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Innenpolitik Merkels politischer Machtinstinkt

hafel
hafel
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Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von hafel

Was wurde der Kanzlerin nicht alles vorgeworfen: Führungsschwäche, zögerliches Verhalten, Aussitzen der Probleme und und und. Ich denke, dass von den meisten Kritikern die Kanzlerin verkannt wird. Im Gegensatz zum „Basta-Kanzler“ Gerhard Schröder zieht sie sehr effektiv die Fäden im Hindergrund und legt weniger Wert auf Effekthascherei.

Am vergangenem Wochenende schickte Merkel ihren Umweltminister Röttgen an die Front, den AKW-Ausstieg neu zu formulieren. So Röttgen: „ Der gesellschaftliche Widerstand ist für eine Verlängerung der Laufzeiten zu groß. Es besteht keine hinreichende Akzeptanz in der Bevölkerung“. Das war ein Paradebeispiel für Merkels Machtspiel.

Damit machte Merkel einen klaren Schwenk auf GRÜN und lies den Koalitionspartner FDP spüren, dass es notfalls auch ohne ihn geht. Das Haupthindernis auf Bundesebene zwischen SCHWARZ und GRÜN war die Energiepolitik.

So werden die Kritiker innerhalb Merkels CDU bald verstummen, wenn auch sie erkennen, dass Merkels Instinkt für Machtmehrheiten einen Sinn macht.

Hafel
Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 08.02.2010, 10:43:35
Ob das von Frau Merkel ein genialer Schachzug war, wird sich wohl erst zeigen müssen.
Primär spältet Sie damit erst mal die eigene Partei. In dieser Partei gibt es Leute, die halten Röttgens Aussage schlichtweg für "Unsinn".

Der weiterer Ärger in der Koalition ist auch sicher, weil die FDP in dieser Sache ganz anderer Meinung ist.

Die Menschen in Deutschland sind mit der neuen Regierung unzufrieden und mittelfristig wird das auch der CDU schaden, darauf reagiert Frau Merkel.
In vielen Dingen regiert Frau gegen die Meinung des Volkes und das geht auf Dauer nicht gut.
Erst mal abwarten, was die Aussagen von Herrn Röttgen inhaltlich wert sind, kann ja auch sein, es ist wieder nur ein Versuchsballon.
Die Grünen sind eine politische Kraft, die auch in der Vergangenheit mit allen demokratischen Parteien koalitionsfähig waren. Das unterscheidet sie von der FDP.
Die Grünen haben sich immer inhaltlich geöffnet, die CDU nur, wenn sie die Grünen zum Machterhalt gebraucht haben. Siehe Hamburg und Saarland.
arno
arno
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von arno
als Antwort auf hafel vom 08.02.2010, 10:43:35
Hallo, hafel,

ist es nicht vielmehr so, daß Merkel die meisten und besten
Ideen aus der Opposition als ihre übernimmt, um der Opposition
den Wind aus den Segeln zu nehmen?
Und ist es nicht so, daß die Mehrheit der Bürger dieses Spiel
längst durchschaut haben?


Viele Grüße
arno

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hafel
hafel
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.02.2010, 11:22:31
Richtig picaro, ich hatte ja auch keine Wertung vorgenommen.

"Die Grünen sind eine politische Kraft, die auch in der Vergangenheit mit allen demokratischen Parteien koalitionsfähig waren. Das unterscheidet sie von der FDP".

Das sehe ich ähnlich, da in Hamburg diese Farbkombination ohne Probleme gut läuft.

Wenn sich Frau Merkel mit der "Röttger-Aussage" mit den Liberalen reibt, so ist es ja nur eine weitere Baustelle, denn in den "Steuerspar-Plänen" gibt es im Inhalt ja auch erhebliche Denk-Unterschiede zwischen Schwarz und Gelb.

Hafel
eko
eko
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von eko
als Antwort auf arno vom 08.02.2010, 11:33:26
Hallo, hafel,

ist es nicht vielmehr so, daß Merkel die meisten und besten
Ideen aus der Opposition als ihre übernimmt, um der Opposition
den Wind aus den Segeln zu nehmen?
Und ist es nicht so, daß die Mehrheit der Bürger dieses Spiel
längst durchschaut haben?

Viele Grüße
arno
geschrieben von arno



Nein!! So ist es nicht !!
Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 08.02.2010, 11:33:26
"Und ist es nicht so, daß die Mehrheit der Bürger dieses Spiel
längst durchschaut haben? "
geschrieben von arno


Ja - ist es denn so?
Welches Spiel meinst du eigentlich?
Welche - z.B. von der SPD übernommenen großartigen Ideen meinst du denn?
Warum eigentlich sind die Umfragewerte der SPD noch sehr deutlich schlechter, wo - nach deiner Meinung- die Mehrheit der Bürger dieses Spiel längst durchschaut hat?

Ist bei dir die Differenz zwischen Wunschtraum und Realität nicht immer noch ziemlich hoch?


