Innenpolitik Europa gegen Trump

Tina1
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Europa gegen Trump
geschrieben von Tina1

https://www.ardmediathek.de/tv/Presseclub/Europa-gegen-Trump-bricht-der-Westen-j/Das-Erste/Video?bcastId=311790&documentId=52365696

Presseclub-Logo, Quelle: wdr

Europa gegen Trump - bricht der Westen jetzt endgültig auseinander?

US-Präsident Donald Trump hat das Iran-Atomabkommen gekündigt: Eine Entscheidung, deren Konsequenzen noch gar nicht absehbar sind. Der Rückzug der USA schürt international Sorge und Angst vor einem neuen Konflikt im Nahen Osten - vor Europas.

Kommende Woche treffen sich die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens mit ihrem iranischen Kollegen in Brüssel. Lässt sich das Abkommen mit dem Iran noch retten? Der Druck auf die Europäer ist groß. Trump droht mit Konsequenzen. Sollten europäische Firmen im Iran tätig bleiben, könnten sie ihr US-Geschäft verlieren. Wie wird sich Europa zwischen den Forderungen der USA und des Iran positionieren? Wie geschlossen ist die EU? Und ist die transatlantische Partnerschaft jetzt völlig am Ende?

Christiane hoffmann- Stellvertretende Leiterin des Berliner Hauptstadtbüros von "Der Spiegel"
Andreas Petzold- Herausgeber der Magazine "Stern" und "Capital"
Ines Pohl- Chefredakteurin, Deutsche Welle
Andreas Zumach- Freier Journalist

Karl
Karl
Administrator

RE: Europa gegen Trump
geschrieben von Karl
als Antwort auf Tina1 vom 13.05.2018, 18:04:02

Danke für diesen Link, Tina. Die Journalisten bewerten den Vertragsbruch von Trump ähnlich wie ich. Es ist eine Katastrophe, nicht nur wegen der direkten Folgen im Nahen Osten, wegen der Destabilisierung der Region (ich verstehe einen Netanjahu nicht, der Israel nun unsicherer macht), sondern auch wegen des augenscheinlichen Schlags in das Gesicht der Europäer, um deren Meinung sich Trump schlicht nicht gekümmert hat.

M. E. ist es jetzt unbedingt notwendig, dass Europa zusammensteht und Trump gegenüber als Einheit auftritt. Schafft er es, einzelne Staaten herauszulösen, ist Europa zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. So gesehen schafft die neue Lage vielleicht auch etwas Positives, nämlich die weitere Einigung Europas.

Ich denke, Nordkoreas Kim wird bei seinem geplanten Treffen mit Trump misstrauisch sein. Gilt das Wort einer amerikanischen Regierung noch, ist es die Tinte der Unterschrift unter einen Vertrag noch wert?

Karl

olga64
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 13.05.2018, 18:38:34

Wenn Trump Ernst macht mit den Sanktionen für EU-Staaten, die weiterhin mit dem Iran zusammenarbeiten, wird sich die Anzahl der EU-Staaten naturgemäss "sortieren". Sie werden (wie auch wir in Deutschland) ganz einfach gegenüberstellen: Wie gross sind die Handelsvolumina mit den USA und dem Iran, bzw. wie gross werden sie in einigen Jahren sein? DA muss man gar nicht nachrechnen - der US-Handel ist seit Jahrzehnten gross und auch stabil.
Und diese Volumina sind in den meisten europäischen Staaten nicht oder noch nicht nennenwert.
Nicht umsonst setzt jetzt schon der iranische Unterhändler die Daumenschrauben an und gibt der EU für Vorschläge 4 Wochen (!). Es geht dem Iran primär um Öl, das das wichtigste Exportgut ist und ohne dessen Erlöse es sicher nicht überleben kann; umgekehrt ist daran China sehr interessiert - auch Russland, weil diese einige Ölförderprojekte im Iran haben.
Man hört sie ja schon die juristischen Stimmen in Deutschland (sachlich und unaufgeregt): wenn TRump uns mit Sanktionen belegt, haben wir keine grosse Gegenwehr uns dagegen zu stemmen. Wir können dagegen verstossen, aber ob uns dies bekommt? Olga


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Karl
Karl
Administrator

RE: Europa gegen Trump
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 14.05.2018, 16:56:05
Wir können dagegen verstossen, aber ob uns dies bekommt? Olga
Nun, auch die USA sollten sich fragen, ob es ihnen langfristig bekommt als unzuverlässiger Vertragspartner zu gelten und sich auch noch die Freunde zum Feind zu machen. Ich hoffe sehr, dass die auf militärischer Überlegenheit beruhende Erpressung Europas nicht gelingt und nachhaltiger ziviler Widerstand praktiziert wird.

