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Innenpolitik Integration in der Schule

lalelu
lalelu
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Integration in der Schule
geschrieben von lalelu
Laut Rheinzeitung von heute führt ein Faltblatt des rheinlandpfälzischen Bildungsministeriums zu Auseinandersetzungen zwischen den politischen Parteien im Land. Es geht um den Umgang mit muslimischen Kindern und Jugendlichen in der Schule.

Im Faltblatt wird unter anderem empfohlen, nach Geschlechtern getrennten Sport- und Schwimmunterricht ab der Pubertät für muslimische Schüler anzubieten, ebenso sollte der Sexualkundeunterricht, wenn möglich, in geschlechtshomogenen Gruppen erteilt werden, wenn muslimische Eltern Bedenken haben, bei Klassenfahrten sollte eine Begleitperson mitfahren dürfen, außerdem sollten Schulfahrten und Schulfeste nicht während des Ramadan durchgeführt werden.

Wie gesagt, das alles sind nur Empfehlungen, aber das Faltblatt wird in den Parteien heftig diskutiert. Doris Ahnen als rheinlandpfälzische Bildungsministerin steht natürlich hinter den Empfehlungen und führt an, dass das Faltblatt stark nachgefragt wird und mit den Kirchen abgesprochen ist. Julia Klöckner als Herausforderin von Kurt Beck spricht laut Rheinzeitung von einem "Rückschritt in die graue Vorzeit" und befürchtet "eine Spaltung der Gesellschaft". Die jungen Liberalen lehnen diese Empfehlungen ebenfalls ab und verkünden: "Ministerin Ahnen biedert sich bei intoleranten Muslimen an".

Ich möchte das Faltblatt hier zur Diskussion stellen. Wird durch diese Empfehlungen die Integration zu einer Art Einbahnstraße und werden damit bestehende Grenzen zementiert oder werden dadurch Türen zu einem Miteinander geöffnet? Auf eure Antworten bin ich gespannt.

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass die Zitate in Anführungszeichen wörtlich aus der Rheinzeitung stammen. Leider habe ich keinen Link zum entsprechenden Artikel gefunden, so dass ich mich aufs Zitieren beschränke. Der unten stehende Link führt nicht zum Zeitungsartikel, sondern direkt zum Faltblatt.

Lalelu
uki
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Re: Integration in der Schule
geschrieben von uki
als Antwort auf lalelu vom 18.01.2011, 10:40:31
Dazu passt ein Bericht in der heutigen WAZ über Muslime in NRW.

Überschrift: Muslime in NRW holen bei der Bildung auf
daraus: Vor allem die Mädchen geben sich nicht mehr mit niedrigen Schulabschlüssen und einem Hausfrauendasein zufrieden. u.s.w.

Überschrift: Religiös und integriert
Jeder zweite Moslem ist stark gläubig und Mitglied in einem deutschen Verein.
Haben Muslime ein Problem damit, dass in den Schulen Jungen und Mädchen gemeinsam Sport treiben oder am Sexualkundeunterricht teilnehmen sollen?
In der Regel nicht. „Das Thema wird überschätzt“ heißt es in der Studie. Nur einer von 200 muslimischen Schülern soll aus religiösen Gründen dem Sexualkundeunterricht fernbleiben. Den gemeinsamen Sportunterricht lehnen ein Prozent der muslimischen Eltern ab.
u.s.w.

Aufteilung, Hier läuft es gut
Die Muslime in NRW scheinen gute Patrioten zu sein: Fast 70% fühlen sich stark mit Deutschland verbunden. Zu den Herkunftländern ist dieses nicht so stark ausgeprägt.
Bei der Bildung schneiden sie zwar schlechter ab als die Durchschnittsbevölkerung, aber sie holen auf. u.s.w.
Je höher der Schulabschluss , umso höher die Bereitschaft mit Deutschen Freundschaften zu schließen. Von Abgrenzung kann keine Rede sein.
u.s.w.

