Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !

Innenpolitik Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !

arno
arno
Mitglied

Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von arno
Hallo,

Bundeskanzlerin Merkel
verkündete vor wenigen Tagen zum
50. Jahrestag des Bundes der
Vertriebenen, dass es ein
Dokumentationszentrum für Flucht
und Vertreibung eingerichtet
wird.
Unsere östlichen Nachbarn, die
Polen, lehnen dieses Zentrum
rigoros ab.
Wie ist Eure Meinung zu dem Thema?

Viele Grüße
--
arno
hafel
hafel
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von hafel
als Antwort auf arno vom 28.10.2007, 12:24:04
Artno: wie ist denn Deine Meinung dazu?
--
hafel
uki
uki
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von uki
als Antwort auf hafel vom 28.10.2007, 13:05:27
Es gibt nach der Wahl in Polen, bei der Donald Tusk als Sieger hervorging, Hoffnung, dass sich im Allgemeinen das Verhältnis von Polen zu Deutscland wieder etwas bessert und somit auch zu der Frage der Einstellung Polens zum geplanten Dokumentationszentrums für Flucht und Verteibung.
Bin gespannt ob und wie hier Meinungen dazu geäußert werden.
--
uki

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arno
arno
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von arno
als Antwort auf hafel vom 28.10.2007, 13:05:27
Hallo, hafel,

ich finde es richtig, daß ein solches
Dokumentationszentrum für Flucht und
Vertreibung eingerichtet wird und das
unabhängig davon, was der polnische
Staat davon hält. Die Vertreibung und
das dadurch verursachte Leid von ca. 17
Millionen Menschen darf nicht verdrängt
und vergessen werden.
Ich vermute, daß das Dokumentations-
zentrum auch die Ausgangsbasis für eine
vernünftige Vergangenheitsbewältigung
von Polen und Deutschen werden wird.
Eine solche Einrichtung war längst überfällig!

Viele Grüße
--
arno
plautus
plautus
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von plautus
als Antwort auf arno vom 28.10.2007, 12:24:04
total überflüssig, schafft nur böses blut und dient revanchistischen gefühlen.
--
plautus
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von silhouette
als Antwort auf plautus vom 28.10.2007, 18:34:54
Jedes Volk hat das Recht, souverän mit seiner Geschichte umzugehen, sofern es bei der Wahrheit bleibt und sie nicht verfälscht.

Vor knapp einer Woche wurde auf Empfehlung des Staatspräsidenten Sarkozy an vielen französischen Schulen (eigentlich sollten es alle sein, aber wie gesagt - der souveräne Umgang...) der Abschiedsbrief eines französischen Jungen an seine Familie verlesen, der im Alter von (ich weiß nicht mehr genau) etwa 15 Jahren von den Nazi-Besatzern zu Tode verurteilt und exekutiert worden war, weil er sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe angeschlossen hatte.

Niemand hat gefragt, ob diese Geste den deutsch-französischen Beziehungen schaden könnte. Es wurde nur gefragt, ob es richtig ist, zum Thema Nazi-Opfer in Frankreich und französischer Widerstand nur das Schicksal dieses einen Jungen hervorzuheben.

So kann er aussehen, der Umgang mit der Geschichte, wenn man sich der Freundschaft des "betroffenen" Staates sicher ist.
--
silhouette

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von Medea
als Antwort auf arno vom 28.10.2007, 13:33:09
Arno
ich kann Dir nur beipflichten.
Mein Großvater starb im kalten Winter 1945 auf der Flucht vor den Russen, er wurde an den Straßenrand gelegt, da er in dem hartgefrorenen Boden nicht begraben werden konnte, das kleine Töchterchen einer Cousine ebenfalls, der kleine Leichnam wurde ein wenig abseits in den Schnee gelegt, wie ein weggeworfenes Püppchen sah es aus, sagte meine Cousine
später, unter dieser Traumatisierung leidet sie heute noch nach all den Jahren, der jüngste Bruder meines Vaters, gerade 17 Jahre alt, wurde von den Tschechen erschlagen, meine Mutter, meine Schwester und ich 1946 von den Polen aus Schlesien vertrieben - es ist längst an der Zeit, für die vielen Millionen Opfer aus Flucht und Vertreibung aus dem Osten ein Gedenkzentrum zu schaffen.

Plautus hat mal wieder nichts begriffen; aber das ist nichts Neues für mich.

