Innenpolitik Dieses Land braucht einen radikalen Umbau des Schulsystems

Die von dir, wie ich finde zurecht auf den Schild gehobene "progressive Demokratie" hätte nur eine Chance mit einem kritischen Menschen, der Herrschaft ständig aufspürt und ihre Strukturen auf Legitimation befragt.

Kommen wir so zusammen?

sicher .

sitting bull

Ich schilderte meine traumatischen Erlebnisse mit den Nazi-Lehrern in der Volksschule, die ich 4 Jahre besuchte. Am Gymnasium, das ich später und länger besuchte, war dies natürlich vorbei. Dort waren keine Nazilehrer mehr, weil denen auch sämtliche Voraussetzungen für ihre Lehrtätigkeit gefehlt hätten, z.B. das Vermitteln von Fremdsprachen usw. An diese Schule habe ich beste Erinnerungen, weil sie mir den Weg öffnete für Wissen und Lernen, was mir bis heute sehr viel Freude bereitet.
Ausserdem entwickelten sich damals auch schon die Strukturen zu Klassen-, Schulsprechern (war ich selbst einige Jahre) bis hin zu SChülerparlamenten usw. Sukzessive stieg ein wenig die Macht der Schüler in den 60er Jahren.
Haben Sie es jetzt verstanden? Olga

Passend zum Thema - irgendwie - irgendwie aber auch nicht, bekam ich heute diesen Newsletter:

Ich mach das Ritalin-Abi

Liebe Grüße
Andrea

Hallo Olga,

selbst in der Klarstellung bleibt es schief: Wieso "war dies (der Unterricht durch Nazi-Lehrer) 'natürlich' vorbei"? Ich habe noch bis in die 60er Jahre Altnazis als Lehrer genossen. Und da war ich beileibe nicht allein.

Zur Diskussion:

Ich würde mir wünschen, dass wir an sachlichen Argumenten, Begriffen etc. entlang diskutieren (ggfs. streiten), und nicht atemlos Ankedotisches produzieren.

Gutes Gelingen!

Dooscastle

Es ist eine alte Erkenntnis von Günter Amendt, dass jede Gesellschaft die ihr gemäßen Drogen hat. Heutzutage ist es eben Ritalin samt seinen Derivaten, dass den leistungsfähigen, aalglatten "Erfolgsmenschen" herstellen soll. Entlarvend und deprimierend zugleich.

LG

Dooscastle

Den Stil, den jemand schreiberisch pflegt, sollten sie demjenigen selbst überlassen; es sei denn, er oder sie wird beleidigend, rassistisch oder was auch immer. Ansonsten ist das Leben halt kein Wunschkonzert, oder?

Ich denke, auch Sie waren Mitte der 60er Jahre, je nach Schulausbildung, mit der Schule fertig oder mussten Sie zu oft Klassen wiederholen?
Meine Lehrer auf dem Gymnasium waren relativ jung; die alten Nazilehrer der Volksschule gingen nach und nach in Pension, weil sie irgendwann nicht mehr tragbar waren an den Schulen auch aufgrund ihres autoritären Stils.
In den 60er Jahren kam es allgemein zum Aufbruch. Evtl. erinnern Sie sich an die Studentenrevolutionen in Deutschland, auch 68er Jahre genannt? Olga

Guten Abend,

also, irgendwie ist es eigentlich ganz egal, wie "unsere" Schulen damals waren. Ich bin Jahrgang 1963, von daher vielleicht "Nach-Nazi-Lehrer-Ära" Schülerin gewesen, wenn ich das richtig verstanden habe in deinem Beitrag grade. Aber ich bin sicher, dass das nicht ganz so einfach ist. In meiner Grundschule schmiss der Direktor in seiner Klasse mit einem schweren Schlüsselbund durch die Schulklasse, wenn ihm etwas nicht passte - das war nicht ganz ungefährlich.
Und mein Lieblings-Klassenlehrer der schlug nur Jungen (konnte mir, als Mädchen ja egal sein).

Ich bin allerdings auch im Assi-Viertel unserer Stadt aufgewachsen, wer weiss, vielleicht lag es wohl daran (irgendwie merkt mans ja immer noch, nicht?)?

Liebe Grüße
Andrea

Guten Abend Olga64,

wie nennt man gleich die "Diskutanten", deren Hobby es ist, Debatten im Netz mit sachfremden und/oder schrägen Beiträgen zu zerschroten? Gremlins? Ich hab's vergessen; ist auch unwichtig.

