Innenpolitik Klassenkampf

Karl
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Administrator

Re: Klassenkampf
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 31.05.2013, 01:01:01
@ adam,

das war das Erfolgsrezept der Sozialdemokratie, den "Kampf" durch "Reden" zu ersetzen. Es hat Erfolge gebracht und den Arbeitern relativen Wohlstand.

Anfang der 90er Jahre hatte ich einen sehr tüchtigen Mitarbeiter aus Rotchina. Zu der Begrüßungsparty kam er feierlich in Mottenpulver gebadetem Anzug und mit Parteiabzeichen an der Brust. Nach einigen Wochen fragte er mich "Wo sind eigentlich alle Eure unterdrückten Arbeiter?" "Unter Tage, unsichtbar" sagte ich. Als er einige Jahre später seine Karriere in den USA fortsetzen wollte, sagte er mir zum Abschied, dass er am liebsten bleiben würde, für ihn war Deutschland ein Paradies.

Karl
silhouette
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Re: Klassenkampf
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Karl vom 31.05.2013, 09:13:13
Nach einigen Wochen fragte er mich "Wo sind eigentlich alle Eure unterdrückten Arbeiter?" "Unter Tage, unsichtbar" sagte ich. Als er einige Jahre später seine Karriere in den
Karl
geschrieben von karl

Zum Glück war das nicht im ST. Da wärest du damit auf Unverständnis gestoßen, auch bei dir selber, wie gesehen.
carlos1
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Re: Klassenkampf
geschrieben von carlos1
als Antwort auf dutchweepee vom 28.05.2013, 17:26:50
"Nichts hat sich verändert und alle Verbesserungen gibt es nur durch den Klassenkampf!" dutch



„Im Gegensatz zu früheren Revolutionen hat die kommunistische Revolution, die im Namen der Beseitigung aller Klassen gemacht worden ist, zur totalen Herrschaft einer neuen Klasse geführt.
Alles andere ist Betrug und Täuschung.“ Djilas


http://www.exil-club.de/groups/jugoslawien/ds.htm

Djilas, Kommunist, Agitator, Kampfgenosse Titos erkannte die Fehlentwicklung des kommunistischen Systems und ging dagegen an. Er wurde wegen seiner Kritik aus der KP ausgeschlossen, landete im Gefängnis, wo er das Buch "Die neue Klasse" schrieb. Er hatte ein Interview gegeben, in dem er gegen die Niederschlagung des ungarischen Arbeiteraufstandes (Ende Oktober/Anfang November 1956) durch die Rote Armee, scharf kritisierte. Das Buch erschien zuerst im Westen.
Aus dem oben genannten Link:

".....so lässt sich die neue Klasse nach Djilas` Definition mit der allumfassenden politischen Bürokratie des Sowjetstaates gleichsetzten.

Dies ergebe eine Machtkonzentration in den Händen weniger Funktionäre, welche dies nach Djilas schonungslos ausnutzen. Eine Mitgliedschaft in der neuen Klasse sei gleichbedeutend mit einem größeren Einkommen, Privilegien und einem Vielfachen an Macht gegenüber Nicht-Funktionären.

„Man kann sagen, die neue Klasse bestehe aus Leuten, die wegen des administrativen Monopols, das sie innehaben, Privilegien und materielle Vorteile genießen.“ In diesem Zusammenhang zitiert Djilas den Schriftsteller Uralow, der in seinem Buch „Stalin au pouvoir“, welches 1951 in Paris erschien, schon feststellte, dass sich zwischen der Entlohnung eines gewöhnlichen Arbeiters und einem Staatsfunktionär eine enorme Diskrepanz auftue. So betrüge der Durchschnittslohn eines Arbeiters im Jahre 1935 1800 Rubel jährlich und der eines Sekretärs des Bezirkkomitees rund 45000 Rubel.

