Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Eine Gesundheitsreform die keine ist.

Innenpolitik Eine Gesundheitsreform die keine ist.

Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Der Zeitpunkt war wieder genial gewählt, deutsche Fußballer halten die Nation in Spannung, derweil bekommen wir von unserer Regierung eine saftige Rechnung präsentiert.
Auch im Jahr 2006 war das so ähnlich, auch im damaligen Sommermärchen wurden den Bürgern ein paar unangenehme Grausamkeiten untergejubelt.
Also Brot und Spiele immer noch ein bewährtes Mittel einer abgelenkten Bevölkerung schlechte Politik gut zu verkaufen.
Gesundheitsreform wird zur Not-OP und alle haben wieder einmal gewonnen. Der Gesundheitsminister verkauft ein müdes Reförmchen als die große Systemumstellung und die CSU rühmt sich eine Kopfpauschale verhindert zu haben. Und Frau Merkel droht den Abgeordneten, sie sollen doch gefälligst ruhig sein und keine Unruhe mehr stiften. Ruhe in der Sommerpause, das ist wohl so etwas wie ein Maulkorb.
Der großen Verlierer dabei sind wohl die Versicherten in der GKV.
Da kann sich die CSU winden wie sie will, mit der Einführung der ungedeckelten Zusatzbeiträge ist die Einführung der Kopfpauschale gelungen. Einen Sozialausgleich soll es wohl geben, aber wie?
Anfangs war ich ja auch gegen die Kopfpauschale, doch je mehr ich mich damit beschäftigt habe, umso gerechter fand ich diese Regelung.
Warum hat er, Rösler nicht komplett ausrechnen können, wie hoch die Kopfpauschale gewesen wäre, wie und wann hätte der Sozialausgleich gegriffen.
Warum konnte er den Bürgern kein Konzept vorlegen, welches die konkrete, detailierte Information für die Versicherten aufgezeigt hätte.
Da wurde eine Kommission gegründet, doch diese Gruppe hat doch nichts, aber rein gar nichts bewirkt. In dieser Kommision war ja auch die CSU vertreten.
Ich werde dies nie begreifen, warum Herr Rösler seinen Systemwechsel nicht den Bürgern vorgestellt hat, sondern nach München gefahren ist um sich dort eine blutige Nase zu holen.
Ganz besonders bedauerlich ist, daß die Pharmaindustrie wieder einmal nahezu ungerupft davonkommt. Experten sagen diese Dinge die da geplant sind, daß die KK Rabatte bekommen, daß die Preise niedriger werden, funktionieren in der Praxis nicht.
Was die Pharmaindustrie betrifft da war der Herr Rösler als Tiger gestartet doch nach 9 Monaten haben sie ihn schon zum Bettvorleger vearbeitet.

Ich frage wer hat da eine Meinung dazu!

Picaro
Karl
Karl
Administrator

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.07.2010, 18:16:06
Hallo picaro,


ich habe bei der Autofahrt gestern Radio gehört und plötzlich bin ich wach geworden, denn der Sprecher sagte, die Kassen könnten jetzt individuell selbst und in eigener Verantwortung die Höhe der Zusatzbeiträge festsetzen. Diese Zusatzbeiträge wären von der Höhe des Einkommens entkoppelt. Huch, habe ich gedacht, der Millionär zahlt jetzt genauso viel wie der Niedriglohnarbeiter!

Verkauft wird das mit der schwammigen Versicherung, es "solle" einen sozialen Ausgleich geben. Man kann aber sicher sein, dass dieser nur Kosmetik sein wird und langfristig eben doch der Grundsatz gelten soll: Ein Mann, eine Stimme, eine Kopfpauschale.

Karl
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von rolf †
als Antwort auf Karl vom 07.07.2010, 19:23:50
Dem ist wohl kaum was hinzuzufügen.
Wie nach jeder Wahl:
vor der Wahl wird versprochen,
nach der Wahl hat man sich halt versprochen.
Mehr Netto vom Brutto?
Das war und bleibt ein Märchen, das sich aber immer gut für Wahlversprecher eignet.

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pippa
pippa
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von pippa
als Antwort auf rolf † vom 07.07.2010, 19:58:48
Es ist nach meinem Dafürhalten eine bodenlose Frechheit, eine Erhöhung von Beiträgen als Reform zu bezeichnen.

