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Innenpolitik Langzeitstudent bis zur Rente

lalelu
lalelu
Mitglied

Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von lalelu
Rheinland-Pfalz ist eines der Bundesländer, die für das Erststudium keine Studiengebühren erheben.

Seit dem Wintersemester 2004/2005 wurden aber Langzeitstudenten mit 650 Euro pro Semester zur Kasse gebeten. (Langzeitstudent ist man, wenn man die durchschnittliche Regelstudienzeit um das 1,75-fache überschreitet). Diese Gebühren wurden gestern von der rot-grünen Landesregierung gegen die Stimmen der CDU wieder abgeschafft. Die Meinungen der verschiedenen Gruppierungen dazu prallen erwartungsgemäß hart aufeinander.

Wie steht ihr dazu?

Meine Meinung: Ich bin gegen die Abschaffung. Zwar trete ich vehement dafür ein, dass alle, also auch Mittellose, Zugang zu jeder Form von Bildung und Ausbildung haben und befürworte es, dass für das Erststudium keine Studiengebühren erhoben werden. Gleichzeitig erwarte ich aber, dass der einzelne Student seine Zeit nicht vertrödelt, sondern etwas dafür tut, dass die Solidargemeinschaft erhebliche Mittel für ihn aufwendet. Wer länger als die 1,75 fache Zeit des Durchschnittsstudenten benötigt, um sein Studium abzuschließen, muss dafür schon gute Gründe haben.

Provokant ausgedrückt: Student im 25. Semester auf Kosten der Allgemeinheit - oder vom Studium direkt in die Rente, das kann es doch auch nicht sein!

Begründete Ausnahmen gab es auch bisher (z.B. Erziehung eines Kindes, schlimme Krankheit), und die will ich nicht antasten.

Lalelu
Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@lalelu,
deine Ansicht kann ich nicht teilen.

Da habe ich das beste Beispiel in meinem Sohn: er hat sein Erststudium (Informatik) in Freiburg absolviert und studiert nun in Germersheim, macht dort seinen Master als Übersetzer.
BEIDE Studienzweige sind zwingend erforderlich für seinen beruflichen Werdegang, seine Zukunftsplanung.

Natürlich gibt es möglicherweise auch einige Studenten, die das in kürzerer Zeit als Doppel-Studium schaffen, aber die müssen dann auch nicht nebenbei noch Geld verdienen, wie es wohl doch die meisten Studierenden tun.

Ich befürworte diese Entscheidung und begrüße es ganz besonders, dass dies GEGEN den Willen der CDU durchgesetzt werden konnte!
Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 08.12.2011, 11:11:03
Ich bin gegen jegliche Art Gebühren im gesamten Ausbildungswesen.

Eine reiche Nation (D) sollte sich den 'Luxus' erlauben können,
Studien und Schulausbildung (einschließlich der nötigen Mittel, Bücher, Hefte ...) kostenlos bereitzustellen.
Einsparmöglicheiten wären an vielen Stellen gegeben (bspw Militär).
Und ganz besonders bei den total unnötigen länderspezifischen 'Kultusministerien', die zudem das gesamtheitliche Schulwesen im Grunde arg behindern.

Gerade Deutschland als rohstoffarmes Land kann nur (im wesentlichen) aus und mit Wissen leben.

Zweit-, Dritt-, x- Studium?
Na und? Was soll's.
Um mitreden zu können, sind viele Ausbildungen in ganz unterschiedlichen Richtungen nötig.
Als da wären (als Beispiel) Mathe + Chemie + Phsysik. Erst bei allen drei abgeschlossenen Studien ist ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis zu erwarten. Eine Richtung allein ist bereits 'nicht mehr ausreichend'; und erst recht nicht in der Zukunft.
Und dann sollten da noch einige Sprachen erlernt werden. Als da sind Russisch, Chinesisch, ...
Englisch ist ja mittlerweile schon obligatorisch, auf Franz kann man mMn verzichten, und stattdessen Spanisch nehmen. Bei Latein bin ich mir noch nicht schlüssig, schaden würds aber nichts.

