Innenpolitik Die große Entblößung

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Die große Entblößung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Sie sind alle da: Bild, B.Z., dpa, ARD, Spiegel online, Neues Deutschland. Auch die Zeit, Welt, der Bayerische Rundfunk und der Rundfunk Berlin-Brandenburg wollen kommen. Was ist da los? Verkündet die Kanzlerin die Frauenquote? Legt SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück seine Nebeneinkünfte offen? Tritt Philipp Rösler als FDP-Chef zurück?" fragt taz-online.

Nein! Ein paar Piratinnen haben verkündet ihre Titten zu zeigen.

Und dann das:

Da kommt die ganze Pressemeute, von seriös bis Gulli, um paar Titten zu sehen und was wurde ihnen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor gezeigt? Ca 20 Migranten, die für ihre Rechte demonstrieren.

Liebe Piraten-Mädels: Das war gelungen. Eine solche Vorführung der Presse ist mir persönlich bis heute unbekannt. Meine Gratulation. Da bedarf es nur ein paar Worte über eine FKK-Schaustellung und schon wird die Presse mit der Nase auf Ungerechtigkeiten in Deutschland gedrückt. Vorher nicht, eine schwache Leistung der Qualitätsjournalisten mit febel zum Copyright. Das macht euch so schnell keiner nach.

Wie tief sind die Medien in Deutschland gesunken? Sehr tief.
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2012, 22:50:41
Als Erste bringt ganz plötzlich die süddeutsche.de ein Interview zum Thema:

Die Polizei hat die Schlafsäcke beschlagnahmt
Frage:
Nach einem mehrmonatigen Marsch von Würzburg nach Berlin seid ihr in der Hauptstadt angekommen. Was ist seitdem passiert?

Antwort:
Bereits in der ersten Nacht sind wir mit der Polizei zusammengeraten. Mindestens 20 Polizeiwagen, unzählige Polizisten mit Hunden wollten unser Camp stürmen und auflösen. Sie haben versucht unsere Zelte und unsere Ausrüstung zu beschlagnahmen. Dagegen haben wir uns gewehrt und uns zusammengebunden. Dann war es eine Weile ruhig. Mitten in der Nacht ist die Polizei plötzlich wiedergekommen. Dabei wurden viele Aktive verletzt. Auch ich wurde von Polizisten geschlagen. Es war schrecklich.

Wie können 20 friedlich demonstrierende, ausgehungerte und frierende Asylbewerber ein solches Polizeiaufgebot provozieren?
schorsch
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.10.2012, 00:04:25
Ich habe mal einen Film gesehen, dessen Name - glaube ich - "Aufstand der Tiere" war.

Und seither kommen mir bei solchen Vorkommnissen immer jene Szenen in den Sinn, als die Hunde mit den Schweinen (Schweinehunde?) alle anderen Mit-Tiere terrorisierten.

P.S. Ich zähle mich zu den Mit-Tieren!

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Mitglied_5ccaf87
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 30.10.2012, 08:22:23
Hochinteressant finde ich auch die Reaktionen der politisch motivierten ST-Mitglieder. Naja, was nicht ist kann ja noch werden. Vermutlich hat man den Ansatzpunkt noch nicht gefunden.

Heute gibt es eine Stellungnahme der beteiligten Piratinnen und die Geschichte wie es zu der Idee mit dem freien Oberkörper kam. Beschämend für die freiheitliche Presse, die so verbissen um ihre und unsere Rechte kämpft.

tits4humanrights.wordpress.com: Warum wir uns nicht für die BILD ausziehen

Mir fällt dazu nur ein Wort ein: Staatsräson.
adam
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von adam
als Antwort auf schorsch vom 30.10.2012, 08:22:23
Ich habe mal einen Film gesehen, dessen Name - glaube ich - "Aufstand der Tiere" war.

Und seither kommen mir bei solchen Vorkommnissen immer jene Szenen in den Sinn, als die Hunde mit den Schweinen (Schweinehunde?) alle anderen Mit-Tiere terrorisierten.

P.S. Ich zähle mich zu den Mit-Tieren!


@schorsch,

der Vergleich zum Tierreich scheint mir unpassend. Das Recht auf Asyl ist ein Teil des Grundgesetzes, auf den wir eigentlich stolz sein können, angesichts des Vertrauens, das verfolgte Menschen anderer Länder in unser Land haben. Immerhin liefern sie sich durch einen Asylantrag völlig aus, wobei das "völlig" die nackte Existenz, das Leben beinhaltet und die Angst, was beispielsweise zu Hause mit Angehörigen passiert. Persönlich, mal umgekehrt gedacht, ist es für mich die reinste Horrorvoestellung, mich nach wochenlanger Flucht, ohne Geld, ohne Sprachkenntnisse, in einem fremden Kulturkreis wieder zu finden.

