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Innenpolitik Ist Karl der Große würdig genug ...

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Leutnant_der_Reserve

... dass das ukrainische Volk sowie sein Präsident einen Orden seines Namens verliehen bekommen?
Aber selbstverständlich! Auch er hat ja irgendwann irgendwie irgendwas für Europa getan, man nannte ihn sogar den Vater Europas. Gut und schön, was aber ist das verglichen mit der Jetztzeit?


" Selenskyi sei „Halt und auch Vorbild für sein Volk“. Er stehe gegen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung und für „das Ziel einer freien, unabhängigen und souveränen Ukraine, die Teil der europäischen Völkerfamilie ist“, heißt es weiter. „Selenskyj gibt der Ukraine, er gibt aber auch der Europäischen Union Kraft, an dieses Ideal zu glauben. Er ist insoweit auch Vorbild für alle Europäerinnen und Europäer, sich auf die europäischen Ideale und Werte zu besinnen.“

So die Begründung des Karlspreisdirektoriums.

Wobei dieser Wandel in der Wahrnehmung und Bewertung für mich und meine bescheidene Auffassungsgabe etwas zu rasch erfolgt, dieses neue Narrativ und die Grundmelodie die in jeder Aussage mitschwingt, sinngemäß - "wir sterben auch für sie und ihre Freiheit".
Bis vor wenigen Jahren noch galt die Ukraine als einer der korruptesten Staaten, regiert von milliardenschweren Oligarchen, ihre hier in Deutschland agierenden Bürger galten oftmals als Kriminelle, als Geldwäscher, als Prostituierte, Drogenhändler, Autodiebe usw. Wie schnell sich wowas ändern kann.
Keinesfalls soll mit dieser Bewertung der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine relativiert werden. Muss man ja heute der Vollständigkeit halber immer dazuschreiben.
 

Lenova46
Lenova46
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 16.05.2023, 00:48:33

Kurz aus Wikipedia, wer für die Ehrung verantwortlich zeichnet:

"Die Auswahl des Preisträgers trifft das Direktorium der Karlspreisgesellschaft. Mitglieder kraft Amtes sind der Oberbürgermeister der Stadt Aachen, der Dompropst in Aachen und der Rektor der RWTH Aachen. Weitere Mitglieder sind Vertreter der im Rat der Stadt Aachen vertretenen Fraktionen, vom Direktorium benannte Persönlichkeiten sowie gewählte Mitglieder und Vertreter der Stiftung.

Vorschläge für die Preisträger werden nicht nur aus dem Direktorium und der Stiftung, sondern auch von Personen und Institutionen außerhalb dieser Gremien eingebracht. Externe Vorschläge werden genauso behandelt wie interne Vorschläge. Das Direktorium tagt nicht öffentlich.
Kommuniziert wird nur die Entscheidung, die Diskussionen im Direktorium sind nicht öffentlich und vertraulich."

Die Auszeichnung erhält nicht nur Präsident Selenskyj, sondern mit ihm auch sein gesamtes Volk.
Ukraine verteidigt nicht nur Europa, sondern auch die europäischen Werte.

Es ist auch ein Bekenntnis, dass die Ukraine zu Europa gehört. 

lupus
lupus
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von lupus

Nun wurde er ja in eine Reihe der großen Persönlichkeiten gestellt wie :
Papst Franziskus und Paul, Angela Merkel , Clinton, Havel . Kissinger usw.usw.


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ingo
ingo
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von ingo
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 16.05.2023, 00:48:33
""""" Keinesfalls soll mit dieser Bewertung der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine relativiert werden. """"

Meine Meinung: Ich "liebe" solche u.ä. Nachsätze, die die eigenen, mit unterschwelligen Vorwürfen behafteten, Beiträge "relativieren" sollen, Leutnant d.R.
Ich finde die Verleihung, die in erster Linie dem ukrainischen Volk galt, vollkommen in Ordnung und erelbe vielleicht noch, was die Geschichte darüber mal sagt.

 
lupus
lupus
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von lupus
als Antwort auf ingo vom 16.05.2023, 10:49:10

Nein , ich liebe solche Nachsätze nicht.
Ich frage aber schon, warum er das schreibt. Ist dafür ein Anlass oder ein gewisser Zwang.
Hat das was mit dem ST zu tun?