Das besondere an dieser neuen Klasse von Besitzern sei ihre Kontrolle über die Bürokratie aller Einrichtungen und Organe des Staates und damit über das Leben jedes einzelnen Bürgers. Diese Bürokratie benutze die neue Klasse nicht um die Belange des Volkes zu kümmern, sondern um ihren Machtapparat zu erhalten, damit ihre Vormachtstellung nicht verloren gehe. Diesen Aspekt der Bürokratie erkennt auch Rosa Luxemburg und legt ihn wie folgt dar:

„Mit dem Erdrücken des politischen Lebens im ganzen Land muss auch das Leben in den Sowjets immer mehr erlahmen. Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution , wird zum Scheinleben, in dem die Bürokratie allein das tätige Element bleibt. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein, einige Dutzend hervorragender Köpfe und eine Elite der Arbeiterschaft werden von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen.“

In dieser Aussage kritisiert Rosa Luxemburg gleich mehrere Aspekte. Die allumfassende bürokratische Verwaltung, die Einschränkungen durch den Herrschaftsapparat der neuen Klasse und die scheindemokratischen Methoden bei der Willensbildung der Staatsfunktionäre.

Um diese machttragenden Spitzenfunktionäre bildeten sich exklusive Gruppen. Das ganze politische Geschäft bestehe aus Zank zwischen den einzelnen Gruppen. Es blühe Vetternwirtschaft und Cliquenwesen. Selbst über Entscheidungen von höchster politischer Wichtigkeit werde in kleinen Gruppen bei der Jagd oder beim Abendessen beraten.
„Parteisitzungen, Regierungsberatungen und Versammlungen [..] dienen keinem anderen Zweck, um das bestätigen zu lassen, was schon vorher ausgekocht worden ist.“

Den Ursprung der neuen Klasse will Djilas in den vorrevolutionären Eliten der Berufsrevolutionäre gefunden haben. Wie bereits in dem Kapitel „Der Charakter der Revolution“ beschrieben, bestand das Kernstück der revolutionären Bewegung aus wenigen überzeugten Berufsrevolutionären und Kadern. Diese Kader zeichneten sich durch Aufopferungsbereitschaft, festen Glauben an die Revolution und den Sozialismus, Disziplin und ideologische Einigkeit aus. Ebenfalls stellten sie die Führungsspitze der kommunistischen Partei. Sie sahen sich selbst als „Avantgarde“ der Arbeiterklasse, welche in der Lage waren die Massen für ihren Kampf zu gewinnen und die zukünftigen politischen Funktionäre im „Aufbau des Sozialismus“ zu stellen.

Auch Michael S. Voslensky ist in seinem Buch „Nomenklatura- Die herrschende Klasse der Sowjetunion“ der Meinung, dass die Wurzel der neuen Klasse in dieser kleinen Gruppe von Berufsrevolutionären zu finden sei. Lenin sei der Meinung gewesen, dass diese sozial gesehen, außerhalb der Gesellschaft stand und sich keiner Klasse zugehörig fühlen konnte.

„Sie sollte ein selbstständiger sozialer Organismus werden und eigenen Regeln gehorchen.“

Dies ist verständlich, da ihr einzige Ziel darin bestünde die damalige Herrschaftsstruktur zu zerschlagen und in Zukunft die Geschicke des Staates zu lenken.

„[So] musste die Gruppe sich zwangsläufig aus einer Organisation der Berufsrevolutionäre in eine Organisation von Berufsherrscher des Staates verwandeln.“

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sittingbull
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Re: Klassenkampf
geschrieben von sittingbull
der thread entwickelt sich zu einer echten lachnummer ...
was mir nur recht sein kann , da ich gerne mal lache ...
wenn es passt .

ein witz jagt den nächsten :

Aktuell fällt mir dazu ein weiteres Beispiel ein: Sonderzahlung für 2012: 7200 Euro für jeden VW-Angestellten. Kein Erfolg von Klassenkämpfern.


genau .
das machen die nämlich aus reiner nächstenliebe .

Seit ich lebe, gab es auf deutschem Boden zweimal Klassenkampf um bessere Lebensbedingungen.
geschrieben von adam


tatsächlich gleich zweimal ... und dann auch noch unverständlicherweise in der DDR ?
mehr beweise bedarf es nun wirklich nicht .
weniger begabte "historiker" könnten zwar die ansicht vertreten , der "klassenkampf" sei die
kontinuierlich treibende kraft in der entwicklung von klassengesellschaften und das
der Sozialismus natürlich auch eine klassengesellschaft ist ...

aber so ist irgendwie lustiger .

und

das war das Erfolgsrezept der Sozialdemokratie, den "Kampf" durch "Reden" zu ersetzen.
geschrieben von karl


durch reden wie diese hier z.b. :



man oh man ...

