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Innenpolitik Eine gute Wahl und eine gute Rede

Karl
Karl
Administrator

Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von Karl
Bei mir werden die Taten des neuen Bundespräsidenten zählen und dazu gehören vor allem seine Reden, denn es sind vor allem die Reden über die ein Bundespräsident in unserer Bundesrepublik wirken kann.

Die erste Rede von Christian Wulff nach seiner Vereidigung war eine gute Rede. Hier einige Zitate:
Unser Land ist reich an alledem. Seine größte Stärke sind die Menschen, die hier leben. Ihre Vielfalt und ihre Talente machen Deutschland lebens- und liebenswert. Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen: zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen aus Ost und West, Einheimischen und Zugewanderten, Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitslosen, Menschen mit und ohne Behinderung. Das ist nicht einfach - es gibt unterschiedliche Interessen, es gibt Vorurteile gegeneinander, Bequemlichkeiten und Anspruchsdenken. Ich will helfen, über all das hinweg Brücken zu bauen.

...

Wann wird es bei uns endlich selbstverständlich sein, dass unabhängig von Herkunft und Wohlstand alle gleich gute Bildungschancen bekommen? Wann wird es selbstverständlich sein, dass alle Kinder, die hier groß werden, die deutsche Sprache beherrschen, auch die deutsche Sprache beherrschen? Wann wird es selbstverständlich sein, dass jemand mit den gleichen Noten die gleichen Aussichten bei einer Bewerbung hat, egal ob er Yilmaz heißt oder Krause?

....

Meine Antwort auf solche Fragen lautet: Wenn wir weniger danach fragen, wo einer herkommt, als wo er hinwill. Wenn wir nicht mehr danach fragen, was uns trennt, sondern was uns verbindet. Wenn wir nicht mehr danach suchen, was wir einander voraus haben, sondern was wir voneinander lernen können. Dann wird Neues, Gutes entstehen - aus urdeutscher Disziplin und türkischem Dribbling zum Beispiel, aus preußischem Pflichtgefühl und angelsächsischer Nonchalance, aus schwäbischer Gründlichkeit und italienischer Lebensart - und demnächst vielleicht aus rheinländischer Lebenskunst und chinesischer Bildungsbegeisterung.

Und Deutschland wird auch dann gewinnen, wenn wir weniger danach fragen, wie alt jemand geworden ist, sondern erkennen, wie jung Viele geblieben sind.

Ich bin immer wieder beeindruckt von dem Elan, mit dem bei uns Seniorinnen und Senioren Verantwortung übernehmen und Gutes bewirken - als Berater für Unternehmensgründer zum Beispiel, als Vorlesepaten in Schulen und Kindergärten und als verlässliche Mitglieder in den Kirchengemeinden und in ungezählten Vereinen und Verbänden in Deutschland. Diese Älteren wissen schon, was die Jüngeren noch lernen werden: Es lohnt sich, aktiv zu sein. Es macht reich - nicht an Finanzen, sondern an Freunden, nicht an Zahlungsmitteln, sondern an Zufriedenheit. Es gibt unserem Leben Sinn, und auf Sinn sind wir angelegt.

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Und wir müssen uns auf ständige Änderungen im internationalen Umfeld einstellen. Die Bevölkerungszahl steigt in vielen Teilen der Welt stark an, in Europa und gerade in Deutschland ist sie rückläufig. Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien wachsen dynamisch. Viele Länder entwickeln ihr demokratisches System, ihren Rechtsstaat und heben den Lebensstandard ihrer Bevölkerungen. Aber es gibt auch weiterhin Armut, Unterentwicklung, fragile Staaten, Ressourcenknappheit, Naturkatastrophen und Krisen.

