Schlagzeilen und Kommentare aber auch Statements z.B. aus den Reihen der Polizei oder mehr oder weniger wichtiger Politiker sind bestens dazu geeignet den Nährboden für rechtes Gedankengut noch besser aufzubereiten - ein gefährliches Spiel mit der Angst der Menschen.

Aktionismus können wir überhaupt nicht gebrauchen.

bukamary

Mich persönlich würden dazu Meinungen von Mitgliedern interessieren, die Juristen sind, resp. diesen Beruf ausgeübt haben.
Sonst entsteht nur ein Eindruck allgemeiner Empörung und kein differenziertes Bild.
Insbesondere würde mich nicht stören, wenn eine kleine Minderheit der Studenten angesichts der komplexen Szene in Deutschland während des Studiums empörende Einstellungen äussern.

Guten Morgen, Edita,

man müsste diesen Test die Studenten gegen Ende ihres Studiums erneut machen lassen, denn ich kann mir vorstellen, dass sich ihre Vorstellungen ändern werden. Hier waren die Betreffenden ja noch nicht ausgebildet, da der Fragebogen Erst- und Zweitsemestern (also meistens sehr jungen Leuten) vorgelegt wurde. Es geht also eher um die Überzeugungen, mit denen sie ihr Studium beginnen. Es ist zu hoffen, dass sich diese während des Studiums noch ändern werden.

Wenn man bedenkt, wieviel Juristen Entscheidungsträger sind und mitbestimmen, welche Gesetze geschrieben werden, ist auch Vorsicht geboten, da gebe ich Dir recht.

Mane

Guten Morgen Mane,

interessant ist doch die Frage,warum die noch recht frischen Studenten so denken.Suchen viele junge Menschen Orientierung,auch im Gesetz.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden und "Prügel " vorbeugen,ich finde die jetztigen Gesetze so richtig und bin nicht für die Todesstrafe und gegen Folter.
Anderseits stelle ich mir sehr junge Studenten vor,die z. B. die Geschichte mit Frankfurts damaligen stellvertretenden Polizeipräsident verfolgt haben.
Dem verhafteten Jurastudenten Magnus Gäfgen wurde im Auftrag von Daschner (Polizeipräsident) Folter angedroht mit dem Ziel,das entführte Opfer zu retten.Der verurteilte Täter bekam aus diesem Grund eine Entschädigung wegen "Verletzung seiner Menschenwürde..."

Ich musste ehrlich gesagt auch schlucken..

Befindet sich ein Verbrecher, egal wie schlimm er ist, bereits in der Gewalt des Staates, darf ihm der Staat nicht das Leben nehmen und darum auch nicht zum Tode verurteilen. Ebenso wenig darf er ihn in einem Polizeiverhör foltern, selbst wenn er sich dadurch erhofft, wahrheitsgemäße Aussagen zu erpressen, die vielleicht ein anderes Menschenleben retten könnten.

Sind die jungen Studenten jetzt Verfassungsfeinde,weil möglicherweise noch Emotionen da sind ?
Schade,dass der Fragebogen nicht zu lesen ist.

Gruß
Inga