Innenpolitik Ja, Herr Wulff

JuergenS
JuergenS
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von JuergenS
Das Signal der Teilnahme an einem "ökumenischen Gottesdienst" in der Pauluskirche in Tarsus war ebenfalls eine positive Tat des BP.
Steter Tropfen höhlt den Stein, nicht mehr, nicht weniger.

Vielleicht würde für die Türkei der konkrete Aspekt einer Aufnahme-Möglichkeit in die EU eine Art Anreiz sein, ihr gelichgültiges Verhalten gegenüber dem Christentum neu zu überdenken.

Obwohl ich persönlcih denke, dass dieser Staat in nächster Zukunft aus strategischen Gründen gar nicht aufgenommen werden könnte, weil die EU erst viel stabiler werden muss.
hafel
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hafel
als Antwort auf hafel vom 21.10.2010, 10:10:53
Zurück zum eigentlichen Thema:

Es würde mich einmal interessieren, ob und wenn welche, Tiefenwirkung die Rede von Wulff im türkischen Parlament und in der türkischen Öffentlichkeit erreicht.

Bei uns haben die beiden Reden zum Tag der Einheit wie vor dem türkischen Parlament eine vielfältige Diskussion entfacht. Und das ist gut so.

Es mag mein subjektiver Eindruck gewesen sein (andere User sehen das evtl. anders), -- auch mag es eine temporäre Kameramomentaufnahme gewesen sein: Ich hatte das Gefühl, dass während der Wulff-Rede nur jeder zweite Platz im Parlament besetzt war. Habe ich hier nur einen ungünstigen TV- Ausschnitt erwischt? Auch fand ich die Gesichtsausdrücke der türkischen Parlamentarier alles andere als zustimmend.

Verlangen wir da zu viel? Brauchen Veränderungen und ein Umdenken seine Zeit?

In der türkischen Presse hat die Wulff-Rede ein mäßiges Echo gefunden (soweit ich von hier aus recherchieren kann). Zurückhaltung ist aber m. E. immer noch besser als "abbügeln".

Hafel
olga64
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 21.10.2010, 13:09:13
Ich kann mich nur auf die Infos der Südd. Zeitung berufen: es war immerhin zum ersten Mal, dass ein deutscher Präsident vor dem türkischen Parlament sprechen durfte (der letzte, der hier sprach war Obama). Die Wulff-Rede stiess in der türkischen Presse nicht auf soviel Resonanz wie das Kopftuch der türkischen Präsidenten-GAttin, die die Parade abnahm. Vielleicht wird dies als Zeichen gewertet, dass die strikte Trennung von Religion und Staat in der Türkei zu Ende geht?
Wenn es umgekehrt wäre und ein türkischer Präsident vor unserem Bundestag sprechen dürfte - wäre die Präsenz und das Interesse wirklich grösser? Gerade in Deutschland sehen wir doch oft die Türkei als eine grössere Ausgabe von Berlin-Kreuzberg und übersehen die grossen positiven Änderungen, die dieses Land in den letzten 10 Jahren erreichte. Olga

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uki
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von uki
als Antwort auf olga64 vom 21.10.2010, 15:10:30
...Vielleicht wird dies als Zeichen gewertet, dass die strikte Trennung von Religion und Staat in der Türkei zu Ende geht?...

.....und übersehen die grossen positiven Änderungen, die dieses Land in den letzten 10 Jahren erreichte.... Olga
geschrieben von Olga


Ist das Tragen des Kopftuches, zu einem offiziellen Anlass, in deinen Augen zu den positiven Änderungen zu rechnen, die kommen sollen?

-uki-

olga64
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von olga64
als Antwort auf uki vom 21.10.2010, 16:11:07
Sie reissen meinen Kommentar recht unfair in zwei Stücke - das sollten Sie nicht tun:

1.) positive Änderungen in der Türkei: vor 10 Jahren lag die Inflation noch bei 70% - heute bei ca 7%
2.) Wirtschaftswachstum ca 10% - davon kann Deutschland nur träumen.

Ob die Trennung von Religion und Staat in der Türkei weiter Bestand haben wird und wie dies vom türkischen Volk beurteilt oder begrüsst wird, weiss ich nicht - dies bestimmen auch sicher nicht die Deutschen. Eine Tatsache ist jedoch, dass in der weltoffenen und schönen Stadt Istanbul immer mehr Frauen mit Kopftuch gehen und diese erscheinen dem Betrachter nicht so, als ob sie dazu gezwungen würden.
Wir sollten hier lieber prüfen, wie sehr bei uns Religion und Staat getrennt sind, was ja wünschenswert wäre. So lange bei uns Kirchensteuer zwangsweise eingetrieben wird, aufgrund alter Verträge Bischöfe, auch solche zwielichtigen Gestalten wie Mixa, aus Steuergeldern finanziert werden, ist dies wohl problematisch. Darum sollten wir uns kümmern und nicht um Interna in der Türkei; dies wird das Volk schon selbst erledigen, oder? Olga
uki
uki
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von uki
als Antwort auf olga64 vom 21.10.2010, 16:17:53
..So lange bei uns.....
Das empfinde ich jedesmal als Ablenkungsversuch.

