Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.

Innenpolitik Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.

nostalgie
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Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von nostalgie
Ein neues Buch, mit alten Erkenntnissen?
Nun hoffe ich mal, es ergeht ihm nicht wie Sarrazin.

Hast Du Problem? Könn' wir gleich lösen!

Wieder schreibt ein SPD-Politiker über Migration. Diesmal legt der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky die Probleme in seinem Bezirk offen. Im Gegensatz zu Thilo Sarrazin kennt er den Alltag.

Ein freundlicher Ort sieht anders aus. "Dort, wo an der roten Ampel möglichst alle stur geradeaus schauen, um nicht von den Streetfightern aus dem Wagen nebenan angepöbelt zu werden: "Hast Du Problem? Könn' wir gleich lösen!" Wo junge Frauen gefragt werden, ob sie einen Befruchtungsvorgang wünschen. Wo kleineren Kindern von größeren Jugendlichen eine Benutzungsgebühr für das Klettergerüst abverlangt wird." Straßenszenen aus Berlins Problemkiez Neukölln. Autor ist Heinz Buschkowsky (64), SPD-Bezirksbürgermeister mit Leibesfülle und - dank etlicher Talkshowauftritte - auch bundesweit bekannt für klare Worte statt wolkiger Floskeln.

n seinem am Freitag erschienenen Buch "Neukölln ist überall" schont Buschkowsky seine Heimat nicht. Er selber wuchs in einer Kellerwohnung neben der Waschküche des Eigentümers auf. Nun zeichnet er auf knapp 400 Seiten die Probleme des Bezirks im Südosten Berlins mit seinen 315.000 Einwohnern auf. Sein Blick gilt dabei ganz Deutschland: "Das Humankapital unseres Landes liegt nicht auf der Elbchaussee in Hamburg (...) oder am Starnberger See. Es liegt dort, wo viele Kinder sind. "Wir haben ein Handlungsdefizit."

Buschkowsky konzentriert sich mit seiner Analyse auf die nördliche Hälfte Neuköllns. Hohe Arbeitslosigkeit und Bildungsprobleme bestimmen hier das Bild. Die Einwandererquote beträgt 52 Prozent. 6300 von 7200 Grundschülern haben eine nicht-deutsche Herkunftssprache, wie es die Bürokratie formuliert.
Praxis statt Sarrazin-Zahlen

Wer drastische Beispiele für Kriminalität, Gewalt, gescheiterte Integration und Islamismus sucht, wird fündig: In der Sonnenallee werde häufig in zweiter und dritter Reihe geparkt, erklärt Buschkowsky. "Machen Sie jetzt nicht den Fehler, zu hupen oder auszusteigen. Sie könnten in eine unangenehme Situation geraten. Ein Problem, dass sie haben, könnte gleich "geklärt" werden." Polizisten oder dem Ordnungsamt passiere das gleiche, heißt es ein paar Seiten weiter. "Kontrollen von nicht-angeleinten Kampfhunden oder ähnlichen "Nettigkeiten" führen schon mal dazu, dass die Beamten bespuckt werden, dass man ihnen ein Messer an den Hals hält oder sie niederschlägt."

Derart plakative Szenen vermitteln jedoch einen falschen Eindruck. Der weitaus größere Teil des Buches besteht aus sachlichen Beschreibungen, dem Kampf vieler einzelner Menschen gegen die Lethargie und aus Lösungsvorschlägen. Zwei Jahre nach dem umstrittenen Buch des Zahlenfetischisten Thilo Sarrazin geht Buschkowsky differenzierter, praxisnäher und mit mehr Gefühl und Hoffnung für die Menschen vor als der emotionsarme Parteifreund.

