Innenpolitik Ijoma Mangold: Was bedeutet die eigene Herkunft fürs Leben? Sternstunde Philosophie | SRF Kultur
Ein sehr interessantes Gespräch.
Tina
Ijoma Mangold ist in Heidelberg aufgewachsen und versteht sich ganz als Deutscher. Als er 22 Jahre alt ist, taucht sein nigerianischer Vater auf und offeriert ihm sein Erbe in Nigeria. Die Erwartungen an den Sohn sind hoch. Ist Blut dicker als Wasser? Ein Gespräch über Herkunft und Identität mit Ijoma Mangold, dem Literaturchef der ZEIT.
Herr Mangold ist nicht nur in Heidelberg aufgewachsen; er ist dort geboren. Was soll dann also so ein SAtz "er würde sich wie ein Deutscher fühlen"? Er ist Deutscher, auch wenn er etwas anders aussieht als blasshäutige Männer mit dünnen oder gar keinen Haaren, die ebenfalls Deutsche sind. Olga
Guten Morgen.
Ijoma Mangold legt in den Büchern "Das deutsche Krokodil" und "Der innere Stammtisch" nachvollziehbar und unterhaltsam seine Entwicklung - unter anderem auch, dass er sich wegen seines Aussehens nie bewusst diskriminiert gefühlt hat - dar.
Ich besitze beide.
Der Stammtisch wäre meine Leseempfehlung, Tina, solltest Du an seiner Art Alltag zu erleben und zu denken interessiert sein (hab im Forum, ich glaube vorigen Herbst dazu was geschrieben).
Mach was aus dem Tag
Guten Morgen Bias!
Du bist sicher auch nur blasshäutig. Sicher aber nicht so haarlos wie ich.
Meine Frau findet diese Haarentwicklung in den letzten fast 60 Jahren kaum anstößig. Ich habe aber wohl nie eine Frau so schwer gekränkt, dass sie so einen Zorn gegen mich entwickelt hätte.
Entschuldige ist etwas am Thema vorbei, weil ich den Herrn Mangold nicht kenne.
Einen guten Sonntag
lupus
Muss morgen ins Schlaflabor
Herr Mangold ist nicht nur in Heidelberg aufgewachsen; er ist dort geboren. Was soll dann also so ein SAtz "er würde sich wie ein Deutscher fühlen"? Er ist Deutscher, auch wenn er etwas anders aussieht als blasshäutige Männer mit dünnen oder gar keinen Haaren, die ebenfalls Deutsche sind. OlgaDieser Text stand unter dem Video. Er ist nicht von mir.
Tina
Im Text steht, dass er sich als Deutscher versteht. Von fühlen ist nicht die Rede.
ljoma Alexander Mangold verkehrt heute in gebildeten, internationalen Kreisen.
Auf der Ebene spiele die Hautfarbe eh keine Rolle, schreibt er, erinnere ich.
Doch auch als Kind in HD-Dossenheim, wo er bei der Mutter aufgewachsen sei, habe er sich wissentlich nie als gesondert behandelt empfunden.
Mir gefällt die abwägend, differenzierende Art zu denken, welche sich in seinen Beiträgen ausdrückt
und, wenn ich mich recht erinnere,
hat er es nicht so mit Leuten, die ohne selbst betroffen zu sein, anderen belehrend erklären, was beispielsweise Dunkelhäutige wie er ("People of color" - "bunte Leute") bei einem für unsensibel erklärten Sprachgebrauch empfänden.
Liebe Tina, danke für diesen Link. Phil.
Mir gefällt die abwägend, differenzierende Art zu denken, welche sich in seinen Beiträgen ausdrücktNun - ganz so heimelich und unbescholten wie Du hier tust, empfindet er seine Umgebung in der er sich bewegt, nun doch nicht!
und, wenn ich mich recht erinnere,
hat er es nicht so mit Leuten, die ohne selbst betroffen zu sein, anderen belehrend erklären, was beispielsweise Dunkelhäutige wie er ("People of color" - "bunte Leute") bei einem für unsensibel erklärten Sprachgebrauch empfinden.
Denn ...... er hat sich eine "Waffe" zugelegt, bestimmt nicht, weil man ihm immer so generös unvoreingenommen entgegentritt, sondern vorausschauend ....... aus Vorsicht, seinem eigenen Selbstverständnis gegenüber!
" Sprache und Habitus als Waffe "
„Ich bin jemand, der beispielsweise sehr gerne in gute Restaurants geht. Wenn Sie ein Gourmetrestaurant betreten und Sie sehen auch nur halbafrikanisch aus, dann könnte es Ihnen theoretisch sehr leicht passieren, dass Sie der Kellner in die Küche schickt, weil er Sie für den Spüler hält.“ Was Mangold nie passiert ist, „aber ich lebte in der Alarmbereitschaft, es könnte passieren. Folglich hab ich mir einen Habitus zugelegt, der so pompös in meinem Auftreten ist, dass sicher kein Kellner auf diese Idee kommt.“ Eine Strategie, die ihre Wirkung zeigt – und die ihn außerdem zu einer markanten Figur des Literaturbetriebs gemacht hat, mit seinem dandyhaften, bürgerlich angehauchten und doch lässigen Erscheinungsbild.