Dennoch eine Reaktion auf deinen Text:

- Ich bin 1959 in die Sexta des Gymnasiums gekommen; 1967 habe ich Abi gemacht (jetzt zähl' mal nach). Ich könnte mit dem Ergebnis protzen, habe allerdings schon damals nicht an Noten geglaubt. Ach ja: Etwa 1958 muss ich den Freischwimmer gemacht haben.

- Etiche ("ältere") Lehrer unterrichteten uns, von denen man raunte, sie seien Nazis gewesen, von manchen wusste man's. Nehmen wir einen leicht zu rechnenden Fall: Geboren 1900. Der war also bei meinem Abitur 67. Bei dem damaligen Lehrermangel (die von dir angeführten jüngeren Lehrer kamen erst Mitte der 60er in nennenswerter Anzahl in die Gymnasien) war es üblich, dass Lehrer bis deutlich über die Pensionierungsgrenze hinweg unterrichteten.

- "StudentenrevolutionEN"? Mir hätte EINE tragfähige gereicht! Mir war oft genug Frank Schirrmacher lieber als als mancher, der ständig zwei blaue Bände unterm Arm trug und schließlich in irgend einem Ministerium gelandet ist. Soviel zum Aufbruch.

- Zu "Stil" und "Wunschkonzert" nur dies: Dein Stil kümmert mich nicht. Aber du verwechselst Leben und Internet-Forum. In letzterem kann ich mir aussuchen, auf wen ich antworte. Das werde ich auch wieder tun, immer entlang an Argumenten, Thesen, Begriffen etc.

Stets:

Dooscastle

P. S. Liest du auch manchmal deine Texte? Vielleicht sogar in Zusammenhang mit dem, auf den du reagierst? Es hülfe!

Guten Morgen Andrea,
so sehe ich das auch. Mit dem Verschwinden einzelner Figuren, ja des ganzen Gruselkabinetts, dem wir damals ausgesetzt waren, ist noch nicht die Hälfte dessen erreicht, was für einen emanzipatorischen Unterricht notwendig wäre. Das liegt daran, dass sich ein Trauma (vgl. Olgas Beschreibung) nicht einfach abschütteln lässt. Und es liegt daran, dass es im Schulsystem um die Zurichtung der Zöglinge auf Herrschaftsverhältnisse geht.

Dazu zwei Beispiele aus deinem Text:

- Einer deiner Lehrer schlug "nur Jungen": Beiläufige Einübung der Geschlechterrollen (dem Schläger womöglich gar nicht klar).

- Das "Asi"- Viertel inklusive des letzten Satzes: Die Asozialen waren diese Lehrer, die (bewusst oder nicht: das bleibt sich gleich!) mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bei "ihren" Zöglingen ein Gefühl von Zweitklassigkeit (gepaart mit einem Schuldgefühl) implantiert haben.

- Zum letzten Satz deines Beitrags: Wieso geht der Automatismus nicht anders herum? Man kann nicht nur, man MUSS sich fragen, wieso jemand, den derart nachdenklich-empathische Bemerkungen macht, die Schuld für das Brutaloverhalten zunächst beim Opfer sucht.

Diesen Zusammenhang zu begreifen, dauert gern mal Jahrzehnte. Noch nicht mal während des Studiums ist mir das ganze Ausmaß dieses Grauens klar geworden. Um meine Eingangsbemerkung noch einmal aufzugreifen: Es geht um Herrschaft, anders ist es nicht zu erklären, dass jede Menge wissenschaftlicher Erkenntnisse (in Pädagogik, Psychologie, Hirnforschung ...) in Hochschule und Schulalltag unbeachtet bleiben. Auf der anderen Seite besteht das eben zitierte Grauen unter anderem darin, dass sich Herrschaft und ihre Vorbereitung (besser: Einübung) unter modischer Verkleidung in die Schulen schleicht (wenn sie jemals auch nur ein Stückweit zurückgedrängt war).

Jetzt ist der Border Collie dran.

Bis denn!

Dooscastle

Und es liegt daran, dass es im Schulsystem um die Zurichtung der Zöglinge auf Herrschaftsverhältnisse geht.

absolut .

die bürgerliche schule , ist die reproduktionsanstalt kapitalistischer verhältnisse .

natürlich reproduziert auch die sozialistische schule das machtgefühge der
herrschenden Arbeiterklasse .

so ist das eben ... das leben und lernen verläuft nicht im luftleeren
raum .

die menschen werden sich entscheiden müssen , auf welcher seite sie zukünftig stehen wollen .

Bürgerliche Bildungsideale und sozialistische Konzepte
(Maria Pachinger und Manfred Scharinger)

sitting bull