Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?

Innenpolitik Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?

Mitglied_81b4260
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 14.01.2010, 19:08:27
Hallo eko,

Du solltest wissen, dass ich von diesem "Vorfall" und der Bischöfin nichts weiß und mich auch nicht informiert habe. Deshalb kann ich zur Sache an und für sich nichts sagen bis auf das, dass die Verteidigung Deutschlands oder Europas in Afg. ein Schwachsinn ist.

Mir ist einfach aufgefallen mit welchen Methoden und Worten die Ansichten einer Frau nach dem Motto "das dumme Hascherl kann es eben nicht besser" abqualifiziert wird.

Mich beruhigt aber, dass es anderen aufgefallen ist.

Wäre die gleiche Predigt eines männlichen Bischofs auf diesselbe Weise, "männliche Naivität und Emotionalität", kritisiert worden?

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Wenn Frauen in der Vergangenheit mit nachsichtigem Humor Diskriminierungen aufgrund ihres Geschlechts lächend übergangen hätten, stünden Frauen nicht da, wo sie heute sind. Warum soll also ich über penetrante Abqualifizierung lachen?
Und zuletzt, vielleicht sollten viel mehr Frauen ihre Sicht der Dinge einbringen!

eko
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.01.2010, 23:54:22
Hallo mart,

es ist Dein gutes Recht, zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist "Deutschland und Europa in Afghanistan verteidigen zu wollen".

Was hier völlig untergeht in all dem Wust von Meinungen und Hetzereien, ist die Tatsache, dass die Nato anfänglich glaubte, sich in A. als Ordnungsmacht zu betätigen.

Es war ziemlich blauäugig, sich das vorzustellen. Inzwischen weiß man, dass es wohl nie gelingen wird, dieses Land so zu befrieden, wie man es sich das am Anfang gedacht hatte.

Was nun?

Wenn Frau Käßmann der Meinung ist, die Fremdmächte müssten aus A. raus, dann darf sie diese Meinung durchaus vertreten. Privat!!! Aber nicht als Bischöfin! Das geht nicht. Da wäre es vernünftiger gewesen, sie hätte sich mit dem Guttenberg zusammengesetzt oder wäre selbst mal nach A. gefahren. So aber hat sie ein "Bauchgefühl" verbreitet......und ist damit nicht zuletzt auch "unseren Jungs" in den Rücken gefallen.

Wenn nun Wolfgang von einem Angriffskrieg labert, habe ich nur den einen Gedanken:Der spinnt! Unsere Soldaten greifen doch niemanden an! Aber es muss ihnen doch erlaubt sein, sich zu verteidigen, wenn sie selbst angegriffen werden.


Ob und inwieweit bei einem Rückzug die Taliban wieder erstarken würden und ein Schreckensregime in A. aufbauen würden und inwieweit es dort Ausbildungscamps für Terroristen gebt, kann ich nicht beurteilen, aber es wird schon etwas dran sein.


Wie auch immer, diese sicher von Emotionen gesteuerte Predigt der Bischöfin Käßmann hat nun leider dazu geführt, dass manche Leute darin "weibliche Naivität und Emotionalität" sehen. Die Gegenreaktion kam ja auch prompt und führte zu Bezeichnungen wie "sexistische Einstellung" und "Machos" und gleich wird natürlich das gesamte männliche Geschlecht mit diesem Vorwurf überzogen.

Meine Meinung: Frau Käßmann hätte besser vorher die Situation persönlich studieren sollen, dann wäre ihr dieser Vorwurf erspart geblieben. Und das Aufheulen des gesamten weiblichen Geschlechts wäre ein paar Stufen leiser auch besser gewesen.

Ich muss jetzt ins Bett!
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 15.01.2010, 01:04:17
Ach Gott Walter, bin ich versucht auszurufen ..... da habe ich die Predigt, die so viel Staub aufgewirbelt hat, gelesen und frage mich, wieviel derjenigen, die sich hier und andernorts empören, sie tatsächlich gelesen haben.

Kopfschüttel (Gibts dafür ein Smiley?)



