Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung

Innenpolitik Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung

wandersmann
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf carlos1 vom 23.06.2020, 21:06:01

" Nein karl, kein schmaler Grat, kein dünnes Eis, eine solide Brücke aus festem Stahl ist es, auf der der wandersmann sehr breitbeinig steht. Jedem Schlag, jedem Stoß die Stirn bietend.
( Dass er "Mensa-Mitglied" ist, behält er gerne für sich ... nicht unbedingt gut für sein "Ossi-Image")." Zitat Wandersmann



Mit Spezialschule wurden in der DDR Schulen bezeichnet, die eine bestimmte Ausrichtung hatten und besonders begabte Schüler, beispielsweise in den Fächern Mathematik, Musik oder Sport, förderten. Da hast du deine Mensa-Leute.

geschrieben von carlos1
" Nein karl, kein schmaler Grat, kein dünnes Eis, eine solide Brücke aus festem Stahl ist es, auf der der wandersmann sehr breitbeinig steht. Jedem Schlag, jedem Stoß die Stirn bietend."

Nicht übel, stimmt's,  hätte so oder ähnlich auch dem jungen Körner aus seiner patriotischen Feder tropfen können ...

Es existierten darüber hinaus auch noch die Spezialschulen und -Klassen  für Russische Sprache. Die  Jahrgangsbesten der jeweiligen 2. Klassen meiner Stadt hatten die Möglichkeit, ab der 3. Klasse dort zu lernen, mit einer Spezialisierung in russischer Sprache. Die Anforderungen waren in allen Belangen deutlich höher, als in den "normalen" Klassen, und nicht nur in den Fremdsprachen russisch und englisch, die beide ab der 3. Klasse gelehrt wurden, sondern auch in den gesamten anderen Fächern. Das nervte zwar, erwies sich später aber als absoluter Gewinn, hinsichtlich früherem Studium usw. Wir wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt, so um Klasse 8 rum, als eine gewisse Elite, als eine Avantgarde behandelt.
 
carlos1
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von carlos1
als Antwort auf wandersmann vom 23.06.2020, 21:30:12
" Es existierten darüber hinaus auch noch die Spezialschulen und -Klassen  für Russische Sprache. Die  Jahrgangsbesten der jeweiligen 2. Klassen meiner Stadt hatten die Möglichkeit, ab der 3. Klasse dort zu lernen, mit einer Spezialisierung in russischer Sprache. Die Anforderungen waren in allen Belangen deutlich höher, als in den "normalen" Klassen, und nicht nur in den Fremdsprachen russisch und englisch, die beide ab der 3. Klasse gelehrt wurden, sondern auch in den gesamten anderen Fächern. Das nervte zwar, erwies sich später aber als absoluter Gewinn, hinsichtlich früherem Studium usw. Wir wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt, so um Klasse 8 rum, als eine gewisse Elite, als eine Avantgarde behandelt." wandersmann

Danke, wandersmann  für deinen Hinweis. Mich würde interessieren, ob es auch Spezialschulen für Hochbegabte in den Naturwissenschaften gab.

Mir fiel das Pathos auf mit dem mit ironischem Unterton du deinen Anspruch auf Wahrheit untermauerst. Deshalb mein Hinweis auf die Heldenverehrung für einen Politiker wie Bismarck.

Du erwähnst den Namen des Dichters Theodor Körner, der  als Freiwilliger der Lützowschen Jäger im Augsut 1813  in einem Gefecht bei Gadebusch fiel. Die patritoische Lyrik der Freiheitskriege findet sich auch bei E. M. Arndt. Diese Dichtung des dt. Idealismus enthält z. T. eine sublime Rechtfertigung des Krieges, wie etwa bei auch bei dem Philosphen Hegel, der im Krieg eine Ereignis sah, das die besten Eigenschaften der Menschen (Tapferkeit, Todesmut, Opferbereitschaft fürs Vaterland) zum Ausdruck brachte:

Das Reiterlied


Wohlauf Kameradenaufs Pferdaufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen.
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
Da wird das Herz noch gewogen.
Da tritt kein anderer für ihn ein, Auf sic
h selber
Steht er da ganz allein.

....
Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
Die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein
.