Wie kann es sein, dass junge Arbeitslose Autos in der 100.000-Euro-Klasse fahren, fragt Buschkowsky. Dass türkische Jungen schon in der Erziehung nur das Faustrecht spüren? Dass zum Ritus des Erwachsenwerdens in manchen Großfamilien ein Gefängnisaufenthalt gehört, der entsprechend gefeiert wird? Oder dass es in deutschen Gefängnissen kein Schweinefleisch mehr gibt, weil die Mehrzahl der Insassen das ablehnt?
"Die Wahrheit tut weh"

Der langjährige Bürgermeister und SPD-Politiker kennt natürlich die Vorwürfe des Rassismus, die über ihn hereinbrechen werden. Im Vorwort schreibt er, es gehe niemals um "alle Einwanderer, alle Muslime, alle Hartz-IV-Empfänger und alle Jugendlichen". Natürlich gebe es unzählige Beispiele für eine gelungene Integration. Ihm gehe es jedoch um das Lösen der Probleme, betont Buschkowsky mehrfach. Wenn die Sicherheit an einer Kreuzung Sorge mache, "zähle ich ja auch die Unfälle". Auf die Frage im "Zeit"-Interview, ob ihm der Islam nicht so recht ans Herz gewachsen sei, antwortet Buschkowsky nur: "Der Katholizismus auch nicht."

Er schildert das Versagen vieler Berliner Politiker und Erfahrungen aus Rotterdam, London, Oslo oder Neapel. Und setzt sich gleichzeitig mit der von ihm verachteten "Political Correctness" auseinander, die die Realität ignoriere. "Die Wahrheit tut weh und jeder möchte Schmerzen vermeiden."

http://www.n24.de/news/newsitem_8233836.html
Medea
Medea
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von Medea
als Antwort auf nostalgie vom 22.09.2012, 18:29:12
Dann will ich mal den Anfang machen,
scheint sich ja niemand so recht zu trauen.

Ich kenne kein Thema, bei dem so viel geheuchelt und gelogen wird

schreibt Heinz Buschkowsky in seinem Buch
Neuköln ist überall

und meint damit das Scheitern vom vielbesungenen
Multi-Kulti.

Ich muß nicht wiederholen, was Nostalgie dazu bereits ausgeführt hat, jede/r der mit offenem und kritischem Blick die Geschehnisse in den großen deutschen Städten beobachtet, muß sehen, daß die Parallelgesellschaften sich ausgebreitet haben, die Bewohner größtenteils unter sich bleiben und ganze Stadtteile beherrschen. Das ist kein Miteinander, im günstigsten Falle ein Nebeneinander geworden. Da brachten auch die vielen Integrationsbemühungen und -angebote durch Bund und Länder nicht die erhoffte Wirkung.

Nicht nur für Heinz Buschkowsky ist Multi-Kulti gescheitert,
seit ca. zehn Jahren ist das mein Reden hier im ST, deswegen wurde ich häufig gescholten. Dabei gilt es doch nur, die Augen nicht zu verschließen vor der Realität.

Medea.
nostalgie
nostalgie
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf Medea vom 23.09.2012, 11:57:58
Danke Medea.

Ja, Grabesruhe, und das bei einem so vielfältigen Thema?
Grübel.
Leider beschränkt es sich so allmählich nicht mehr nur auf die Großstädte. Kleinstädte sind schon länger betroffen, und es breitet sich auch auf ländliche Gebiete aus.
Kann es auch daran liegen, dass alle Bemühungen scheitern, weil ein Deutscher, der Kritik übt, sofort als rechts und ausländerfeindlich eingestuft und beschimpft wird?

Ich bin nicht ausländerfeindlich, aber ich stehe auf dem Standpunkt: wer hier leben möchte, muß sich in die Gemeinschaft einfügen und sich an die Regeln halten, die wir aufstellen,, und nicht umgekehrt. Wer das nicht kann oder will, der muß eben seine Koffer packen.
Eigentlich ganz einfach................wenn es nicht so kompliziert wäre

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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf nostalgie vom 24.09.2012, 00:47:06

Kann es auch daran liegen, dass alle Bemühungen scheitern, weil ein Deutscher, der Kritik übt, sofort als rechts und ausländerfeindlich eingestuft und beschimpft wird?