Warum hat man nicht endlich einmal versucht, die Ausgaben auf Herz und Nieren zu prüfen, auch bei den Krankenkassen.

Mal ganz davon abgesehen, dass dort die Verwaltungskosten um ein Vielfaches verringert werden könnten, so müssten vor allem endlich wieder solche hirnverbrannten Leistungen wie Kochkurse (in kasseneigenen ! Küchen), Sportkurse, Ernährungsberatung usw. abgeschafft werden. Außerdem sollte jeder Risikosportler eine Zusatzversicherung abschließen müssen.
Wir haben zu viele Krankenhäuser und in den für Ärzte angenehmen Gegenden auch zu viele Ärzte. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind überflüssig und die Kosten für Arzneimittel zu hoch. Warum haben wir noch immer keine Positivliste?
Seit Jahren gibt es von Fachleuten erstellte Vorschläge die ganze Bücher füllen könnten, aber kein einziger wird umgesetzt.

Na klar, ist ja auch ganz einfach. Ein Pflichtversicherter kann sich nicht wehren. Er kann ja noch nicht einmal dieses ihm aufgezwungene System verlassen, außer er stirbt.

Pippa - sehr wütend
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von rolf †
als Antwort auf pippa vom 07.07.2010, 20:42:16
Wenn die Regierung eine echte Reform geschafft hätte, was sollte sie uns dann im nächsten Wahlkampf versprechen?
Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.07.2010, 18:16:06
Mittlerweile könnte ich auf die Barrikaden gehen, wirklich.

Das ist derart perfide eingefädelt worden über Jahre.
Gezielt als Abzocke angegangen, sorgfältig geplant.

Vor einer Handvoll Jahren kam die Zwangskrankenkasse.
Wer bis dahin keine Versicherung bezahlen konnte oder wollte, dem wurde im Notfall (OP zB) von der Gemeinde geholfen (sozial).
Weil dabei die öffentlichen Kosten erheblich stiegen (Arbeitslosigkeit), wurde den Landkreisen diese Last abgenomen. Damit war allerdings jeder (zwangs-)versichert. Wie der Beitrag gezahlt werden konnte, war uninteressant, er war Pflicht.

Und genau diese Zwangsversicherung hat Tür und Tor geöffnet für Beitragserhöhungen.
Jegliches Konkurrenz- und Spardenken der Kassen konnte aufhören. Geld in jeder Menge stand je jetzt per Gesetz zur Verfügung.
Sorgfältig geplant mittels eines 'Allgemeinen Kassenfonts', der jegliche Kontrolle unmöglich macht.

Dann wurde den Kassen per Gesetz ein Höchstbeitrag verordnet (14,x%). Mit der Möglichkeit, neben diesem Beitrag noch weitere 'kostendeckende Zusatzbeiträge' zu erheben. Versuchweise machen wir mal 8 Euro. Das gibt sicher keinen Aufschrei. So war es auch; denn da war ja die Zwangsversicherung, die es faktisch unmöglich macht, die 8 Euro nicht zu zahlen.

Nun kommt die Sache noch übler.
Der Beitragssatz wird erhöht-
entgegen sämtlichen jahrelangen Versprechungen!
Auch entgegen den Wahlversprechen.
Mit welcher stichhaltigen Begründung?

Und zur Hälfte geteilt?
Ja, wer spielt denn den GESAMTEN Beitrag herein?
Doch wohl der Mitarbeiter mit seiner Arbeit.
Denn der Arbeitgeber führt nur die Hälfte ab von dem, das der Versicherte insgesamt zu verdienen und zahlen hat.
Das ist die größte vorsätzliche Lüge und Verarsche im System.

Ein Zahlen-Beipiel?
1000 Euro Bruttoeinkommen,
davon bisher 14.x % Beitrag , rund 150 Euro.
1% mehr jetzt ergibt rund 10 Euro mehr an Beitrag.

Das deckt angeblich die Kosten immer noch nicht.
Die Rede ist von einem ZUSATZbetrag von rund 170 Euro.
Macht dann bei 1000 Euro Einnahme rund 320 Euro Zwangsbeitrag.
Per Gesetz zwangsweise legalisiert.

10 Euro Quartalsaufschlag, bei sinkenden Leistungen.

Ich bezeichne unsere jetzige Regierung damit öffentlich als Banditenpack,
als Betrüger-Pack, daß das Volk vorsätzlich ausbeutet.


