Innenpolitik Hinweis auf ein Interview mit Michael Sandel: Das Unbehagen in der Demokratie

Ich las heute morgen ein sehr interessantes Interview mit dem amerikanischen politischen Philosophen Michael Sandel über dessen neues Buch "Das Unbehagen in der Demokratie." (S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2023. 512 S., 32 Euro.). Vielleicht interessiert das den einen oder die andere.
Hier geht es zum Interview
DW

das finde ich schon interessant, hier auch eine kurze Leseprobe aus dem Buch:
"Leider sind nicht nur rechte, sondern auch Mitte-links-Politiker wie Gerhard Schröder, Tony Blair und Bill Clinton dem Gedanken gefolgt, dass die Märkte alles Regeln, der Staat hingegen das Problem sei."
Ich muss nur gestehen, dass ich persönlich inzwischen Probleme habe, mich auf lange Texte zu konzentrieren, Bücher also, ich denke, ich bin zusätzlich auch mitgeprägt durch die Zeit, alles nur kurz abzuhandeln oder so.
Servus

Danke @Der-Waldler für das Einstellen des Interviews. Ich kann Michael J. Sandel nur zustimmen und leider muss ich auch sagen - es war vorhersehbar, dass die Zustimmung zur Demokratie abnimmt.
Ich hatte erst das Vergnügen mich mit jungen Menschen verschiedener Nationen zu unterhalten bzw. zuzuhören.
Bruny

Ich las heute morgen ein sehr interessantes Interview mit dem amerikanischen politischen Philosophen Michael Sandel über dessen neues Buch "Das Unbehagen in der Demokratie." (S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2023. 512 S., 32 Euro.). Vielleicht interessiert das den einen oder die andere.
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DW
Philosoph Michael Sandel: „Der Hochmut der Eliten ist ein Grund für das Ressentiment“
Wo kommt das Unbehagen in der Demokratie 30 Jahre nach dem Fall der Mauer her? Woher stammt die Zurückweisung demokratischer Strukturen?
Viele Menschen fühlen sich missachtet von den Eliten. Sie haben das Gefühl, dass die Eliten auf sie herabschauen. Wirtschaftlich geht das auf eben jenen Neoliberalismus zurück, den Ronald Reagen und Margaret Thatcher ins Leben riefen, ein Experiment, das gescheitert ist, wie man heute sieht. Leider sind nicht nur rechte, sondern auch Mitte-links-Politiker wie Gerhard Schröder, Tony Blair und Bill Clinton dem Gedanken gefolgt, dass die Märkte alles Regeln, der Staat hingegen das Problem sei.
Welche Rolle spielte die Globalisierung für die Entstehung populistischer Strömungen?
Leute wie Bill Clinton haben die neoliberale, finanzbestimmte Version der Globalisierung als eine Art Naturnotwendigkeit verkauft. Sie sei so notwendig wie der Wind, der über Ländergrenzen hinweg wehe. Diese Form der Globalisierung wurde zwischen den 1980er Jahren bis 2016 von den Mainstream- -Parteien betrieben. Sie schuf eine enorme Ungleichheit in Bezug auf Einkommen und Vermögen. Nicht nur das. Hohe Löhne an der Spitze, stagnierende Löhne und Jobverlust trugen das Weitere zum Verfall der Demokratie bei. 60 Prozent der Erwerbstätigen in den USA hatten keinen Anteil am Wirtschaftswachstum über 40 bis 50 Jahre hinweg. Ihr Einkommen stagnierte in Bezug auf den Reallohn Für 40 bis 50 Jahre!
Es ist daher kaum überraschend, dass ihre Wut gegenüber den Eliten ständig wächst. Die Menschen denken, dass ihre Stimme nicht zählt, dass die Regierung nichts für sie tut. Die Wut und das Ressentiment sind die Folge der finanzgetriebenen Version der Globalisierung, der Deregulierung der Finanzindustrie, die irgendwo in der Welt billige Jobs geschaffen hat."
Lieber Waldler, danke fürs Einstellen.
LG
Tina

Es ist die bekannte Logik insbesondere rechtspopulistischer Parteien, von "Eliten" zu sprechen, wenn man damit die gewählten Politiker eines Landes meint oder von "Globalisierung", wenn man indirekt Menschen jüdischen Glaubens für alles verantwortlich machen möchte, was negativ erscheint.
ABer es fallen sicher in unseren überhitzten Zeiten viele darauf herein,die Demokratie -dieses langwierige und schwieriger, aber auch komplexe Mitmach-Projekt noch immer missverstehen (wollen) und denken, es sei ein Lieferservice der PolitikerInnen, die sie dann umgehend als unfähig beschimpfen dürfen, wenn genau die persönlich gewünsche Forderung nicht enthalten ist.
Auch eine Gefahr für die Demokratie kann man herbeireden und -schreiben.
Erinnert mich aktuell an den "herbeigeredeten kalten und dunklen Winter" vor einigen Monaten - aus dem dann aber doch nichts wurde. Kam alles ganz anders und besser als gedacht. Olga