Schon mal davon gehört ?

Wie ist der Bund zu bewerten ?

Liberal-Islamischer Bund e.V.

nordstern
olga64
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf nostalgie vom 24.09.2012, 00:47:06
Ich bin nicht ausländerfeindlich, aber ich stehe auf dem Standpunkt: wer hier leben möchte, muß sich in die Gemeinschaft einfügen und sich an die Regeln halten, die wir aufstellen,, und nicht umgekehrt. Wer das nicht kann oder will, der muß eben seine Koffer packen.


Wenn Sätze mit "ich bin nicht ausländerfeindlich, aber...." beginnen, werde ich immer misstrauisch.
Natürlich ist es richtig, dass jemand, der bei uns leben möchte, sich an unsere Regeln (= Gesetze) halten muss - das ist ja auch Fakt, sonst schreiten die Gerichte ein.
Ich hoffe nicht, dass Sie von diesen Menschen auch noch erwarten, dass diese zu christlichen Religionen zu konvertieren haben?
Wie machen Sie das aber mit EU-Bürgern, deren Ausweisung nicht so einfach ist, wie Sie vielleicht wissen?
Wichtig finde ich, dass Mitbürger aus anderen Ländern unsere Sprache lernen - sonst wird eine Integration immer scheitern, zu der übrigens auch die Deutschen beitragen müssen.
Diese Menschen sollten sich wirklich kein Beispiel nehmen an den vielen Deutschen, die in Spanien oder der Türkei leben, und die nicht im Traum daran denken, die Sprache ihres Gastlandes zu erlernen.
Olga
ingo
ingo
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von ingo
Dass hier nicht viel geschrieben wird, mag auch an der unglücklich gewählten Überschrift liegen. Man vermutet dahinter nicht das Buschkowsky-Buch.
Buschkowsky hat Recht, und die Kritiker, die sich gerade aus ihren Mauslöchern wagen, fahren vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn bis zur eigens eingerichteten Bundestags-Station. Da treffen sie nicht auf die Menschen, die Buschkowsky beschrieben hat. Die Bundestagsabgeordneten leben in der Tat in einer Parallelgesellschaft und wollen das, was Buschkowsky beschreibt, politisch nicht wahrhaben. Dieselben würden aber ganz laut schreien, wenn es morgen in Neukölln zu Strassenchlachten mit Toten käme. Buschkowsky hat gegenüber Sarrazin den Vorteil, dass er sich differenzierter ausdrückt und durch viele Parteigenossen und Bürger seines Stadtteils "geschützt" wird. Sein Buch wird nichts ändern, und es wird nicht so polarisieren, wie Sarrazins Buch. Nun kann man darüber philosophieren, wer von beiden mehr erreicht. Politik lässt die Integrationprobleme schluren, und wir werden eines Tages in manchen Städten oder Stadtteilen vor den gleichen gesellschaftlichen Problemen stehen, wie man sie aus manchen bekannten Stadtteilen in US-Grosstädten kennt. Buschkowsky drückt es schon jetzt mit seinem Satz "Multi-Kulti ist gescheitert" aus. Und die Menschen, die behaupten, dass ds doch nur bedingt stimme und vieles auf den Weg gebracht worden sei, spricht nur über eine Bruchteil unserer Bevölkerung.