Und jetzt noch die Frage:
Wie war das nur vor 20 Jahren möglich, das System am Laufen zu halten?

Prost Mahlzeit

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adeline
adeline
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von adeline
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.07.2010, 22:27:36
Manche Bilder bringen es auf den Punkt....
Dieses in jedem Falle:
Karikatur

Adeline
smokie
smokie
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von smokie
Am meisten freue ich mich auf den 'sozialen Ausgleich'. Funktioniert ja anderswo auch: Hat einer nicht genug Einkommen, um die Miete zu zahlen, geht er halt zum Amt, bringt alle nötigen Nachweise, und bekommt Wohngeld.
Geht einer den ganzen Tag arbeiten, aber verdient nicht genug, geht er halt zum Amt, legt alle nötigen Nachweise vor, und bekommt Hartz 4 und Wohngeld.
Verdient einer gar nichts, weil arbeitslos, ...
Kann einer den KKZusatzbeitrag nicht bezahlen... und wird befreit, eventuell.
Nicht dass ich es falsch faende, die Bedürftigkeit nachzuprüfen - aber irgendwie habe ich einfach das Gefühl, dass immer mehr Menschen auf die ein oder andere Art in die Situation kommen, 'zum Amt' gehen zu müssen.
Lg smokie
hugo
hugo
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von hugo
als Antwort auf smokie vom 07.07.2010, 23:04:39
wenn hier jemand jemals gedacht hat das der Rösler auch nur einen Deut anders oder besser als andere Politiker ist,,und nur ein kleiner Lügner,,der hat sich mal wieder tüchtig geirrt.

Rösler ist einer der größten Lügner einer der allerbesten Lobbyisten für die Pharmaindustrie und für die Reichen,,

Alles wird gerechter, es kommt mehr Geld ins System usw so seine Worte und,,,

Rösler:
Wir haben den Grundstein für ein robustes Gesundheitssystem gelegt. Wir sind fest davon überzeugt, dass unser Gesundheitssystem besser wird, aber definitiv nicht teurer.

Rösler:
Wir beschreiten den Weg in ein robustes Gesundheitssystem, das nicht mehr alle zwei bis drei Jahre reformiert werden muss. Das System wird besser, ohne teurer zu werden. Wir gehen davon aus, dass die Versicherten keine höheren Beiträge zahlen werden, als das heute der Fall ist.

Rösler:
Wir sind fest davon überzeugt, dass die Entlastung von Bürgern und Unternehmen der einzige Weg ist, um aus der Krise herauszukommen. Die Zeit der Belastung war die Zeit der schwarz-roten Koalition. Aber die ist zum Glück vorbei.

ein begeisterter hugo weil den Rösler wie vorhergesagt, beim Lügen erwischt (was ja im Falle von FDP Politikerversprechungen keine Kunst ist *g*)

senhora
senhora
Mitglied

Re: Eine Gesundheitsreform die keine ist.
geschrieben von senhora
als Antwort auf hugo vom 08.07.2010, 00:05:15
Genau eine solche Politik habe ich von der FDP erwartet, es nützt wenig, sich nun darüber aufzuregen. Was mich belustigt, ist das Spektakel der CSU vor der Verkündung der „Reform“ und ihr tatsächliches Verhalten.
Die FDP gilt als Klientelpartei (2) der niedergelassenen Ärzte, der Apotheker und der Unternehmer. Dass eine Gesundheitsreform, die federführend von der FDP entworfen wurde, die Stammwähler der Liberalen nicht über Gebühr belastet, ist nicht sonderlich überraschend. Ärzte und Apotheker können also aufatmen. […..]
Anstatt die Kosten zu senken oder die Basis für die Finanzierung zu erweitern, wälzt Schwarz-Gelb alle künftigen Kostensteigerungen ganz einfach auf die Beitragszahler ab. Der Glaube an funktionierende Marktmechanismen und an den Wettbewerb im Gesundheitssystem ist ein politisches Dogma. Diese Reform ist in ihrer gesamten Absurdität aber wohl erst dann zu greifen, wenn man schaut, wer ungeschoren bleibt.
geschrieben von Der Artikel bei „Heise“ beschreibt die Auswirkungen der Reform deutlich.


Senhora

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