Innenpolitik Corona - Impfunvernunft

Bandagenanderl
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Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Bandagenanderl

"Wir impfen momentan für den Mallorca-Urlaub. Früher haben wir gegen das Sterben geimpft (Z.B. Polio)." Das sagt ein Impfarzt und ehemaliger Chefarzt einer Kreis-Klinik. Die Erleichterungen für doppelt Geimpfte treiben nun seltsame Blüten. Möglichst schnell die zweite Impfung ergattern um die "Freiheit" zu genießen ist laut Meinung des Impfarztes äußerst unvernünftig. Der Grund hierfür liegt im geringeren Schutz, den die verfrühte Impfung bietet. Laut einer englischen Studie an 17 000 Probanden liegt der Schutz (Astrazeneca) bei einem Impfintervall von 10-12 Wochen bei über 80 %. Bei einem Impfabstand der Zweitimpfung von 6 Wochen soll der Schutz nur noch 55 % betragen. Damit sieht der Arzt die angestrebte Herdenimmunisierung gefährdet. (Interview in der Ebersberger Zeitung vom 11.5.2021)
 Für mich bedeutet dass dieses Verhalten eine vierte Welle im Herbst in Kauf nimmt. Es passt in unsere Zeit in der der Gedanke vorherrscht: "Ich möchte alles und zwar sofort!" 
 Eben sah ich einen Bericht im ZDF zum massiven Auftreten von unberechtigten Impfwilligen bei den Hausärzten. Massive Beschimpfungen sind an der Tagesordnung. An sich keine Aufregung wert, weil es nur ein Abbild unserer Gesellschaft ist. 
Anderl        

olga64
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bandagenanderl vom 11.05.2021, 18:00:48

Ich erhielt heute bei meiner langjährigen Hausärztin die 2. Impfung mit Astra Zeneca, 6 Wochen nach der ERstimpfung.
Bei meiner Ärztin waren weder Unberechtigte, noch gab es SChlägereien und BEschimpfungen. Das hängt sicher damit zusammen, dass die infragekommenden Impflinge von der Praxis aus angerufen werden und ihre Termine pünktlich wahrnehmen.
Ich fragte sie, wie hoch der Wirkungsgrad von Astra Zeneca bereits nach 6 Wochen noch sei - sie antwortete: 85%.
Ich glaube das der Ärztin meines Vertrauens und mir genügt das auch. Wenn ich bedenke, dass die Grippeschutzimpfung, die ich mir jährlich auch in dieser Praxis hole, nur einen Sicherheitsgrad von ca 60% hat, bin ich zufrieden. Jetzt muss ich 14 Tage warten und darf dann alles wieder ungetestet im schönen Bayern in Anspruch nehmen, was sich mir so bietet. Darüber freue ich mich.
Ich traf in der Praxis viele, die sich mit mir vor 6 Wochen impfen liesen (mit Astra Zeneca) - alle verliessen wir nach einer 10-minütigen Beobachtungszeit beschwingt diese helfende Praxis. Olga

Bandagenanderl
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf olga64 vom 11.05.2021, 19:20:13

Am 1. Juni bin ich mit der Zweitimpfung dran. Erstimpfung mit Moderna im Impfzentrum und lt. Bestätigung erfolgt die zweite Impfung auch mit Moderna. Leider bleibt Nichtmedizinern wie mir nur das Vertrauen in die Ärzteschaft und deren Aussagen. Der zeitliche Abstand beträgt bei mir auch 6 Wochen. 
 Nachfragen will ich auf alle Fälle.
 Allerdings muss ich gestehen, dass mich der aufkommende Neidgedanke zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften mit all ihren Auswüchsen mehr verstört, wie die Impfpraxis. Denn es geht ja nur um eventuell drei Monate, bis Alle durchgeimpft sind. Zudem kann das gleiche Stück "Freiheit", wie mit der Impfung auch mit einem Test erreicht werden. Natürlich nicht so komfortabel.
Anderl 
 


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Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bandagenanderl vom 11.05.2021, 20:07:01

Hallo, Anderl,

ich habe gestern aufgrund meiner Verunsicherung durch gegensätzliche Aussagen in Medien und auch hier im Forum meine langjährige Hausärztin angerufen und das mit ihr besprochen.