Der Text des Reiterliedes soll von Friedrich Schiller stammen.  Bedenkliche Thesen werden im Liedtext offenbart. Nur im Feld (=Krieg) ist der Mann noch was wert, Nur im Kampf zeigt sich sein Wert. Daraus spricht Verachtung bürgerlicher Tugenden  wie der Arbeit. Dann die Apotheose im Schlussvers: Nur wer sein Leben im Kampf einsetzt (nicht feige sit) gewinnt das Leben. Vor dem ersten Weltkrieg war der Begriff vom Krieg als einem "Stahlbad der Nation" ein geflügeltes Wort. Konfliktlösung durch das Schwert also. Der Krieg war dann aber alles anmdere als nur ein Stahlbad: Totaler Krieg, Abnutzungskrieg, Stelluingskrieg.

Körner hat sich in diesem Genre auch hervorgetan. Die Situation war aber anders. Dtld litt unter der napoleonischen Herrschaft und musste befreit werden. Der folgende Text entstand in der Geburtsstunde des dt. Nationalgedankens im Kampf gegen eine Fremdherrschaft



Theodor Körner, 1813, "Männer und Buben", 1. Strophe
"Das Volk steht auf, der Sturm bricht los;
Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?
Pfui über dich Buben hinter dem Ofen,
Unter den Schranzen und unter den Zofen!

Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,
Und deutscher Wein erquickt dich nicht.
   Stoßt mit an,
   Mann für Mann,
   .......
 

Das Wort "Volkssturm" war übrigens  das letzte Aufgebot im Hitlerreich gegen die drohende Niederlage. Nach der Niederlage bei Stalingrad schwor Goebbels Anfang 1943 im Berliner Sportpalast in einer anfeuernden Rede die Zuhörer mit dem abgewandelten Zitat Körners auf die harte Zeit eines totaler werdenden Krieges ein. "Nun Volk steh auf und Sturm brich los."

Aus der Frühzeit des deutschen Nationalgefühls gibt es Texte, die aufwühlen, aber auch nachdenklich machen. Das ist keine Kritik an dir. Ich bin alt, gehöre der skeptischen Kriegsgeneation an und habe am eigenen Leib  erlebt, wohin nationaler Wahn hingeführt hat.

c



wandersmann
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf carlos1 vom 25.06.2020, 21:35:22


Aus der Frühzeit des deutschen Nationalgefühls gibt es Texte, die aufwühlen, aber auch nachdenklich machen. Das ist keine Kritik an dir. Ich bin alt, gehöre der skeptischen Kriegsgeneation an und habe am eigenen Leib  erlebt, wohin nationaler Wahn hingeführt hat.

c


 
Deinen Schlusssatz verstehe ich nicht.
Auch wenn ich, die Lebensjahre betreffend, rund 20 Jahre hinter Dir bin, stehe ich in der Bewertung des "nationalen Wahns" direkt neben Dir.

Spezialklassen für Naturwissenschaften gab es in der DDR, ich kenne sie allerdings auch nur vom Hörensagen. In Halle gab es solche Klassen, mit den Schwerpunkten Chemie, Physik und Mathematik.
Voraussetzungen um dort lernen zu können, waren Top-Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern während der ersten Jahre der EOS-Zeit.

Spezialklassen

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olga64
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von olga64

Einer der Anwälte des mutmasslichen Mörders von Herrn Lübcke war Begründer der Pegida in Dresden und wird in diesen Kreisen als Szene-Anwalt bejubelt; ihm hat jetzt der Angeklagte das Mandat entzogen, was u.a. auch auf Initiative des verhandelnden Richters zurückzuführen ist. Dieser erklärte dem Angeklagten, dass er nach seiner Sicht nicht gut von diesem Anwalt vertreten würde.
Der Anwalt machte Eingaben an das Gericht,die er vorher weder mit seinem Mandanten, noch mit dem Co-Anwalt abgesprochen hatte.
Wie es scheint, wollte er die Familie des Getöteten mit Details über deren geschäftliche Unternehmungen ("krumme Geschäfte")  an die Öffentlichkeit zerren, um vermutlich damit von der Tat seines Mandanten abzulenken.
Ging wohl schief.
So lernt der mutmassliche Mörder vor Gericht, wie effizient doch ein Rechtsstaat arbeiten kann. Olga

olga64
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von olga64

Jetzt gestand der Angeklagte vor Gericht wiederum, den tödlichen SChuss auf Herrn Lübcke abgegeben zu haben; allerdings erzählte er auch von einer Mitbeteiligung seines früheren Freundes,der ebenfalls verhaftet ist.
Der Angeklagte entschuldigte sich bei der anwesenden Familie, möchte in ein Aussteigerprogramm für rechtslastige Menschen und berichtete auch von seinem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater.
Ob dies nun die persönliche Wende im Leben des Herrn Ernst ist oder doch Strategie,die zu erwartende hohe Gefängnisstrafe zu reduzieren, bzw. eine evtl. anschliessende Sicherheitsverwahrung zu vermeiden?
Dem Mitangeklagten muss nun bewiesen werden, dass er vor Ort war als die Tat geschah und sich daran beteiligte. Olga