Juro
Juro
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Juro

Hallo,
gewagte Frage, ob Karl der Große würdig sei, einem heutigen Politiker als "Preisvater" zu dienen.
Karl der Große war zweifellos ein Herrscher, der das Bild Westeuropas nachhaltig geformt hat. Seinen größten Erfolg erreichte er mit der Erringung der Kaiserkrone Westeuropas. 
Das römische Kaiserreich war bis 480 u.Z. endgültig passé. Eine wilde Zeit der Machtkämpfe setzte ein. Kleinfürsten und Kleinkönige fetzten sich um irgendeine Vormachtstellung.
Europa wurde in dieser Zeit von Hunnen überrannt, Awaren, Sarmaten, und Goten bildeten Reiche sowie die Wikinger/Nordmänner drangen von Norden in die alten römischen Kolonien und Grenzländer vor. Slawische Stämme waren gekommen und siedelten östlich der Elbe und Saale, ja hatten Niederlassungen bis nach England und Frankreich gegründet. An der Südostflanke bildete sich mit dem Reich Karantanien ein großes slawisches Herrschaftsgebilde, das zur Zeit Karls des Großen aber schon zum Einflußbereich des (fränkischen) Bayerns zählte.
Die in Italien herrschenden Langobarden bedrohten die Interessen des Papstes in dessen Einflussgebieten in Norditalien. Hilfesuchend wandte er sich an Pippin, den Vater Karls des Großen, der auch diese Hilfe gegeben hat. Im Ergebnis bildete sich eine enge Verbindung zwischen dem Papsttum und dem fränkischen Königshaus heraus. Pippin, Karl und Karlemann erlangten eine herausragende Stellung als Beschützer des Papsttums und der christlichen Kirche. In dieser engen Verbindung zur römischen katholischen Kirche strebte nun Karl gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann die Kaiserwürde an. Der Kaiser, vom Papst in Rom gekrönt war so etwas wie ein Oberkönig oder König der Könige, dessen Auftrag es war, die anderen Könige und Fürsten unter dem Dach des christlichen Glaubens zu vereinen. Natürlich war denen das nicht recht. Sie verteidigten ihre Stammesansprüche in zähen Auseinandersetzungen.
Das christliche Europa wurde mit dem Schwert geschaffen und mit dem Untergang vieler Stämme. In den Sachsenkriegen mutierte das Ziel in "Taufe oder Tod". Massaker gehörten ebenso dazu, das größte in Gestalt des "Verdener Blutgerichtes".
Immer gingen die Kämpfe um die Würde eines römischen Kaisers. Schließlich landete dieses Privileg bei den Deutschen - Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation.

Die europäische Historie basiert also von ihrem Anfang bis in die moderne Zeit auf Krieg, Machtkämpfen, Expansion und innerer Zerrissenheit, auf die Versklavung oder Einverleibung Osteuropas und die Entrechtung ganzer Völker. Westeuropa steht zu dieser Geschichte und ehrt diejenigen, die diesem Machtblock zum Erfolg verhelfen. Die Frage darf aber auch erlaubt sein, wie wohl die überfallenen Völker darüber dachten oder heut denken.

Juro



 


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Edita
Edita
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Edita
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 16.05.2023, 00:48:33
... dass das ukrainische Volk sowie sein Präsident einen Orden seines Namens verliehen bekommen?
Aber selbstverständlich! Auch er hat ja irgendwann irgendwie irgendwas für Europa getan, man nannte ihn sogar den Vater Europas. Gut und schön, was aber ist das verglichen mit der Jetztzeit?
"Als Grenzstadt erlebte Aachen die Schrecken des Zweiten Weltkrieges wie wenige andere Orte in Deutschland. Wochenlang war die Stadt Kriegsschauplatz, die Bevölkerung wurde zwangsevakuiert. Die noch verbliebenen Habseligkeiten in den verlassenen, ausgebombten Häusern nahmen Plünderer mit sich. Als die Stadt 1944 von den alliierten Streitkräften befreit wurde, hofften viele der noch verbliebenen Einwohner auf eine Besserung der Zustände. Doch zunächst war die Zeit von materieller Not und zunehmender Orientierungslosigkeit geprägt.

Dies war der Ausgangspunkt, als ein kleiner Kreis Aachener Bürger um den Textilkaufmann Dr. Kurt Pfeiffer nach Jahren geistiger Manipulation und Indoktrination einen Lesekreis, die „Corona Legentium Aquensis“, gründete."  Quelle

Und an so einem Punkt befindet sich jetzt die Ukraine auch!

 

" Selenskyi sei „Halt und auch Vorbild für sein Volk“. Er stehe gegen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung und für „das Ziel einer freien, unabhängigen und souveränen Ukraine, die Teil der europäischen Völkerfamilie ist“, heißt es weiter. „Selenskyj gibt der Ukraine, er gibt aber auch der Europäischen Union Kraft, an dieses Ideal zu glauben. Er ist insoweit auch Vorbild für alle Europäerinnen und Europäer, sich auf die europäischen Ideale und Werte zu besinnen.“

So die Begründung des Karlspreisdirektoriums.
Wie man der Entstehungsgeschichte dieses Preises entnehmen kann, ist die Begründung auch vollkommen nachvollziehbar! 