Was die Kirchensteuer betrifft, die bei uns vom Staat für die Kirchen eingezogen wird, stört es mich überhaupt nicht.
Die Kirchen haben hier noch viel mehr Privilegien als das Einziehen der K.St. durch den Staat, was mit uralten Verträgen zusammenhängt.

Ed. ....zwangsweise eingezogen wird.....

Oh, je, jeder kann sich dessen erwehren, indem er aus der Kirche austritt.

-uki-




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hafel
hafel
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hafel
als Antwort auf uki vom 21.10.2010, 16:35:16
Richtig Uki, ich empfinde es auch als ein Ablenkungsversuch nach dem Motto: "kehren wir erst einmal vor der eigenen Tür". Wenn jemand nicht weiter weiß, hilft meist dieser Satz. Eine Antwort hast Du da nicht bekommen.

In der Tat aber, das wäre ja mal ein eigenes Thema. Da kann durchaus auch mal unser Staat-Kirche-Verhältnis beleuchtet werden. In diesem Punkt gebe ich Olga recht. Ich sehe es nicht ein, dass nach uralten Verträgen der Steuerzahler die Pensionen der Bischöfe zahlt und diese Kirchensteuer auch noch vom Staat eingezogen wird. Die Kirchen sollen sich selbst finanzieren, aus Beiträgen und Spenden.
Aber, ich gebe zu, dass ist hier nur eine Ablenkung vom eigentlichen Thema.

Hafel
hugo
hugo
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 21.10.2010, 16:46:45
Da kann durchaus auch mal unser Staat-Kirche-Verhältnis beleuchtet werden. (hafel)

nee, vielleicht doch lieber nicht, wer weiß was dann zutage tritt und den bisher halbwegs guten Ruf unseres neuen Bundesdinsda ins Wanken bringt...wer in der CDU Karriere gemacht hat,,dürfte sich in irgendeiner Form (so meine Vermutung) auch bisher schon "verkauft" haben, der kann gar keine religiös-politisch unbefleckte Seele mehr haben.

hugo
clara
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von clara
als Antwort auf uki vom 21.10.2010, 16:11:07
Uki, ich stimme Dir zu. Schon seit einiger Zeit finden in der Türkei Bestrebungen konservativer Kreise statt, die von Atatürk eingeführte strikte Trennung von Staat und Kirche auszuhebeln. In ländlichen Gebieten hatte es der Laizismus ohnehin nie leicht. Wenn nun zum ersten Mal vor dem Militär, das ja traditionell in der Türkei viele Machtbefugnisse hat, eine Präsidentenfrau mit Kopftuch erscheint, hat das schon Symbolkraft. Dabei muss man nicht gleich an Unterdrückung der Frau denken, aber auch nicht ganz blauäugig sein. Eine Zeitung schreibt:

Kopftuch in der Türkei

Daraus: Das Kopftuch muss kein Zeichen von Unterdrückung sein. Nicht wenige Frauen, auch emanzipierte und gebildete, tragen es freiwillig als Ausdruck ihres Glaubens. Für viele Verfechter des politischen Islamismus ist das Kopftuch aber weit mehr als das. Diese haben mit Demokratie, Freiheit und Gleichheit nichts gemein.

Clara
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Ja, Herr Wulff
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf clara vom 21.10.2010, 17:30:54
In der Türkei wird das an den Hochschulen und Gymnasien herrschende kopftuchverbot immer mehr ausgehebelt und ist nur noch ein stück wertloses papier.
Ich habe gelesen, daß die kopftuchträgerinnen, ihre bekleidung, so schrieben es türkische zeitungen, als religiöses und POLITISCHES bekenntnis vor sich her tragen.
Insofern ist auch der kopftuchauftritt der türkischen präsidentengattin als zeichen einer entwicklung der türkei zu einem islamistischen staat zu betrachten.
Ob wir im geeinten Europa mit seiner trennung von Kirche und Staat einen islamistischen partner brauchen, wage ich doch sehr zu bezweifeln.
@ Olga:
Liebste Olga, zum wiederholten male versuchst Du Deine vorliebe für die Türkei mit ökonomischen zahlen zu beweisen, von denen Du entweder nix verstehst oder hoffst die leser hier nehmen Dir diesen bluff ab.
Ich weiß nicht wie viel, besser wenig % das bruttosozialprodukt der Türkei dem von D entspricht.
Mit dem wachstum von 10% in der Türkei, wäre wohl in D knapp ein%oder weniger zu erreichen, da 10 von hundert nicht gleich 100 von tausend sind.
Und ob die deutschen bei der von Dir genannten Inflationsrate glücklich wären, ist auch kaum zu glauben.


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