Innenpolitik Ja, Herr Wulff

hafel
hafel
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Ja, Herr Wulff
geschrieben von hafel
In der Rede des Bundespräsidenten Chr. Wulff zum Jahrestag der Deutschen Einheit stießen genau sieben Worte bei einem Teil unserer Gesellschaft auf; ----- nämlich: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland".

Land auf, Land ab beschweren sich nun die Bürger, dass der Bundespräsident den Islam hofiert hat. Hat er das wirklich?

Ich denke, man muss diese Debatte vor dem Hindergrund der Diskussion und die politische Distanzierung – hier das deutsche Staatsoberhaupt eingeschlossen – um die zweifelhaften Thesen von Th. Sarrazin sehen. Hier hatte seinerzeit Wulff kritische Fragen zur Integrationsbereitschaft zahlreicher Migranten gestellt.

Wer Sarrazins Buch gelesen hat, wird festgestellt haben, dass es mehr Fragen als Antworten gibt. Trotzdem gab es eine Mehrheit der Deutschen, die ohne sein Buch gelesen zu haben sehr schnell auf Sarrazins Seite waren.

Die ca. 30-Minuten lange Rede von Chr. Wulff stellt auch die Frage, warum eine ähnliche Forderung nicht auch bei dieser Debatte laut wird. Wulff ging in seiner Rede wohl auch auf die deutsche Leitkultur ein. So betonte der Bundespräsident ausdrücklich: "unsere christlich – jüdische Geschichte" und dass alle lebenden Menschen die "Verfassung und die in ihr enthaltenen Werte" zu achten haben. Die Kritiker an Wulff verschweigen das leider .

Es gibt aber auch eine andere Wahrheit. Diejenigen, die laut kritisieren, dass der Bundespräsident stärker vor allem die christliche Tradition hervorheben muss, sind selber meilenweit weg von diesen Wurzeln. Ich z. B. auch, ich gehöre keiner Religion an.

Hierzu ein Beispiel: Am 03. Oktober, als Wulff seine Rede hielt, wurde vielerorts das alljährliche Erntedankfest gefeiert. Bis auf wenige Bauern, waren da die meisten Kirchen leer, wie sie auch sonst leer sind. Dass aber Wulff in Hannover an einer kirchlichen Erntedankfeier teilnahm – und dort auch gesprochen hat – blieb allgemein ungeachtet. Es passt einfach nicht in das vorgegebene Bild!

Anstelle billiger Kritik sollte vielmehr das Staatsoberhaupt gefordert werden. In der nächsten Woche fliegt Wulff zu einem Staatsbesuch in die Türkei. So wie Wulff sich für die bei uns lebenden Muslime eingesetzt hat, sollte er auch dort im Parlament die Rechte der dort lebenden Christen anmahnen. So sehe ich Integration.

Hafel
uki
uki
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von uki
als Antwort auf hafel vom 07.10.2010, 13:18:46
...Anstelle billiger Kritik sollte vielmehr das Staatsoberhaupt gefordert werden. In der nächsten Woche fliegt Wulff zu einem Staatsbesuch in die Türkei. So wie Wulff sich für die bei uns lebenden Muslime eingesetzt hat, sollte er auch dort im Parlament die Rechte der dort lebenden Christen anmahnen. So sehe ich Integration.


Genau das ist nämlich der Knackpunkt, die zum großen Teil offensichtliche Ablehnung der islamischen Länder gegenüber christlichen Religionen.
-uki-

Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
als Antwort auf hafel vom 07.10.2010, 13:18:46
Bemerkenswerte Worte - Respekt!

Nur ein Hinweis; die vollständige Rede kann man sich von der Webseite
www.bundespraesident.de
herunterladen.

L.

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von Medea
als Antwort auf uki vom 07.10.2010, 14:00:50
"Anstelle billiger Kritik sollte vielmehr das Staatsoberhaupt gefordert werden. In der nächsten Woche fliegt Wulff zu einem Staatsbesuch in die Türkei. So wie Wulff sich für die bei uns lebenden Muslime eingesetzt hat, sollte er auch dort im Parlament die Rechte der dort lebenden Christen anmahnen. So sehe ich Integration. " (Hafel)

Nicht nur anmahnen, er sollte sie dort einfordern.

Dann wäre er ein mutiger Mann für mich.