Für die Gestaltung des Globalisierungsprozesses brauchen wir zunächst einen festen Ankerpunkt in der Europäischen Union. Sie ist ein einzigartiges Friedens-, Werte- und Wohlstandsprojekt, mit dem die Völker unseres Kontinents die Konsequenzen aus Jahrhunderten von Kriegen und Zerstörung gezogen haben. Auch wenn in der augenblicklichen Finanz- und Schuldenkrise Anpassungsbedarf sichtbar wird, so steht für mich außer Zweifel, dass wir mit dem Lissabon-Vertrag eine politische und wirtschaftliche Integration erreicht haben, die uns Europäern jedenfalls erlaubt, kraftvoll und gemeinsam zu handeln, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.

Aber wir müssen auch offen sein für die Kooperation mit allen anderen Teilen der Welt auf der Grundlage gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens.

....
geschrieben von Christian Wulff

M. E. ist es besser, einen jungen Bundespräsidenten wie Wulff zu haben, der sich nach vorne, in die Zukunft orientiert, als einen wie Gauck, der vor allem für die Vergangenheit steht, wenn auch für deren Bewältigung.

Karl
indeed
indeed
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von indeed
als Antwort auf Karl vom 02.07.2010, 18:58:40
Danke für den Link Karl. Das lässt wirklich hoffen. Selbst wenn man nur die Hälfte umgesetzt wird, ist schon eine Menge gewonnen.
LG
indeed
anjeli
anjeli
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von anjeli
als Antwort auf Karl vom 02.07.2010, 18:58:40
Hallo Karl,

ich stimme in allen Punkten mit die überein.
Ich bin zwar eine rote Socke, mit Parteibuch (fast 40 Jahre) in meinem Handtäschchen.

Ich bin neutral, nicht fanatisch und nach so langer Zeit, gewiss nicht parteiblind.

Bei allem was ich sage und tue, ich stehe dazu.

Gruß anjeli


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Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 02.07.2010, 18:58:40
Bei mir werden die Taten des neuen Bundespräsidenten zählen und dazu gehören vor allem seine Reden, denn es sind vor allem die Reden über die ein Bundespräsident in unserer Bundesrepublik wirken kann.
geschrieben von karl

Ob es eine gute Wahl war, werden wir zur nächsten Wahl beurteilen müssen. Auf alle Fälle finde ich auch einige seiner Äußerungen bemerkenswert. Oft scheinen diese so gar nicht recht in Bild eines deutschen Politikers zu passen. Schon allein wenn er sagt, das er nicht wie andere Bundespräsidenten jährlich 100.000 Eus Bezüge nach seiner Amtszeit haben will. Er meint, das sparen richtig ist und er darum bei sich selbst anfangen will.

Interview Peter Klöppel von RTL mit dem gewählten Bundespräsidenten:
Teil 1: http://www.presseportal.de/pm/7847/1641162/
Teil 2: http://www.presseportal.de/pm/7847/1641172/
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 02.07.2010, 18:58:40
Auf jeden Fall war Wulff eine gute Wahl. Schon deshalb, weil dadurch Gauck verhindert wurde. Gabriel (stellvertretend für die Roten) und Trittin (stellvertretend für die Grünen) haben sich selbst ein Bein gestellt. So hat Wulff jetzt vier lange Jahre Zeit, um zu zeigen, was aus dem Amt zu machen ist. Warten wir es ab.

--
Wolfgang
Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Nach dem Lesen der Rede sehe ich die Wahl Wulffs positiver, vorher habe ich mich geärgert, dass mir ein Parteisoldat vor die Nase gesetzt werden sollte aus einer Partei, mit der ich nun absolut gar nichts am Hut habe. Deshalb hätte ich mir unbedingt Gauck gewünscht, er deckt mehr Spektren aus mehr Parteien ab und ist eine herausragende Persönlichkeit.
Seine Verunglimpfung hier, vor allem in einem anderen Thread finde ich unglaublich, denn Joachim Gauck hat sich vor allem für die die Opfer und gegen Stasi-Spitzel (und nicht gegen Kommunisten allgemein) eines Unrechtsstaates eingesetzt. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was er tut oder sagt, aber man muss ihn auch nicht mit Dreck beschmeißen. Ich halte ihn für durch und durch integer, wenngleich er auch mir in manchen Bereichen zu konservativ ist. Und auch er ist durchaus in der Lage, die Zukunft und nicht nur die Vergangenheit im Auge zu behalten, das habe ich seinen Reden klar entnommen.
Dieses unwürdige Dreckschmeißen auf eine solch honorige Persönlichkeit ist vor allem ein Ablenkungsmanöver derer, die selber mit der Stasi direkt oder indirekt gekungelt haben (womit ich nicht unbedingt Schreiber dieses Forums meine), es widert mich an .
Ich empfehle, seinen Lebenslauf bei Wikipedia zu lesen, die meisten hier stellen unhaltbare Behauptungen über ihn auf.

