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Innenpolitik DDR 2.0. Das ZDF und seine IM

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DDR 2.0. Das ZDF und seine IM
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DER SPIEGEL 8/2010, 22.02.2010
SPIEGEL-GESPRÄCH: "Das ZDF ist beschädigt"
Nach zehn Jahren muss Nikolaus Brender, 61, das Amt des ZDF-Chefredakteurs räumen. Zeit für eine Abrechnung – mit Machtpolitikern wie Roland Koch, mit internen Spitzeln und der Herrschaft der Parteien über öffentlich-rechtliche Sender und Journalisten

[...]

SPIEGEL: Also rote und schwarze Redakteure.

Brender: Nein, Vielfalt der Ideen und Perspektiven. Das hat mit parteipolitischer Farbenlehre nichts zu tun. Vielfalt erwarten auch die Zuschauer von uns. Und dafür lohnte es sich zu kämpfen, auch gegen Inoffizielle Mitarbeiter, wirklich vergleichbar mit den IM der DDR, die sich die großen Parteien in einem Sender wie dem ZDF halten.

SPIEGEL: Wie arbeiten die?

Brender: In erster Linie verdeckt. Ein solches Spitzelsystem lebt davon, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zu tragen.

SPIEGEL: Woran merkt man das?

Brender: Dass Politiker einen ganz schnell mit vertraulichen Infos konfrontieren, die sie nur von solchen Zuträgern haben können. Da finden Sie ein feingesponnenes Netz von Abhängigkeiten, aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten lassen.

SPIEGEL: Ärgerlich ...

Brender: ... aber die Realität. Der frühere ZDF-Intendant Dieter Stolte hat diese Leute mal als "Häusleschleicher" bezeichnet. Ich habe versucht, solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten.

SPIEGEL: Demnach wussten Sie aber, wer für welche Partei spioniert.

Brender: Das kriegt man schnell mit, auch wenn darüber niemand spricht. Kurz vor und nach wichtigen Wahlen fiebern diese Spitzel immer besonders, weil sie entweder auf Fortbestand oder Wechsel der jeweiligen Regierung setzen.

SPIEGEL: Sind Sie mit solchen Spionen mal aneinandergeraten?

Brender: Ich habe das auch in Schaltkonferenzen immer wieder angesprochen.

SPIEGEL: Wie?

Brender: Indem ich mal den einen als "IM Rotkehlchen" beschimpft habe und mal den anderen als "IM Schwarzfuß". Aus solchen trüben Gewässern speist sich jedenfalls der Pool der Meinungsbildung in den Parteien über "ihre" Sender und deren Macher. Es sind wenige, aber die wenigen sind immer noch zu viele.

[...]

--
Wolfgang

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