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Innenpolitik Gauck-Rede in Düsseldorf

Inna
Inna
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Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Inna

Ein Auzug dieser Rede

Ein Nationalstaat darf sich nicht überfordern. Wer sich vorstellt, quasi als imaginierter Vertreter eines Weltbürgertums alle Grenzen des Nationalstaates hinwegzunehmen, überfordert nicht nur die materiellen, territorialen und sozialen Möglichkeiten eines jeden Staates, sondern auch die psychischen Möglichkeiten seiner Bürger. Sogar der weltoffene Mensch gerät an seine Grenzen, wenn sich Entwicklungen vor allem kultureller Art zu schnell und zu umfassend vollziehen.
Einen großen Einfluss in der Integrationspolitik hat lange Zeit die Konzeption des Multikulturalismus gehabt: Was sich auch immer hinter den einzelnen Kulturen verborgen hat - Vielfalt galt als Wert an sich. Die Kulturen der Verschiedenen sollten gleichberechtigt nebeneinander existieren, für alle verbindliche westlich-liberale Wertvorstellungen wurden abgelehnt. Ich verstehe, dass es auf den ersten Blick tolerant und weltoffen anmuten mag, wenn Vielfalt derart akzeptiert und honoriert wird. Wohin ein solcher Multikulturalismus aber tatsächlich geführt hat, das hat mich doch erschreckt.
So finde ich es beschämend, wenn einige die Augen verschließen vor der Unterdrückung von Frauen bei uns und in vielen islamischen Ländern, vor Zwangsheiraten, Frühheiraten, vor Schwimmverboten für Mädchen in den Schulen. Wenn Antisemitismus unter Menschen aus arabischen Staaten ignoriert oder mit Verweis auf israelische Politik für verständlich erklärt wird. Oder wenn Kritik am Islam sofort unter den Verdacht gerät, aus Rassismus und einem Hass auf Muslime zu erwachsen. Sehe ich es richtig, dass in diesen und anderen Fällen die Rücksichtnahme auf die andere Kultur als wichtiger erachtet wird als die Wahrung von Grund- und Menschenrechten?

"Mich erschreckt der Multikulturalismus"

Ich finde mich in diesen Gedanken wieder.

 

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von SamuelVimes
als Antwort auf Inna vom 02.02.2018, 10:47:58

Die Rede geht weiter:

Ja, es gibt Hass und Diskriminierung von Muslimen in unserem Land. Und sich diesem Ressentiment und dieser Generalisierung entgegenzustellen, sind nicht nur Schulen und Politik gefordert, sondern jeder Einzelne. Beschwichtiger aber, die kritikwürdige Verhaltensweisen von einzelnen Migranten unter den Teppich kehren, um Rassismus keinen Vorschub zu leisten, bestätigen Rassisten nur in ihrem Verdacht, die Meinungsfreiheit in unserem Land sei eingeschränkt. Und sie machen sich zum Verbündeten von Islamisten, die jegliche, auch berechtigte Kritik an Muslimen abblocken, indem sie sie als rassistisch verunglimpfen.
Zu viele Zugezogene leben noch zu abgesondert mit Werten und Narrativen, die den Gesetzen und Regeln und Denkweisen der Mehrheitsbevölkerung widersprechen, zu viele leben hier seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten, ohne die Geschichte dieses Landes zu kennen. Um das zu ändern und uns gemeinsam auf eine Zukunft in diesem Land zu verständigen, brauchen wir - wie einst zwischen einheimischen und vertriebenen Deutschen - vor allem eines: mehr Wissen übereinander. Mehr Dialog. Mehr Streit. Mehr Bereitschaft, im jeweils Anderen unseren eigenen Ängsten, aber auch neuen Chancen zu begegnen."


LG
Sam
 

Inna
Inna
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Inna
als Antwort auf SamuelVimes vom 02.02.2018, 11:11:02

Danke,alles zitieren ist nicht erlaubt,von unterschiedlichen Einstellern ergibt sich dann ein Ganzes .


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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Inna vom 02.02.2018, 11:14:43

Da möchte ich nun doch IRONISCH fragen: "Ist Gauck nun auch über Nacht blond und Teutsch geworden?"

Diese Worte waren längst fällig!

Karl
Karl
Administrator

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Karl
als Antwort auf SamuelVimes vom 02.02.2018, 11:11:02
Gauck
Zu viele Zugezogene leben noch zu abgesondert mit Werten und Narrativen, die den Gesetzen und Regeln und Denkweisen der Mehrheitsbevölkerung widersprechen, zu viele leben hier seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten, ohne die Geschichte dieses Landes zu kennen. Um das zu ändern und uns gemeinsam auf eine Zukunft in diesem Land zu verständigen, brauchen wir - wie einst zwischen einheimischen und vertriebenen Deutschen - vor allem eines: mehr Wissen übereinander. Mehr Dialog. Mehr Streit. Mehr Bereitschaft, im jeweils Anderen unseren eigenen Ängsten, aber auch neuen Chancen zu begegnen.
Dem ist doch voll zuzustimmen. Deshalb pflegen wir den Kontakt zu Flüchtlingen und führen den Dialog.