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Carlos_Philbin
Carlos_Philbin
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von Carlos_Philbin
als Antwort auf hafel vom 08.02.2010, 10:43:35

Was wurde der Kanzlerin nicht alles vorgeworfen: Führungsschwäche, zögerliches Verhalten, Aussitzen der Probleme und und und. Ich denke, dass von den meisten Kritikern die Kanzlerin verkannt wird. Im Gegensatz zum „Basta-Kanzler“ Gerhard Schröder zieht sie sehr effektiv die Fäden im Hindergrund und legt weniger Wert auf Effekthascherei.

Auch ein Schröder hatte mal die "Politik der ruhigen Hand" ausgerufen.
Da wurde ihm dann auch Führungsschwäche und Zaudern vorgeworfen.
Und seine Basta Politik wurde ihm dann auch vorgeworfen.
Mit anderen Worten, sie meckern immer ;)

Merkel hat in ihrem Job bisher schon viel positives bewiesen.
ZB ihre testosteronverseuchten Parteifreunde bei Laune zu halten und ihnen gleichzeitig die Grenzen zu zeigen.
Trotzdem gilt für sie auch, wichtig ist, was hinten raus kommt.
Und da hat sie noch Zeit die ganzen Meckerer zu ignorieren, bis die nächste Bilanz gezogen wird.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von JuergenS
Ich hab das Gefühl, dass es allen schwer fällt, zu akzeptieren, dass Merkel keine typische Politikerin ist, die eine nachvollziehbare Richtung vertritt.
Sie stellt vielmehr alle Probleme auf einen eigenen Prüfstand und lenkt, falls nötig, fallweise.
So irritiert sie alle, Journalisten verzweifeln.
Sie hat keinerlei Muster, hat auch wechselnde Vorbilder.

Mit anderen Worten, man muss sich bei Merkel von der Vorstellung verabschieden, dass sie klassisch führt.

Daneben ist sie, fast hat man das Gefühl, zur Entspannung, viel in Sachen globale Politik unterwegs.

Summa summarum finde ich die Überschrift sehr zutreffend:

Sie hat mehr Instinkt als Dogmatismus.
Ob man das Wort Macht anhängen kann?
olga64
olga64
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 08.02.2010, 13:33:05
Wie bei allen Menschen (auch Politikern) muss man deren biografische Detail berücksichtigen. Frau Dr. Merkel wurde in sozialistischem Sinne in einem Pastoren-Haushalt erzogen. Die CDU war nie so SPD-like wie jetzt - und das finde ich gut.
Ohne Machtinstinkt und -willen braucht niemand in die Politik zu gehen. Es gibt aber wohltuende Unterschiede zwischen einer "Basta"-Politik (Schroeder) und einer überdachten Politik (Merkel). Dies alles ist auch Ausdruck von vorhandener und/oder nicht vorhandener Intellektualität.
Frau Dr. Merkel macht ihren job weitaus besser als ihre letzten, männlichen Vorgänger (Kohl und Schroeder). Und dass Deutschland, als 3. wichtigste Volkswirtschaft auf Erden, auch international präsent sein muss, sollte ihr nicht auf lächerliche Art mit Neidgedanken vorgehalten werden. Sie ist auch hier hoch angesehen; zum 2. Mal wurde sie als wichtigste Politikerin weltweit deklariert.

Jetzt dürfte ihr Ziel sein, die FDP zu beschneiden. Auch dies wird ihr in Anbetracht des dortigen, politischen Personals (Brüderle, Niebel, Rösner und last not least Westerwave) gut gelingen. Bravo Frau Dr. Merkel - eine Nicht-CDU-Wählerin Olga
eko
eko
Mitglied

Re: Merkels politischer Machtinstinkt
geschrieben von eko
als Antwort auf olga64 vom 08.02.2010, 14:35:15
Ich bin ganz bestimmt nicht immer für olgas Auffassungen zu haben. Aber was sie hier zu Angela Merkel schreibt, kann ich voll unterstützen. So ist es !

Muss eine Bundeskanzlerin so führen, dass Journalisten nicht verzweifeln? Ich glaub, es geht los!!!

Muss eine Bundeskanzlerin "klassisch führen"? Was ist denn das nun wieder!!

Frau Dr. Merkel hat nun mal einen eigenen Führungsstil und ich finde es sehr gut, dass sie sich nicht dazu verleiten lässt, den Führungsstil männlicher Kollegen nachzuahmen, nur damit es den Machos dieser Welt in den Kram passt.


Leider ergeht es ihr genauso wie vielen ihrer Kollegen: Im Ausland hoch geachtet, im eigenen Land verhöhnt und verspottet.

So sind se halt, die Menschen!


Ach ja, was mir noch einfällt: Ein Politiker muss Machtinstinkt haben, sonst kann er gleich einpacken!

Angie hat ihn! Zu Recht !

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