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Innenpolitik Einige Gedanken zur Integration

hafel
hafel
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Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von hafel

Die deutsche Integrationspolitik ist m. E. in einem jämmerlichen Zustand. Mehr als eine Millionen Ausländer verfügt nicht einmal über die elementarsten Deutschkenntnisse. Selbst die OECD beklagt, dass kaum ein Land ein so schlechtes Bildungsniveau aufweist, wie die Bundesrepublik.

Wie lange soll eigentlich dieser Zustand noch beklagt werden, anstatt endlich daran etwas geändert wird? Die Sache wäre ja relativ einfach: Geld in die Hand nehmen und Zuwanderer entsprechend ausbilden. Ich bin mir dabei sehr sicher, dass sich diese Investition rentieren wird. Und diejenigen, die nicht bereit sind, die deutsche Sprach zu erlernen und sich ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, werden in ihre Herkunftsländer zurück geschickt.

Thilo Sarrazins Argument, wir würden von Türken unterwandert, ist schlicht und einfach falsch. Ihre Nettozuwanderung sank von gut 10 000 im Jahre 2000 auf unter 2 000 im Jahre 2005. Seither hat sich die "Wanderrichtung" sogar umgedreht. 2008 wurde eine Nettowanderung von rund 10 000 Türken in ihre Heimat verzeichnet.

Viel gravierender ist, dass uns auch die Hochqualifizierten nicht gerade überrennen. Im Jahre 2008 kamen gerade mal knapp 160 Menschen aus Nicht-EU-Ländern, denen bei uns eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis erteilt wurde. Eine erschreckend niedrige Zahl!

Dieses Problem wird sich leider noch weiter zuspitzen. Wegen der Alterung unserer Gesellschaft verlieren wir jedes Jahr an die 250 000 Mitarbeiter. Die DIW hat ausgerechnet, dass dann bereits 3 Millionen Arbeitskräfte am Markt fehlen. Die Rente mit 67 – soweit sie überhaupt so kommt – kann dieses Defizit kaum verringern. Ohne Zuwanderung steigt das Durchschnittsalter weiter. Eine solche Gesellschaft wird auf Dauer kaum eine führende Rolle in der globalisierten Welt halten können. Das Bemühen der Politik, die Zuwanderung nach Deutschland gering zu halten, ist deshalb recht absurd.

Länder wir Kanada, Australien und die USA sind da ganz andere Wege gegangen. Sie waren stets bemüht, ihre Defizite mit fähigen Arbeitskräften aufzufüllen.

Klar, eine Zuwanderung würde auch unsere Gesellschaft verändern. Dabei müssen die Ängste vieler Menschen vor Überfremdung ernst genommen werden, sonst würde die Gesellschaft gespalten. Über diese Ängste muss offen und ohne Polemik gesprochen werden. Die ständige Furcht der Politiker, dass man im Ausland die Deutschen für ausländerfeindlich halten könnte, ist ebenfalls nicht sehr konstruktiv. Wir brauchen eine offene Gesellschaft mit offenen Grenzen für Zuwanderung und eine offene Diskussion über Chancen und Risiken der Integration.

Vor allem brauchen wir eine auf die Zukunft ausgerichtete, offensive Zuwanderungspolitik. Im Moment ist da nichts zu erkennen.

Hafel
olga64
olga64
Mitglied

Re: Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 09.09.2010, 15:52:40
So ist das halt leider in einem Land, welches jahrzehntelang den Begriff "Einwanderungsland" von sich gewiesen hatte, obwohl es längst eines war.
So ist das halt in einem Land, wo es bis vor kurzem noch als Zumutung galt, die einreisenden Gäste zu verpflichten, die Landessprache zu erlernen. Dies trifft aber auch auf die USA (z.B. Californien) zu, wo sie heute Englisch nicht mehr benötigen, sondern perfekt Spanisch sprechen sollten.
So ist das halt in einem Land, wo sog. Russland-Deutsche (ohne Ausbildung, ohne Deutschkenntnisse) sofort einen deutschen Pass erhielten, weil sich irgendwann ein deutscher Schäferhund in der Grossfamilie befand.
Dies alles dürfte Jahrzehnte dauern, um es zu reparieren -
Olga
hafel
hafel
Mitglied

Re: Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von hafel
als Antwort auf olga64 vom 09.09.2010, 16:09:40
@ Olga: Ich kann Dir da nur zustimmen.

Hafel

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Karl
Karl
Administrator

Re: Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von Karl
als Antwort auf hafel vom 09.09.2010, 16:21:55
Hallo Hafel,


wir liegen da nicht weit auseinander, s. mein Thema:
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hafel vom 09.09.2010, 15:52:40
Das erinnert mich an die Zeit, als bei uns die ersten Italiener in die Fabrik kamen. Ich benutzte sofort die Gelegenheit, einerseits etwas Italienisch zu lernen und ihnen andererseits Deutsch beizubringen. Als das mein Chef merkte, sagte er er sinngemäss zu mir: "Ist dir eigentlich bewusst, dass die dann, wenn sie mal Deutsch können, mehr Lohn verlangen werden?"
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Einige Gedanken zur Integration
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 10.09.2010, 09:41:53
dazu eine wahre Andektote:

In einer türkischen Fabrik wurden die super Arbeitsbedingungen der dort die tatsächliche Arbeit leistenden Frauen gelobt... Natürlich auf Deutsch, sehr gutes Deutsch für eine Besuchergruppe.

Eine Arbeiterin forderte im Anschluß daran, die Gruppe war schon weitergegangen, die ihr doch jetzt offensichtlich zustehende Pause. Sie konnte Deutsch, auch sehr gut. Außer dem Erstaunen, dass sie auch Deutsch spricht kam die Antwort auf Türkisch, dass sie sich wieder sofort an die Arbeit machen soll!

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