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Innenpolitik Bildungswesen auf dem Prüfstand

Elmos
Elmos
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Elmos
als Antwort auf urmelviech vom 10.05.2018, 08:59:04
Ach ja, ich kenne noch die Aussage:

Kopfrechnen schwach, aber in Religion die Eins, aus dem wird mal was.
 
Tja, so ändern sich die Zeiten.... heute kann man auch in Religion noch schwach sein, und es kann dennoch etwas aus einem werden.

Ich weiss echt nicht was ihr alle mit der dämlichen Kopfrechnerei habt. Das war mal wichtig, zu ner Zeit, als man das brauchte um vernünftig Aufgaben berechnen zu können.
Aber das braucht heute niemand mehr, es bringt (fast) keinen Zeitgewinn.

Im Gegenteil. Mein Sohn ist da ein wenig... annormal... oder so. Er hat, bis zur 10ten Klasse wirklich JEDE Aufgabe im Kopf gelöst, dessen Hirn funktioniert da irgendwie anders als das normaler Menschen. Und als er dann in die Oberstufe kam (und von seiner freien Schule in eine Regelschule - der Wechsel musste leider sein) da hat man ihm das angekreidet - weil die "Zwischenrechnungen" und "Nebenrechnungen" fehlten und behauptet, er hätte alles irgendwo abgekupfert. Das war für ihn eine sehr ärgerliche Lektion.

Liebe Grüße
Andrea
Karl
Karl
Administrator

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Karl
als Antwort auf anni53 vom 10.05.2018, 09:00:44

@anni53

Liebe Anni,

du zitierst und unterstützt aus der Maischberger Sendung den Satz

"Was wir brauchen sind multiprofessionelle Lehrerteams in multitaskingfähiger Umgebung für den multiprofessionellen fächerübergreifenden Einsatz in klassenübergreifender Form und das Ganze unter Abschaffung aller Noten.
 
Ich denke, dass in Arbeitsgruppen so etwas in modernen Schulen doch teilweise schon geschieht. Fächerübergreifenden Unterricht gibt es ja. Fruchtbar kann dieser aber nur sein, wenn bereits Grundlagen im Fachwissen da sind. Auch der Begriff „fächerübergreifend“ enthält ja durchaus die Anerkennung davon, dass es Fächer, unterschiedliche Wissensbereiche gibt. 

Bei dem Weglassen von Noten sollte man darauf achten, was an deren Stelle tritt. Noten sind ja nicht nur Strafen, sondern auch Belohnung.  Ohne „Feedback“ (Rückmeldung) funktioniert Lernen nicht. Belohnungen, positive Anreize funktionieren besser als negative. Was also könnten solche Belohnungen sein? Ist das Nicht-Erreichen einer Belohnung dann nicht auch schon wieder eine Bestrafung?

Wird man während eines Schülerlebens an Schulen ganz ohne Sortierung auskommen? Wird die Sortierung in Leistungs- und Interessensgruppen nicht weiterhin notwendig sein?

Ich bin für individuelle Förderung als Ideal. Dazu fehlen aber derzeit das Personal und die Resourcen. Wenn der Finanzminister gestern frohlockte, Geld über zu haben, im Bildungssystem wäre es gut angelegt. 

Karl
RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 10.05.2018, 09:14:08

@Schorsch, ich sehe das nicht negativer als es der Vater dargestellt hat. Sein Wunsch war dass der Sohn Abitur macht, koste es was es wolle.
Auch ich hatte Wünsche für meine Kinder und den Enkel, aber es blieben meine Wünsche, die ich nie nach außen kehrte. Die Kinder waren auch nie mein Eigentum und ich empfand und empfinde auch heute nicht, dass es meine Aufgabe ist ihr Leben zu bestimmen. Ich unterstütze, aber verlange nichts. Und ich helfe wenn ich um Hilfe gebeten werde.
Das Erlernen von sozialer Kompetenz ist wichtiger als ein Abitur light, zumindest sehe ich das so.
Bruny


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pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von pschroed
als Antwort auf schorsch vom 10.05.2018, 09:14:08

Das muss man aber nicht so negativ sehen. Auch ich habe mir für unsere Kinder gewünscht....., nämlich dass sie den Beruf erlernen können, in dem ihnen wohl ist - und ihrem Geistes- und Bildungsniveau entspricht. Und sie haben das erreicht - und nun bin ich auch ein bisschen stolz und es ist auch mir wohl beim Gedanken, dass sie es erreicht haben!
Hallo Schorsch.
Mir geht es ebenso, ich sagte zu meinen beiden, stellt euch eine Lern-Leiter vor, ihr sitzt oben auf der letzten Sprosse und jetzt laßt ihr euch herunterrutschen, egal wo ihr landet. Ab und zu gab es schlechte Noten, besonders mein Sohn sorgte ab und zu für Überraschungen, ich sagte dann ganz cool, macht nicht´s es gibt schlimmeres, kannten sie doch auch meine katastophalen Schulleistungen. :P

Sie sind beide Akademiker, war ich doch immer das Vorbild wie es nicht sein sollte.
Phil.
 
lupus
lupus
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von lupus
als Antwort auf anni53 vom 10.05.2018, 09:00:44