Die von Dir erwähnte Studie liegt auch ihr vor. Und im Gegensatz zu Olgas Hausärztin sprach die meine auch von 60-65% Schutz bei einer Astra-Zweitimpfung vor der 9. bis 12. Woche. Sie impft diese Impfstoffe grundsätzlich NICHT vor der 9. Woche, und dann auch NUR auf ausdrückliche  Bitte des Patienten. Sie bleibt beim 12-Wochen-Abstand, den sie für richtig hält.

Das heißt für mich: 1. Juli, wie ursprünglich auch terminiert, was für mich auch kein Problem ist, da ich NICHT glaube, dass man alles "so wie früher" machen kann (und ich sicher auch nicht tun werde). Ich glaube nicht daran, dass irgendwann mal "alles wie früher" werden wird. Aber vielleicht bin ich ja zu pessimistisch.

LG

DW

Bandagenanderl
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf Bandagenanderl vom 11.05.2021, 20:07:01

Eine Anmerkung möchte ich noch nachschieben. Herr Drosten hat heute die Aussage des Kreisklinik-Arztes zum Impfschutz bestätigt. Er meint: "Lieber ein etwas schwächerer Schutz wie gar keiner und eine eventuelle Nachimpfung im Herbst, wenn es denn erforderlich ist!" Der Meinung bin ich auch. Außerdem ist für mich der entscheidende Faktor beim Impfen, dass es bei einer Infektion, für Geimpfte nur milde Krankheitsverläufe ohne anhaltende Nebenwirkungen gibt.
 Ich bin froh, dass Wissenschaftler den Impfstoff so schnell entwickelt haben und Politiker so pragmatisch und zügig handelten. Wenn es nun an Kleinigkeiten hapert, so ist das nicht schlimm. Denn hätte man die übliche Erprobungsphase von 5-10 Jahren eigehalten - wären wohl schon viele von uns tot.   
Anderl

Bandagenanderl
Bandagenanderl
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf Der-Waldler vom 12.05.2021, 10:36:16

Hallo Waldler!

Das sehe ich genau so wie Du. So wie früher wird es nicht mehr werden. 
Drosten hat in seinem Beitrag auch darauf hingewiesen, dass Kleinkinder, die noch nicht geimpft werden durften, genauso wie infizierte Geimpfte den Virus übertragen können und damit die Impfgegner zu potenziellen Corona-Opfern werden. Denn das Virus wird uns noch lange erhalten bleiben, weil es auch auf Tiere überspringt und von dort auch wieder, eventuell mutiert zurückkehrt. 
Anderl  


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olga64
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von olga64
als Antwort auf Der-Waldler vom 12.05.2021, 10:36:16

Lieber DW,

ich denke, man darf den Satz "zwei Ärzte - vier Meinungen" auch hier anwenden wie generell bei Wissenschaftlern usw.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir nie wieder oder noch lange nicht unser altes Leben zurückbekommen werden. Aber im Detail werden die Leute dazu ja unterschiedliche Vorstellungen haben, was auch sehr vom Alter abhängig sein dürfte.
Ich bin ja schon froh, wenn ich im Sommer mal wieder mit meinem Freund irgendwohin zum Brunch, zum Wein oder zum Frühstück bei uns am schönen See in unseren Lieblingskneipen im Freien sitzen darf und dafür vorher keine Tests zu absolvieren habe.
Ich freue mich, wenn mein Fitness-Studio wieder öffnet (mein Rücken wird es danken), wenn ich im Saunagarten mit meinen FreundInnen ratschen darf.
Wenn ich an warmen Sommerabenden noch eine Runde im See schwimme und dann mit einer Freundin in deren Bootshäuschen ein Gläschen Wein trinken darf.

Und wenn wir mal wieder etwas reisen dürfen, was sich bei uns mittlerweile auf einige europäische Ziele und die USA beschränkt.
Was aber vermutlich auch nicht kommen wird und was kurz nach Beginn der Pandemie in  vielfältigen Sonntagsreden hellseherisch heraufbeschworen wurde: dass sich die Gesellschaft ändern wird, dass sie soliarischer, empathischer wird und gerne auf vieles verzichten wird usw.usw.
Das stellte sich schon nach wenigen Wochen als etwas blauäugig dar, insbesondere wenn jetzt Wortschöpfungen wie Impfdrängler usw. unser Leben bestimmen.
Vielleicht gibt es aber z.B. an den Volkshochschulen künftig Kurse, wo wir wieder lernen, unseren Mitmenschen mit weniger Distanz zu begegnen, uns weniger abschotten und isolieren und darüber sogar froh sein können?
LG Olga

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf olga64 vom 12.05.2021, 17:24:32

Liebe Olga,

ganz ohne Frage ist Ihre Aussage über Ärzte zutreffend. Man muss (und und soll und kann auch nur!) letztendlich selbst entscheiden.