Das alles wird auf die Generation unserer (Ur-)Enkel zukommen, d.h. das sind genau die Menschen, die jetzt ausgebildet werden müssten. Und denen (Sarkasmus) man durchaus 5 € mehr an Schulspeisung zukommen lassen kann.

Schlecht ausgebildete Menschen waren schon immer (nur) gut als Kanonenfutter.

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lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.12.2011, 11:49:28
Eine reiche Nation (D) sollte sich den 'Luxus' erlauben können,
Studien und Schulausbildung (einschließlich der nötigen Mittel, Bücher, Hefte ...) kostenlos bereitzustellen.


@digizar: Bei dieser Aussage liege ich auf deiner Linie. Ich habe keinerlei Einwände dagegen, dass hierzulande auch ein Zweit- oder sogar ein Drittstudium gebührenfrei bleiben, weil ich Bildung für das höchste Gut halte, das wir unseren Kindern mitgeben können und weil es der einzige "Rohstoff" ist, den das reiche Land Deutschland unbegrenzt zur Verfügung hat.

Ich halte es aber für fair der Solidargemeinschaft gegenüber, dass jeder Studiengang in einer angemessenen Zeit abgeschlossen wird. Wer nur ein Fach belegt und nach dem 25. Semester noch immer keinen Abschluss erreicht, muss dafür entweder sehr plausible Gründe haben – oder aber ihm fehlen Willen bzw. die nötige Begabung.

Es kann nicht sein, dass der Handwerksgeselle oder der Facharbeiter mit seinen Steuern indirekt das dolce far niente der Bummelstudenten bezahlen muss, wobei die Betonung auf "Bummel" liegt.

Lalelu
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf lalelu vom 08.12.2011, 12:15:16

@ lalelu
" Es kann nicht sein, dass der Handwerksgeselle oder der Facharbeiter mit seinen Steuern indirekt das dolce far niente der Bummelstudenten bezahlen muss, wobei die Betonung auf "Bummel" liegt."

klar besser ist , "...der Handwerksgeselle oder der Facharbeiter ..." , zahlt das "dolce far niente" des "finanzmarktkapitalismus" ...oder ?

wer , wie ich , 20 std. pro woche arbeiten musste um sein medizinstudium zu finanzieren ...
der weiss , dass einem zusätzliche "studiengebühren" das genick brechen können .

"bummelig" ist hier nur die argumentation der "besitzstandswahrer" .


sitting bull





nasti
nasti
Mitglied

Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von nasti
als Antwort auf sittingbull vom 08.12.2011, 12:42:05
Das ewige Studium kann auch ein Sucht werden.
Ein Beispiel ist meine Nichte in New York, Sie ist schon 53 Jahre alt, studiert Sie immer noch.
Wenn ich Sie frage warum tut sich Sie das an, Ihre Antwort: "Ich bin glücklich NUR als eine Studentin!!"

In diesem Jahr macht Sie Ihre letzte Studium, das Bafög oder Stipendium bekommt Sie nicht mehr. Bin nur neugierig wie wird Sie die Staatliche Schulden zurückzahlen. Wahrscheinlich bei diese finanzielle Krise wird nicht mehr verlangt.
Ich kenne einem, er hat 5 Jahrelang die Politik studiert in USA, danach kehrte er nach Slowakei zurück, die Studien Schulden sind immer noch offen. Die AMI-s sind vielleicht mehr tolerant, und verlangen das Geld nicht? Keine Ahnung, ich weigere mich mehr Fragen stellen beim meiner Nichte. *gg*

Nasti



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Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 08.12.2011, 12:15:16
Da sind wir uns ja einig

Unter einem Studium verstehe ich auch, daß es in der Regelzeit (+-) abgeschlossen wurde.
Und zwar mit gutem Ergebnis (nicht unbedingt cum laude).