Medea
margrit
margrit
Mitglied

Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von margrit
als Antwort auf hafel vom 07.10.2010, 13:18:46
Herr Wulff sagte:
"Ich bin auch der Präsident der Muslime" und "Der Islam
gehört zu Deutschland".
Hier fragt man sich wirklich,was wir gefeiert haben,
das 20-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung unseres
Volkes, das 45 Jahre lang geteilt war, oder den
Tag der offenen Moschee?
So so! Das blasse, politische Fliegengewicht
Christian Wulff, Bundespräsident von Merkels Gnaden, ist
also der Präsident der Muslime in Deutschland.
Das ist gut so, denn mein Präsident ist er nicht!!
Margrit
margit
margit
Administrator

Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von margit
als Antwort auf margrit vom 08.10.2010, 08:18:57
Hallo Margrit,

ich will hier schon wegen der Verwechslungsgefahr unserer Namen gleich antworten.

Der Bundespräsident hat in seiner Rede einen wichtigen und wie die Reaktion mancher zeigt auch mutigen Punkt gesetzt: Er macht klar, dass er der Präsident aller Menschen ist, die in Deutschland leben. Gerade dieses Statement führt über das Thema Wiedervereinigung hinaus. Es fordert die Einheit der Menschen, die in Deutschland leben, gleich welcher Religion. Indem er darauf hinweist, Präsident aller zu sein, fordert er auch die Anerkennung aller ein. Dies ist insofern wichtig, als damit deutlich wird, dass auch alle an die deutsche Verfassung und die deutschen Gesetze gebunden sind.

Deshalb empfinde ich es in diesem Zusammenhang als traurig, wenn Deutsche sich aufgrund dieser seiner Aussage gegen ihn stellen.

Margit

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hugo
hugo
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hugo
als Antwort auf Medea vom 08.10.2010, 08:02:36
Nicht nur anmahnen, er sollte sie dort einfordern.
Dann wäre er ein mutiger Mann für mich. (Medea)

hallo medea,,,und ?? was dann ?? Sind wir, bist Du auch bereit dem Erdogan oder den hiesigen islamischen Vorbetern, Muftis, Imamen, Kadis, Mullahs oder wie sie auch heißen mögen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und sie hier in Deutschland die Ihnen vermeintlich zustehenden Rechte einfordern zu lassen ??

ich denke da messen wir mit zweierlei Ellen.

ich bin nicht dafür das massenhaft religiöse Neuerungen hier Einzug halten,,bin ja nicht mal dafür das die bisherigen christlichen Riten, Veranstaltungen, öffentlichkeitswirksamen Forderungen, steuerbegünstigt ausufernde Beeinträchtigung der Lebensqualität der Nichtgläubigen usw. sich weiter breit machen,,

Ich bin genug gebrannt, fühl mich schon ausreichend beeinträchtigt, bevormundet, gegängelt in meinen Freiheiten beschnitten (schon wenn ich daran denke das mir die Kirche mit Ihren Klagen vor Gericht neue arg eingeschränkte Ladenöffnungszeiten aufzwingt usw.)

da reichen mir die bürgerfernen Ansichten der bisherigen vom Staat noch ausladend begünstigten Religionsfürsten schon dicke aus,,da brauch ich weder zusätzliche noch irgendwelche andere Dingsda,,

es sei denn das endlich eine strikte Trennung von Staat und Kirche praktiziert wird, das GG auf vernünftige Beine gestellt wird und der unsinnige Satz: "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott" auf welche all unsere Politiker höchstens beim Eid ne Sekunde dran denken und der danach zum Meineid wird, verschwindet.

Schwören bei Allah auf den Koran,,,ist genau so untragbar aber nicht weil der Islam mieser, schlechter untauglicher wäre als alles was sich sonst noch religiöser Veranstalter nennt, nein, sondern weil sich nach meiner Meinung auch diese Religion nahtlos einreiht mit einer langen Reihe historischer und gegenwärtiger Menschenfeindlichkeiten die nicht nach meinem Geschmack waren, sind und sein werden.

hugo
ehemaligesMitglied67
ehemaligesMitglied67
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von ehemaligesMitglied67
als Antwort auf hugo vom 08.10.2010, 09:28:43
hola,
@hugo
was die religionen anbetrifft stimme ich dir zu. Aber was wulff machen soll, hat nichts mit erdogan zu tun. Erdogan hetzt doch in Deutschland unmittelbar sein Landsleute auf, in dem er in entsprechnede versammlung seine parolen von "assimilation" losläßt und versucht damit integrationsbemühungen zu diffamieren. Vergleichbar wäre dann wenn wulff im Iran Christen in Raum zusammentrommelt

carlo
hugo
hugo
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaligesMitglied67 vom 08.10.2010, 09:40:39
hallo pecado

meinst Du das -egal was Wulff in der Türkei auch sagen wird-,,(es wird von bestimmten Leuten, hier wie dort, auf die Goldwaage gelegt und seziert und zensiert werden,,) er sollte sich nicht zurückhalten jedoch nicht Jammern, Lammentieren, Fluchen,,aber auch nicht einknicken und den Buckel krumm machen und gen Mecka beten -wie dereinst olle Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in der Blauen Moschee in Istanbul?

also er wird sich sehr bemühen müssen um nicht die zarten, sich gerade entwickelnden Pflänzchen zu zerlatschen,,

hat auch erst vor kurzem (ich glaub vor 5 Jahren)der türkische Autor Orhan Pamuk den Nobelpreis für Literatur bekommen als Zeichen der Würdigung von Seiten der Stockholmer Jury, hat aber auch zwiespältige Gefühlsregungen in der Türkei ausgelöst.

