Innenpolitik Gibt es in Deutschland Antisemitismus?

Bin ich schon ein Antisemit, noch dazu ein kommunistischer, weil ich nicht mit der Politik Israels gegenüber den Palästinensern einverstanden bin? Diese Frage steht nach wie vor im Raum.

Das abendfüllende dokumentarische Auftragswerk von WDR und Arte „Ausgewählt und Ausgegrenzt“ sollte eine Antwort finden und wurde abgesetzt. Springers Bild-Online war das einzige Blättle, was die Dokumentation zeigte. Zeit-Online setzt sich heute mit dem Thema auseinander.

Wer sich bemüht, kann den Streifen auch noch heute bei YouTube finden. zeit.de - Antisemitismus? Gibt es nicht!

Das Fazit der jüdischen Autorin in der ZEIT ist:

Dass die Dokumentation von Arte gecancelt wurde und die Ausstrahlung im WDR verhindert, liegt nicht daran, dass dort Antisemitismus gezeigt wird, an den niemand mehr glaubt, sondern weil sie schlecht gemacht und propagandistisch aufgebaut ist. Das ist schade, aber passiert.

Es gibt Antisemitismus in Deutschland, es gibt aber auch rechten Chauvinismus in Israel und der Film wurde wohl abgesetzt, weil er kein neutrales Bild der Situation lieferte.

Aber man kann in einem Film zu Antisemitismus in Europa nicht ununterbrochen den Vorwurf der Besatzung delegitimieren, indem man keinen einzigen Israeli zu Wort kommen lässt, der diese für beide Seiten furchtbare Situation anspricht, sondern lediglich rechtsorientierte Stimmen. Eine Situation, die im Übrigen von einem Großteil der Israelis auch als furchtbarer Zustand wahrgenommen wird. In Israel gibt es Entrechtung und Rechte, Rassismus und Toleranz, Egoismus und Altruismus wie in jedem anderen Land dieser Welt auch.

Karl

P.S.: Auf der Webseite von Mirna Funk kann man mehr zu der Autorin lesen.

Am 13. Juni wurde der Film ganztätig auf der BILD-Plattform gezeigt. Ich hatte im Strang "Großdemo in Köln" auf S.4 eine Verlinkung dazu angegeben, vielleicht hat ihn sich der eine oder andere angesehen.

Hier ist der Film noch abrufbar.


Die reißerische Überschrift stammt von BILD, und ist aus meriner Sicht so nicht richtig, dass der wdr, der diese Dokumentation im Auftrag von arte produziert hat, ja zu seinem Werk stehen wird, und diesen auch gezeigt hätte, steht ja außer Frage. Unterbunden wurde die Ausstrahlung von arte, dem Auftraggeber.

In einer Zeit, in der zwei „Tagesspiegel“-Reporter den Versuch unternehmen, mit Israel-Fahne zum Fußball-Public-Viewing am Brandenburger Tor zu gehen, zuhauf angefeindet werden und schließlich vor einer Gruppe arabischstämmiger Männer flüchten müssen; in einer Zeit, in welcher der einzige jüdische Schüler eine Schule in Berlin verlässt, weil er täglich drangsaliert wurde; in einer Zeit, in der ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal, verübt von drei Palästinensern, vor Gericht als „nicht antisemitisch motiviert“ qualifiziert wird, wäre es die zwingende Aufgabe des von uns allen finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der sich so gern als Demokratiegarant geriert (vor allem wenn es ums Geld geht), an dieser Stelle nicht zu kneifen?
Da KANN ein Bericht über Antisemitimus in D gar nicht schlecht sein und es werden den Gebührenzahlern doch noch ganz andere Produktionen zugemutet, die er finanziert hat und die grottenschlecht sind.
Es ist schon verwunderlich und hat einen Hauch von Scheinheiligkeit, wenn dieses Thema kleingeredet wird, aber die Stolpersteine fein poliert werden. Über jeden Furz, der einem Moslem in D quer liegt, wird lang und breit berichtet, über den täglichen Antisemitismus in D nicht - zur Entschuldigung reduziert man ihn auf die fürwahr unerträgliche Situation zwischen Israel und Palästina, aber auch da haben nur die allerwenigsten Kritiker einen wirklichen Einblick.