olga64
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von olga64

Auch in diesem rechtsradikalen Mordfall ist in Kürze mit einem Urteil zu rechnen. Auch hier beantragt die Staatsanwaltschaft lebenslänglich plus Sicherheitsverwahrung für den Haupttäter und den "Gehilfen" 9 Jahre Haft. Dieser ist noch auf freiem Fuss und spaziert an jedem Verhandlungstag grinsend und guter Laune in den Gerichtssaal, wo ebenfalls täglich die Witwe und die Kinder des Getöteten tapfer versuchen, diesen Prozess durchzustehen.
Gestern begannen die stundenlangen Plädoyers - dieser Täter hat gestanden (sein Gehilfe nicht), jedoch diverse Versionen des Tatherganges dem Gericht präsentiert.
Gute, wenn solche Leute weggesperrt werden und man sie dann doch bald vergessen wird.
Schlimm ist das dann nur - in diesem Fall - für die Kinder und Ehefrau des Mörders, die damit lebenslang leben müssen. Olga


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olga64
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von olga64

Der Oberbürgermeister von Würzburg, Herr Schuchardt, der sich nach der Messerstecherei in seiner Stadt laufend an die Bevölkerung wendet und zur BEsonnenheit aufruft, wird nun - wie zu erwarten - mit Morddrohungen überhäuft und zwar auf der Basis des Herrn Lübcke, der auf seiner Terrasse von einem Rechtsradikalen erschossen wurde.
Die Morddrohungen gegen Herrn SChuchardt schildern en detail, wie diese Tat analog zu Herrn Lübcke ausgeführt werden soll.
Es ist mal wieder so weit  - es braucht Mut, wenn ein Politiker eine humane Meinung vertritt und keine radikale, wie von Teilen des Volkes gewünscht und erwartet. Olga

wandersmann
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf olga64 vom 30.06.2021, 17:51:01

@ olga64

Überrascht Dich das wirklich?
Du weißt doch, dass unser Rechtsstaat leider nicht in der Lage ist, couragierte Bürger, die offen gegen rechts antreten, vor eben diesem Mob zu schützen. Ist ja auch irgendwie verständlich, schließlich kann er nicht beides schaffen, also einerseits Naziaufmärsche und-treffen zuzulassen und zu schützen, und andererseits besagten Gegnern Unversehrtheit garantieren.
Vielleicht hätte der schlechteste Torhüter der EM gestern nicht mit ewiger Regenbogenbinde, sondern in Respekt vor den Opfern von Würzburg mit schwarzer Armbinde auflaufen sollen. Dann hätte auch der Kniefall eine aktuelle Bedeutung bekommen.

olga64
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 30.06.2021, 18:02:50

Wie es doch einem stänkernden Disputanten immer wieder gelingt, so viele Dinge, auch wenn sie thematisch keinen Sinn ergeben, in einen Beitrag zu packen in der Hoffnung ,dass die applaudierenden SChenkelklopfer damit befriedigt werden.
ABer ich habe da mal eine Frage: da die Polizei ja grossenteils Ländersache ist (bis auf Bahnhöfe und Flughäfen) - warum klappte das mit der VErhinderung des messerstechenden Deutschen in Erfurt so gar nicht? Kurze Zeit nach dem Würzburger Drama - wieder zwei Schwerverletzte, die m.W. auch unschuldig waren.
Wird dieser deutsche Messerstecher jetzt abgeschoben? Wenn ja, wohin? Olga

wandersmann
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RE: Mitten in Deutschland: Rechtsradikaler Mord an einem Politiker in Kassel - wie eine Hinrichtung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf olga64 vom 30.06.2021, 18:21:40

Dass es Dir relativ egal ist, ob unser Rechtsstaat engagierte Bürger schützt oder nicht, ist so ziemlich allen hier mittlerweile klar geworden, auch dass  er gerne mal Nazis in ihrem Treiben nicht behindert. Das scheint Dir alles mehr oder wenig gleichgültig zu sein. Deine permanten Fragen danach, wohin man wohl kriminell gewordene "Biodeutsche" abschieben könnte unterstreicht, dass Du einer seriösen Diskussion tatsächlich nicht gewachsen bist.
                               


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