Innenpolitik Die Linke und Kuba

hafel
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Die Linke und Kuba
geschrieben von hafel

Man kann durchaus der Meinung sein, dass es auf Kuba soziale Errungenschaften gibt, die es in anderen Orten Lateinamerikas so nicht gibt. Aber ist Kuba deshalb ein "Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker der Welt"?

Da muss man schon auch die Frage nach Menschenrechten und Demokratie in der sozialistischen Republik stellen. Das Gratulationsschreiben des Führungsduos der Linken an Fidel Castro ist daher nicht nur anbiedernd. Es ist schlicht Geschmacklos und ein Schlag ins Gesicht der vielen tausend Kubanern, deren Freiheit massiv eingeschränkt ist und die Opfer von Haft und staatlicher Gewalt wurden.

Das Schreiben liest sich wie eine schwärmerische Lobeshymne aus einer anderen Zeit, als es in Europa noch eine Mauer gab. Beide Vorsitzende, Lötzsch und Ernst, haben diese Betonmauer offenbar noch in ihren Köpfen, als die Welt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß und in Revolutionäre und Konterrevolutionäre eingeteilt wurde. Diese Sprache mögen heute zum Glück die wenigsten Menschen. So ist eine allgemeine Empörung über den jüngsten geistigen Ausfall der Linken-Partei nicht sehr verwunderlich. Auch innerhalb der Linken – Partei gibt es zum Glück ein paar Leute, die hier deutliche Worte dagegen gefunden haben.

Castro hat eben nicht nur Glück gebracht. Er hat auch eine Menge Unglück zu verantworten.

hafel
dutchweepee
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von dutchweepee
Ich werde mich den herzlichen Glückwünschen mal anschließen:

VENCEREMOS FIDEL!
olga64
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 22.08.2011, 13:56:48
Ich bin mir sehr sicher, dass z.B. Herrn Gadaffi noch bis vor kurzem herzlichste Glückwünsche zu Geburtstagen usw. von den jeweiligen Regierungen überbracht wurden; und natürlich weiteren Diktatoren so lange diese noch gut gelitten waren. Nur interessierte dies niemanden - so wie es mich nicht sehr interessiert, wenn man einem alten Mann zum 85. Geburtstag nicht die ganze Palette seiner "Schandtaten" vorhält. Olga

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youngster
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von youngster
als Antwort auf hafel vom 22.08.2011, 13:56:48
Hallo hafel,

hast du irgend einen Link zu diesem Glückwunschschreiben? Oder weisst du wo ich es nachlesen kann?

Vielen Dank youngster
hafel
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von hafel
als Antwort auf youngster vom 22.08.2011, 16:22:28
@ youngster:

Es stand in mehreren Tageszeitungen und gibt es somit auch eine Reihe von Links. Hier der von "Stern".
olga64
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 22.08.2011, 16:27:52
Gysi wurde ja auch dazu gestern in der ARD interviewt und erkärte die interessante Tatsache, wem Frau Dr. Merkel so gratuliert, ohne Ansehen der demokratischen Situationen in den diversen Ländern. Olga

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hugo
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 22.08.2011, 13:56:48
Da muss man schon auch die Frage nach Menschenrechten und Demokratie in der sozialistischen Republik stellen (hafel)

ja, hafel, das erlebe ich hier in Westeuropa immer wieder das wir, ausgehend von unserer jetzigen Situation und dem was uns unsere Medien seit 1960 aufdrängen, dazu neigen uns nur eine scheinbar eigene richtige Meinung zu bilden.

Hast Du Dich auch nur einmal gefragt warum die Kubaner damals solch gewaltige Zustimmung zur Vertreibung der Batistatruppe an den Tag legten ?
sicher nicht.

Hast Du dich jemals gefragt warum in Kuba der Kampf ums tägliche Brot so ungeheuer schwer ist und warum die Menschen dort trotzdem um ein Vielfaches besser leben als z.B. in Haiti ?

Hast Du jemals nach einer Antwort gesucht wie schwer es für die kubanische Regierung sein muss -bei den über Ihr schwebenden Embargen- ein ganzes Volk halbwegs gut zu ernähren ? (es gibt keinen Staat auf dieser Erde der diesen gewaltigen Einschnürungen seit Jahrzehnten trotzen muss)

Hast Du Dich mal kundig gemacht warum gerade us-amerikanische Präsidenten mehrfach ihre Geheimdienste beauftragten Fidel Castro zu ermorden ??

nenne mir auch nur ein Land weltweit, welches derart große Solidaritätsausgaben pro Einwohner leistet?

denkst Du das ein Castro jemals plante freiwillig die Menschenrechte für die Menschen zu beschneiden, welche er gerade mit viel Aufwand und unter Lebensgefahr befreit hat ?

und wenn es sich dort jetzt nicht so befreit und glücklich und unbeschwert leben läßt wie gedacht und erhofft, dann muss das Ursachen haben.

hafel, ich bin mir sicher Du suchst diese Ursachen ausschließlich im Kopf der Castro und Co
und nicht dort wo die echten Ursachen liegen.

warum wohl gibt Kuba derzeit verhältnismäßig viel Geld für das Militär aus ? Wollen die die USA angreifen oder müssen die befürchten von dort angegriffen zu werden ?