Karl

 
olga64
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 14.05.2018, 17:27:20

Karl, die ERpressung b eruht nicht nur auf militärischer Überlegenheit (oder Aberkennung des Schutzstatus,d en Europa und hier massgeblich Deutschland bisher genossen haben), sondern schlicht auf der Überlegenheit der Handelsvolumina. Steigen die USA bei uns aus, bzw. wir als Europa und vorwiegend Deutschland, sind wir völlig auf China angewiesen. Ich denke, es ist eine Gefahr, die Ausgewogenheit der Big Player auf dem ökonomischen Sektor, wie sie jetzt besteht, aufs Spiel zu setzen. Immerhin gibt es in China keine soziale Marktwirtschaft (trotz KOmmunismus) und keine Demokratie, die in den USA ja immer noch vorhanden ist.
Wenn es sich zuspitzt, müssen wir entweder Farbe bekennen, wie ernst es uns mit dem Iran ist,bzw. das Ende der Ära Trump abwarten,d ie allerdings im schlimmsten Fall noch 6 Jahre dauern kann. Olga

justus39
justus39
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 14.05.2018, 17:27:20
Nun, auch die USA sollten sich fragen, ob es ihnen langfristig bekommt als unzuverlässiger Vertragspartner zu gelten und sich auch noch die Freunde zum Feind zu machen. Ich hoffe sehr, dass die auf militärischer Überlegenheit beruhende Erpressung Europas nicht gelingt und nachhaltiger ziviler Widerstand praktiziert wird.

Karl
geschrieben von karl


Wahrscheinlich wird sich die Weltwirtschaft ohnehin neu orientieren müssen, denn schlimmer als wirtschaftliche Verluste ist ja die traurige Tatsache, dass man sich auf Verträge mit den USA nicht mehr verlassen kann.
Das Vertrauen in die Vertragstreue der USA ist ja nun endgültig zerstört, kein Vertragspartner kann sich künftig auf die Einhaltung von Verträgen oder Vereinbarungen verlassen.
Gorbatschow hatte schon recht, als er in einem Interview sagte:

"Ich habe gelernt, dass du den Amerikanern zuhören kannst, aber du kannst ihnen nicht trauen".

justus
 

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olga64
olga64
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 14.05.2018, 19:32:10
Wahrscheinlich wird sich die Weltwirtschaft ohnehin neu orientieren müssen, denn schlimmer als wirtschaftliche Verluste ist ja die traurige Tatsache, dass man sich auf Verträge mit den USA nicht mehr verlassen kann.
Das Vertrauen in die Vertragstreue der USA ist ja nun endgültig zerstört, kein Vertragspartner kann sich künftig auf die Einhaltung von Verträgen oder Vereinbarungen verlassen.
Gorbatschow hatte schon recht, als er in einem Interview sagte:

"Ich habe gelernt, dass du den Amerikanern zuhören kannst, aber du kannst ihnen nicht trauen".

justus
 
Die Weltwirtchaft hat sich sukzessive seit vielen Jahren neu orientiert und zwar hin zu China. Dieses Land ist mittlerweile für deutsche Autobauer der wichtigste Markt weltweit; China kaufte im letzten Jahr deutsche Firmen im Gegenwert von 13 Milliarden  Euro und all das wird so weitergehen, weil es in China eine Zukunfts--Agenda zu erfüllen gilt, die die dortige Partei bestimmt hat.
Ob man sich auf Verträge oder deren Einhaltung wirklich verlassen kan (in einem Land ohne Demokratie und freier Marktwirtschaft), wird die Zukunft zeigen, genau so, wie die Zukunft solcher Firmen aussehen wird. Ob nur deren Technologie interessant erscheint und diese dann nach China transferiert und in bestehende chinesische Firmen integriert wird, weil es nur um das Know-How geht und die verbleibenden Firmen-Skelette unwiderruflich zerstört werden.