Medea

hugo
hugo
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Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von hugo
als Antwort auf Medea vom 28.10.2007, 20:23:33
ist es nicht so, das man, wenn man an Opfer denkt und diese ehrt nicht auch gleichzeitig an die Täter denken muss ?

Hier geht es doch nicht um Flüchtlinge, Vertriebene, Getötete eines Erdbebens oder Vulkanausbruchs, sondern um etwas anderes.

Wenn ich heute lese das einseitig einiger Opfer des Spanienkrieges gedacht wird und diese geehrt werden sollen hab ich schon ein grummeln im Bauch

Das legt sich auch nicht, wenn ich an geplante neue Gedenkstätten für Vertriebene denke, nee das dürfte schlimmer werden, noch dazu wenn sich Andere dadurch bedrängt und unangenehm betroffen fühlen, die durch das Gleiche Ereignis noch größere Opfer bringen mussten.

Die könnten doch mit dem gleichen Recht ähnliches fordern, jedoch mit umgekehrten Vorzeichen.

Wer also Stunk möchten, und ich geh momentan davon aus das sich da welche zwischenmischen bei diesem Thema, dann dürfte solch ein Vorhaben sicherlich auch dazu missbraucht werden. und das beidseitig.

Ich finde es weder jetzt noch später angebracht und nicht der Völkerverständigung nutzend.

Nun erspare ich mir den Schmus um meine Meinung abzuschwächen mit: ja die Opfer, die armen Vertriebenen wurden stets zu wenig bedacht, ihnen wurde nich ausreichend gedacht, Das Gedenken an Sie usw. wurden den politischen Gegebenheiten geopfert und nu ist es an der Zeit usw,,,

Wem hilft es, frage ich mich, was soll damit erreicht werden und,,,was könnte damit ausgelöst werden was ich NICHT möchte und da hab ich so meine Bedenken, also bin ich dagegen.

--
hugo
Linta
Linta
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von Linta
als Antwort auf Medea vom 28.10.2007, 20:23:33

Klar doch Medea bin auch ich für die Einrichtung eines Gedenkzentrums.
Görlitz oder Breslau würd´ ich mir hierfür wünschen.
Über dreißig Jahre habe ich ganz intensiv in der Heimatvertriebenenarbeit mitgewirkt
und viele Kontakte bestehen aus dieser Zeit. Wir waren noch emsig dabei.
Hier liegt vor mir ein uralter Stadtplan von Breslau und Erinnerungen steigen auf.
Sicher, die Zeit läuft immer weiter, aber der Schmerz, den unsere Eltern und wir ertragen mussten, der bleibt weiterhin haften.
ninna
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Dokumentationszentrum für Flucht und Vertreibung !
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Medea vom 28.10.2007, 20:23:33
Ich denke, Medea,
Plautus hat an diese Verknüpfung gedacht: die Vertriebenenfunktionäre führen bisweilen recht revisionistische Sprüche im Mund. Damit kommen sie den Ambitionen der Neonazis sehr entgegen.

Ich glaube dennoch, dass die Nachkriegsgenerationen mit ihrer geschichtlichen Erziehung zu unterscheiden wissen zwischen Trauer um persönliche Verluste und verlorene Heimat, sofern die heute Lebenden noch einen eigenen Bezug zu ihr haben, und den weltfremden reaktionären Sprüchen und ihrer Instrumentalisierung durch Rechtsradikale. Es sind ja auch die Ewiggestrigen in Polen und in Tschechien, die sich genauso dagegen sperren, die Geschichte der letzten 60 Jahre zur Kenntnis zu nehmen. Dabei sind sie alle, außer den neuen Herren in Ostpreußen, inzwischen unsere europäischen Brüder geworden.

Die Angst vor gewalttätigen Demonstrationen an so einer Gedenkstätte, die schon als Argument dagegen geäußert wurde, dürfte unbegründet sein. Am Holocaust-Mahnmal haben sich die Neonazis auch nicht, wie befürchtet, austoben können. Wozu sind wir ein demokratischer Rechtsstaat, wenn wir das nicht aushalten können.

Man kann nicht so tun, als hätte es diese 17 Millionen Opfer nicht gegeben, weil sie dem Volk angehört haben, das den Krieg und alle anderen Gräuel auf dem Gewissen hat.
--
silhouette

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