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eko
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.01.2010, 02:07:22
Hier der entscheidende Ausschnitt aus der Predigt:

"Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt…."


Wenn das alles ist, was die Bischöfin zum Thema Afghanistan gesagt hat, dann verstehe ich den ganzen Aufruhr überhaupt nicht. Dann hat man ihre Aussage in den Medien total verdreht und etwas daraus gemacht, was die Frau überhaupt nicht gemeint hat.

Und dann ist der Slogan:"weibliche Naivität und Emotionalität" total daneben genauso wie viele Bemerkungen, die hier gepostet wurden, etwa über den angeblichen "Sexismus der Männer" oder der Hinweis, dass Käßmann geschieden sei. Alles dumme Sprüche!

Und ich schäme mich, dass ich auf all diese dummen Sprüche hereingefallen bin, anstatt diese Predigt zu lesen.
((
Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.01.2010, 02:07:22
Mart, vielen Dank für deine tollen Beiträge! Ich unterschreibe jedes Wort davon!!!

Frau Kässmann ist eine tolle Frau, ich freue mich, dass sie als "Oberboss" der Protestanten ihre (immer noch sehr zurückhaltende) Meinung deutlich und klar und ohne Scheuklappen gesagt hat. Das ist die "Freiheit eines Christenmenschen"
Gruß Marina
clara
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von clara
als Antwort auf eko vom 15.01.2010, 01:04:17


Wenn Frau Käßmann der Meinung ist, die Fremdmächte müssten aus A. raus, dann darf sie diese Meinung durchaus vertreten. Privat!!! Aber nicht als Bischöfin! Das geht nicht.
geschrieben von eko


Warum geht das nicht, eko? Frau Käßmann vertritt die evangelische Kirche und ist somit eine Person der Öffentlichkeit.
Hauptinhalt christlicher Verkündigung sind Liebe und Frieden. Von dieser Warte aus muss sie sogar öffentlich ihre Meinung sagen.
Ebenso wie der Papst auf katholischer Seite hat sie das Recht dazu.
Ob man die Meinungen jeweils gut findet, ist eine andere Frage.

Clara

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joschi33
joschi33
Mitglied

Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von joschi33
als Antwort auf eko vom 15.01.2010, 01:04:17
Was nun?
Wenn Frau Käßmann der Meinung ist, die Fremdmächte müssten aus A. raus, dann darf sie diese Meinung durchaus vertreten. Privat!!! Aber nicht als Bischöfin! Das geht nicht. Da wäre es vernünftiger gewesen, sie hätte sich mit dem Guttenberg zusammengesetzt oder wäre selbst mal nach A. gefahren. So aber hat sie ein "Bauchgefühl" verbreitet......und ist damit nicht zuletzt auch "unseren Jungs" in den Rücken gefallen.
geschrieben von eko


Warum sollte sich Frau Käßmann mit dem Guttenberg zusammensetzen - sie ist doch keine Politikerin?

Müssen denn "unsere Jungs" auch im "Verein der Weltpolizisten" tätig sein?
Global wird es dadurch nicht friedlicher werden.
Hinter allen kriegerischen Konflikten verbergen sich fast stets wirtschaftliche Interessen, das Traurige ist doch, dass die Politik versagt!
eko
eko
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von eko
als Antwort auf clara vom 15.01.2010, 14:34:04
@ clara:

Lies mal meinen Beitrag von heute,11.43 Uhr dann kannst Du mich nochmals fragen. Ich habe nämlich meine Meinung geändert, seit ich die entsprechende Passage in ihrer Predigt gelesen habe. Ich nehme für mich in Anspruch, meine Meinung dann zu ändern, wenn ich feststelle, dass ich mich geirrt habe.

Aber generell hat Frau Käßmann sowieso nicht gefordert, dass die Bundeswehr aus A. raus gehen solle, das wird nur hier schon wieder verfälscht von einigen so dargestellt......und alle tappen denen hinterdrein. (Erinnert mich irgendwie an Hameln).