sitting bull
Re: Klassenkampf
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 31.05.2013, 01:01:01
Wobei ich dutch ganz bestimmt nicht zwischen die Augen treffen,...
geschrieben von Adam

Natürlich nicht. Mein Text könnte in der Tat falsch ausgelegt werden. Und bei Dutch sowieso schon mal gar nicht.
Deshalb:
Nicht physikalisch zwischen die Augen, sondern als Metapher gedacht, gezielt und präzise auf den Punkt gebracht, al dente.
sittingbull
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Mitglied

Re: Klassenkampf
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf carlos1 vom 31.05.2013, 10:30:01
Im Gegensatz zu früheren Revolutionen hat die kommunistische Revolution, die im Namen der Beseitigung aller Klassen gemacht worden ist, zur totalen Herrschaft einer neuen Klasse geführt.
Alles andere ist Betrug und Täuschung.“ Djilas


was auch immer sich der dissident Milovan Dilas dabei gedacht hat ...

natürlich hat die "sozialistische" revolution
zur herrschaft einer anderen , wenn auch nicht gerade neuen , klasse geführt ...

und das nicht "im gegensatz" zu früheren revolutionen , sondern als gemeinsames merkmal
aller revolutionär erfolgter umwälzungen .

und wenn man schon in schäbiger absicht , die hinlänglich bekannten und von interssierter seite
gerne zitierten sätze der genossin luxemburg wiederkäut ...
sollte man nicht vergessen , dass rosa luxemburg eine solidarische kritik an den entwicklungen
in der UdSSR formuliert hat aber weit davon entfernt war , die errungenschaften der
oktoberrevolution zu relativieren .

andernfalls hätte der "schwimmunterricht" der SPD mit einem "freischwimmerabzeichen"
geendet .

sitting bull

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adam
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Mitglied

Re: Klassenkampf
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2013, 12:46:36
Schon klar digi, ich wollte nur sicher gehen, denn Du weißt ja....

Übrigens ist es ein übler Trick, seinem Gegenüber bei wichtigen Gesprächen zwischen die Augen (Nasenwurzel) zu sehen, statt in die Augen. Das verunsichert denjenigen schon nach kurzer Zeit erheblich. Was et nit allet jeben tut!

Ach ja Klassenkampf, das Bild vom romantisch verklärten Arbeiter, der sich heroisch gegen den unterdrückerisch-ausbeuterischen Kapitalisten und Arbeitgeber zur Wehr setzt. Mein Bild ist durch viel Arbeitererfahrung in Jugend und Studienzeit ein anderes. Vom Charakterbild her gibt es bei Arbeitnehmern dieselben Mankos, wie sie bei Arbeitgebern angeprangert werden. Auf beiden Seiten sind sie nicht die überwiegende Regel, aber sie halten sich die Waage und beeinflussen das Arbeitsleben nicht unerheblich.

--

adam
sysiphus
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Re: Klassenkampf
geschrieben von sysiphus
"das machen die nämlich aus reiner nächstenliebe" sittingbull

Im Sozialismus wurde sowas auch nicht aus reiner Nächstenliebe gemacht. Da wurde sowas garnicht gemacht, weil die Pleite-Kommunisten dazu materiell überhaupt nicht in der Lage waren.

Was mich zum Lachen bringt, ist die Sache mit dem Fortbewegungsmittel: Wer aus welchen Gründen auch immer, Autofahren ablehnt, könnte mit dem Fahrrad kommen ...... aber nee da werden die Rösser eingespannt und man fährt wie in vergangengener Zei mit der Pferdekutsche
sittingbull
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Re: Klassenkampf
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf sysiphus vom 31.05.2013, 13:53:20
Im Sozialismus wurde sowas auch nicht aus reiner Nächstenliebe gemacht. Da wurde sowas garnicht gemacht, weil die Pleite-Kommunisten dazu materiell überhaupt nicht in der Lage waren.


aber sie waren in der lage bezahlbaren wohnraum , arbeit und grundversorgung für alle zu realisieren .

und darum geht es letztlich.

sitting bull
carlos1
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Re: Klassenkampf
geschrieben von carlos1
als Antwort auf sittingbull vom 31.05.2013, 12:57:40
[i]"....und wenn man schon in schäbiger absicht , die hinlänglich bekannten und von interssierter seite
gerne zitierten sätze der genossin luxemburg wiederkäut ...
sollte man nicht vergessen , dass rosa luxemburg eine solidarische kritik an den entwicklungen
in der UdSSR formuliert hat aber weit davon entfernt war , die errungenschaften der oktoberrevolution zu relativieren ." sb


[/indent]Wer ist denn dieser "man"?

