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Innenpolitik Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!

arno
arno
Mitglied

Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von arno
Hallo,

ich habe heute im NDR-Fernsehen Ausschnitte der Pressekonferenz BVVG
gesehen, die die Verwertung und den Verkauf ehemals volkseigener Agrarflächen in
Ostdeutschland betreibt und einige Milliarden Euro in die Bundeskasse gespült hat.
Die BVVG hat vor allem in den letzten Jahren ihre Stellung als größter
Eigentümer landwirtschaftlicher Flächen auf dem ostdeutschen Bodenmarkt
massiv zu Lasten vieler ansässiger Landwirtschaftsunternehmen ausgenutzt.
Die Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern können die von dieser Firma verlangten
Preise pro Hektar Ackerfläche nicht mehr bezahlen. Über diese Firma wird Ackerland zum
Spekulationsobjekt für nur noch sehr vermögende Bundesbürger.
Ich halte die Privatisierung von Grund und Boden, ich meine diesen käuflich und
handelbar zu machen wie Korn und Käse, für eine der schlimmsten und folgeschwersten
Entwicklungen der Menschen.

Viele Grüße
arno
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von schorsch
als Antwort auf arno vom 11.02.2010, 22:23:42
Lieber arno, vor Jahrhunderttausenden lebte der Mensch in Höhlen. Da es nicht für alle Menschen solche hatte, kämpften sie darum. Einige liebe Menschen aber liessen andere Stammesangehörige in ihrer Höhle wohnen. Diese beteiligten sich an der Jagd und beim Sammeln von Wurzeln und Früchten. Das war der erste Mietzins!

Dann aber kamen böse Menschen auf die Idee, 1 Höhle genüge nicht mehr; sie eigneten sich mehrere an und vermieteten sie - gegen Nahrungsbeschaffung - an andere Menschen. So entstanden die ersten Mehrmobilienbesitzer.

Als sich dann die Keine-Höhle-Besitzer in der Steppe niederliessen und dort Hütten bauten, kamen die Höhlenbesitzer ebenfalls in die Steppen, wo sie auf die gleiche Art, wie mit den Höhlen, verfuhren.

Dann fingen die Steppenmenschen wilde Tiere und zähmten sie. Sie nahmen auch das umliegende Grasland in Besitz. Aber so, dass alle ihre Tiere drauf weiden konnten.

Dann kamen Siedler aus anderen Gegenden. Diese wollten nicht, dass auf dem von ihnen beanspruchten Land andere Menschen ihr Vieh weideten. Also umzäumten sie Teile des Graslandes, liessen ihr Vieh dort weiden, vertrieben die "Wilden" in ihrer Umgebung oder rotteten sie aus.

Dann begannen die neuen Besitzer das Land zu bebauen und handelten mit den Erzeugnissen.....

Ach, ich komme da vom Hundertsten ins Tausende. Dabei weisst doch du, arno, das alles viel besser....
miriam
miriam
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von miriam
als Antwort auf arno vom 11.02.2010, 22:23:42
Ach?

Das scheint mir ja sooo bekannt, fast ein déjà-vu, muss versuchen mich zu erinnern warum ich damals aus dem so gennant sozialistischen Osten weg bin...



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arno
arno
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von arno
als Antwort auf schorsch vom 12.02.2010, 09:58:03
Hallo, schorsch,

mit Deiner Version bin ich soweit einverstanden , bis Du schreibst:

Dann kamen Siedler aus anderen Gegenden. Diese wollten nicht, dass auf dem von ihnen beanspruchten Land andere Menschen ihr Vieh weideten. Also umzäunten sie Teile des Graslandes, liessen ihr Vieh dort weiden, vertrieben die "Wilden" in ihrer Umgebung oder rotteten sie aus.

Der Landbesitz Deiner Siedler geht auf eine willkürliche Landnahme zurück,
für die sie nicht bezahlt haben, an wen auch?
Über Jahrzehntausende war Boden eine Errungenschaft der Gemeinschaft,
denn nur sie konnte auch ihn verteidigen!
Der Staat hatte das Verfügungsrecht über die Nutzungsarten und die Menschen
hatten das Nutzungsrecht und mußten dafür Abgaben entrichten!
Den Boden als privates Eigentum und als privates Handelsobjekt zu betrachten,
ist ein folgenschweres Konstrukt der Menschen, denn damit wird das Geschenk der
Erde, der Natur, wie Sonne, Luft und Wasser bezahlbar!
Und im Endeffekt besitzen und teilen sich wenige Familien die ganze Erdoberfläche
unter sich als ihren Besitz auf!

Findest Du das richtig?