Hätte mich sowieso doch sehr gewundert, wenn diese Frau sich sooo weit aus dem Fenster gelehnt hätte, wie dies von einigen hier beschrieben wird.
eko
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von eko
als Antwort auf joschi33 vom 15.01.2010, 21:06:20
Zitat von Joschi33:

"Müssen denn "unsere Jungs" auch im "Verein der Weltpolizisten" tätig sein?
Global wird es dadurch nicht friedlicher werden.
Hinter allen kriegerischen Konflikten verbergen sich fast stets wirtschaftliche Interessen, das Traurige ist doch, dass die Politik versagt!"



Hallo joschi,
hast Du schon mal was von der Nato gehört und dass dieser auch Deutschland angehört? Und dass dann, wenn die Nato einen Beschluss fasst, Deutschland involviert ist?

Offenbar hast auch du, wie viele hier, ganz einfach ausgeblendet, dass der Einsatz in A. ursprünglich dem Auf- und Ausbau einer Infrastruktur gewidmet sein sollte. Da können manche noch so viel von angeblichem "Angriffskrieg" rumlabern, so war der Einsatz ursprünglich nicht gedacht.

Ich frage mich, warum haben denn alle die vielen Klugscheißer hier im ST und auch anderswo nicht schon vorher darauf aufmerksam gemacht, dass diese Mission so in die falsche Richtung laufen würde, wie sie jetzt gelaufen ist?

Es ist immer das alte Lied, hinterher weiß auch der letzte Dummkopf, wie man es hätte besser machen können. Das liegt halt in der Natur des Menschen.


Dass unser Rambo-Kanzler den Krieg gegen den Irak nicht mitgemacht hat (das war übrigens ein astreiner Angriffskrieg), dafür kriegt er auch noch in 100 Jahren Lorbeeren dafür nachgereicht. Aber Afghanistan ist eine andere Baustelle und nicht mit dem Irak zu vergleichen.
Mitglied_bed8151
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Re: Bischoefin Kaessmann: weibliche Naivitaet und Emotionalitaet?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 16.01.2010, 00:19:43
Berliner Zeitung, 24.12.2009
"Was in Afghanistan geschieht, ist nicht zu rechtfertigen"
Die EKD-Ratsvorsitzende, Margot Käßmann, über Krieg, Gewalt als Mittel der Politik und den Trost der Weihnachtsbotschaft
Von Katja Tichomirowa

[...]

US-Präsident Barack Obama hat in seiner Nobelpreisrede die Frage nach einem gerechten Krieg gestellt .

Käßmann: Wir haben das in unserer Friedensdenkschrift sehr klar gesagt: Es gibt keinen gerechten Krieg. Es mag Kriterien geben, mit denen man einen Krieg rechtfertigen kann, was mir schon schwer fiele. Aber nach diesen Kriterien, ist das, was in Afghanistan geschieht, in keiner Weise zu rechtfertigen. Es kann nur darum gehen, zu fragen, wie wir einen geordneten Rückzug antreten und wie eine zivile Lösungsstrategie gefunden werden kann. Diese Strategie wird aber nicht einmal gesucht. Am Ende sagen immer alle, jetzt müssen wir mit Waffengewalt eingreifen, dann wird es Frieden geben. Ich bin überzeugt, dass es andere Vermittlungsformen gibt.

Obama hat also Unrecht, wenn er von einem gerechten Krieg spricht?

Käßmann: Für mich kann es keinen gerechten Krieg geben. Ich kann ihn aus christlicher Sicht nicht legitimieren. Um gerechten Frieden geht es mir.

Ist Krieg manchmal nötig, wie Obama behauptet?

Käßmann: Das kann ich nicht sehen. Was ich befürworten könnte, wäre eine Art Polizeigewalt. Da könnte ich mir auch auf einer Weltebene vorstellen, dass die UNO so ausgestattet wird, dass sie diese Polizeigewalt ausüben kann. Krieg sehe ich nicht legitimiert, weil durch ihn am Ende immer die Zivilbevölkerung leidet.

[...]

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