Und die paar Laumeier, die sich unendlich lange durchschleppen, auch die müsste ein angeblich reiches Land verkraften.
Das würde sogar ich (in manchen Sachen digital streng) tolerieren. Die Mittel sind ja nämlich sowieso da.

Fair ist es nicht, klar.
Aber auch der Handwerker hat seinen Vorteil, wenn er nicht mehr mit dem Zollstock messen muss, sondern den Laser dazu benutzt. Und so ein Gerät wurde vielleicht gerade von einem Oberfaulen erfunden (Kurzfassung).

Ich sollte erwähnen, dass das gesamte Studien-System gestrafft wird, d.h. dass unnötiger Stoff nicht in diesen Gängen zwingend erforderlich ist. Bspw muss ein Physik-Student nicht wissen, wann Maria Stuart die Rübe abgehackt wurde (Kurzsversion). Das meine ich mit den unseligen länderspezifischen 'Kultusministerien'.


PS:
Mein ehem Steuerberater schrieb sich an ner Uni ein, um seine Krankenkassenbeiträge zu deckeln.
Aber der hat auch versucht, seine Kunden zu betuppen.
Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von Felide1

Echte Bummelstudenten sollen bezahlen.

Studenten die lernen aber finanziell schlecht gestellt sind soll der Staat ein zinsenloses Darlehen geben welches sie wenn sie im Beruf stehen in Raten zurückzahlen könnten.
Und die die von Haus aus finanziell gut gestellt sind haben so oder so keine Probleme weil Papi oder Mami oder Beide alles bezahlen.

Bildung ist wichtig und richtig aber die Finanzierung vom Staat (Volk) wie mit der Gießkanne darüberschütten finde ich nicht richtig.

Helfen wo nötig ja, aber nicht verallgemeinern.

Felide
clara
clara
Mitglied

Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von clara
als Antwort auf sittingbull vom 08.12.2011, 12:42:05
Aber 25 Semester sind doch wirklich nicht mehr normal! Erst mit dreißig und darüber in die Arbeitswelt einzutreten - das ist für Arbeitswillige Verschwendung der besten Jahre! In Deutschland sind die Regelstudienzeiten im Vergleich zu anderen Ländern ohnehin oft zu lange.
Um eine sehr überhöhte Überschreitung der (Pflicht)Studiendauer zu rechtfertigen, müssten schon triftige Gründe vorgelegt werden.

Clara
Re: Langzeitstudent bis zur Rente
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 08.12.2011, 11:11:03
"Meine Meinung: Ich bin gegen die Abschaffung. Zwar trete ich vehement dafür ein, dass alle, also auch Mittellose, Zugang zu jeder Form von Bildung und Ausbildung haben und befürworte es, dass für das Erststudium keine Studiengebühren erhoben werden. Gleichzeitig erwarte ich aber, dass der einzelne Student seine Zeit nicht vertrödelt, sondern etwas dafür tut, dass die Solidargemeinschaft erhebliche Mittel für ihn aufwendet."


Ich teile deine Meinung voll und ganz.
Ich bin für die Abschaffung der Studiengebühren in den Ländern, in denen sie noch existieren.
Wer allerdings auf Kosten der Steuerzahler sein Studium ohne tragfähige Gründe auf nahezu die doppelte Studienzeit verlängert - und ich kenne einige Langzeitstudenten - sollten zur Kasse gebeten werden.
Dazu sollte nach etwa 6-8 Studienjahren - je nach Studienrichtung (Studiengang)- eine nachvollziehbare Begründung für die Verlängerung eingefordert werden.
Außer den von dir genannten Gründen könnten auch notwendige Studien-Kombinationen als Begründung akzeptiert werden.
Auch der Sozialstaat hat seine Grenzen.

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