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eliza50
eliza50
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von eliza50
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.07.2010, 08:27:20
Welcher bisherige Bunderspräsident war eigentlich parteilos?

Seit wann ist Parteilosigkeit als Voraussetzung für dieses Amt notwendig?

Und die Wahl im dritten Wahlgang als Maßstab für die Qualität der Regierungsarbeit zu werten, scheint erst im neuen Deutschland usus zu sein.

Wulf wird sein Amt neutral und gut ausüben, davon bin ich überzeugt.


JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von JuergenS
Ich warte erst mal ab, denn die Startreden der neuen Bundespäsidenten waren sicher immer gut.
Die Bewährungsproben kommen erst noch.
Zwei Jahre muß man ihm schon geben.
Merkel fand ich anfänglich auch gut, weil sie sich nichts mehr gefallen ließ von ihren Mitbewerbern. Mit den Roten, der großen Koalition war sie auch noch o.k. nunmehr tingelt sie lieber rum, anstelle einer ernsthaften Kanzlerschaft. Kohl läßt grüßen.
Und Wulff?, mal sehn.
ingo
ingo
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 02.07.2010, 18:58:40
Offen gestanden hatte ich (obwohl Niedersachse) vor der Wahl mehr Sympathien für Herrn Gauck. Nun halte ich Wulff für die bessere Wahl. Sein Gespräch bei "Was nun?" und seine Antrittsrede haben mir einen anderen Christian Menschen gezeigt, als den, den ich als unseren Ministerpräsidenten "kenne". Mir hat übrigens auch die Einleitung seiner Rede gut gefallen. Sie machte mir den Eindruck, als habe er dort eine Menge Persönliches hineingelegt. Irgendwie habe ich seit gestern das auch Gefühl, dass da ein Mann steht, der sich sehr gerne vom unmittelbaren Parteieneinfluss befreien mag und diese neue Freiheit gerne nutzen möchte. Schau' wir mal.
hafel
hafel
Mitglied

Re: Eine gute Wahl und eine gute Rede
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.07.2010, 08:27:20
Wir alle kennen die Rede nicht, die J. Gauck zum Antritt gehalten hätte. Ich bin sehr überzeugt, auch seine Rede wäre eine gute Rede gewesen.

Dennoch sollte jetzt der Personstreit beendet sein. Die Wahl ist getroffen und ich denke wir haben einen brauchbaren Präsidenten bekommen.

Viele Menschen in unserer Gesellschaft leben gut und satt, wir alle leben in Demokratie und Frieden. Das ist nicht selbstverständlich. Leider wird das immer gerne und oft vergessen. Wulff hat mit freundlichen Worten daran erinnert, statt Trägheit und Egoismus mehr Engagement zur Erhaltung unseres Wohlstandes beizutragen.

Wulff will Ausländer integrieren, -- und das bedeutet mehr als sie "nur" zu dulden. Er verlangt den Einsatz von Aus- und Innländern gleichermaßen und er will das Gemeinschaftsgefühl zwischen Jung und Alt stärken. Das sind alles sehr lohnende Ziele für ein Land, in dem sich derzeitig sehr wenig bewegt. Geben wir ihm die Chance das immer und immer anzumahnen.

Hafel

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