Ich habe mir das Dings nicht angesehen. Ich finde es nur erstaunlich und interessant, das ausgerechnet die Bild sich dafür ins Zeug legt. Nähern wir uns schon dem Sommerloch?

@ hinterwäldler

Eine israel- und usa-freundliche Berichterstattung ist Bestandteil der der Unternehmensgrundsätze des Springer-Verlages. Bei Unterzeichnung ihrer Arbeitsverträge erklären sich die Mitarbeiter damit einverstanden, sich nach diesen Prinzipien zu richten.

Du musst diesen Film nicht als "Ding" bezeichnen, als würdest Du ihn nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Er wurde nicht von BILD hergestellt, sondern vom vom öff.-recht. wdr, was für einen bestimmten Grad an Seriosität spricht.

•Ich kenne – außer Israel – kein Land, in dem es keinen Antisemitismus gibt.
(Ignatz Bubis)
Quelle: Rheinpfalz 24.12.1992
In einem Interview äußerte er die Ansicht, dass die Rechtsextremisten keine ernste Gefahr für die Demokratie in Deutschland darstellen.

Meine Meinung: Berechtigte Kritik ist kein Antisemitismus. Es wird nur gern Antisemitismus unterstellt, ums solche Kritik zu mundtot zu machen.
Ich finde, der Staat Israel behandelt die Palästinenser als Untermenschen, wie Nazideutschland es mit den Juden gemacht hat. Die Zustände im Gazastreifen sind absolut vergleichbar mit dem Warschauer Ghetto, die Intifada mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto, und die Siedlungspolitik mit der Blut- und Boden-Politik.
Aber das ist der Staat Israel, nicht die Juden allgemein. Ebenso, wie nicht alle Deutschen Nazis waren, nur weil letztere das Sagen hatten.

Aber darum geht es ja auch gar nicht - um berechtigte Kritik und die ist in Israel selbst am grössten. Es geht um das ganz alltägliche Mobbing und die Gewalt gegen Juden hier in Deutschland. Wie kann es denn wohl sein, dass deutsche Schüler jüdischen Glaubens die Schule wechseln müssen, weil sie von moslemischen Mitschülern täglich gemobbt und bedroht werden? Wie kann es sein, dass "du Jude" als Schimpfwort salonfähig ist, man aber sofort angefeindet wird, wenn man "du Moslem" schimpft? Geht es um Antisemitismus, wird nur zu gerne relativiert - das ist das Probelm. Dabei ist er so offensichtlich und wird leider auch täglich gewalttätiger. Mein Enkel hatte einen israelischen Wimpel an seinem Fahrrad, es wurde am selben Tag vollkommen demoliert, meine Schwiegertochter hisste im Schrebrgarten ihrer Eltern, in dem an dem Tag ein jüdischer Feiertag gefeiert wurde, u.a. eine israelische Fahne, seitdem wird die Familie geschnitten und ständig wird im Garten etas kaputt gemacht, erklärst Du z.B auch hier im Forum, warum dich als Jüdin Stoöpersteine eben auch verletzten und du sie nicht befürwortest, wird dir klar gemacht, dass du sie gefälligst gut zu finden hast, weil ja so viele Nichtjuden ihre Betroffenheit damit zeigen und "immer daran denken", wenn sie diese Steine sehen - aber den jüdischen Nachbarn Grüsse zu schicken zu einem Feiertag wie es das Zuckerfest bei Moslems oder Weihnachten bei den Christen ist, vergessen oder ignorieren sie.

Aber darum geht es ja auch gar nicht - um berechtigte Kritik ... Es geht um das ganz alltägliche Mobbing und die Gewalt gegen Juden hier in Deutschland.

Da hab ich den Eingangsbeitrag aber ganz anders verstanden. Auf den bezog ich mich, die restlichen Streitereien habe ich nicht beachtet.

bitte wo wird denn hier gestritten????
Mit dem falschen Fuß aufgestanden?
Es geht doch um die nicht ausgestrahlte TV-Doku zum Thema - und um die offenbar unterschiedlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen.
Wenn das für Dich schon Streit ist, solltest Du nicht in ein Diskusssionsportal.