Alles in Allem keine schlechten Nachrichten.
Was hier geht, sollte in Rheinlandpfalz auch zu schaffen sein.
Auch persönlich finde ich diese Überlegungen des rheinlandpfälzischen Bildungsministeriums völlig falsch.
Freundliche Grüße
uki

Ed.: Habe noch einen Link dazu gefunden
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lalelu
lalelu
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Re: Integration in der Schule
geschrieben von lalelu
als Antwort auf uki vom 18.01.2011, 11:16:54
Hallo uki,

es ist interessant, was du zur Situation in NRW schreibst; ich habe auch deinen Link angeklickt und alles aufmerksam gelesen.

Es scheint mir in der Tat Unterschiede in beiden Bundesländern zu geben; zumindest ist die Tendenz der muslimischen Eltern im hiesigen ländlichen Raum noch stark ausgeprägt, ihre Töchter vor allzu starkem westlichen Einfluss zu "schützen". Ich kann natürlich nicht für ganz Rheinland-Pfalz sprechen, aber hier ist es noch immer problematisch, verpflichtenden Schwimmunterricht für alle muslimischen Mädchen durchzusetzen. Auch die Erlaubnis, an Klassenfahrten teilzunehmen, wird ihnen nicht selten verweigert.

Außerdem wurde unter starkem Protest der Bevölkerung das gesamte Hallenbad an einem Abend pro Woche komplett für Männer gesperrt, damit die muslimischen Frauen ungestört schwimmen gehen können. Dass eine solche Vorgehensweise eher Vorurteile schürt als sie auszumerzen, liegt auf der Hand.

Ich bin der Meinung, dass Integration nur gelingen kann, wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Einseitig von unserer Seite aus alle eventuell vorhandenen Stolpersteine und Stolpersteinchen aus dem Weg zu räumen, ist nach meiner Auffassung nicht der geeignete Weg, sondern schafft Unmut. Darum gehöre ich zu denen, die den Empfehlungen des rheinlandpfälzischen Bildungsministeriums sehr kritisch gegenüberstehen.

Natürlich gibt es auch viele Familien mit muslimischem Hintergrund, die sich problemlos in die deutsche Gesellschaft integriert haben – und je besser der Bildungsstand, umso selbstverständlicher ist das. Das sollte nicht unter den Tisch fallen..

LG von Lalelu

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Integration in der Schule
geschrieben von Medea
als Antwort auf lalelu vom 18.01.2011, 12:29:33
Bei so viel Anbiederung beim muslimischen Bevölkerungsteil bekomme ich einen schlechten Geschmack auf der Zunge. Regierung und Kirche Hand in Hand beim Kotau..... ja geht's denn noch?

Das ist in der Tat ein Rückschritt in graue Vorzeiten, bringt viel Unmut, Ärger und Unverständnis bei der deutschen Bevölkerung und dient m.M.n. nicht einer gesellschaftlichen Eingliederung wie von den Neubürgern erwartet werden kann. Eine Spaltung der Gesellschaft ist eher vorprogrammiert bei derartigen kurzsichtigen und durchsichtigen Vorhaben.

Hoffentlich bekommt der Kurt Beck samt seiner Bildungsministerin ordentlich einen vor den Latz ob solcher Schnapsideen.

Medea

Karl
Karl
Administrator

Re: Integration in der Schule
geschrieben von Karl
als Antwort auf uki vom 18.01.2011, 11:16:54
Danke, uki, für Dein Gegenbeispiel aus Nordrhein-Westfalen. Das gefällt mir persönlich viel besser als der Vorschlag aus Rheinland-Pfalz. Soweit dürfen wir Religionen nicht mehr entgegen kommen. Wir sind ein säkulares Land. Ich sehe es sonst kommen, dass auch die Pietisten im Siegerland wieder eine Trennung nach Männlein und Weiblein einführen wollen, so wie ich es noch erlebt habe.