Herr Gorbatschow hörte Mr Reagan in 1987 gut zu, als dieser ihn aufforderte: Mr Gorbachev, tear down this wall. Er tat es und die grössere Gefahr erfuhr er dann von seinen Politgenossen und hier insbesondere von Herrn Jelzin,dem er wohl auch vorher ein wenig zu sehr vertraute. Olga
Monja_moin
Monja_moin
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von Monja_moin



Europarede von Heiko Maas im Rahmen der Bürgerdialoge der Bundesregierung am 13.06.18 auf Phoenix.

Ich empfehle diese gute und sachliche Rede anzuhören!

Monja.

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Europa gegen Trump
geschrieben von Karl
als Antwort auf Monja_moin vom 14.06.2018, 13:09:39

Danke Monja,

Maas bringt in dieser Rede zum Ausdruck, dass wir ein vereintes Europa benötigen und nicht weniger Europa anstreben sollten. 

Die Diskrepanz heute ist, dass die rückwärtsgewandten Nationalisten, die ein vereinigtes Europa gerne zerschlagen bzw. verhindern würden, übersehen, dass in der Zukunft, wenn Europa als Ganzes nur noch 5% der Weltbevölkerung stellen wird, die einzelnen europäischen Nationalstaaten für sich allein bedeutungslos wären.

Wenn Europäer die Welt mitgestalten wollen, dann müssen sie sich vereinigen. Tragisch, dass die Briten den Brexit beschlossen haben. Ob er sich noch einmal rückgängig machen lässt?

Karl

olga64
olga64
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RE: Europa gegen Trump
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 14.06.2018, 13:57:00

Karl, den Brexit rückgängig machen? DAs wäre fatal und würde ein Referendum, also ein demokratisches Mittel zur Durchsetzung von Bedürfnissen des Souverän (der Bürger) auf mehrheitlicher Basis ad absurdum führen.
So wie es jetzt aussieht ,verbleibt UK in vielen EU-Strukturen auch nach Inkrafttreten des Brexit in 2019. Evtl. ist es ja irgendwann einer englischen Regierung (juristisch) möglich, einen Wiedereintritt in die EU zu forcieren?
Es wird doch auch hier in diesem Forum so oft nach einem Referendum gerufen - wenn dann das Ergebnis nicht passt, sollte man es aber gar nicht befolgen?
Ich stand und stehe Referenden zu existenziellen Sachverhalten immer skeptisch gegenüber, weil ich oft befürchte(te), dass die Mehrheit eines Volkes oft gar nicht kapiert, worum es letztendlich geht. Die Fragestellungen müssen einfach gehalten sein und bergen somit in sich auch die Gefahr der grossen Lügenvermittlung, wie auch beim Brexit und anderen Vorfällen.
Die Einheit der EU sehe ich aber auch auf anderen Gebieten in katastrophalem Zustand: wenn man die armen Menschen auf der Aquarius betrachtet, die nun durch einen widerlichen Kampf zwischen Italien und Malta, mittlerweile ausgedehnt auch auf Frankreich, bei Sturm und grössten Widrigkeiten auf dem Weg sind, in Spanien anlanden zu dürfen. Wenigstens wurden einige schwangere Frauen und Kranke auf italienische Schiffe übernommen, die parallel zu der Aquarius nach Valencia fahren.
Wie widerlich hier mit Menschenleben umgegangen wird, erfüllt mich mit grosser Scham. Europäische Werte?
Der neue italienische Innenminister erklärt, zukünft keine Boote von Hilfsorganisationen mehr anzuerkennen (die vorwiegend aus Grossbritannien, Frankreich und Deutschland kommen) und sie dorthin zu schicken, woher sie kommen. Vermutlich immer mit vielen hilfesuchenden Menschen an Bord.
Sein Wunsch ist es, die Aussengrenze Italiens zu schliessen - da diese allerdings aus Wasser besteht, hat er noch keine Antwort darauf, wie dies geschehen soll. Bis dahin werden die europäischen Werte in den Boden gestampft und die Politiker unter sich spielen ihre üblen Spielchen um persönlichen Machterhalt und -ausbau. Olga


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