Innenpolitik bildungsgerechtigkeit

sittingbull
sittingbull
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bildungsgerechtigkeit
geschrieben von sittingbull
kein tag vergeht , an dem die politiker aller parteien nicht "die bildung" als lösung
aller probleme ausmachen . in "die bildung" müsse investiert werden um "verwerfungen auf
dem arbeitsmarkt" und "lohnspreitzungen" zu begegnen" ...
klingt gut ... hat aber nur den einen sinn , von den ökonomischen (klassen)-verhältnissen abzulenken .

nach einer aktuellen erhebung des "Deutschen Studentenwerkes" (DSW) ... sind von 100 studenten nur 23 aus der arbeiterklasse rekrutiert , 77 kommen aus akademikerfamilien .

"Der Zugang zum deutschen Hochschulsystem ist sozial nach wie vor selektiv."

sitting bull
Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sittingbull vom 27.06.2013, 13:07:24
"nach einer aktuellen erhebung des "Deutschen Studentenwerkes" (DSW) ... sind von 100 studenten nur 23 aus der arbeiterklasse rekrutiert , 77 kommen aus akademikerfamilien ."


Interessante Studie, die allerdings keine Überraschungen bringt.

Sind denn automatisch alle Kinder, die nicht aus Akademikerfamilien stammen, Arbeiterkinder?
Sind Akademiker( also Personen mit Hochschulabschluss ) automatisch keine Arbeiter, egal, was sie nach dem Studium machen?

Also - einer meiner Schwiegersöhne ARBEITET bei VW, ist Bandeinrichter, hat Hochschulabschluss und verdient mehr, als sein Vorgestzter, der wahrscheinlich nicht als Arbeiter "eingestuft" ist.

Das mit der Arbeiterklasse kann man heute nicht mehr so eng wie früher sehen, da die Grenzen verschwimmen.
Deshalb wird in der Studie auch von Akademikerfamilien und Nichtakademikerfamilien gesprochen.
Der Begriff Arbeiterfamilie kommt nicht vor.

Der "Bildungszwang"( entschuldige den Begriff) Abitur- Hochschule war schon immer deutlich größer bei Akademikerkindern.
Das hatte sich auch durch besondere Maßnahmen in der DDR ( Arbeiter - und Bauernfakultät, höhere Stipendien für als Arbeiterkinder eingeordnete Studenten...) nicht ändern lassen.
Letztendlich waren die Kinder der Akademiker von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast alle auch auf einer Fachschule oder Hochschule zu finden.
Darunter waren dann natürlich auch solche, deren Eltern aus der Arbeiterklasse "aufgestiegen" waren zur damals sogenannten "Intelligenz" ( ein furchtbarer Ausdruck, der alle anderen Leute diskriminierte).

Richtig ist natürlich, dass Kinder aus sozial schwachen Familien seltener zum Studium kommen, als andere Kinder.
Das ist meines Erachtens der eigentliche Schwerpunkt.

Hier mal 2 Zahlenbeispiele, die eine Entwicklung zeigen.
In meiner Abiturklasse ( 1960 ) waren von 22 Abiturienten 11 als Arbeiterkinder eingestuft.
In der Abiturklasse meiner Jüngsten (1989) waren von 26 Abiturienten 9 als Arbeiterkinder eingestuft. Unter diesen 9 waren 2, deren Eltern zwar Hochschulabschluss hatten, aber wegen ihrer Tätigkeit bei der SED-Kreisleitung als AK eingestuft waren.

Das nur mal zum Nachdenken über den Begriff Arbeiterklasse unter heutigen Verhältnissen.
pippa
pippa
Mitglied

Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von pippa
als Antwort auf sittingbull vom 27.06.2013, 13:07:24
Ich kann einfach nicht verstehen, warum statt der Eltern nicht endlich die Kinder finanziert werden, in dem für a l l e von der Krippe bis zum Ende der Ausbildung die Kosten für Horte, Schulen Uni, Lehrmittel, Verpflegung und auch Schuluniformen aus Steuermitteln bezahlt werden.

Alle finanziellen Wohltaten, die man wie mit einer Gießkanne über die Eltern ausschüttet, sollten gestrichen werden, denn eine gesicherte Versorgung der Kinder ist viel hilfreicher.

Auf diesem Wege könnte eine ziemlich gute Gleichstellung erzielt werden.

Dass trotzdem eine Minderheit immer "gleicher" bleibt, ist natürlich nicht zu vermeiden.

Pippa

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clara
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Mitglied

Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.06.2013, 13:59:12

Letztendlich waren die Kinder der Akademiker von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast alle auch auf einer Fachschule oder Hochschule zu finden.
Darunter waren dann natürlich auch solche, deren Eltern aus der Arbeiterklasse "aufgestiegen" waren zur damals sogenannten "Intelligenz" ( ein furchtbarer Ausdruck, der alle anderen Leute diskriminierte).

