Innenpolitik Die Jagd ist eröffnet

Zugegeben, der Titel ist reisserisch. Doch er erscheint mir passend anhand der Meldung der Sueddeutschen zu möglichen Berufsverboten für depressive Menschen in bestimmten Berufen. In einem anderen thread hatte ich schon geschrieben, daß ein Berufsverbot nur für depressive Piloten unlogisch und reiner Populismus sei. Bayerns Innenminister scheint mich erhört zu haben, denn er hält es für denkbar, daß "etwa ein Pilot, ein Busfahrer oder ein Taxifahrer dauerhaft nicht mehr geeignet ist, Menschen oder sonstige Güter zu transportieren, ohne dass Gefahr für Leib und Leben anderer besteht, dann kann solchen Personen auch der Führerschein beziehungsweise die Lizenz entzogen werden."

Aber auch das ist unlogisch. Wenn Menschen mit schwerer Depression der Führerschein entzogen werden könnte, warum dann nur Taxi- oder Busfahrern? Er spricht ja nicht nur vom Entzug der Erlaubnis zur Personenbeförderung, sondern ausdrücklich vom Entzugs des Führerscheins und das kann dann nur alle Kranken betreffen. Anscheinend ist auch ein Innenminister nicht dazu fähig, die Folgen seiner öffentlich geäußerten Gedanken zu übersehen. Ein mögliches Berufsverbot, selbst eine Meldung der Erkankung an den Arbeitgeber, hätte unmittelbar zur Folge, daß Betroffene nicht mehr zum Arzt gehen würden. Wer wird denn einem Arzt seine Symptome schildern, wenn er befürchten muß, dadurch arbeitslos zu werden. Wieder einmal bieten unfähige Politiker blindwütigen Aktionismus an.

Dabei steht noch lange nicht fest, ob es wirklich die Depression war, die den Kopiloten der Germanwings-Maschine zu seiner schrecklichen Tat trieb. Hierzu möchte ich auf einen Artikel der FAZ verweisen, der meiner Ansicht nach die Fragen rund um den Absturz gut zum Ausdruck bringt.

det

Ich hatte Ihre aufgeregte Replik zu dem Schmarrn, den der bayerische Innenminister von sich gab, schon viel früher erwartet - aber letztendlich sollten Sie auch ihm - wie allen anderen Menschen in unserem Land und natürlich Sie sich selbst - freie Meinungsäusserung zugestehen - es darf sich dann auch darüber aufgeregt werden. Olga

Ich hatte Ihre aufgeregte Replik zu dem Schmarrn, den der bayerische Innenminister von sich gab, schon viel früher erwartet

... und wer will das wissen?

Es geht nicht nur um den Blödsinn, den der bayerische Innenminister von sich gibt, sondern auch um einen zweiten Artikel, der die Frage aufwirft, ob es überhaupt die Depression war, die die Kopiloten zu seinem Handeln trieb. Aber da Olga verlinkte Artikel grundsätzlich nicht liest, da äußert sie sich wieder einmal zu einem Thema, das sie nicht gelesen hat.

det

Hallo det,
dann lies mal diesen Artikel hier von Werner Bartens aus der SZ: Die im Dunkeln.
Bartens ist der Medizinkenner (selber Arzt) dieser Zeitung, der immer wieder tolle Artikel schreibt. Und das, was er hier schreibt, entspricht genau dem, was ich in dem schrecklichen Thread über Germanwings auch gemeint habe: diese Ferndiagnosen, Spekulationen und Forderungen nach Berufsverboten waren für mich fast unerträglich zu lesen.

Im Übrigen verweist er auch auf Iris Haupt, die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, von der im besagten Thread ein Artikel eingestellt wurde und über den ich mich seinerzeit (leider ziemlich allein) schon gefreut habe, weil er so vernünftig war.