Andererseits wird dieses Asylrecht auch von Menschen mißbraucht, für die es nicht gedacht war und ist. Mit der Bezeichnung Asylbewerber werden auch sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge und Kriminelle assoziiert, die mit dem Asylrecht Schindluder treiben. Der Staat sieht sich hier einem schier unlösbarem Problem gegenüber, nämlich die Behandlung von Einzelschicksalen in einem allgemein geltenden Gesetz zu formulieren.

Den kleinen Marsch der Asylbewerber nach Berlin habe ich in den Medien, Presse und Fernsehen, verfolgt und es bietet sich mir das erwartete Bild, daß die unteren Behörden mit der Behandlung überfordert sind. Die Polizei hat den Marsch durch verschiedene Bundesländer, der eigentlich gegen die Asybestimmungen verstieß, nur beobachtet und die Berliner Behörden haben nach meinen Infos verhindert, daß zwei Dutzend Protestierende aus dem Protestmarsch einen Dauerprotest in Berlin machen. Wie ich das letztendlich für mich behandeln soll, ist mir noch fraglich.

Einige Infos per Link:

n-tv.....Marsch auf Berlin geplant

Pro Asyl....Immer mehr Flüchtlinge protestieren gegen ihre Lebensbedingungen

taz.de....Die Deutschen aufrütteln

Pro Asyl....Wer flieht nach Deutschland?

DRadio.de.....Asylbewerber protestieren in Berlin

--

adam
adam
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von adam
als Antwort auf adam vom 30.10.2012, 09:56:47
Nachtrag:

Hier ein Artikel, der das Entstehen, das Nichtzustandekommen der Aktion "Oben-Ohne" und die Situation der protestierenden Asylbewerber schildert.

Focus-online....Mediencoup der Asyl-Aktivisten: Piraten narren Journalisten mit Oben-ohne-Fake

. . . . . .


Das Recht auf Asyl in der Bundesrepublik ist, schon von seiner Entstehung aus der deutschen Geschichte heraus, zu ernst und wichtig als es für Schabernack zu mißbrauchen oder damit parteiinternen Ärger auszudrücken. In meinen Augen werfen die jungen Piratinnen damit kein gutes Licht auf einen der wichtigsten Artikel des Grundgesetzes, mit dem die Bundesrepublik im Jahr 1949 der Welt zeigen wollte, wie wichtig ihr die Abkehr vom Terror war, mit dem die Nationalsozialisten im Namen der Deutschen die Welt überzogen hatten.

Wer möchte, kann sich anhand des folgenden Links über das Asylrecht informieren und findet dort weiterführende Stichworte.

Wikipedia....Asylkompromiss

--

adam

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Die große Entblößung
geschrieben von Mareike
als Antwort auf adam vom 30.10.2012, 11:28:37
Adam, aus Deinem Link geht hervor, dass es keinesfalls um "Schabernack" ging, sondern die Begebenheit, dass die Presse kein Interesse zeigt, die Ignoranz“ des eigentlichen Themas, war Ausgangspunkt dieser Aktion:
Zitat aus www.focus.de - Oben ohne? -Piratinnenaktion
Die Medien hätten diese Demonstration „so gut wie ignoriert“, schreibt Laura Dornheim, Wirtschaftsinformatikerin und Mitglied der Piratenpartei im Internet. Also habe sie am Sonntagmorgen einige Journalisten um Berichterstattung über das sogenannte Refugeecamp gebeten. Ein Journalist habe gefragt, ob auch Johannes Ponader, der politische Geschäftsführer der Piratenpartei, anwesend sei. Diese „Köpfe-Geilheit“ und „Ignoranz“ des eigentlichen Themas habe sie so geärgert, schreibt Dornheim, dass sie sagte, sie würde aich auch noch „oben ohne“ hinstellen, wenn es nötig sei, um die Aufmerksamkeit für das Anliegen der Demonstranten zu bekommen. Doch diese Ironie habe der Journalist nicht erkannt. Und so habe sie das Spiel weitergespielt, ohne jemals ernsthaft diese pikante Form des Protest in Erwägung zu ziehen.

So gesehen ist die Aktion gelungen: Die Presse war da.

Ob das nun auch dazu führt, dass das eigentliche Thema, die Anliegen der Flüchtlingen, intensiver und konstruktiver in der Öffentlichkeit diskutiert werden, bleibt abzuwarten.