Ich möchte noch hinzufügen: Auch viele junge Einheimische wissen zu wenig über die deutsche Geschichte. Deshalb braucht es Schulprojekte, die das historische Wissen aller Gruppen festigen.

Karl
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 02.02.2018, 14:39:18

Gaucks Rede ist allerdings nicht nur ein Appell zur Dialogbereitschaft.
Er äußert längst fällige Kritik am Multikulturalismus und spricht von einer Überforderung der Gesellschaft.
.


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freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Mareike vom 02.02.2018, 15:36:57

Wer 60 Jahre lang alles laufen lässt auf Bundes und Landes Ebene und überhaupt sich kaum Politiker
damit auseinandergesetzt haben, der hat es schwer.
So wie Karl das beschreibt, trifft es den Kern.
Miteinander die Probleme angehen.
Ich habe da ja schon öfters beschrieben wie ich es erlebt habe.
Kennenlernen und Gewohnheit bahnt da einen kleinen Weg, wenn der auch nicht alles löst aber
besser als garnichts und Menschen die positive Erfahrungen mit Zuwanderer haben sind auch bereit
den neuen Hausnachbarn aus dem Balkan, Türkei oder Syrien ohne wenn und aber zu akzeptieren.

Problem ist und bleibt die verheerende Wohnungssituation in den grösseren Städten mit den
Parallelgesellschaften, da sollten neue Wohnungskonzepte erarbeitet werden gegen die massive
Konzentration. Köln und Berlin sind da schon harte Brocken und das weiss auch die Polizei.

Überforderung der Gesellschaft.
Aus dem einen Grund, falsches Wohnungskonzept, einfach laufen lassen.
Unterbringung ohne Kontrolle bringt nur Probleme und das seit Jahrzehnten und wird auch weiter so durchgezogen, nichts dazu gelernt.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von Mareike
als Antwort auf freddy-2015 vom 02.02.2018, 17:05:14

Klar Freddy, da bin ich ganz Deiner/Eurer Meinung.
Es bleibt die Frage, warum soviele Einwanderer auch nach Jahren nicht wirklich integriert sind?
Liegt es nur an der "hiesigen" Bevölkerung?
Ist es immer Fremdenfeindlichkeit, die Dialog verhindert?
Und was ist mit dem Eigenen? Die eigene Gesetze, Vorschriften, Regeln - wieviel Gewicht darf und soll man dem beimessen?
Es scheint mir, dass da einiges aus dem Lot geraten ist - das könnte auch ein Grund für die wachsende Fremdenfeindlichkeit sein.

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Mareike vom 02.02.2018, 17:23:47
Frage, warum soviele Einwanderer auch nach Jahren nicht wirklich integriert sind?
Liegt es nur an der "hiesigen" Bevölkerung?
Ist es immer Fremdenfeindlichkeit, die Dialog verhindert?
Und was ist mit dem Eigenen? Die eigene Gesetze, Vorschriften, Regeln - wieviel Gewicht darf und soll man dem beimessen?
Es scheint mir, dass da einiges aus dem Lot geraten ist - das könnte auch ein Grund für die wachsende Fremdenfeindlichkeit sein.
1. Die Integration kann nur Gelingen wenn zum Beispiel der eine Punkt
beachtet wird, den ich beschrieben habe. Wohnsituation normalisieren und die Ghettobildung aushebeln.
Ist natürlich nicht der einz. Punkt.
Dort leben Zuwanderer unter sich fast ohne Kontakte zu deutschsprachigen Personen und warum soll ein Mütterchen mit 5 Kindern Deutsch lernen, wenn der Laden bzw. das Personal im Laden auch die selbe Sprache spricht.
Ist auch bei den Russendeutschen zu beobachten, ein Teil bleibt unter sich und spricht russisch und kauft
russisch, wir auch denn manche Sachen sind einfach gut.Daumen hoch
Ein sehr wichtiger Grund für die aktuelle Fremdenfeindlichkeit könnte natürlich der hohe Zulauf 2015 sein.
Deutschland hatte immer Zuwanderer und das nicht zu knapp, aber in grösseren Zeiträumen.

Etwas totschweigen wie in den letzten 60 Jahren, nützte nichts und die Nazi-Keule gegen Personen zu schwingen, die sich über diese Problematik geäussert haben hatte garnichts gebracht, eher das Gegenteil.

Irgendwann müssen alle was geben.

 
Mitglied_dc2d221
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RE: Gauck-Rede in Düsseldorf
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf freddy-2015 vom 02.02.2018, 17:53:24

Welche Keule sollte man denn schwingen, wenn aufgehetzte Deutsche mit hassverzerrten Gesicht gegen Ausländer anbrüllen oder ihre Unterkünfte anzünden ? Und das sind nicht etwa Menschen, die Nachteile durch diese Ausländer haben. Und sie leben nicht mal in Gegenden wo es einen aussergewöhnlich hohen Ausländernanteil. Aber sie wohnen da, wo verstärkt Neonazistische Parteien  (dabei ist es egal unter welcher Partei sie aktuell firmieren) Zulauf haben.


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