Ich schätze die Artikel von 'Dr. Bartens auch sehr - aber auch seine sachlichen Auftritte bei Talkshows, wenn er selbsternannten EsoterikerInnen u.ä. Wind aus den Segel nimmt.
In dem Artikel sagte er ja gut verständlich und nachvollziehbar, dass es sehr viele verschiedene Arten von Depression gibt und es nie einem Mediziner gelingen wird, hinter die Stirn zu blicken.
Aber das lesen dann meist Leute nicht, die ihrerseits glauben, sich auch in diesem Bereich gut auszukennen.
Er verwendete ja auch die Begriffe Melancholie und Schwermut - alles gab es ja schon früher, wurde nur nicht Depression (oder gar unsäglich Burn-Out) genannt.
Es gab ja auch mal einen bayerischen Politiker (Gauweiler, der jetzt teilweise zurückgetreten ist),d er zu Beginn der Aids-Gefahr erklärte, die sollen alle kaserniert werden - so wie früher Andersgläubige und -denkende in den KZ`s.
In Bayern regen wir uns über solchen Schmarrn schon lange nicht mehr so richtig auf [WM: Seitenhieb auf Norddeutsche gelöscht. Immer schön sachlich bleiben.]. Olga

Hallo Marina,

und Danke für den Hinweis. Ich hatte den Artikel ebenfalls "griffbereit", wollte aber meinen Beitrag nicht mit zu vielen links überfrachten. Ich finde es sehr wichtig, daß jetzt dem populistischen Gerede entgegen getreten wird. Es ist bestens geeignet, Depressionen und vergleichbare psychische Störungen in die Ecke der "gefährlichen Krankheiten" zu stellen. Es war bisher schon nicht einfach, zuzugeben, daß man an Depression erkrankt ist. Wenn Politiker jetzt auch noch öffentlich dazu beitragen, die Krankheit zu dämonisieren, dann macht die Gesellschaft einen Schritt um mindestens 30 Jahre zurück

det

Wurde dies jemals anders bei der breiten Masse in den mindestens 30 Jahren? Leute mit psychischen Störungen wurden immer ausgegrenzt; Leute, die zugaben, einen Psychologen zu konsultieren ebenfalls - und ganz schlimm wurde es, wenn jemand stationär in eine solche Klinik eingeliefert wurde.
Daran hat sich m.E. nichts geändert - auch in den Familien wird dies totgeschwiegen. Ich bin auch sicher, dass die Mehrheit unseres Volkes in ihrer Unwissenheit so urteilt - und das greift dann wieder mal ein polemischer Politiker auf. Aber was soll Herr Hermann schon bewegen? Er macht nicht die Bundespolitik im Gesundheitswesen oder gar das bundesdeutsche Innenministerium - da haben wir einen sachlichen de Maizieres, und das ist gut so. Olga

alles gab es ja schon früher, wurde nur nicht Depression (oder gar unsäglich Burn-Out) genannt.

Olga reißt mal wieder die Klappe auf zu Themen, von denen sie keine Ahnung hat. Soviel Unverschämtheit ist wirklich nicht mehr zu überbieten.

det

Nachtrag: ich kenne zahlreiche Menschen, die genau mit der Diagnose "Burnout" langfristig krank waren oder noch sind, über die Olga hier so eine dumme Bemerkung macht. Für mich ist die Grenze überschritten.

Okay - haben Sie nun die Grenze schon überschritten? Und wo sind Sie gelandet? Bei anderen, denen Sie "Unverschämtheit" vorwerfen, nur weil diese sich erlauben, nicht Ihrer seltsamen Meinung zu sein? Spannend, spannend.....
Übrigens "Burn-Out" ist keine medizinische Kategorie - Sie sollten wirklich die Artikel von Dr. Bartens aufmerksam lesen. Olga

Übrigens "Burn-Out" ist keine medizinische Kategorie - Sie sollten wirklich die Artikel von Dr. Bartens aufmerksam lesen.

Dann werde ich wohl den Chefarzt der psychosomatischen Klinik anrufen müssen, in der ich und viele andere in Behandlung waren. er hat uns nämlich erklärt, daß Depression allein keineswegs immer die Symptome erklärt, mit denen etliche Patienten dort waren. Er wird hingerissen sein, wenn Olga ihm seinen Job erklärt.

Darf der thread jetzt zum Thema zurück oder hat Olga noch ein paar themenfremde Bemerkungen zur Depression auf Lager?

det