Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?

Innenpolitik Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von JuergenS

Ich habe nicht vor, Migrationshintergrund zu erklären oder so, die SZ hat diesen Begriff gesetzt, zu den Grafiken.

Inzwischen wurde hier viel  wichtiges und überlegtes geschrieben, Integration spielt sich ja nicht nur über Sprache oder outen aus. 

ST ist ja auch nicht auf die Deutsch-sprechenden Länder begrenzt, sondern eine Platform für die ganze Welt

teri
teri
Mitglied

RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von teri

Nun, in Wien sind sie momentan  sehr präsent:

In den letzten Tagen erlebte Wien  ein für österreichische Verhältnisse außergewöhnliches Ausmaß an rechtsextremer Gewalt auf der Straße
 
Seit Donnerstag gibt es heftige Tumulte von eingebürgerten Migranten sowie hier geborernen jungen Männern mit Migrationshintergrund
 
...seit dem gehen die Tumulte täglich weiter...........bis heute

teri
 
Provokationen der faschistischen Grauen Wölfe waren zuvor von Linken zurückgeschlagen worden.

Das linke Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Wien-Favoriten wurde Mittwochabend von mindestens hundert faschistischen Grauen Wölfen angegriffen. Die Faschisten versuchten, die Türen des Hauses aufzubrechen, wie mehrere AktivistInnen erzählen. Zahllose Flaschen flogen auf das Gebäude, die Wielandgasse vor dem EKH war nach dem Angriff von Splittern übersät.

Einen Tag nach Tumulten bei einer Kurdendemo in Wien-Favoriten ist die Lage am Donnerstagabend nach einer linken Protestkundgebung in demselben Grätzl erneut eskaliert. Mitglieder der rechtsgerichtenen Grauen Wölfe – in sozialen Medien ist von rund hundert Personen die Rede – griffen in der Wielandgasse Demonstrierende an. Die Anhänger der türkisch-nationalistischen Gruppierung setzten Böller ein und warfen unter anderem auch mit Steinen.

Dass es sich um Sympathisanten der Grauen Wölfe handelte, wollte die Exekutive am Freitag offiziell nicht bestätigen. Zuvor twitterten jedoch Demonstranten und linke, antifaschistische Aktivisten, dass mehrere hundert türkische Faschisten das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) attackiert hätten, und schrieben diese Angriffe den Grauen Wölfen zu. Im EKH ist neben mehreren linken Kultur- und Politinitiativen auch der linke türkische Verein ATIGF untergebracht.

Die Polizei reagierte laut Berichten mit leichter Verspätung, setzte dann aber erneut ein Großaufgebot ein, um die beiden Gruppen zu trennen. Bis zum Ende der Demo kurz vor 20 Uhr wurde der Demozug laut Polizei "immer wieder beworfen und provoziert". Die kurdischen Teilnehmer seien von den Polizeikräften noch zu den U-Bahnen geleitet worden und "entfernten sich großteils vom Viktor-Adler-Markt".

Der Exekutive zufolge entwickelten sich danach "immer wieder Brennpunkte" in Favoriten, "in denen sich türkische Jugendliche zusammenrotteten", wie es in der Aussendung der Polizei hieß. Polizeikräfte seien mit pyrotechnischen Gegenständen, Pflastersteinen und Eisenstangen attackiert worden. Die Lage hatte sich gegen 22.30 Uhr wieder beruhigt.

Polizeisprecher Patrick Maierhofer wies in diesem Zusammenhang Vorwürfe aus dem linken Spektrum zurück, wonach die Polizei spät und nur verhalten gegen die Angreifer agiert habe. "Wir haben schnell gemerkt, dass es nichts bringt, deeskalierend zu wirken, und sind dann massiv eingeschritten", so Maierhofer zur APA.


https://www.derstandard.at/story/2000118302002/erneut-angriff-grauer-woelfe-auf-kurdische-demo-in-wien



Vorbild Erdoğan

Das Weltbild der Gruppe ist von den politischen Ideen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan geprägt. Sie positionieren sich als seine Verteidiger und scheuen nicht davor zurück, in Anwesenheit der Polizei den in Österreich verbotenen "Wolfsgruß"  (als Erkennungszeichen türkischer Faschisten mit dem Hitlergruß vergleichbar) zu machen.

Wie kann es sein, daß junge Menschen, die in Wien und Österreich zur Welt gekommen sind, dermaßen unreflektiert rassistisches türkisches Gedankengut und pauschalisierten Hass leben?