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olga64
olga64
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 24.09.2012, 16:14:24
Buschkowsky hat viel praktische Erfahrung mit Migranten - wer,wenn nicht er, sollte den Mund aufmachen (bzw. ein Buch schreiben)?
Es wird auch immer wieder vergessen,dass Neukölln mehr als 300.000 Einwohner hat - mehr also als sog. Grossstädte wie Freiburg oder Karlsruhe und die Hälfte der Einwohnerzahl von Dortmund.
Aber die Lösung muss anderswo liegen. Proportional hat München einen höheren Ausländeranteil (von ca 23%) als Berlin (ca 14%). Allerdings ist Berlin die Stadt mit den höchsten staatlichen Transferleistungen - München integriert die Ausländer wohl besser; sie bekommen leichter Jobs und integrieren sich dadurch auch besser.
Und dann muss differenziert werden zwischen Ausländern und Ausländern - EU-Bürger sind keine Ausländer im Sinne des Wortlauts. Olga
clara
clara
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von clara
als Antwort auf nostalgie vom 24.09.2012, 00:47:06
Nostalgie, heute Vormittag brachte der Deutschlandfunk ein Forumsgespräch unter Einbeziehung der Hörer zum Thema. Einstieg war das Buch von Buschkowsky. Anders, als Sarrazin ist B. ein Mann der Praxis, der durchaus weiß, wovon er spricht. Dies bestätigten die teilnehmenden Experten. Das Buch werde ich lesen.

Clara
Medea
Medea
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.09.2012, 09:15:50

Aufklärung im 21. Jahrhundert


Hallo Nordstern,
den liberal-islamischen Bund kenne ich noch nicht,
aber er macht mich neugierig, ich werde mich informieren.

Schon öfter habe ich hier auf die Giordano Bruno Stiftung
(Aufklärung im 21. Jahrhundert)

hingewiesen, zu den Mitgliedern gehören viele säkulare Muslime. Zu dem bewußten Video lese ich folgendes:

Der Vorstand der Giordano-Bruno-Stiftung hat sich gegen das von Politikern geplante Verbot des umstrittenen Mohammed-Films ausgesprochen, der in der islamischen Welt zu gewaltsamen Protesten geführt hat. „Es wäre ein fatales Zeichen, würde die westliche Welt aus Rücksicht auf die verletzten Gefühle religiöser Fundamentalisten ihre eigenen Wertmaßstäbe verraten!“, erklärte Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Oberwesel. „Die Kunstfreiheit gilt selbstverständlich auch für schlechte Filme. Jede Konzession gegenüber religiösen Fundamentalisten würde sie dazu ermutigen, kritische Auseinandersetzungen mit dem Islam künftig noch brutaler zu verhindern. Eine offene Gesellschaft sollte solchen Bestrebungen in aller Entschiedenheit entgegentreten.“ (weiter...)

Zu der Beschneidungspraxis wurde ebenfalls sehr deutlich Stellung genommen.

M.
myrja
myrja
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Re: Hast Du ein Problem? Können wir gleich lösen.
geschrieben von myrja
Sicher hat Bürgermeister Heinz Buschkowsky einen wesentlich besseren Einblick, als Herr Sarazin. Und höchstwahrscheinlich gibt es all das in Neu-Kölln, was er Negatives beschreibt.

Derart plakative Szenen vermitteln jedoch einen falschen Eindruck. Der weitaus größere Teil des Buches besteht aus sachlichen Beschreibungen, dem Kampf vieler einzelner Menschen gegen die Lethargie und aus Lösungsvorschlägen.


Schade finde ich, dass beim Leser und in der Presse immer nur das Schlechte hängen bleibt. Und darauf stürzen sich gleich all die, die zwar nie in einem solchen Quartier gewohnt haben, kaum Kontakt mit den ganzen Alltäglichkeiten dort haben und sagen: "Ich hab’s ja gewusst. So sind sie die Ausländer – einfach nur schlecht und kriminell".

Aber so sind sie eben nicht alle. Der größte Anteil von Migranten hat sich sehr wohl integriert. Sie gehen brav einer Arbeit nach oder suchen verzweifelt eine solche. Nur diese Menschen fallen eben nicht auf. Das ist ihr Problem. So werden sie immer wieder von Deutschen, die ihre Vorurteile bestätigt sehen wollen, in einen Topf mit Kriminellen oder fundamentalistischen Islamisten gesteckt.

Wirklich schade! Kontakte mit Migranten können wunderschön sein. Man lernt viel über andere Kulturen und hat in ihnen Freunde fürs Leben.

Myrja

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