Djilas kennt Marx gut, besser jedenfalls als der Ignorant sb.

Die bekannten Sätze der Luxemburg" (Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden") werden nicht wiedergekäut.

Luxemburg ergeht sich vielmehr in Kritik am Leninschen Modell der Parteiorganisation. Marx kannte keine Parteien, die aus Berufsrevolutionären bestehen, Luxemburg lehnte diese Form der Parteiorganisation expressis verbis ab. Djilas kennt die Klassiker Marx, Engels und Luxemb. und steht in deren Tradition.

Luxemburg wurde Mitte Januar 1919 ermordet. Damals gab es die Nomenklatura, die "neue Klasse" wie Djilas sie nennt also gar nicht.

Luxemburg erlebte also auch nicht, wie ihre Ahnungen Wirklichkeit wurden, aber sie befürchtete Schlimmes und gab ihren berechtigten Befürchtungen Ausdruck.

Sie prophezeit nichts Gutes, weil sie die Entwicklung im Russland von 1918 (erst ab 1920 Sowjetunion) "unter dem Aspekt Herrschaft der Bürokratie" betrachtet (s. Zitat). Sie befürchtet ausdrücklich, dass das Leben in den "Sowjets" (den "Räten", also den basisdemokratischen Organisationen der Sodaten und Arbeiter) erlahmen würde, Deshalb fordert sie Meinungsfreiheit, freie Wahlen, Versammlungsfreiheit. Ohne Freiheit "erstirbt" das Leben in jeder öffentlichen Institution." (Luxemburg). Das sind prophetische Worte, keine Solidarittätsadresse. Ein klarer Hinweis auf das, was kommen sollte. Sie hat geahnt, dass es so kommt.

Selbstverständlich war sie solidarisch mit den Matrosen und Arbeitern in den Sowjets, die Lenin später ausschaltete, als er die Matrosen von Kronstadt niederkartätschen ließ. Gleichzeitig wurde das Verbot der Fraktionsbildung eingeführt. Damit wurde jede Diskussion innerhalb der Partei unterbunden, nachdem die Beschlüsse der höchsten Parteiorgane gefasst worden waren.

Wiederholung Zitat: Zum Nachlesen

„Man kann sagen, die neue Klasse bestehe aus Leuten, die wegen des administrativen Monopols, das sie innehaben, Privilegien und materielle Vorteile genießen.“ In diesem Zusammenhang zitiert Djilas den Schriftsteller Uralow, der in seinem Buch „Stalin au pouvoir“, welches 1951 in Paris erschien, schon feststellte, dass sich zwischen der Entlohnung eines gewöhnlichen Arbeiters und einem Staatsfunktionär eine enorme Diskrepanz auftue. So betrüge der Durchschnittslohn eines Arbeiters im Jahre 1935 1800 Rubel jährlich und der eines Sekretärs des Bezirkskomitees rund 45000 Rubel.

Das Besondere an dieser neuen Klasse von Besitzern sei ihre Kontrolle über die Bürokratie aller Einrichtungen und Organe des Staates und damit über das Leben jedes einzelnen Bürgers. Diese Bürokratie benutze die neue Klasse nicht um die Belange des Volkes zu kümmern, sondern um ihren Machtapparat zu erhalten, damit ihre Vormachtstellung nicht verloren gehe. [i]Diesen Aspekt der Bürokratie erkennt auch Rosa Luxemburg und legt ihn wie folgt dar:


„Mit dem Erdrücken des politischen Lebens im ganzen Land muss auch das Leben in den Sowjets immer mehr erlahmen. Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution , wird zum Scheinleben, in dem die Bürokratie allein das tätige Element bleibt. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein, einige Dutzend hervorragender Köpfe und eine Elite der Arbeiterschaft werden von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen.“

[/indent]

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