Ja, der Spaß am Lernen.
Was sehr mühevoll ist macht nur den wenigsten Menschen Spaß.
Der öftere Hinweis auf den Spaß ist ein oft gebrauchtes aber oft auch unzutreffendes Argument.
Ich möchte den kennenlernen der eine Schlosserlehre gemacht hat und Spaß am feilen  lernen hatte.
Es ist doch ganz unterschiedlich.
Die Winkelfunktionen verstehen kann für einen Spaß bereiten , der Nächste ist nur froh wenn er es bis zur Prüfung behalten kann und es gibt Einige die das ausklinken weil es doch keinen Spaß macht.

lupus
anni53
anni53
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von anni53
als Antwort auf Karl vom 10.05.2018, 09:53:30

@karl
Vielen Dank für deine Antwort. Zunächst möchte ich einfach klarstellen, dass Lernen an sich Spass macht. In unserem Schulsystem gibt es jedoch überwiegend nur noch zweckgebundenes Lernen. Wozu Kopfrechnen? Wozu Auswendiglernen? Wozu...??? usw. Dass der individuelle Gedächtsnispalast regelmäßiger Renovierung und Restauration bedarf und durch Loslassen von altem und erneuern von neuem (neue Leiterbahnen knüpfen) gesund bleibt, habe ich gelernt. Ebenso habe ich gelernt, dass Sortierung und Auswahl genau die demokratischen Eigenschaften negativ berücksichtigt, zu denen ich Schüler auszubilden hatte. Offenheit, Toleranz, Respekt, Verständnis, Rücksichtnahme.....usw. Soll heißen diese Eigenschaften werden immer weniger. Ich wünschte mir immer, dass nicht neuer Wein in alten Schläuchen kommt, sondern eine wirklich umfassende Änderung des Bildungssystems muss her. 
Fächer und klassenübergreifendes Lernen in den weiterführenden Schulen gibt es rudimentär. 
Die umfassende Änderung könnte beispielsweise die eigenverantwortliche Schule mit sich bringen, ohne jetzt bereits Vorstellung zu haben, wie sie mal aussehen wird.
Gruss anni53  


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 10.05.2018, 09:53:30

Bei dem Weglassen von Noten sollte man darauf achten, was an deren Stelle tritt. Noten sind ja nicht nur Strafen, sondern auch Belohnung.  Ohne „Feedback“ (Rückmeldung) funktioniert Lernen nicht. Belohnungen, positive Anreize funktionieren besser als negative. Was also könnten solche Belohnungen sein? Ist das Nicht-Erreichen einer Belohnung dann nicht auch schon wieder eine Bestrafung?
 
Ich bin für individuelle Förderung als Ideal. Dazu fehlen aber derzeit das Personal und die Resourcen. Wenn der Finanzminister gestern frohlockte, Geld über zu haben, im Bildungssystem wäre es gut angelegt. 

Karl
geschrieben von karl
Die Benotung eines Schülers zeigt auch auf, wo er oder sie gerade stehen, d.h., wo Nachholbedarf oder Nachschulungsbedarf besteht, um das "Klassenziel" zu erreichen. Später im Berufsleben werden die Mitarbeiter auch bewertet und nach einem entsprechenden Schlüssel benotet, was wiederum Einfluss auf die Karrieremöglichkeiten und auch die Bezahlung hat.
Es ist klar, dass nicht jeder SChüler-Mensch in allen Fächern gleiche Begabung aufweisen kann und vermutlich auch nicht in allen Kategorien Leidenschaft zum Lernen. ABer auch durch eine Benotung kann der Schwerpunkt des SChüler-Menschen herausgearbeitet werden, wohin die Reise gehen soll, auch im Hinblick auf die spätere Studienfach- und Berufswahl.
Deshalb ist es auch so unsinnig bis unverschämt, wenn Eltern eine schlechte Benotung zum Anlass nehmen, Lehrer zu attackieren und mit juristischen Mitteln drohen  - das ist ein Ausdruck von überzogenen Elternvorstellungen und grosser Hilflosigkeit.
Ich denke, das viele Geld, über das unser Finanzminister frohlockt, ist grossenteils in der Groko verplant und es liegt in der Natur der Sache,dass bei Mehreinnahmen immer viele den Finger heben und es für sich haben wollen (komischerweise ist es umgekehrt nie der Fall: wenn sich Mindereinnahmen abzeichnen, fehlen die Finger, die sich bereiterklären, freiwillig in eigenen REssorts zu sparen).
Was m.E. dringend reformbedürftig ist, ist die Schulung der Lehrer. Oft gibt esin unseren Schulen ja LehrerInnen, die schon älter sind und deren 'Studium oft Jahrzehnte zurückliegt und oft auch nicht wesentlich reformiert oder modifiziert wurde. Diese Ausbildungsreform für LehrerInnen setzt natürlich auch dieselbe bei den Professoren der Pädagogischen Hochschulen voraus. Für all das sollten die Länder, die es betrifft, mehr Geld locker machen, da es ja die Zukunft unserer Menschen betrifft. Olga
lupus
lupus
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RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von lupus
als Antwort auf olga64 vom 10.05.2018, 16:21:43
Oft gibt esin unseren Schulen ja LehrerInnen, die schon älter sind und deren 'Studium oft Jahrzehnte zurückliegt und oft auch nicht wesentlich reformiert oder modifiziert wurde.
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