Leider begünstigt die allgegenwärtige Diskriminierung in Österreich die Propaganda der türkischen Rechtsextremen.

Jugendliche, die regelmäßig Ausschlüsse nach dem Motto „Du bist und kannst mit uns (sein), jedoch wirst du niemals einer von uns sein“ erleben, können sich nie gleichberechtigt und gleichbehandelt fühlen. Dieser strukturelle und institutionelle Rassismus verhindert ein gemeinsames, pluralistisches Demokratieverständnis über die kulturellen und national(istisch)en Zugehörigkeiten hinweg.

aixois
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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2020, 18:45:57

eine Deutsche in Zuid Limburg ist doch keine Migrantin mit Hintergrund, sondern eher eine  "Maasländerin", d.h. etwas von allem , wenn man die wechselhafte Gescxhichte mit verschiedenen Zugehörigkeiten zu europäischen Herrscherhäusern (spanisch, österreichisch, französisch, niederlandisch, belgisch, deutscher Bund ...)  anschaut.  So  sagte mir ein Kollege vor seinem Ruhestand als ich ihn fragte, ob er denn nun Rheinländer oder was sonst sei ?

Damals wusste ich aber noch nicht, dass der "Maaslander" eine Top Limburger Käsesorte ist, kurz nach dem Leerdamer auf den Markt gebracht, sonst wäre wohl eine Anspielung fällig gewesen meinem Kollegen gegenüber
...
Hauptsache "etwas von allem" (ich meine jetzt nicht den Käse), dann wird 'Migration' as absurdum geführt.


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Mareike
Mareike
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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf teri vom 28.06.2020, 19:59:32
Jugendliche, die regelmäßig Ausschlüsse nach dem Motto „Du bist und kannst mit uns (sein), jedoch wirst du niemals einer von uns sein“ erleben, können sich nie gleichberechtigt und gleichbehandelt fühlen. Dieser strukturelle und institutionelle Rassismus verhindert ein gemeinsames, pluralistisches Demokratieverständnis über die kulturellen und national(istisch)en Zugehörigkeiten hinweg.
geschrieben von teri
Es geht nicht nur Jugendliche so.
Außerdem läuft vieles auch in subtileren Form ab.
Im Grunde ist es so: Der ausländische Gast darf anders sein. Der Migrant wird immer als Eindringling gesehen. "Deutsch mit Migrationshintergrund" bezeichnet genau das. Wirklich Deutsch bist Du erst dann, wenn in nichts mehr zu erkennen ist, dass Du andere Wurzeln hast. Das wird in Österreich und sonst wo nicht anders sein.
Auch in den Niederlanden nicht ...
Karl
Karl
Administrator

RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.06.2020, 19:20:13

Wurzelflügel:
"
das Religion oder Hautfarbe relevant sein könnte, ist mir völlig neu @ Karl ?
Würde ich jetzt zum Islam oder Buddhismus konvertieren, wäre ich dann ein Migrant? - kann nicht sein"


Liebe @Wurzelflügel,

ich stimme Dir zu; ich hatte @JuergenS nur Fragen gestellt?

Karl
teri
teri
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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von teri
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2020, 20:31:26
Es geht nicht nur Jugendliche so.
Außerdem läuft vieles auch in subtileren Form ab.
Im Grunde ist es so: Der ausländische Gast darf anders sein. Der Migrant wird immer als Eindringling gesehen. "Deutsch mit Migrationshintergrund" bezeichnet genau das. Wirklich Deutsch bist Du erst dann, wenn in nichts mehr zu erkennen ist, dass Du andere Wurzeln hast. Das wird in Österreich und sonst wo nicht anders sein.
Auch in den Niederlanden nicht ...
Hi Mareike, ich wollte es hier nicht sagen, weil ich prinzipiell in Diskussionforen kaum bis nichts über mein Privatleben erzählen möchte.

Doch bei dieser Debatte hier juckt es in meinen Fingern und ich muß zugeben, daß auch ich Deutsche und Österreicherin bin. Geboren bin ich in Deutschland (Bayern) und kam dann beruflich nach Österreich und blieb hier. Ich habe die Doppelstaatsbürgerschaft und bin also überall daheim - und fühle mich auch so.

Mein Anderssein erlebte ich anfangs so: In Österreiche war ich der Piefke oder die Piefkinesin, und in Deutschland war ich - nachdem ich nun eine Ösi war, eine Zurückgebliebene....😏

Doch wir haben immer darüber gelacht und keiner hat es mir verübelt, wenn ich in der deutschen Bäckerei Topfengulatschen verlangte und mich über das Unverständnis d. Verkäuferin amüsierte - und in Österreich nach Quarcktaschen suchte.

