Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik CSU will, dass Deutsch gesprochen wird

Innenpolitik CSU will, dass Deutsch gesprochen wird

silhouette
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von silhouette
als Antwort auf momiji vom 12.12.2014, 09:13:02
Precioso!
Genau so läuft's, und daraus werden 2 einwandfrei gesprochene Sprachen (evtl, wie hier, sogar noch eine dritte, Schwyzerdütsch), und kein Mischmasch. Die meisten in D lebenden Türken haben, sofern sie es nicht bis an eine Hochschule geschafft haben, durch die unvollständige Beherrschung der deutschen Sprache eine neue, entsetzliche Sprache kreiert, die sie selbst als Kanakendeutsch bezeichnen.
Shenaya
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf momiji vom 12.12.2014, 09:13:02
Danke für deinen interessanten Beitrag, Momiji.

Allerdings habe ich in meinem Umfeld in den vergangenen Jahren immer wieder mit einigem Erstaunen beobachten können, dass die Kleinen verschiedenster Nationalitäten - sobald sie im Alter von 3 - 4 Jahren hier einen Kindergarten besuchten - im familiären Umfeld auf in der Muttersprache gestellte Fragen fast ausnahmslos nur noch auf Deutsch antworteten.

Vermutlich um eine Ausgrenzung zu vermeiden, griff die Gruppendynamik erstaunlich schnell und in der mittlerweile 3. und 4. Generation ist (m.E. leider) nun vielmehr erkennbar, dass von nicht wenigen dieser Kinder, denen mittlerweile gängige Fremdsprachen nur noch über die Schule vermittelt werden, die Muttersprache selber nicht mehr in vollem Umfang beherrscht wird - teilweise gar verkümmert.

Was das sog. Emigrantendeutsch betrifft, bedauere ich persönlich den Trend bei Jugendlichen, (insbesondere in sozial benachteiligten Stadtvierteln unserer Großstädte), diesen sehr "speziellen" Ghetto-Slang zu einer Art Kultsprache zu machen, die teilweise wohl auch als eine Art Protest verstanden werden mag.

In zahllosen Nachhilfestunden bemerkte ich sowohl bei deutschen, wie bei Kindern/Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft, dass sie sehr wohl ein gepflegtes Deutsch sprechen können, diesen "Ghetto-Slang" oder "Ethnolekt" jedoch nach eigener Aussage als Möglichkeit einer "Identifikation" betrachten.

Schade, jedoch m.E. auch durchaus verständlich.

Beste Grüße
Shenaya
pippa
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von pippa
War es denn nicht die CSU, die unbedingt dieses kontraproduktive Betreuungsgeld durchsetzen musste?

Vermutlich werden nun gerade die Kinder keine Chance haben vor der Einschulung ein vernünftiges Deutsch zu lernen, die es am allernötigsten hätten.
Pippa

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silhouette
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von silhouette
als Antwort auf pippa vom 12.12.2014, 17:31:03
War es denn nicht die CSU, die unbedingt dieses kontraproduktive Betreuungsgeld durchsetzen musste?

Vermutlich werden nun gerade die Kinder keine Chance haben vor der Einschulung ein vernünftiges Deutsch zu lernen, die es am allernötigsten hätten.
Pippa

Genau das dachte ich von Anfang an.
Aber so geht es wohl gelegentlich, wenn Berufspolitiker, die jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren haben und nur noch auf das nächste Wahlergebnis schielen, ihre vermeintlich "sozialen" Gesetze beschließen. Wer auch immer dieses Gesetzt durchgepaukt hat, es wird sich als Bereuungsgeld herausstellen.

Allerdings darf man es nicht überbewerten. Nach meinem Kenntnisstand gilt es nur für die ersten 3 Lebensjahre. Dann ist es immer noch Zeit für die Kita und eine weitere Sprache.
momiji
momiji
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von momiji
als Antwort auf Shenaya vom 12.12.2014, 10:49:48
Hallo Shenaya

Allerdings habe ich in meinem Umfeld in den vergangenen Jahren immer wieder mit einigem Erstaunen beobachten können, dass die Kleinen verschiedenster Nationalitäten - sobald sie im Alter von 3 - 4 Jahren hier einen Kindergarten besuchten - im familiären Umfeld auf in der Muttersprache gestellte Fragen fast ausnahmslos nur noch auf Deutsch antworteten.

Bei Niclas war das jedenfalls nicht so. Ich traf ihn und seinen Vater vor ca. einem Jahr auf der Straße und unterhielt mich mit ihnen. (Spanisch) Ich war natürlich neugierig und sprach diese Episode von damals an. Der Junge lächelte und sagte: Ich maches immer no eso. Diheime redid mer Spanisch, uf em Wäg is Gymi tüütsch und währed de Schuel Schrifttüüsch.“
Es stellte sich heraus, dass seine Eltern sehr großen Wert auf die Dreisprachigkeit legen.

Vermutlich um eine Ausgrenzung zu vermeiden, griff die Gruppendynamik erstaunlich schnell und in der mittlerweile 3. und 4. Generation ist (m.E. leider) nun vielmehr erkennbar, dass von nicht wenigen dieser Kinder, denen mittlerweile gängige Fremdsprachen nur noch über die Schule vermittelt werden, die Muttersprache selber nicht mehr in vollem Umfang beherrscht wird - teilweise gar verkümmert.