Mareike
Karl
Karl
Administrator

Re: Die große Entblößung
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2012, 22:50:41
Ich sehe diese Aktion tatsächlich als sehr gelungen an. Die Presse ist demaskiert, hat sie doch gezeigt, was ihr wirklich wichtig ist: Nur die Quote, nicht der Inhalt.

karl
justus39
justus39
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von justus39
als Antwort auf Mareike vom 30.10.2012, 12:08:45
Adam, aus Deinem Link geht hervor, dass es keinesfalls um "Schabernack" ging, sondern die Begebenheit, dass die Presse kein Interesse zeigt, die Ignoranz“ des eigentlichen Themas, war Ausgangspunkt dieser Aktion:

Mareike


Die Polizei war hilflos und wusste sich nicht anders zu helfen, als Iso- Matten, Decken und Zelte einzukassieren, dieser Protest an dieser Stelle war der Staatsmacht peinlich, und die Presse war befangen und wollte das alles totschweigen.
So gesehen ist diese Piraten- Aktion gelungen. Sie haben die Presse hinter ihren Schreibtischen hervorgelockt, und so etwas gefällt mir.

Adam hat sich aber auch viel Mühe gemacht, und ihm kann ich auch nicht widersprechen. Das ganze Asylproblem ist für alle Seiten unangenehm und ein heißes Eisen, aber durch Nichtbeachtung ist eben auch niemanden geholfen.

justus
adam
adam
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Re: Die große Entblößung
geschrieben von adam
als Antwort auf Mareike vom 30.10.2012, 12:08:45
Adam, aus Deinem Link geht hervor, dass es keinesfalls um "Schabernack" ging, sondern die Begebenheit, dass die Presse kein Interesse zeigt, die Ignoranz“ des eigentlichen Themas, war Ausgangspunkt dieser Aktion:
Zitat aus www.focus.de - Oben ohne? -Piratinnenaktion
Die Medien hätten diese Demonstration „so gut wie ignoriert“, schreibt Laura Dornheim, Wirtschaftsinformatikerin und Mitglied der Piratenpartei im Internet. Also habe sie am Sonntagmorgen einige Journalisten um Berichterstattung über das sogenannte Refugeecamp gebeten. Ein Journalist habe gefragt, ob auch Johannes Ponader, der politische Geschäftsführer der Piratenpartei, anwesend sei. Diese „Köpfe-Geilheit“ und „Ignoranz“ des eigentlichen Themas habe sie so geärgert, schreibt Dornheim, dass sie sagte, sie würde aich auch noch „oben ohne“ hinstellen, wenn es nötig sei, um die Aufmerksamkeit für das Anliegen der Demonstranten zu bekommen. Doch diese Ironie habe der Journalist nicht erkannt. Und so habe sie das Spiel weitergespielt, ohne jemals ernsthaft diese pikante Form des Protest in Erwägung zu ziehen.

So gesehen ist die Aktion gelungen: Die Presse war da.

Ob das nun auch dazu führt, dass das eigentliche Thema, die Anliegen der Flüchtlingen, intensiver und konstruktiver in der Öffentlichkeit diskutiert werden, bleibt abzuwarten.

Mareike


@Mareike,

übersehe bitte den Konjunktiv "hätte" nicht, in Bezug auf die Berichterstattung der Medien und die Tatsache, daß die Piratin die Obenohneidee aus Ärger darüber hatte, daß nach Parteigrößen gefragt wurde.

Den Marsch der Asylanten verfolge ich seit Wochen in den Medien und habe dazu eine Dokumentation im TV (3sat, wie ich meine) gesehen. Ein bemerkenswertes Echo in den Medien, wenn man bedenkt, daß 20 Asylanten in Würzburg losgelaufen sind und sich bis Berlin nur 30 weitere angeschlossen haben. Können 50 Menschen verlangen (Die Anzahl der Asylbewerber zählt nach Zehntausenden), daß die ganze Republik sich mit ihnen beschäftigt? Hier einen massenhaften Ansturm der Medien zu erwarten, halte ich doch für etwas vermessen.

Pro Asyl......Zahlen und Fakten

Trotzdem war ich ja bemüht, die Aufmerksamkeit wieder vermehrt auf das Asylantenproblem zu richten und habe dabei versucht, auf etwas Niveau zu achten, nicht nur was die (sexuell betonte) Rhetorik anbelangt, sondern auf das eigentliche Thema, die Asylanten, gerichtet und nicht die Herabsetzung der Polizei und die Hervorhebung einiger (pubertärer?) Piratinnen, die vom Asylantenproblem in der Bundesrepublik wenig Kenntnisse zu haben scheinen und erstmal sich selbst wichtig waren.

Ist die Aktion gelungen oder war sie, in die Zukunft gesehen, kontraproduktiv für die Gesamtzahl der Asylanten? Das wird sich noch zeigen. Das Bild, daß sich für die breite Öffentlichkeit ergibt, hat dabei einen Einfluß, der nicht unterschätzt werden darf.

--

adam

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