 
Wobei dieser Wandel in der Wahrnehmung und Bewertung für mich und meine bescheidene Auffassungsgabe etwas zu rasch erfolgt, dieses neue Narrativ und die Grundmelodie die in jeder Aussage mitschwingt, sinngemäß - "wir sterben auch für sie und ihre Freiheit".
Daß Du und andere Leuts das anders sehen und auch sagen dürfen, das ist doch schon mal was, und das soll so auch für immer in der Ukraine möglich sein, denn unter russischer Knute würde das nicht fer Fall sein, möchtest Du das lieber???


 
Bis vor wenigen Jahren noch galt die Ukraine als einer der korruptesten Staaten, regiert von milliardenschweren Oligarchen, ihre hier in Deutschland agierenden Bürger galten oftmals als Kriminelle, als Geldwäscher, als Prostituierte, Drogenhändler, Autodiebe usw. Wie schnell sich wowas ändern kann.
Eben - bis vor wenigen Jahren, auch so etwas kann sich drastisch ändern, wie der angefügte Artikel und zig andere auch,  beweisen!
Schlag gegen Korruption
Ukrainischer Gerichtshof-Chef festgenommen



 
Keinesfalls soll mit dieser Bewertung der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine relativiert werden. Muss man ja heute der Vollständigkeit halber immer dazuschreiben.

geschrieben von Leutnant_der_Reserve

Müssen tut man überhaupt nichts, solche Aussagen, überhaupt nach einem solch niederschmetternden Bild, welches Du oben von der Ukraine und ihren "oftmals agierenden Bürgern" gezeichnet hast, halte ich für eine unehrliche Floskel, mit der Du einfach nur lästige Fragen abwimmeln möchtest!


Edita
Gitti Schweden
Gitti Schweden
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Gitti Schweden
als Antwort auf Juro vom 16.05.2023, 11:25:13

Ich finde es grundsätzlich falsch, Volodymyr Zelenskyj einen Preis zu verleihen. Er reist rum, ist präsent und bettelt um Waffen und Geld, damit wird aber der Krieg nur verlängert. Hätte man dem ukrainischen Volk  einen Preis verliehen, würde ich das eher verstehen. Das ukrainische Volk steht an der Front und verteidigt sein Land. Eine bessere Verhandlungsstrategie seines Präsidenten würde viel Leid ersparen. Da sollte der Westen mit helfen. Aber der Präsident will Waffen, Munition und Geld, damit der Krieg weiter geht. Einen Preis hat er meines Erachtens nicht verdient.

Edita
Edita
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Edita
als Antwort auf Gitti Schweden vom 16.05.2023, 12:07:58

Du hast Dich nicht richtig informiert, diese Ehrung wurde Selenskyj zusammen mit seinem Volk zuteil!


Edita

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Ist Karl der Große würdig genug ...
geschrieben von Anna842

In Aachen habe ich lange gewohnt, studiert...Viele, die ich kenne, leben noch
heute dort.
Jene, mit denen ich gesprochen haben, fanden die Verleihung des " Karls-Preises " an
Selenskyi und die Bevölkerung der Ukraine nicht gut.

Er wird verliehen für besondere Verdienste bezogen auf Europa.
Ein Verteidigungskrieg ist für sie kein besonderer Verdienst.
Außerdem hätte die Ukraine mehrmals einen Antrag auf eine Aufnahme in die
EU gestellt und sind immer abgewiesen worden.
Und jetzt, wo sie einen Verteidigungskrieg führen, da gehören sie dazu??
Sie sehen es auch nicht so, dass ihre Freiheit in Marioupul oder in anderen 
Städten, deren Namen sie kaum kennen, verteidigt wird.

Auch von der Bevölkerung, hier im Umkreis - Aachen ist 38 km entfernt - habe ich
mehr Ablehnung gehört.

Es ist also sehr umstritten hier in der Region.

Es gab auch eine Demonstration in Aachen am Tag der Verleihung.
In der Regionalpresse war davon rein gar nix zu lesen.

Also, in der Region ist die Bevölkerung gespalten.
So etwas soll es öfter geben. Also, dass nicht alle die gleiche Meinung haben.

Im Dorf wird mehr darüber gewettert. Was hier, tief im Westen so gesagt wird,
mag ich an dieser Stelle nicht widergeben. Aber die Geflüchteten werden gut
versorgt, wesentlich besser als jene, die 2015/16 kamen.
Das ist doch auch was!

Anna
 


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