Den Glauben (oder die Hoffnung), dass wir nach der Pandemie eine solidarischere, empathischere, mitfühlendere  Gesellschaft haben, habe ich auch nicht mehr. Im Gegenteil, diese Krise hat mich gelehrt, dass viele Menschen primär an sich und die ihren denken, und ich wage nicht, mir vorzustellen, was passieren würde, wenn der Impfstoff wirklich und dauerhaft knapp würde, oder gar, wenn ein Lebensmittelmangel drohte! Ich denke lieber nicht dran...

Ich freue mich durchaus auch auf das eine und andere. Endlich wieder Museen besuchen, in Buchhandlungen stöbern, unseren "Italiener" besuchen und mir die leckerste vegane Pizza der Welt backen lassen, für Freunde kochen, Gäste im Haus haben und bis spätabends mit ihnen plaudern.

Ja, darauf freue ich mich. Aber müsste ich weiter warten, weil z.B. erst die Kinder und Jugendlichen und Lehrer und Kassiererinnen etc. geimpft werden könnten/dürften, so wäre das für mich auch kein Drama.

Einen lieben Gruß

Der Waldler

 

olga64
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von olga64
als Antwort auf Der-Waldler vom 12.05.2021, 17:44:48

In BEzug auf die Kinder sehe ich dies genau so. Wir versündigen uns an dieser Generation und auch mit den dazugehörigen Eltern und Lehrern.
Wie man jetzt weiss, ist für diese junge Gruppe Biontech/Pfizer vorgesehen und ich habe kein Verständnis mehr dafür, wenn ältere Menschen unbedingt diesen Impfstoff wollen,der dann wieder in geringeren Menschen für die Kinder usw. zur Verfügung steht. Diese mussten jetzt so lange auf so vieles verzichten in Solidarität zu uns älteren Menschen - warum schaffen wir es nicht, hier ähnlich menschlich zu verfahren? Meine Erfahrung aus dieser Pandemie ist ebenfalls,dass der Egoismus bis hin zu gewalttätigen Ausprägungen noch schärfer wird.
ERste Anzeichen sah man übrigens schon bei dieser Klopapier-Posse, wo sich Leute im Supermarkt fast angriffen, wenn sie diese grossen Pakete nicht bekamen, weil andere sie auch brauchten.
Denen wünsche ich noch heute, dass sie ihre Keller nicht mehr betreten können, weil dort alles vollgestellt ist mit Klopapier, Ravioli und anderem Zeugs, das sie vermutlich nie aufbrauchen werden.
Ich erinnere mich auch daran, wie ich mich bei Aldi fast in Gefahr brachte als ich einem korpulenten Mann mit seinem aufgetürmten Einkaufswagen sagte, er solle nicht vergessen, auch die Hamster mal zu füttern... der kapierte das nicht, bzw. zu spät, was vermutlich meine Rettung vor einer Watschn war. Olga

ingo
ingo
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RE: Corona - Impfunvernunft
geschrieben von ingo
als Antwort auf Bandagenanderl vom 11.05.2021, 18:00:48

Diese "Impfunvernunft" wird oder muss aber von den Hausärzten (nur um die kann es gehen, weil die Zentren feste Zeitabstände haben) ausgebremst werden. Mein Hausarzt hat mir den Zweittermin am 42. Tag gegeben. So muss das sein. Und wenn Hausärzte sich an diese Regeln nciht halten, gehören sie vor das Standesgericht. Ich halte diese Diskussion auch für eine Scheindiskussion und kann mir nicht vorstellen, dass ein Arzt das mitmachen würde. Und wenn ein Patient mein Personal beschimpfen würde, würde ich ihn sofort dauerhaft rausschmeißen.


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