Norwegen will oder hat schon ein Konsulat in Alanya eröffnet weil immer mehr norwegische Touristen Alanya als Urlaubsziel wählen sowie norwegische Staatsbürger sich Wohn-Eigentum in Alanya zulegen und sich mit zweitem Wohnsitz oder auch ganz in Alanya niederliessen.

Da kommen weitere ermutigende Nachrichten aus dieser Gegend (die ich recht gut kenne)

-die antike Kirche am Burgberg wird von dem türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus restauriert und sowohl als Kirche wie auch als Kulturzentrum genutzt werden
-Der Oberbefehlshaber der türkischen Marine, Admiral Yener Karahano?lu, hat vor einer wachsenden Gefahr durch Islamisten in der Türkei gewarnt. Eine Abkehr von der weltlichen Orientierung des Landes würden die Streitkräfte nicht zulassen, erklärte Karahano

wozu also nun noch eventuelle Würze (deren Wirkung nicht vorherzusehen ist) in diese sich am Kochen befindliche Suppe durch Herrn Wulff ?

Ich denk die Türken sind auf gutem Wege,, wenn wir nur nicht so leichtgfertig so unglaubwürdig und so vertragsbrüchig daherkommen würden, wie es diesen Menschen seit zig Jahren -bezüglich der EU-Beitritte- vorkommen muss.


Wir machen es den Europabefürwortern gar nicht so leicht aber wir geben Öl ins Feuer der extremeren Isalmisten, wenn wir weiterhin so oberflächlich diese Entwicklung dahinsiechen lassen.


tipp
Antalya: St. Nikolaus - Gemeinde

hugo
hafel
hafel
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hafel
als Antwort auf margit vom 08.10.2010, 09:00:43
@ Margit: ich hänge mich mal hier an.

Es ist nun einmal eine Tatsache, dass 4 Millionen Muslime bei uns leben. Es wäre sehr vermessen, wenn wir behaupten würden, dass dann der Islam nicht zu unserem Alltag gehrt. So gesehen ist zumindest für mich der epochale Satz unseres Bundespräsidenten nachvollziehbar und eigentlich eine Banalität.

Chr. Wulffs Betonung liegt auf dem "gehört"! Es ist doch wohl ein Unterschied, ob ein Muslim hier bei uns "lebt" oder wirklich zu uns "gehört". Noch zu wenn er diesem Land geboren ist.

In unserem demokratischen Land ist die Freiheit des Einzelnen geschützt. "Gehört" nicht, wer Frauen schlägt oder sie unter ein Kopftuch zwingt. Hierher "gehört" nicht, wer Hassvideos verteilt und zum heiligen Krieg aufruft. In einem freiheitlichen Land "gehört" nicht, wer von Andersgläubigen verlangt, sich dem Willen Allahs zu unterwerfen. Das alles hat Chr. Wulff klar mit dem Hinweis auf unsere Verfassung und Gesetzgebung relativiert. Es wird leider nur immer das gelesen und kritisiert, was einem politisch in den Kram passt.

Jeder kann in unserem Land glauben was und an wen er will. Ob an Gott, Allah, Jahwe, Nirwana oder den Weihnachtsmann --- es steht jedermann frei. Er oder sie muss nur die Glaubensfreiheit des anderen achten und respektieren. So einfach ist das.

Ein Gerede von der "Willkommenskultur" ist für mich inhaltsloses Gesäusel. Man muss nicht jeden gleich umarmen, der einem fremd ist. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man sich gegenseitig versteht.

Die bei uns lebenden Muslime müssen bereit sein die Trennung von Staat und Religion anzuerkennen, sich für die Gleichberechtigung der Frauen einzutreten und sich nicht nur für Moscheen in Deutschland, sondern auch für christliche Kirchen in der Türkei einsetzen --- als auch dort akzeptierte Religion.

Wulff hat nichts anderes gemeint. Auch wenn er nicht mein Wunschpräsident ist, so halte ich es doch für fair seine Worte richtig zu interpretieren und ihn als demokratisch gewählten Präsidenten zu akzeptieren.

Hafel

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