Viele Grüße
arno
arno
arno
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von arno
als Antwort auf miriam vom 12.02.2010, 10:12:18
Hallo, miriam,

diese Diskussion hat absolut nichts mit
dem Inhalt Deines Beitrages zutun.

Viele Grüße
arno
hugo
hugo
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von hugo
als Antwort auf schorsch vom 12.02.2010, 09:58:03
hallo schorsch,,Du hast das spezielle gesamtgesellschaftliche deutsche Problem welches sich hinter arnos Andeutungen verbirgt sicher nicht kapiert..woher auch,,ich nehm Dir (und vielen anderen Mitmenschen) gar nicht mal so übel,,,wer sich nicht speziell damit befasst kann es nicht ahnen.

als 1989 die DDR gestorben wurde,,wurden mit ihr nicht die vielen ungeklärten und dem neuem System unangepassten Probleme mit beerdigt,,sie blieben, und einige wurden immer eindringlicher und nehmen schlimme Formen an.

Beispiel Grund und Boden,,,nicht nur das die während der Ostzonenzeit auf Weisung und Anordnung der Besatzungsmacht entstandenen Neu-, und Umverteilungen nach der Wende zu einer gewaltigen "Altlastproblematik" anschwollen,, neee, die hastig ins Leben gerufenen neuen Übergangsbehörden wie Verwertungsgesellschaften, Treuhand usw warn völlig überfordert mit dem was sie vorfanden.

So hab ich mal 1960 in Mecklenburg ein Haus gebaut,,,als ich es einige Jahre vor der Wende verkaufen wollte, war es weder in einem Kataster oder Liegenschaftsplan oder in Grundstückskarten usw erwähnt, obwohl genehmigte Baupläne, nach DDR-Recht übertragenes Land, Eigentumsnachweis usw vorhanden waren.

Die LPG hatte mit der Kirche, welche im alten Grundbuch -vor 1933 eingetragen war- einen Flächentausch vorgenommen,,,Kirche bekam bestes Ackerland und LPG begnügte isch mit magerem aber günstig gelegenem Bauland,,,(beides nach DDR üblichen Gepflogenheiten nix wert für einen Privatmann)

Sofoert nach der Wende erinnerte sich die Kirche an ihre ehemaliges Brachland und sah das dort Häuser drauf gebaut waren,,ergo annulierte sie die alten Vereinbarungen -die nach neuem BRD Recht ja alle nix taugen- nach ihrem Vorteil um.
Die Häuslebauer wurden enteignet -also ihres Gund und Bodens beraubt/enthoben und zur Unterschrift eines Erbpachtvertrages gezwungen,,was nun erhebliche Kosten verursacht und sämtliche Rechte mindert.

Die Begeisterung dieser Leute für das neue System BRD kannste Dir vorstellen.

Ach ja und mit dem Land aus der Bodenreform, mit den Flächen der LPG Mitglieder, Alteigentümer, Nachfolgeeigentümer, Pächter, Ex-DDR-Flüchtlingen usw wurde und wird nun seit 20 Jahren Schindluder und das geht auf den Geist auf die Nerven weil ein neues Unrecht das nächste neue Unrecht verursacht.

Kein Ex-DDR Mensch hat je verstanden das ein See, ein Teich, ein Wald, die Uferzone der Ostsee usw nicht allen Bürgern gleichermaßen zugänglich sein soll, nur weil irgendein Wessi sich in das Grundbuch eintragen läßt als neuer Eigentümer und als erstes massenhaft Schilder aufstellen läßt wo dieses häßliche Wort "Privat" drauf steht mit dem Nachsatz das Zuwiderhandlungen strafrechtliche Folgen haben werden usw usw,,

Es wird noch akzeptiert, das der Anglerverband Jungfische einsetzt und diese gegen wildes Angeln geschützt sehen möchte, aber was sich die Neuen mitsamt der Behörde, den Ämtern den "Verwertern" leisten, wie die auf dem Gemüt eines hiesigen Normalbürgers (der nicht gerade selber das Glück und das viele Geld hat um Land zu kaufen,,aber wer hat das schon??)herumtrampeln , geht auf keine Kuhhaut.

Erst wenn die ersten zwei drei der "geschändeten, mißbrauchten, abgezockten" Generationen ausgestorben sind und der Nachwuchs keine Fragen zum Bundesrecht mehr stellt und stillschweigend jegliche feindliche Übernahme des letzten noch halbwegs freien hiesigen Lebensraumes akzeptiert, duldet und/oder für rechtens ansieht, wird die Einheit Deutschlands -zumindest auf dem Papier vollzogen sein.