Richtig ist natürlich, dass Kinder aus sozial schwachen Familien seltener zum Studium kommen, als andere Kinder.
Das ist meines Erachtens der eigentliche Schwerpunkt.


Ganz ähnlich war es auch in der alten BRD.
Je mehr "Arbeiterkinder" den "Aufstieg" geschafft haben oder schaffen, desto kleiner wird logischer Weise die "Arbeiterklasse" . Auch gibt es durchaus andere Gründe, warum die verbliebenen Kinder in der Unterschicht (die nichts mit der "Arbeiterklasse" zu tun hat), keine höheren Bildungsabschlüsse erreichen.

@ Pippa: Ich stimme Dir zu, staatliche kostenlose Bildungsangebote könnten Missstände, die es für Kinder in Familien der Unterschicht häufig gibt, lindern und Chancen eröffnen. Dies aber nur, wenn sie verpflichtend sind.

Clara
olga64
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Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf pippa vom 27.06.2013, 14:01:32
Das immer höhere Giesskannenprinzip wird ja hauptsächlich deshalb angewandt, weil man sich mehr Kinder erhofft - bisher hat nichts hingehauen. Die Frauen verweigern sich so lange, bis es endlich eine nahtlose Betreuungsmöglichkeit für Kinder geben wird (von der Kita bis zum Abitur in Ganztageseinrichtungen),damit diese Eltern (oft gibt es ja auch dazugehörige Väter) ohne schlechtes Gewissen ihrer Berufstätigkeit nachgehen können.
Aber auch wenn Kinder schulisch noch besser gefördert werden, ist es ebenso wichtig, dass sie von ihren Eltern in den Familien angehalten werden, etwas zu tun und die Eltern vor der Faulheit der Kinder nicht kapitulieren.
Ein grosses Problem aus den Nicht-Akademiker-Familien ist natürlich auch,dass den Kindern, die ein Gymnasium besuchen, oft schon sehr schnell zu Hause nicht mehr geholfen werden kann. Wenn die Eltern (oder Grosseltern) keine höheren Schulen besucht haben, stossen diese bald an ihre eigenen, bildungstechnischen Grenzen - sei es in Mathematik, bei Fremdsprachen oder anderen Fächern. DAfür muss es dann gute Nachhilfe-Organisationen geben, wo die Kinder zuverlässig hingeschickt werden und auch geprüft werden, dass sie etwas tun und dies nicht nur absitzen. Olga
Karl
Karl
Administrator

Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 27.06.2013, 16:54:56
@ Olga,

die Tatsache, dass es für Kinder hilfreich ist, wenn Eltern und Großeltern bei Schularbeiten helfen können, spielt ein große Rolle. Es ist auch legitim, dass dies genutzt wird.

Allerdings folgt daraus, dass Kinder aus Nichtakademikerfamilien einen schulischen Nachteil haben. Dieser müsste durch kompensatorische Maßnahmen ausgeglichen werden, z. B. durch kostenlose Nachhilfe für solche Gruppen. Das alles kostet Geld, aber das gilt ja auch für Euro-Hawk-Drohnen. Für mich ist es keine Frage, wofür das Geld besser angelegt wäre.

Karl
olga64
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Re: bildungsgerechtigkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 27.06.2013, 17:15:24
Sehe ich genau so,wenngleich es verschiedene Etats im Bundeshaushalt betrifft (einmal der Verteidigungs- und einmal der Bildungsbereich). Kinder aus sehr armen Familien erhalten ja bereits GEld für Nachhilfeunterricht und wie man mit Staunen vernimmt, nehmen es meist gar nicht in Anspruch.
In den Familien, wo beide Eltern arbeiten und sich auch zum Mittelstand zählen, sollte es die Ausgabe wert sein, auch wenn die Familien dann einige Jahre auf etwas verzichten müssen. Es ist immer wichtig und richtig in die eigenen Kinder zu investieren, wenn man sich für Kinder entscheidet - und nicht für alles sollte immer der Staat verantwortlich sein - die Eltern sind es schon auch und zwar an erster Stelle.
Als meine Mutter mit uns zwei Halbwaisen vor der Frage stand, ging es auch irgendwie und zwar ohne grosse staatliche Subventionen. DA half dann finanziell mein Grossvater und auch ich musste schon früh meinen Beitrag leisten, in dem ich als Schülerin Hilfsarbeiten in einem Supermarkt durchführte. Mein Bruder verdiente sich Geld, in dem er selbst Nachhilfeunterricht für Schüler anbot oder Botendienste von gebrechlichen Hausbewohnern machte. Das ging auch - macht übrigens auch die Kinder stolz,wenn sie ihre Tüchtigkeit beweisen können. Olga

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