Bei Streitigkeiten wegen  Kulturunterschieden habe ich mich stets eingemischt, wenn Migranten oder damalige Gastarbeiter wegen ihrer Herkunft angepöbelt wurden.

Doch heute erleben wir einen Kulturschock nach dem anderen. Menschen werden absichtlich polarisiert und leben das dann emotional aus.

Ich glaube, daß die heutigen Mißverhältnisse eher auf politischem oder/und  religiösem Niveau liegen - so wie bei uns derzeit in Wien mit den Ausschreitungen - und auf den sozialen Ungleichheiten. Dann beginnt der Faschismus und Extremismus.

teri

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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Eine Schote:

Ich hab mich immer köstlich amüsiert, weil...
ich ja der Aussprache nach Brandenburger bin (aber auch den RuhrpottSlang und Balienan gut abkann).

Und geich nach der Wende habe ich einige Jahre in der ehem sog DDR beruflich in der IT ein paar Runden gedreht. Niemand hat bemerkt, dass ich aus dem 'Westen' sein könnte. Ich fuhr ja auch noch einen Trabbi; der Benz wäre schon nach der ersten Übernachtung verschwunden gewesen.

Jedesmal wenn einer aus dem Westen kam, dann wurde gelästert.
Da kommt so ein Großmaul, so ein eingebildeter Fatzke wieder - mit dicker Kutsche. Das war die harmlose Version. Naja, manchmal konnte ich sogar mit in die Kerbe hauen. Keiner bemerkte es jemals.

Aber schee wars doch.
Und es tut mir auch überhaupt nicht leid.
*lol*

Sackra - 'die im Osten' können alle aber sowas von Feiern.

Also, Sprachen öffnen auf jeden Fall Türen.
Und keiner glaubte, dass ich Westler sei, bis ich den BPA vorzeigte.

Edita
Edita
Mitglied

RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von Edita
als Antwort auf teri vom 28.06.2020, 23:39:06

Teri - ich finde es albern bei Deutschen und Österreichern von Migrationshintergrund zu sprechen, ich bin in Österreich geboren und lebe seit ca. 73 Jahren in Deutschland, die österreichische Mentalität und die speziellen Begriffe für diverse Dinge wie Blumenkohl, grüne Bohnen und Quarktaschen sind mir also von Kindesbeinen an vertraut, es hat sich aber seither derbe was im Verhältnis Österreicher - Deutsche, und leider nicht zum Guten, verändert!
"Mein" Migrationshintergrund kommt von Vaters Seite her, weil seine Eltern aus der Ukraine stammen und 1914 aus Paris kommend, wegen Ausbruch von WK 1, in Berlin hängen geblieben sind, wo dann er und seine Geschwister geboren wurden!
Die Probleme, die junge Migranten haben und machen sind oft aus diversen Mängeln hausgemacht und werden dann erst zum Politikum hochstlilisiert, meistens um Wählerstimmen zu generieren ........
Einen Kulturschock nach dem anderen habe ich noch nie erlebt .........

Edita

JuergenS
JuergenS
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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von JuergenS

Ich habe nochmals den ersten, meinen Beitrag, fußend auf der SZ-Grafik, angeschaut.
Ich hab ja offensichtlich nur festgestellt:

"die noch eine lange Übergangsperiode vermuten lässt."

das scheint sich zu bestätigen, in München ist "Migration" seit Jahrhunderten fast, Tradition, häufig zugunsten des Ausbaus der Möglichkeiten, wie der der kulturellen Vielfalt. 
So seh ich auch die gegenwärtige Entwicklung, der Zustrom nach Bayern ist Tradition und Standard.😄

lupus
lupus
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RE: Menschen mit Migrationshintergrund, wie repräsentativ?
geschrieben von lupus
als Antwort auf teri vom 28.06.2020, 23:39:06

Doch wir haben immer darüber gelacht und keiner hat es mir verübelt, wenn ich in der deutschen Bäckerei Topfengulatschen verlangte und mich über das Unverständnis d. Verkäuferin amüsierte - und in Österreich nach Quarcktaschen suchte.


teri
geschrieben von teri
Wolltest du dich da interesant machen ? Oder was?

Meine nach Östereich noch zu DDR-Zeit verzogene Schwester sprach nach kurzer Zeit
wienerisch als  die Wiener. Befremdlich für mich.

lupus

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