Diese Aussage erinnert mich irgendwie an die Franco-Zeit in Spanien. Damals untersagte der Diktator der Bevölkerung, sich in einer anderen Sprache als dem Castellano zu unterhalten.
Die Muttersprache einer Freundin ist das catalán. Sie bedauert es sehr, dass sie wegen dieses Verbots nie gelernt hatte, sich schriftlich in catalán auszudrücken und besuchte vor Jahren einen Kurs, um dies nachzuholen.

Was das sog. Emigrantendeutsch betrifft, bedauere ich persönlich den Trend bei Jugendlichen, (insbesondere in sozial benachteiligten Stadtvierteln unserer Großstädte), diesen sehr "speziellen" Ghetto-Slang zu einer Art Kultsprache zu machen, die teilweise wohl auch als eine Art Protest verstanden werden mag.

Das bedauere ich auch, obwohl ich anfügen möchte, dass es sich bei den jungen Leuten auch um eine „Entwicklungsphase“ handeln könnte.
Auch unsere Schweizerjugend versteht es, sich in ihrem eigenen Slang zu unterhalten, und Leute meiner Generation brauchen beinahe ein Wörterbuch, um diese Sprache zu verstehen.

Ich persönlich finde es nach wie vor wichtig, dass sich die Menschen sowohl in ihrer Muttersprache als auch in der Sprache ihres Wahllandes gepflegt und korrekt ausdrücken können. Um dies zu erreichen, muss natürlich jeder das Seine beisteuern.

Die Kinder lernen das relativ schnell, da sie zur Schule gehen. Bei den Erwachsenen dauert es bestimmt länger, weil es für sie in einem fremden Land schwieriger ist, Kontakt zu Einheimischen zu finden, vor allem dann, wenn sie in der Stadt leben.
Ich kann mir aber vorstellen, dass jemand, der sich integrieren will, dem entgegensteuert, die Chance ergreift und einen der vielen Sprachkurse besucht.

momiji
Felide1
Felide1
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von Felide1
Mein Bruder war vor seiner Pensionierung im diplomatischen Dienst, seine Tochter wuchs von Vaters Seite mit unserem österreichischen "Dialekt", von der Mutterseite mit Berndütsch, in der internationalen Schule mit Englisch und mit der Sprache wo sie sich gerade aufhielten auf. Kinder tun sich da sehr leicht, heute ist meine Nichte froh ohne großen Zwang mehrere Sprachen in Wort und Schrift zu beherrschen. Zu meinen drei Jungs habe ich immer gesagt: eine Sekretärin könnt ihr euch halten aber rechnen und verhandeln müsst ihr immer selbst. So haben auch sie außer der Muttersprache 2-3 Sprachen erlernt.
Ich bin froh darüber, sie gehen leichter durchs Leben wie so manch andere.
Es ist eben die eigene Einstellung zum Lernen das Wichtigste.

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Shenaya
Shenaya
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Felide1 vom 14.12.2014, 13:56:16
[..] So haben auch sie außer der Muttersprache 2-3 Sprachen erlernt.
[...] sie gehen leichter durchs Leben wie so manch andere.


Das kann ich bestätigen, Felide.

Das Kommunizieren in der Landes- bzw. Muttersprache des jeweiligen Gesprächspartners - ob hier oder in seinem/ihren Heimatland - eröffnet so viele Möglichkeiten des Verstehens und des Verstanden-werdens und ist darüber hinaus eine großartige Basis, gegenseitigen Respekt aufzubauen bzw. zu eweitern und zu vertiefen.

Liebe Momiji, dass sich unsere Erfahrungen (Schweiz/Deutschland) unterscheiden, mag u.a. daran liegen, dass die Schweiz im Gegensatz zu Deutschland ohnehin ein mehrsprachiges Land ist und dass Niclas sich aus diesem Grund auch verständlicherweise anders entschieden haben mag, als es gleichaltrige Kinder nach zahlreichen Beobachtungen hier tun.
Hier ist tatsächlich so, dass die deutsche Sprache bei Kindern, (deren Eltern sich vorwiegend noch in der Muttersprache verständigen), sobald sie bsw. in den Kindergarten kommen, merklich dominiert.

Entscheidend wäre für mich aber eben, diesen Kindern die Möglichkeit einer Mehr- zumindest jedoch einer Zweisprachigkeit zu ermöglichen, indem, selbst wenn auch deutsch gesprochen wird im familiären Bereich, die Muttersprache zu Hause weiterhin und gleichberechtigt "gepflegt" wird. (Zur Erinnerung: Ich sprach von der 3. und 4. Generation.).

Beste Grüße
und einen schönen Adventssonntag
wünscht Shenaya

olga64
olga64
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von olga64
als Antwort auf Felide1 vom 14.12.2014, 13:56:16
DAnke Felide für den (wieder mal) so guten und sachlichen BEricht. Mein Neffe (der Sohn meines Bruders) besuchte in Berlin das französische Gymnasium (wo auch Frau Prof. Gesine Schwan und Reinhard Mey unter vielen anderen waren). Dort wurde französisch, englisch und auch deutsch unterrichtet. Das Abitur legte mein Neffe in französisch und auch deutsch ab. Schon während seiner langen Schulzeit war er oft der einzige deutsche Junge auf diesem Gymnasium, lernte Kinder aus allen möglichen LÄndern kennen, mit denen er heute noch befreundet ist. Er ist seinen Eltern sehr danbar für diese schulische Chance, die er auch später im 'Studium und im Beruf immer nützte. Dazu kam natürlich, dass er keinerlei xenophobischen Ansätze zeigte - nicht als Schüler und natürlich auch nicht als ERwachsener. Olga

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