Innenpolitik Die Karikatur - auch ein Mittel der Propaganda - am aktuellen Beispiel hier

Wie die Geschichtsbeflissenen wissen, ist die Karikatur ein machtvolles Instrument, Botschaften rueberzubringen.
Da kann man Leute oder Volksgruppen veraechtlich machen, ein Zerrbild darstellen, ganz legal unter dem Deckmantel der (Rede-)Meinungfreiheit.
Die unselige deutsche Vergangenheit mit der NS-Presse ist ein beruechtigtes Beispiel dafuer.
Da wurde vorzugsweise "Der Jude" mit seiner gekruemmten langen Nase in hetzerischer Weise gezeichnet.
Umso mehr ist zu verwundern, dass in diesem aufgeklaerten Forum aehnliches stattfindet.
Man mag zu den Thesen des Herrn Sarrazin stehen wie man will, die Karikatur, die hier von ihm auf der Startseite prangt, ist meiner Meinung nach zumindest geschmacklos, wenn nicht grenzwertig zu Beispielen aus der schlimmsten deutschen Epoche einzuordnen.

Die Karikatur ist wunderbar treffend und deshalb stehe ich dazu, dass wir Herrn Stuttmann gebeten haben, uns zu erlauben diese im ST zeigen zu dürfen. Gesehen haben wir diese Karikatur zuvor in der Badischen Zeitung, in der die Karikaturen von Herrn Stuttmann des öfteren zu bewundern sind, z. B. auch wieder heute.

Dein NS-Vergleich ist geschmacklos wie die Thesen von Sarrazin, die eine ganze Bevölkerungsgruppe in den Dreck ziehen und der auf dem unwissenschaftlichen Niveau der Nazi-Sozialdarwinisten argumentiert und dessen Texte zumindest teilweise dem Stürmer entnommen sein könnten.

Deine Argumentation, nun Herrn Sarrazin als Opfer darzustellen, ist durchsichtig und Du machst Dich dadurch zu einem willigen Helfer eines Demagogen, der den sozialen Frieden in Deutschland nachhaltig stört und der wesentlich zur Verdummung seiner Anhänger beiträgt.

Ich sehe an Deiner Reaktion, dass die Karikatur ihre Wirkung nicht verfehlt. Wenn sie für Unverbesserliche ein Ärgernis ist, freut mich das. Die Wahrheit kann schmerzlich sein.

Karl

Karl,

das ist eine sehr treffende Karikatur und auch eine sehr treffende Antwort von Dir auf die zuvor gemachten Vorwürfe.

Tissi

Danke Tissi,


ich sehe gerade, was ich Herrn Stuttmann in sein Gästebuch geschrieben habe, und möchte dies hier wiedergeben:

[i]Ich möchte Ihnen für die Karikatur zu Herrn Sarrazin danken. Als gelernter Genetiker schäume ich, wenn ich die abstrusen genetischen Aussagen eines Unfachmanns wie Sarrazin lese, aber die vielen Worte, die ich finden könnte, könnten den Punkt nicht so präzise machen wie Ihre spitze Feder![/indent]

Karl

Muss man hierzulande tatsächlich alles so bierernst nehmen?

Zum weinen und bedenklich ist nur, dass gestern nach der Sendung bei Beckmann, 70% der Zuschauer sich für die Thesen des Herrn Sarrazin ausgesprochen haben!

Die Karikatur bleibt aber ein sehr ernstes Mittel um sich gegen solche abstruse Theorien die der miesesten Meinungsmache dienen, zu artikulieren.

Mehr dazu heute am Nachmittag.

Miriam

Diese Reaktion war zu erwarten. Dennoch habe ich meine Meinung kundgetan.
Dass jeder, der eine Anmerkung zu dieser Verunglimpfung macht in die rechte Ecke gestellt werden wuerde, ist keine Ueberraschung.
Dennoch musste die Anmerkung gemacht werden, der Fairness wegen.
Am Festhalten an dieser Karikatur und der Begruendung dazu erweist sich nur allzu deutlich, dass es Unverbesserliche auf beiden Seiten gibt

Stephan - du nennst also beide Seiten "unvebesserlich"!
Wie sollten deiner Meinung nach die Verbesserlichen agieren, die sich gegen dem fast nicht mehr latenten Faschismus eines Herrn Sarrazin artikulieren?

Könntest du das ganz konkret hier erklären?

Miriam (die leider nun weg muss)

Da kann man Leute oder Volksgruppen veraechtlich machen, ein Zerrbild darstellen, ganz legal unter dem Deckmantel der (Rede-)Meinungfreiheit.

Was heißt unter dem Deckmantel? Gerade die politische Karikatur ist heutzutage eine Messlatte für die Meinungsfreiheit, indem sie grenzwertig ist, wie es Meinungen auch sein können.

Dabei bedient sich die Karikatur des Humors und kann so manche Welle der Empörung über den Karikierten glätten. Lieber ein schadenfrohes Lachen als physische Gewalt.

Im Übrigen gilt auch für die Karikatur dieselbe Messlatte, wie für eine Meinungsäußerung. Der Hintergrund muß wahr sein.

In diesem Sinn kannst Du eher Sarrazins Buch mit einer Karikatur vergleichen, die schon der gute Geschmack verbieten sollte, als eine Strichzeichnung über ihn selber.

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adam

Wie ich las, wird in Dänemark gerade ein Büchlein mit
den damals für so viel Aufruhr und Wirbel sorgenden Mohamed-Karikaturen
vorbereitet - Karikaturen haben in Europa Tradition, sie sind ein beliebtes
Ausdrucksmittel, Leute (Politiker, Künstler, Schriftsteller,
Wirtschaftsbosse etc.) auf die Schippe zu nehmen.
Es wäre interessant, einige Jahre danach die heutige Reaktion zu sehen.
Humor scheint mir nicht überall der gleiche zu sein.

M.

Na, das war ja nur eine Frage der Zeit, wann sich der Erste über diese Karikatur aufregen würde.
Eine Karikatur muss und soll überspitzen genau wie die Satire. Und diese Karikatur bringt die Dinge auf den Punkt, denn ohne Worte schafft es der Künstler, eine Menge Inhalt und den eigentlichen Kern von Sarrazins Aussagen zu transportieren. Einerseits drückt er damit aus, dass die Muslime durchaus auch ihr Sendungsbewusstsein haben und dass sogar Sarrazins Vorfahren selber aus dieser „Rasse“ (um mich mal seines Wortschatzes zu bedienen) stammen. Und andererseits, dass Herr Sarrazin mit dieser Religionsgruppe auch seine eigenen Vorfahren bekämpft, d. h. auch die Psychologie wird hier ins Spiel gebracht, obendrein mit der dazugehörigen Aussage klar die inhaltliche Nähe zu den Nazis ausgedrückt, die nicht zu leugnen ist (Herr Stuttmann, ich hoffe, ich habe Sie richtig interpretiert). Das alles in einer einzigen Zeichnung, ganz ohne Worte, ich finde das genial.

Edit:Kleine Korrektur: Ganz ohne Worte ist es ja nicht nicht, aber ganz ohne erklärende Worte.