Für mich ist sonnenklar: Das Kuba nicht so demokratisch wurde wie geplant, ja, das es damals in die Arme der Chinesen und der Sowjetunion getrieben wurde, ist ausschließlich den USA zuzuschreiben.

Ist Dir bekannt das die Amis Kuba völlig abhängig von der Monokultur Zucker gemacht hatten und nach der Revolution 1959 Kuba vom Weltmarkt abschnitten ?
Kannst Du Dir vorstellen was das für ein Dritte-Weltland bedeutet ?

Viele Europäer neigen heute dazu sich das alles seh einfach vorzustellen. Fidel bräuchte doch nur alle Freiheiten zuzulassen und schwupps,,,gäbs ein demokratisches wohlhabendes Kuba,,oder so ähnlich,,aber denkste

ich kenne die Slums in der Domi, ich kenne die elende Not in Haiti,,,,also in Ländern in denen die USA Einfluss noch und nöcher haben und ich kann mir gut vorstellen wie es in den Hinterhöfen Havannas aussehen wird, so die Amis sich wieder dort häuslich einrichten.

hafel es ist dort alles nicht so einfach, es sei den Du möchtest das die Kubaner ihre jetzigen -sehr eingeschränkten- Freiheiten gegen jene getauscht wird, welche Ihnen bevorstehen wenn die Geschichte nach Deinen Vorstellungen (also ohne diese Castros und co) zurückgedreht wird.

Du wirst mich sicher rote Socke oder schlimmer beschimpfen mögen, aber hafel, ich kenne alle Seiten ich habe sie alle erlebt,,
wir sollten nicht so tun als ob mitten in Lateinamerika ein Fingerschnippsen, ein einfaches Umschwenken eines Regierungskurses dazu führt, das dort ein Leben wie bei uns mitten in Europa möglich würde.

denk an Mexiko und andere Staaten dort, denk daran das dort das Verbrechen die Regierung und das Volk im Würgegriff hat, das dort Armut und tägliche Angst herrschen ohne Aussicht auf baldige Änderungen.

hugo

hafel
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von hafel
als Antwort auf olga64 vom 22.08.2011, 16:34:12
Na Olga:

Das ist mal wieder nur das halbe Zitat von Gysi. Zugleich mahnte Gysi aber politische Reformen in Kuba an.

Wenn schon zitieren, dann bitte auch alles.

Hafel
olga64
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von olga64
als Antwort auf hugo vom 22.08.2011, 16:36:01
Hugo, ich gebe Ihnen sehr recht. Übrigens - Cuba hat die geringste Analphabeten-Rate in dieser Region (wäre mal interessant, diese mit Deutschland zu vergleichen, wo sie ja stetig ansteigt). Ich bereiste Cuba Anfang der 80er Jahre und habe dieses Land dann immer aus der Ferne beobachtet. Ich habe es immer bewundert, wie es mit diesen Dingen umgeht und führte vieles darauf zurück, dass die mittelamerikanische Mentalität hilfreicher ist als z.B. das Angst-Denken und die Jammermentalität der Deutschen, die es ungleich besser haben.
Ausserdem ändert sich seit einiger Zeit Vieles in Cuba; es sind nun Kleinunternehmen erlaubt und werden von den jungen Menschen mit ihren guten Ideen freudig aufgenommen.
Auch wenn man dies alles ausser Acht lässt, sollte gerade in einem Senioren-Forum einem alten Mann wie Castro einfach mal ohne Hintergedanken gratuliert werden dürfen und dies nicht zum Anlass genommen werden, politisch Andersdenkenden (die übrigens wie die Linke bei uns ja keinerlei regierungstechnische Wichtigkeit bei solchen Glückwünschen haben) aus einer Art Engstirnigkeit heraus eines "einschenken zu wollen". Olga
hafel
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Re: Die Linke und Kuba
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 22.08.2011, 16:36:01
Hugo:

Was soll diese Verschleierung? Was hat das alles mit der Einhaltung von Menschenrechten zu tun?

Dass es in manch anderen Lateinamerikanischen Staaten viel schlimmer aussieht, habe ich geschrieben. (Bitte lesen!)

Nun erzähle uns noch - wie Lötzsch und Ernst - dass Kuba ein "Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker" ist.

Aber mir kann es nur Recht sein, die Umfragewerte der Linken sind im Sinkflug.

Hafel

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