Die Eigentumsverhältnisse des Habens, Besitzens usw werden sich in 150 Jahren noch nicht angeglichen haben, die differnzierende Ausgangssituation (also fast Null zu 5 Millionen) derjenigen, die sich um Ländereien streiten, ist zu gewaltig.

schorsch ich will Dir und anderen nicht mit meinem "Gejammere" auf den Keks gehen (das Leben kann soo schön sein *g*) aber mir fällt nix anderes ein, was man sanstellen könnte um Dir (und anderen)ein Bild zu malen, einen Eindruck zu vermitteln von dem was sich hier tagtäglich abspielt, welche Probleme noch einer Lösung harren.

hugo

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arno
arno
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von arno
als Antwort auf hugo vom 12.02.2010, 10:52:25
Hallo, hugo,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Die Medien berichten sehr selten und wenn, dann sehr kompakt und
kurz über dieses gesellschaftlich sehr wichtige und ungelöste
Problem der mittlerweile europaweiten Bodenspekulation, die sogar
per Internet betrieben wird.

Welcher Blödsinn mit unserer Einstellung zum privaten Grundbesitz
angestellt wird, kann man erkennen, wenn legal der Kalifornier
Denis Hope 1980 einen Anspruch auf eine Mondfläche beim
Grundbuchamt in San Francisco eintragen lassen kann!

Wer Geld hat, kann Land kaufen und die Bodennutzer,
also letztlich die ganze Bevölkerung tributpflichtig
machen!


So etwas steht nur dem Staat zu und keinem Privatmann!

In Argentienien hat der Staat eine Fläche in der Größe mehrerer
deutscher Bundesländer an den Bekleidungshändler Benetton verkauft.
Als erste Maßnahme umzäunte dieser Grundbesitzer das riesige Gelände
und schmiß alle Ureinwohner von seinem Besitz !


Viele Grüße
arno
Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 12.02.2010, 10:52:25
Hallo Hugo,
entschuldige, daß ich mich hier als neuling einmische.
Aber in der DDR gabs kein Privateigentum an grund und boden.
Dein Haus, aber nur das haus konntest du oder hättest du ins grundbuch eintragen lassen sollen.
Wenns nicht geschah, bist du ein bißchen selber schuld an deiner misere.
Ich hab damals auch ein haus gekauft und das sofort ins grundbuch eintragen lassen und nach der wende das zugehörige grundstück erworben und sofort eintragen lassen.
Nach der wende galt dann BRD recht und eigentümer war, wer im grundbuch stand, alle anderen regelungen entfielen und wenn die treuhand jede sonderregelung oder mauschelei oder krumme tausche oder landnahme von SED, Stasi oder anderen hätte aufarbeiten sollen, wäre sie heute noch mittendrin und nicht fast fertig.
Nach der wende hättest du dich dann um den Kauf des grundstückes, auf dem dein haus stand bewerben sollen.
Wenn dir das zu teuer erschien, mußte eben mit dem erbpachtvertrag leben.
Sei froh, daß dein haus noch dir gehört, denn wer nach BRD recht auf fremdem grundstück baut und nicht im grundbuch steht, dem gehört eigentlich nichts.
eliza50
eliza50
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von eliza50
als Antwort auf hugo vom 12.02.2010, 10:52:25
Hallo hugo, Dein Beitrag zeigt, wie schwierig es ist, einen Unrechtsstaat wieder in einen Rechtsstaat zu überführen.
Hätte die DDR das Recht geachtet und beachtet, dann wäre die Treuhand überflüssig gewesen.
Die Übereignung von "Junkerland in Bauernhand" hat doch nur Mangelwirtschaft verursacht.

Hinter diesem thread des Herrn arno steckt doch nur die Absicht eine neue Neiddebatte anzuheizen, die irgendwo wieder bei Judenfriedhöfen und unrentabler Erdbestattung (wegen Landverschwendung) endet.
Am besten man schweigt zu dem Thema.

arno
arno
Mitglied

Re: Grund und Boden gehört allen, statt nur einigen!
geschrieben von arno
als Antwort auf eliza50 vom 12.02.2010, 13:12:29
Hallo, eliza50,

warum unterstellst Du mir, eine Neiddebatte anheizen zu wollen?

Ich habe in der Themenbeschreibung einen konkreten Anlaß
beschrieben, wohin Bodenspekulationen führen können.

Meine Absicht ist die Infragestellung unseres Bodenrechtes!

Warum kann nicht alles Land ein Gemeineigentum sein?

Der Raub an Land, die Privatisierung, durch einzelne
vermögende Bürger hat uns leider zu einem Privatrecht
verholfen.
Warum soll man diese falsche Entwicklung des Bodenrechtes
nicht ändern?


Viele Grüße
arno

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