Und da ist nicht zuletzt eine zweite, noch augenfälligere Waffe gegen vorschnelle Verurteilungen – sein, wie er im Buch ein wenig augenzwinkernd festhält, „grammatisch wie artikulatorisch furchterregend gestochenes Hochdeutsch (mit Neigung zu gewissen Altertümlichkeiten)“, das auch im Interview hervorblitzt." Quelle
Also - er bestätigt durchaus, daß dunkelhäutige Menschen sehr wohl Diskriminierung erfahren können und/oder müssen, wenn sie sich nicht dagegen wappnen können!
Edita
Danke @Edita
" Sprache und Habitus als Waffe "
„Ich bin jemand, der beispielsweise sehr gerne in gute Restaurants geht. Wenn Sie ein Gourmetrestaurant betreten und Sie sehen auch nur halbafrikanisch aus, dann könnte es Ihnen theoretisch sehr leicht passieren, dass Sie der Kellner in die Küche schickt, weil er Sie für den Spüler hält.“ Was Mangold nie passiert ist, „aber ich lebte in der Alarmbereitschaft, es könnte passieren. Folglich hab ich mir einen Habitus zugelegt, der so pompös in meinem Auftreten ist, dass sicher kein Kellner auf diese Idee kommt.“ Eine Strategie, die ihre Wirkung zeigt – und die ihn außerdem zu einer markanten Figur des Literaturbetriebs gemacht hat, mit seinem dandyhaften, bürgerlich angehauchten und doch lässigen Erscheinungsbild.
Und da ist nicht zuletzt eine zweite, noch augenfälligere Waffe gegen vorschnelle Verurteilungen – sein, wie er im Buch ein wenig augenzwinkernd festhält, „grammatisch wie artikulatorisch furchterregend gestochenes Hochdeutsch (mit Neigung zu gewissen Altertümlichkeiten)“, das auch im Interview hervorblitzt." Quelle
Also - er bestätigt durchaus, daß dunkelhäutige Menschen sehr wohl Diskriminierung erfahren können und/oder müssen, wenn sie sich nicht dagegen wappnen können!
Edita
ein sehr guter Einwand und gutes Beispiel, wie sich Mensch seiner Umgebung anzupassen weiß auf eine intelligente Weise. Leider kann das so nicht jeder, ohne seine eigene Identität zu verlieren. So, schon in ganz frühen Jahren, findet jeder seine eigenen Strategien durch das Leben zu gehen oder ein Verlierer zu werden.
Dies gilt aber für alle Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft. Die einen haben es leichter, die anderen eben schwerer.
LG Lorena
Danke @EditaGuten Morgen,
ein sehr guter Einwand und gutes Beispiel, wie sich Mensch seiner Umgebung anzupassen weiß auf eine intelligente Weise. Leider kann das so nicht jeder, ohne seine eigene Identität zu verlieren. So, schon in ganz frühen Jahren, findet jeder seine eigenen Strategien durch das Leben zu gehen oder ein Verlierer zu werden.
Dies gilt aber für alle Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft. Die einen haben es leichter, die anderen eben schwerer.
ich erinnere, dass Herr Mangold das - wie es seine Art ist - kritisch als Habitus anführt, den man sich nicht zulegt, sondern den man durch seinen Werdegang, durch sein Denken und Tun
und nicht zuletzt durch seinen Umgang in bestimmten Gesellschaftskreisen erlangt (er beschreibt, dass bspw. Andersfarbigkeit dort regelmäßig kein Thema ist).
Anders ausgedrückt: Er weiß um seine Wirkung auf andere, streitet jedoch - immer wieder auf seine Hautfarbe und empfundene Diskriminierung befragt - nicht ab, dass anderen Menschen anders begegnet wird; wie sollte er auch.
Ijoma Alexander Mangold versucht in solchen Interviews (latent genervt) so gut wie immer möglichst bei sich selbst zu bleiben (was ihm übrigens oft zum Vorwurf gereiche).
Es gibt Schulen die elitäres Verhalten als Kunst sich im Leben durchzusetzen vermitteln. Diese Art von Erwerb würde ich als "Waffe" im weiteren Sinne bezeichnen. Ich kenne Leute die solche besucht haben. Was dabei herauskommt teilt sich in der Begegnung mit.
Tipp; Lorena: Versuch mal an eines seiner beiden Bücher zu kommen. Der Mann kann exzellent mit Sprache umgehen und auch ihm zuzuhören* langweilt nicht.
* Etwa beim Dialog mit Robert Habeck, den ich leider eben nicht mehr im Netz finde.