Karl
Re: Integration in der Schule
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 18.01.2011, 18:30:33
"Wir sind ein säkulares Land. Ich sehe es sonst kommen, dass auch die Pietisten im Siegerland wieder eine Trennung nach Männlein und Weiblein einführen wollen, so wie ich es noch erlebt habe."
geschrieben von karl


Nun war es ja vor Jahrzehnten noch üblich, dass eine konsequente Geschlechtertrennung in der Schule stattfand.

Ich kenne aus der Grundschule ( 1948-1956 ) - also bis zur 8. Klasse !!- diese Trennung auch- und das in der DDR - also ohne die von dir erwähnten Pietisten.
Der Einzug in die 9. Klasse - Oberschule( so hieß bei uns damals die weiterführende Schule zum Abi) war für uns eine Sensation, denn da saßen plötzlich Mädchen.

Heute sollte man über eine solche Geschlechtertrennung - egal aus welchen Gründen - nicht mehr nachdenken.
Ich glaube aber, dass es auch in Rheinland-Pfalz beim Nachdenken bleiben wird.



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myrja
myrja
Mitglied

Re: Integration in der Schule
geschrieben von myrja
als Antwort auf lalelu vom 18.01.2011, 10:40:31
....... außerdem sollten Schulfahrten und Schulfeste nicht während des Ramadan durchgeführt werden.
........
Lalelu


Ich bin auch eher dafür, dass wir nicht so viele Extrawürste für muslimische Menschen braten.

Schulfahrten und Schulfeste sollten aber schon außerhalb der Ramandan(Fasten)-Zeit stattfinden. Sonst wird doch ein großer Teil der Schüler und deren Eltern von solchen Veranstaltungen ausgeschlossen. Das praktizieren wir hier in unserem Stadtteil seit vielen Jahren und sind gut damit gefahren. Moslems nehmen zum größten Teil ihre Fastenzeit sehr ernst. Es darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder etwas gegessen noch getrunken werden.

Myrja
Karl
Karl
Administrator

Re: Integration in der Schule
geschrieben von Karl
als Antwort auf myrja vom 18.01.2011, 18:58:16
@ myrja,


die Rücksichtnahme auf Feiertage auch der Muslime finde ich in Ordnung, allerdings sollte man gesellschaftlich erstrittenen Fortschritt wie die gemeinschaftliche Erziehung von Jungen und Mädchen nicht wieder rückgängig machen.

@ Klaus: Bei uns waren nicht nur die Schulen getrennt, sondern in der evangelischen Gemeinschaft saßen die Frauen links und die Männer rechts, es gab einen Männergesangsverein und einen Frauengesangsverein, einen CVJM (Christlicher Verein Junger Männer) und einen Jungfrauenverein.

Karl
Re: Integration in der Schule
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 18.01.2011, 19:50:16
Karl,

diese Trennung von Männern und Frauen müssten eigentlich noch viele von uns kennen.

Es war in der Schulzeit noch so, dass es ja auch die Ausrichtung der Fächer gab in Handarbeit (heute textiles Werken) und in Technikunterricht für die Jungen.

Ebenso war der hauswirtschaftliche Unterricht nur für die Mädchen.

Ich fände es ebenfalls sehr fatal, wenn diese Trennungen wieder eingeführt würden.


Meli
myrja
myrja
Mitglied

Re: Integration in der Schule
geschrieben von myrja
als Antwort auf Karl vom 18.01.2011, 19:50:16
@Karl,

mir geht es auch nur um Rücksichtsnahme während der Ramadanzeit und den Feiertagen.

Bei all den anderen Dingen wie Sport, Schwimmen etc. sollte man darauf bestehen, dass die muslimischen Kinder mit dabei sind. Meist wollen die Kinder dies auch und sind kreuzunglücklich, wenn die Eltern es nicht erlauben. Die Kinder sind fast alle längst in unserer Gesellschaft angekommen.

Myrja

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